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Mähdrescher

Was können Mähdrescher-Fahrer besser machen?

Trotz fortschreitender Erntetechnik spielen die Fähigkeiten des Fahrers noch immer eine entscheidende Rolle für die tatsächliche Leistung des Mähdreschers.

Lesezeit: 8 Minuten

Trotz immer besserer Erntetechnik: Noch entscheiden die Fähigkeiten des Fahrers, ob der Mähdrescher seine volle Leistung bringt. Wir zeigen, wo es haken kann und was man dagegen tut.

Moderne Mähdrescher nehmen dem Fahrer immer mehr Arbeit ab. Trotzdem: Letztlich entscheiden die Fähigkeiten des Fahrers. Auswertungen von Claas haben gezeigt, dass der Leistungsunterschied von zwei gleichen Maschinen auf dem gleichen Schlag durchaus bis zu 30 % betragen kann. Dazu kommen Unterschiede beim Dieselverbrauch, Verluste und Druschqualität. Es lohnt sich also, wenn sich der Fahrer intensiv mit seiner Maschine beschäftigt.

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Andrea Feiffer trainiert Fahrer. Die wichtigsten Fehlerquellen beim Mähdrusch, und was man dagegen tut, hat sie für top agrar in diesem Beitrag zusammengestellt.

Auf die Grundein­stellung kommt’s an

Bevor die Ernte richtig los geht, werden alle Abstände, Toleranzen und Maße „geeicht“. So muss sich der Fahrer nur noch um die Feinjustierung kümmern. Vor allem auf Parallelität des Dreschkorbes zur Dreschtrommel achten. Auf beiden Seiten werden Korbein- und -auslauf in die richtige Grundposition und in parallele Stellung gebracht.

Mehr Mut zum Schnellfahren

Rund 1 % Dreschwerks- und Reinigungsverluste bleiben ein guter Richtwert. Der Mähdrescher arbeitet im guten Lastbereich und das Erntetempo ist hoch.

Viele Fahrer fahren aus falsch verstandener „Verlustangst“ oder vielleicht auch aus Bequemlichkeit zu langsam. Schnell zu fahren muss man sich trauen und es strengt an. Die Chefs am Feldrand betrachten schnelles Fahren oft als Hektarjagd. Aber nur eine schnelle und sichere Ernte ist eine preiswerte Ernte. Darüber hinaus müssen sich Fahrer und Chefs einig sein und das Verlustniveau gemeinsam festlegen. Für den Lohnunternehmer ist es natürlich schwieriger, seinen Kunden diese Sicht zu vermitteln.

Verlustanblick mit der Prüfschale trainieren

Dreschwerks- und Reinigungsverluste sehen im Feld meist dramatischer aus, als sie tatsächlich sind. Das muss ein Unternehmer seinem Kunden erklären. Legt der Mähdrescher das Stroh ins Schwad, liegen bei 1 % Verlust über 1 500 Körner pro m2 (7,60 m Schneidwerksbreite, 80 dt/ha Ertrag). Daran muss sich das Auge erst gewöhnen und lernen, den späteren Grünstreifen auch zu ertragen.

Entscheiden Sie nicht subjektiv – dem Auge ist jedes Verlustkorn zuviel. Also Prüfschale einsetzen und einen akzeptablen Verlust ansteuern. Dann sieht man sich den Körnerbesatz unter dem Schwad an und eicht so sein Auge. Fehlt die Abwurfautomatik: Beifahrer oder Andere die Prüfschale werfen lassen!

Verlustkontrolle nicht nach „Gefühl“ eichen

Um den Mähdrescher am richtigen Verlustniveau zu führen, gibt es elektronische Verlustkontrollgeräte. Die Systeme sind zwar eine gute Hilfe, sie müssen aber auf die tatsächlichen Verluste kalibriert werden. Viele Fahrer denken, sie hätten keine Zeit von der Maschine abzusteigen. Oft wird nach „Gefühl geeicht“ indem man solange schneller fährt, bis man meint, der Mähdrescher arbeitet nun gut. Dann wird über die Regelung der Messempfindlichkeit die Verlustanzeige in den „grünen Bereich“ gebracht und fortan nach dieser hausgemachten Anzeige gefahren. Also besser Schale werfen, die tatsächlichen Verluste ermitteln und darauf die Empfindlichkeit der Anzeige kalibireren. Spart sich der Fahrer die Kalibirerung, fährt er in der Praxis oft zu vorsichtig und verschenkt Leistung.

