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Unterfuß mit Scheiben, Zinken oder Strip Till?

Lesezeit: 8 Minuten

Zu Mais soll die Gülle möglichst exakt im Boden platziert werden – aber mit welchem Gerät bringt man die Nährstoffe am besten an die Wurzel? Wir haben drei Ackerinjektoren zur direkten Einarbeitung miteinander verglichen.


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Die Ansprüche an die Gülledüngung auf dem Ackerland werden sich mit der neuen Düngeverordnung verschärfen. Selbst wenn das oberflächliche Ausbringen der Gülle mit einer Einarbeitung nach spätestens vier Stunden erlaubt bleiben sollte, zwingen uns künftig vor allem die N- und P-Salden dazu, die Nährstoffe aus der Gülle noch effizienter zu nutzen. Denn bei der Breitverteilung wird bis zum Einarbeiten Ammoniak freigesetzt – Stickstoff, der der Pflanze später nicht mehr zur Verfügung steht, aber in die Bilanz eingeht! Diesen Verlust mineralisch auszugleichen, wird ab 2018 eingeschränkt sein.


Alles besser als breit?

Ackerinjektoren bringen die Gülle direkt hinter dem Güllefass in den Boden. Damit lassen sich Ammoniak-Verluste gegenüber der Breitverteilung je nach Witterung um bis zu 90% reduzieren. Das Strip Till-Verfahren kombiniert die Güllegabe mit der tieferen Grundbodenbearbeitung. Anschließend folgt nur noch die Maisaussaat. Das Verfahren ist aber speziell und funktioniert nicht auf jedem Standort. Deswegen wollten wir im Rahmen eines Systemvergleichs wissen, ob ein Grubber oder eine Scheiben-egge hinter dem Güllefass die Gülle genauso gut in den Boden bringt.


Dazu haben wir in der vergangenen Saison die folgenden, jeweils 6 m breiten Geräte hinter einem 20 m3 großen Tandem-Güllewagen von Kotte unter Praxisbedingungen eingesetzt:


  • Federzinkengrubber SlurryInjector
  • garant-Kurzscheibenegge
  • Strip Till-Injektor Striger


Das Strip Till-Gerät von Kuhn vertreibt Kotte in der garant-Gülleausführung. Den Striger in mineralischer Unterfußdüngung haben wir bereits ausführlich getestet (top agrar 8/2011 und 1/2012). Wie bei all unseren Systemvergleichen bedienten wir uns bei allen Geräten desselben Herstellers. Die Erfahrungen unseres Feldversuches lassen sich prinzipiell auch auf ähnliche Geräte anderer Hersteller übertragen.


Mehr Depot – weniger Verluste!

Natürlich müssen die oberflächlichen Stickstoff-Verluste bei einer Breitverteilung nicht immer so hoch sein. Wenn man die Gülle nachts oder bei bedecktem Himmel und niedrigen Temperaturen per Schleppschlauch oder Schleppschuh bodennah ausbringt und zügig einarbeitet, kann man die Ammoniak-Emission bereits deutlich reduzieren. Doch unter der Erde lauert eine weitere Verlustquelle: Das Einarbeiten mit dem Grubber oder der Scheibenegge verteilt die Gülle sehr fein im Boden – und hier freuen sich Millionen kleiner Organismen über den Stickstoff, noch bevor überhaupt eine Maiswurzel an den Dünger kommen könnte. Mikroorganismen bauen die Gülle – und damit die Nährstoffe – ab. Je kleinteiliger sie im Boden verteilt ist, desto stärker ist dieser Effekt.


In einer konzentrierten Ablage im Depot können die Mikroorganismen weniger Nährstoffe klauen. Also muss die Gülle möglichst gebündelt in den Boden – und zwar so, dass die Keimwurzeln auf möglichst kurzem Wege an das Depot kommen. Wie konzentriert und mit welchem Abstand zum Maiskorn die verschiedenen Injektoren die Gülle im Vergleich zur Breitverteilung mit Einarbeitung in den Boden bringen, sollen die unten stehenden Grafiken zu den drei Verfahren verdeutlichen. Beim Strip Till-Verfahren ist die Ablage klar konzentriert, das Depot ist deutlich sichtbar. Beim Grubber und vor allem bei der Scheibenegge sind die Güllestreifen schwieriger nachzuweisen, hier gibt es immer eine mehr oder weniger ausgeprägte Vermischung mit dem Boden. Die Grafiken beruhen auf unseren Erfahrungen mit den von uns eingesetzten Testgeräten bei Strichabständen von jeweils 25 cm.


