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Welche Technik für den Streuobstbau?

Lesezeit: 7 Minuten

Streuobstbau ist zeit- und arbeitsintensiv. Wie man technische Möglichkeiten zur Erleich- terung der Streuobsternte richtig nutzt, erklärt Martin Degenbeck, LWG Veitshöchheim.


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In vielen süddeutschen Regionen prägen Streuobstwiesen die Kulturlandschaft. Sie bieten Lebensraum für Tiere und Pflanzen und sind gerade zur Blüte- und Erntezeit für den Tourismus ein wichtiger Faktor – wenn sie gut gepflegt sind. In Baden-Württemberg stehen auf 116000 ha ca. 9,3 Mio. Hochstammobstbäume, also fast jeder zweite deutsche Streuobstbaum. In Bayern sind es etwa 70000 ha mit ca. 5,6 Mio. Apfel-, Birn-, Zwetschgen- Kirschen- und Walnussbäumen.


In vielen süddeutschen Regionen prägen Streuobstwiesen die Kulturlandschaft. Sie bieten Lebensraum für Tiere und Pflanzen und sind gerade zur Blüte- und Erntezeit für den Tourismus ein wichtiger Faktor – wenn sie gut gepflegt sind. In Baden-Württemberg stehen auf 116000 ha ca. 9,3 Mio. Hochstammobstbäume, also fast jeder zweite deutsche Streuobstbaum. In Bayern sind es etwa 70000 ha mit ca. 5,6 Mio. Apfel-, Birn-, Zwetschgen- Kirschen- und Walnussbäumen.


Leider ist der Pflegezustand vieler Streuobstbestände schlecht. Während früher Obstgärten für die Selbstversorgung unverzichtbar waren, geht man heute in den Supermarkt. Importe von Rohware oder Apfelsaftkonzentrat drücken die Erzeugerpreise für Kelterobst. Kurzum: Die Streuobstbewirtschaftung lohnt sich häufig nicht mehr.Ein Ausweg ist die Erzeugung und Vermarktung hochwertiger Streuobstprodukte wie Edelbrände oder Seccos. Ein anderer Weg ist die Rationalisierung des Streuobstbaus.


Die Bewirtschaftung einer Streuobstwiese ist zeitintensiv. Gepflanzt ist ein Baum schnell, aber Apfel- und Birnbäume müssen auch regelmäßig geschnitten werden. Auf 50 Jahre Standzeit gerechnet, fallen hierfür pro Baum rund 35 Stunden Arbeitszeit an, pro Jahr also 0,7 Stunden. Für die klassische Flächenbewirtschaftung, also zweimal Mähen mit Heuwerbung, sind je nach Flächenzuschnitt und Hangneigung 25 bis 60 Stunden pro ha einzukalkulieren. Für Schütteln (ca. 20 min/Baum) und Handauflese (150 bis 200 kg/Akh) ist pro Baum je nach Behang mit 0,5 bis 2 Stunden zu rechnen.


Die richtige Technik:

Bei einer 1 ha großen Streuobstwiese mit 80 Bäumen ergeben sich im Mittel von 50 Jahren durch viel Handarbeit ca. 200 Arbeitsstunden pro Jahr (bei Hangneigung und schlechter Zugänglichkeit bis 280 Stunden), davon mehr als 50% für die Ernte. Rationalisierung bei der Ernte kann Zeitersparnis bringen.


In der Landwirtschaft werden die Maschinen immer größer und Streuobstwiesen können nicht mehr mit der Standardtechnik der Grünlandnutzung gemäht werden, man braucht kleinere Spezialgeräte. Ist eine Futternutzung des Grases vorgesehen, bietet sich die Mahd mit einem Messerbalken an, entweder an einem (alten) Kleinschlepper oder Einachsschlepper. Dies ist auch für die Tiere am schonendsten, jedoch zeitaufwendig.


In Regionen mit wenig Niederschlag fehlen Rinder als Raufutterverwerter, sodass die Grünlandnutzung schwieriger wird. Hier hat sich der Mulchschnitt mit einem Schlegelmäher oder einem robusten Sichelmäher durchgesetzt, entweder als Anbaugerät am Traktor, als Aufsitzmäher oder als Mäher zum Nachlaufen.


AS Motor hat hier mit der Produktlinie „Allmäher“ Maßstäbe gesetzt, aber auch Feucht und andere Hersteller bieten leistungsfähige Hochgrasmäher an. Das Mähgut wird stärker zerkleinert, schneller abgebaut und dient als Nährstoffquelle für die Obstbäume. Ein Vorteil ist die Zeitersparnis: Für zwei Mulchschnitte ist je nach Gerätegröße und Standort ein Zeitaufwand von 4 bis 15 Stunden/ha einzukalkulieren. Nachteilig sind die zunehmende Artenverarmung im Unterwuchs und die Tierverluste, mit denen man rechnen muss. Deshalb bietet sich der Mulchschnitt nicht für Magerrasen, sondern für weniger wertvolle Wiesengesellschaften unter den Obstbäumen an.


Welcher Seilschüttler?