Mit dem Bestand fahren

Über den Tagesverlauf verändern sich die Feuchteverhältnisse. Vormittags, wenn das Stroh noch feuchter und zäher ist, fährt man verhalten. Es lohnt nicht den Mähdrescher zu schinden. Die Verluste steigen dann schnell an – ohne den Gegenwert der Mehrleistung.

Mit zunehmender Abtrocknung fährt man an ein Verlustniveau von 1 % heran. Für Betriebe mit knapper Druschkapazität lohnt es sich sogar, über die trockensten Erntestunden zu „rasen“, natürlich ohne dabei das Verlustniveau von 1,5 % zu überschreiten. So holt man in den trockensten Erntestunden mehr Getreide sicher herein. Das ist allemal besser, als den Mähdrescher durch die feuchten Abend- bzw. Nachtstunden zu quälen. Fazit: Eine Einheitsgeschwindigkeit ist zwar bequem, aber höchst unökonomisch.

Planen Sie den Zeitpunkt zum Drusch der Flächen. Verunkrautete Flächen kommen zur besten Druschzeit dran! Wo das Getreide trocken ist, geht’s auch morgens oder abends. Beim Lohnunternehmer ist die Kommunikation mit dem Kunden ganz wichtig! Keine Zeit mit langen Diskussionen „wohin jetzt?“ verschwenden!

Bestand anfassen

Wer seinen Bestand fühlt, stellt den Mähdrescher viel besser ein. Bevor er losfährt, sollte der Fahrer die Bestandesbedingungen im wahrsten Sinne des Wortes erfassen. Er reißt einige Ähren ab und erfährt etwas von der Konsistenz. Er reibt mit seinen Händen die Körner aus der Ähre und kann seine persönliche Kraftanstrengung schon fast auf die Dreschwerksintensität übertragen. Beim Zerbeißen der Körner in Verbindung mit der Kornfeuchte weiß er um die Bruchanfälligkeit und kann diesen Zusammenhang auf die Eingriffsschärfe der Dreschtrommel ummünzen. Beim Verwinden eines Strohbüschels erfasst er die Strohkonsistenz. Erst wenn er diese pflanzlichen Informationen gewonnen hat (dauert 3 Minuten), steigt er auf den Mähdrescher und optimiert die Einstellvorgaben der Maschine.

Mähdrescher dreimal umstellen

Mähdrescher müssen dreimal am Tag umgestellt werden. Das ist zwar lästig, bringt aber viel. Vormittags wird schärfer gedroschen als über die trockenen Mittagsstunden. Vormittags benötigt man Ausdrusch, Förderung und Abscheidung des noch feuchten Gutes. Nachmittags geht es um Kornschonung und Kurzstrohvermeidung. Abends dann wieder schärfer einstellen.

Bruchkorn im Visier

Achten Sie auf Bruchkorn. Der Schaden ist immer doppelt so hoch, weil im selben Verhältnis zum Bruchkorn auch Kleinkornanteile den Mähdrescher über die Reinigung verlassen. Diese „ungesehenen“ Verluste sind oft viel größer als die klassischen Siebverluste. Fälschlicherweise wird bei Körnerbruch zuerst der Korbspalt geweitet. Die Trommel hat mit ihrer schlagenden Wirkung aber einen dreifach höheren Einfluss auf den Körnerbruch als der Korb mit der reibenden Wirkung. Also:

1. Schneller fahren für mehr Strohpolster

2. Trommeldrehzahl runter

3. Korbspalt auf

Dreschen Sie grundsätzlich so schonend wie möglich!

Konsequent im Schwad bleiben

Auch wenn die parallele Abfuhr abgesichert ist, unterliegen die Fahrer oft der Versuchung, mal eben „beim Vorbeifahren“ den am Feldrand stehenden Abfahrer zu bedienen. Das ist falsch verstandener Freundschaftsdienst. Abbunkern am Feldrand raubt dem Mähdrescher etwa 25 % seiner Leistung. Bei paralleler Abfuhr bleibt der Mährescher konsequent im Schwad und die Abfahrer müssen sich bewegen. Voraussetzung auf empfindlichen Böden ist natürlich die entsprechende Bereifung!