Die Versuchsvarianten:

In unserem Feldversuch im Frühjahr haben wir die drei Injektoren bei unterschiedlichen Bodenbedingungen eingesetzt. Vorm Mais mussten alle Geräte nach Zwischenfrüchten oder Mais als Vorfrucht ran. Auf den abgeernteten Silomaisflächen haben wir ein paar Tage vor der Scheibenegge und dem Güllegrubber die Grundbodenbearbeitung mit einem Mulchsaatgrubber auf 24 cm Tiefe durchgeführt. Der Striger erledigte Grundbodenbearbeitung und Düngung in einer Überfahrt.


Die Zwischenfruchtflächen wurden nach der Getreideernte 40 cm tief gelockert, das Bodengefüge über Winter durch ausgeprägtes Wurzelwachstum stabilisiert. Hier kamen alle drei Injektoren hinter dem Güllefass ohne weitere Bodenbearbeitung zum Einsatz.


Anfang Mai haben wir den Striger noch auf einer abgeernteten Ackergrasfläche eingesetzt. Als Vergleichsvariante zum Strip Till hat hier der Pflug die Grasnarbe umgebrochen. Gülle-Grubber und -Scheibenegge eignen sich nicht für diesen Einsatz.


Zusätzlich zu den verschiedenen Injektions-Verfahren mit immer gleicher Güllemenge (siehe Kasten „Unser Testbetrieb“, S. 124) haben wir beim Maislegen unterschiedliche Mengen mineralischer Unterfußdüngung gegeben, um auch das Dünger-Einsparpotenzial der direkten Gülle-Applikation zu bewerten. Im Sommer setzten wir den Gülle-Grubber und die -Scheibenegge außerdem noch zum Stoppelsturz mit einer geringen Güllegabe zur Zwischenfrucht-aussaat ein.


Unsere Erfahrungen:

Wir haben alle Bestände während der Jugendentwicklung miteinander verglichen und die geerntete Frischmasse mit der Ertragserfassung des Häckslers erfasst. Weil diese Zahlen natürlich nur für ein Jahr und diesen Standort gelten, führen wir sie nicht auf, sondern verwenden sie als Grundlage unserer Beurteilung. Die Tendenzen dieses Feldversuchs decken sich in weiten Teilen mit den Erfahrungen von Lohnunternehmern sowie mehrjährigen Versuchen der Landwirtschaftskammern.


Auf den unbearbeiteten Maisflächen konnte der Ertrag der Strip Till-Variante im Vergleich zur Injektion mit Grubber oder Scheibenegge und vorheriger Lockerung nicht ganz mithalten. Die Streifen erwärmten sich im ohnehin sehr kalten Frühjahr langsamer, hier hätte eventuell ein Untergrundlockerer den relativ festen Boden ganzflächig aufbrechen müssen. Und obwohl die Fläche vorher sehr sauber war, verursachte der etwas höhere Unkrautdruck in der Streifenlockerungs-Variante bis zum Reihenschluss einen leicht höheren Spritzaufwand.


Besser sah das Bild für den Striger dagegen auf den Flächen nach Zwischenfrüchten aus: Hier konnten die Wurzeln aus den gelockerten Streifen ungehindert in den Zwischenboden wachsen. Die Mulchauflage im Reihenzwischenraum hielt das Unkraut zuverlässig in Schach. Aber auch Grubber und Scheibenegge brachten ohne weitere Bodenlockerung stabile Erträge. Allerdings verstopfte der Gülle-Grubber zeitweise in den vorher nicht zerkleinerten Zwischenfrüchten.


Nach Ackergras konnte die Strip Till-Variante die Pflug-Variante im Ertrag sogar leicht übertreffen. Grund hierfür war eine längere Trockenphase, die der Pflug-Parzelle Keimwasser kostete, das die Lockerungsstreifen des Strigers wiederum konservieren konnten. Der Einsatz eines Totalherbizids direkt nach dem Schnitt steht beim Strip Till den Kosten des Pflugumbruchs gegenüber.