Das Schütteln von Apfelbäumen per Hand ist anstrengend und gefährlich. Seilschüttler von Harter oder Feucht bieten Arbeitserleichterung für wenig Geld. Sie werden am Traktor angebaut und über die Zapfwelle betrieben. Das 10-m-Seil wird in die Hauptäste der Krone gehängt, gespannt und dann kurz geschüttelt. Was nach drei Sekunden nicht am Boden liegt, ist noch nicht reif. Bei großen Bäumen muss man dreimal einhängen, was im Mittel drei bis fünf Minuten beansprucht. Mit einem Teleskopstab (185 €, Feucht) lässt sich die Schlaufe ohne Leiter vom Boden aus einhängen, was bis zu 50% Zeit spart.


Hydraulisch schütteln:

Wesentlich leistungsfähiger ist ein Hydraulikschüttler. Anders als im Intensivobstbau kann man im Streuobstbau wegen der unterschiedlichen Baumgrößen keine starr angebauten Schüttler einsetzen, sondern nur solche, die in verschiedenen Höhen unterschiedliche Durchmesser greifen können (HSA 10 von LIPCO). Junge bis mittelalte Bäume werden am Stamm umfasst und in Sekunden liegen die Früchte am Boden. Feucht Obsttechnik bietet acht verschiedene Hydraulikschüttler mit differenziertem Leistungsspektrum an.


Rollblitz und Obstigel:

Eine pfiffige Erntehilfe für kleine Früchte wie Walnüsse oder Pflaumen ist der Rollblitz von Feucht. Man rollt damit über die Früchte, die so in das Innere des flexiblen Drahtkorbs gedrückt werden und dann in Eimer gefüllt werden können.


Äpfel oder Birnen können mit dem Obstigel HWO-01 einfach und effizient aufgelesen werden (für kleinere Früchte nimmt man den HWO-02), der wegen seines geringen Gewichts kinderleicht zu schieben und problemlos zu transportieren ist. Man rollt über die Früchte, die auf Edelstahlstiften aufgespießt und in die Sammelkörbe abgestreift werden. Das Obst wird dabei verletzt. Deshalb muss eine umgehende Verarbeitung sichergestellt sein, wie etwa eine Bag-in-Box-Abfüllung.


Die Hersteller Bäuerle und Feucht produzieren Auflesegeräte in verschiedenen Größen. Das kleinste Gerät mit 50 cm Arbeitsbreite bietet Feucht an. Es ist bequem einsetzbar, aber nicht unbedingt wirtschaftlich. Eine für die meisten Streuobstbestände gut einsetzbare Größe haben Obstwiesel OW 85 und OB 80 von Feucht mit einer Aufleseleistung bis 2 t pro Stunde. Das Obst wird in Kisten gesammelt, die dann weggetragen werden müssen.


Feucht bietet das kleinste Aufsitzgerät mit 70cm Arbeitsbreite, das aufgrund des kleinen Bunkers wenig wirtschaftlich ist. OB 80 R schneidet besser ab.


Besonders effektiv lassen sich Geräte mit 100cm Arbeitsbreite und 250bis 300 kg Bunkerinhalt von Krauß, Feucht und Bäuerle einsetzen, am besten mit einem zusätzlichen 1-m-Seitenräumer für 2140 € bis 2725 € netto. Das Obst wird direkt in den Hänger abgekippt. Damit kommt man auf 4 bis 6 t Aufleseleistung pro Stunde.


Größere Geräte wie der Obstwiesel SF II von Bäuerle sind nur in plantagenartig strukturierten Streuobstwiesen wirtschaftlich.


Welche Technik für wen?

Die Technik zur Rationalisierung des Streuobstbaus gibt es, sie muss nur sinnvoll genutzt werden. Ein Seilschüttler lohnt sich wegen der Arbeitserleichterung schnell, wobei sich jüngere bis mittelalte Bäume am besten maschinell schütteln lassen. Alte, womöglich hohle Bäume schüttelt man mit der Hand.


Im Hobbybereich lassen sich Rollblitz und Obstigel gut einsetzen, die Geräte sind preisgünstig und sehr leistungsfähig. Wichtig ist allerdings die umgehende Verarbeitung der aufgespießten Früchte.


Für Obstgärten ab 50 Bäumen kann sich die Anschaffung eines handgeführten Auflesegerätes mit 80cm Breite lohnen. Zusammen mit einem Seilschüttler ist die Arbeitsersparnis beträchtlich.


Die Aufsitzgeräte und Hydraulikschüttler sind Profigeräte für Lohnunternehmer und Maschinenringe. Die Maschinen sind leistungsfähig und teuer. Die Wirtschaftlichkeit ist abhängig von Pflanzabständen, Hangneigung und Baumanzahl. Je größer das Gerät, desto einheitlicher muss der Bestand für den wirtschaftlichen Einsatz sein.


Der letzte Schnitt vor der maschinellen Auflese sollte im August erfolgen. Da die Sammler alles auflesen, was am Boden liegt, müssen auch die faulen Früchte vorher entfernt werden.


Als Fazit bleibt festzuhalten: Mit Streuobstbau lässt sich Geld verdienen – wenn man die technischen Möglichkeiten kennt und nutzt.


Als Fazit bleibt festzuhalten: Mit Streuobstbau lässt sich Geld verdienen – wenn man die technischen Möglichkeiten kennt und nutzt.


Einen Streuobst-Mäher „Marke Eigenbau“ stellen wir ab Seite 36 vor.

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