Vorgewende­management nutzen

Bei modernen Mähdreschern lassen sich 2 bis 3 Einstellungen abspeichern. Eine davon sollte die Vorgewendeeinstellung beinhalten. Beim Heraus- und Hineinfahren in den Bestand treten die höchsten Reinigungsverluste auf, weil die Schichtdicke auf den Sieben fehlt. Der Wind ist für die dünne Gutmatte zu stark und reißt die Körner mit hinaus. Die Siebe sind ebenfalls zu weit offen und zu viel Kurzstroh fällt durch.

Bei Ein- und Ausfahrt wird per Knopfdruck die Reinigungsarbeit an die geringere Gutdicke angepasst. Ebenso kann man die gespeicherten Einstellungen bei Fahrten hangauf und hangab wechseln.

Raps-Schneidwerk hoch

Auch wenn eine kurze Rapsstoppel besser aussieht, einfacher einzuarbeiten ist (bzw. beim Aussteigen nicht ins Knie sticht), sollte der Raps mit langer Stoppel gemäht werden.

Im unteren Bereich sind die Stängel dicker als der Dreschspalt weit ist. Das heißt, jeder Stängel wird gequetscht und gibt die Feuchtigkeit an das Gutgemisch ab. Die Körner kleben im Gemisch fest und lassen sich schwerer abscheiden. Der Schnitt unterhalb des Schotenansatzes erleichtert die Dreschwerksarbeit, verbessert die Kornabscheidung, senkt die Druschverluste und die Trocknung sowie Maschinenbelastung und Dieselverbrauch. Das gleiche gilt für den Häckslerdurchsatz.

Dass eine zu frühe Rapsernte viele Nachteile bringt, hat sich mittlerweile herum gesprochen.

Im Raps die Haspel hoch und zurück

So sehr die Haspel ein Helfer im Getreide ist, so sehr kann sie sich nachteilig im stehenden Raps auswirken. Im Prinzip benötigt man die Haspel im Raps lediglich, um ein Auftürmen vor der Querförderschnecke zu verhindern. Die Haspel darf nicht den Raps „heranholen“, denn dort, wo sie eingreift (im oberen Drittel) neigen die Schoten am ehesten zum Aufplatzen und sie werden ausgekämmt. Die Haspel sollte weit nach hinten gestellt, das heißt Richtung Fahrerkabine, eingesetzt werden. Dort drückt sie die Rapsstängel nach unten an die Querförderschnecke. Über eine zügige Fahrgeschwindigkeit sorgt man für ein „Nachschieben“ der folgenden Stängel und somit für einen gleichmäßigen Einzug. In Verbindung mit einer längeren Stoppel hat das Schneidwerk nur das kompakte Schotenpaket zu schneiden und einzuziehen.

Reinigung volle Pulle

Das Rapskorn ist zwar sehr klein und leicht, doch durch seine runde Form nicht sehr windanfällig. Und es rieselt – gerade wegen seiner Form – gut durch das Stängel-Korn-Gemisch hindurch. Das klappt aber nur, wenn die Reinigungsarbeit aktiv genug ist.

Wer schon einmal einen Notstopp seiner Maschine hinter sich hat, bei dem alle Arbeitsorgane auf einen Schlag stehen bleiben, weiß wie dick die Gutmatte auf den Sieben ist. Um zur Kornabscheidung diese Gutmatte aufzulockern und in der Schwebe zu halten, muss man die Lamellensiebe weiter öffnen und den Reinigungswind entsprechend hoch dosieren. In der Praxis verursachen eher zu enge Siebe und zu geringer Wind höhere Reinigungsverluste.

Beete richtig einteilen

Fahrgassen sind eine schöne Lenkhilfe beim Anschneiden eines neuen Beetes. Aber es ist nicht egal, ob man die Fahrgasse mittig, rechts oder links mit dem Schneidwerk nimmt. Man kann sich ausrechnen, wo man anschneidet, so dass nicht die letzte Tour nur mit einem Viertel des Schneidwerks gefahren werden muss. Ebenso müssen die Abfuhrwege so optimiert werden, dass die Abfahrer nicht von einem zum anderen Mähdrescher um ein ganzes Beet herum fahren müssen.

Andrea Feiffer, Dr. Peter Feiffer, Dietrich Jänicke

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