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Wachsen mit Wechseln

Lesezeit: 6 Minuten

Wie löse ich meine Transportaufgaben? Vor dieser Frage stehen viele wachsende Betriebe: Ein Fahrzeugsystem mit Wechselaufbauten könnte eine Antwort sein. Wir haben dazu einen Praktiker aus Nordhessen befragt.


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Neue Gebäude gibt es auf dem Gelände der Behle GbR noch nicht. Betriebsleiter Peter Wilhelmi (31) sagt uns direkt nach der Begrüßung, dass eine Maschinenhalle zwar einen Platz auf seiner Wunschliste hat, aber nicht ganz oben steht. Zuerst will er zusammen mit den Eigentümern Karl-Heinrich und Elke Behle den Maschinenbestand und das Serviceangebot weiter ausbauen.


Peter Wilhelmi ist gelernter Landmaschinenmechaniker sowie Servicetechniker und seit 2011 im Unternehmen. Die Behle GbR in einem Ortsteil von Korbach, Hessen, ist aus einer Biogasanlage entstanden und Karl-Heinrich Behle arbeitet heute noch in seinem ursprünglichen Beruf. Seit dem Einstieg von Peter Wilhelmi wuchs die GbR ständig weiter, bis auf aktuell fünf feste Mitarbeiter.


Mehr Service:

Anfangs hat sich das Unternehmen nur um die Biogasanlage und Landwirtschaft der Familie gekümmert. Rund um diese Aufgaben entwickelten die Unternehmer dann Serviceangebote und Lohnarbeiten für benachbarte Betriebe. Dieser Geschäftszweig entwickelt sich weiter, trotz zwei starker Lohnunternehmer in der Gegend.


Zur Biogasanlage und den ca. 170 ha Ackerfläche kommen heute Angebote rund um den Futter-, Mais- und Rübenanbau – von der Saat über die Pflege bis zur Ernte. Dazu gehören unter anderem zwei Maisdrillen, eine Spritze und eine Häckselkette. Seit kurzem bietet die GbR den Einsatz einer Hacke an, die neben den Rüben auch Mais mit 45 cm Reihenabstand sauber hält. Einige Bio-Milchbetriebe sind so mit Unterstützung des Unternehmens in den Anbau von Silomais eingestiegen.


„Wenn man Ideen hat, geht immer noch was – und wir probieren gerne neue Dinge aus. Natürlich immer mit Augenmaß“, sagt der Praktiker. Viele neue Angebote testet er zuerst mit Vorführ- oder gebrauchten Maschinen, bevor er investiert. Ein sehr wichtiger Schwerpunkt der GbR ist das Ausbringen von Gülle. Frühzeitig, als sich die steigenden Auflagen in Zusammenhang mit der DüngeVO abzeichneten, planten die Unternehmer Investitionen in diesem Bereich: „Wir haben zunächst einen gemieteten 13 m³-Tanker von Schuitemaker mit 8 m-Schlitzgerät bei den Kunden vorgeführt. Nach positiven Rückmeldungen kaufte die GbR schließlich ein 15,5 m³ Tandem-Fass mit Schlitzgerät und Grubber in Vollausstattung.


Im zweiten Schritt sollte das teure Fass möglichst auf dem Feld bleiben und nicht über die Straße rollen. Mehr Auslastung und Leistung waren das Ziel. Zuerst haben die Unternehmer mit einem Feldrandcontainer gearbeitet und die Gülle über einen Spediteur per Lkw zufahren lassen. Weil die Ausbringfenster für die Gülle immer enger werden, ist es schwer, dann einen Lkw zu bekommen, wenn es zur Sache geht. Zwei eigene, gebrauchte 15 m³ Fässer übernahmen deshalb mehr und mehr den Transport. Vorteil für Peter Wilhelmi: „Die Kunden können selbst ihren Schlepper vor ein Fass hängen und in der Transportkette mitfahren. Falls nicht, stellen wir die komplette Kette.“


Trotzdem: Im wachsenden Betrieb fehlte Kapazität – bei der Gülle aber auch beim Getreide- und Silomaistransport. „Uns war klar, dass es die eierlegende Wollmilchsau nicht gibt – aber wir wollten ein möglichst hochwertig ausgestattetes Fahrgestell mit Tank- und Kipperaufbau.“ Hohe Auslastung und weniger Unterhaltskosten waren wichtige Treiber.