Dünger gespart:

In fast allen Fällen konnten wir die ergänzende mineralische Unterfußdüngung reduzieren – und zwar bei allen drei Injektoren. Bei dem mit Piadin (3 l/ha) versetztem Gärrest reichten zwischen 40 und 80 kg Dia-monphosphat vollkommen aus. Komplett ohne DAP ging es zumindest in unseren Versuchen im letzten Jahr nicht. Diese Varianten hatten eine verzögerte Jugendentwicklung und fielen im Ertrag tendenziell leicht ab.


Für alle Injektionsverfahren lässt sich außerdem festhalten, dass der Untergrund zumindest auf schwereren Böden trocken sein muss, da man mit dem Gespann im 6 m-Abstand fährt. Hier hat die Breitverteilung einen Vorteil, weil man aufgrund der größeren Arbeitsbreiten deutlich weniger Überfahrten mit der Gülletechnik verursacht.


Die Versuche zeigen deutlich:


Die Arbeitserledigungskosten sind bei allen drei Injektoren vergleichbar hoch, der Zugkraftbedarf der Geräte ist ähnlich groß. Wir haben 360 PS vor unserem Gespann einsetzen müssen. Nur wenn mit dem Striger maximal tief gelockert wird, erfordert dies noch mehr Leistung als bei Grubber und Scheiben-egge. Lohnunternehmer, die alle drei Injektions-Arten anbieten, kommen auf ähnliche Kosten pro Kubikmeter ausgebrachter Gülle.


Anforderungen an das Fass:

Voraussetzung für alle drei Injektoren ist ein 3-Punkt-Hubwerk der Kategorie III, an das sich dann auch ein Gestänge mit Schleppschläuchen oder -schuhen koppeln lässt. Nicht umsonst ist unser Test-Tanker so groß ausgefallen: Bei 6 m Arbeitsbreite braucht man Volumen, um entsprechend Reichweite zu haben. Wichtiger ist aber noch das Gewicht. Damit die bis zu 3 t schweren Injektoren das Gespann nicht aushebeln, muss auch das leere Güllefass Stützlast auf die Kugel bringen. Dazu waren bei unserem Modell zusätzlich noch Stahlgewichte in die Deichsel geschweißt.


Mit etwas geringeren Arbeitsbreiten lassen sich die Injektoren natürlich auch mit kleineren Güllefässern und Einachsern einsetzen. Gewicht und Hebelwirkung kann man auch einsparen, wenn man statt auf eine Nachläuferwalze auf Stützräder setzt – beim Grubber funktioniert das gut. Wichtig ist, dass Rahmen und Achsen des Fasses entsprechend dimensioniert sind, um die Kräfte des Hubwerks auch dauerhaft aufzunehmen. Auch wenn gesetzlich bei 10 t pro Achse Schluss ist, sind technisch bei einigen Achsen bis zu 14 t drin.


Mit einem einstellbaren Schieber am Verteilerkopf des Injektors kann man die Ausbringmenge der Fahrgeschwindigkeit anpassen. Je mehr man mit Gülle düngt, desto wichtiger wird die Längsverteilung dieses Düngers, damit überall die gleiche Menge an Nährstoffen landet. Pumptankwagen fördern bis zum letzten Tropfen die gleiche Menge. Beim Vakuumfass muss der Kompressor leistungsfähig genug sein, den Überdruck beim Ausbringen konstant zu halten, sonst nimmt die Ausbringmenge mit fallendem Pegel ab. Durchflussmengenregler (ca. 7000 €) wirken dem entgegen und halten die Ausbringmenge auch beim Vakuumfass exakt ein.


Für einen wirtschaftlichen und schlagkräftigen Einsatz der Injektions-Verfahren sollten alle drei Geräte am besten auf dem Acker bleiben. Traktoren und Ausbringfässer können dann mit konstant niedrigem Luftdruck von 0,8 bis 1,2 bar fahren. Beim Lohnunternehmer-Einsatz kann man die Gülle in Betriebs- oder Maschinengemeinschaften mit der eigenen Technik zubringen. Alle drei Injektoren lassen sich zur Bodenbearbeitung natürlich auch ohne Güllefass einsetzen. Jan-Martin Küper

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