Mit Tank und Mulde:

Auf der Messe Eurotier 2016 entdeckten die Unternehmer den Roadrunner mit Wechselsystem von Krampe. Dabei handelt es sich im Prinzip um einen zweiachsigen Sattelauflieger mit einer fest verbundenen Dollyachse. Zum System gehört ein Tank mit Pumpeneinheit. Dazu kommt die Kippmulde mit 47 m³ Volumen. Sie kann auch zur Seite nach links kippen – z.B. zum Anliefern von Getreide im Kornhaus.


Im Januar 2018 kaufte der Betrieb das Vorführfahrzeug mit entsprechendem Preisnachlass. Der Listen-Neupreis liegt in dieser Ausstattung bei stattlichen 127000 € (o. MwSt.). Peter Wilhelmi gibt aber zu bedenken, dass ein gleichgroßes Transportfass mit Vakuumpumpe bereits 70000 bis 80000 € gekostet hätte. Dazu käme dann eine Tridemmulde.


Vor allem ist der Praktiker von der Fahrwerktechnik überzeugt. Durch die Dollyachse und die hintere Lenkachse ist der Roadrunner auf den teils engen Höfen der Kunden sehr wendig. Auch die Bereifung gefällt ihm. Der Anhänger rollt hinten auf 650/55 R 26.5 und vorne auf 650/50 R 22,5 Pneus. Die GbR hat das Fahrzeug auf 40 km/h zugelassen. Je nach Ausstattung sind aber auch höhere Geschwindigkeiten möglich.


Die Position der Sattelplatte lässt sich durch Umschrauben am Dolly ändern und so die Stützlast anpassen. Aktuell fährt Peter Wilhelmi mit 3,5 t Stützlast, um auf dem Acker ausreichend Traktion zu haben. Je mehr das Fahrzeug auf der Straße läuft, desto geringer würde er die Stützlast einstellen. Über die Untenanhängung mit K80-Kupplung kann der Anhänger auch weiter bei Bedarf vom Kunden/Landwirt mit eigenem Schlepper gefahren werden. Unter dem Strich bescheinigt der Unternehmer dem Fahrzeug mit der Luftfederung einen überaus hohen Fahrkomfort. Das Eigengewicht ohne Aufbau liegt zwischen 9,8 und 11 t.


Der Güllebehälter stammt von Wittrock und fasst 26 m³. Er ist kantig gebaut, hat einen niedrigen Schwerpunkt und „sieht nicht so sehr nach Gülletransport aus“, wie Peter Wilhelmi findet. Sehr wichtig ist dem Praktiker die sehr leistungsfähige Vogelsang-Doppelkolbenpumpe mit Abscheider für Fremdkörper und hydraulischem Antrieb. Über die LS-Hydraulik erreicht die Pumpe ihre Nennleistung bereits bei leicht erhöhtem Standgas. Damit ist das Fass in dann 6 bis 7 Minuten voll – doppelt so schnell wie der gleichgroße Lkw-Auflieger eines Spediteurs.


Schnell wie ein Lkw:

Beim Umlagern von Gülle parallel mit Lkw und Roadrunner über einen Tag und einer Distanz von 5 bis 6 km hat Peter Wilhelmi verglichen: Durch die höhere Befüll- und Entleerleistung holte der schleppergezogene Tanker den Geschwindigkeitsvorteil des Lkw wieder raus. Ein Nachteil ist allerdings, dass bei vollem Tanker relativ geringe Gewichtsreserven für den ziehenden Schlepper bleiben.


Bei allen Vorteilen – ein Schnellwechselaufbau wie eine Wechselbrücke beim Lkw ist das System nicht. Dafür hat es zu viele Spezialitäten. Die massiven Abstellstützen lassen sich nicht am Aufbau parken, sie müssen also an der richtigen Stelle liegen. Vorne hat das Chassis Twistlocks, hinten ist der Tankaufbau aber am Fahrgestell verschraubt (je fünf Schrauben pro Seite). Den Flansch der Güllepumpe halten vier Schrauben am Tank. Die komplette Pumpeneinheit hat an der Unterseite Staplertaschen und lässt sich über Steckbolzen und Hydraulikkupplungen relativ schnell vom Chassis trennen.


Unter dem Strich veranschlagt Peter Wilhelmi für den Umbau vom Tanker auf Kipper bzw. zurück rund 1,5 bis 2 Stunden mit zwei Personen. Diesen Aufwand nimmt er für die Flexibilität gerne in Kauf. Und wenn das Unternehmen weiter wächst, könnte ein zweites Chassis den Umbau überflüssig machen. Mal sehen – die GbR hat noch einiges vor.Kontakt:


guido.hoener@topagrar.com

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