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Welche Technik lohnt sich für süddeutsche Betriebe?

Lesezeit: 5 Minuten

Welche Smart-Farming-Technik sich für den Einstieg eignet und was man beim Kauf beachten sollte, erklären Norbert Bleisteiner und Stefan Hamberger, Landmaschinenschule Triesdorf.


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Welche Smart-Farming-Technik ist für süddeutsche Strukturen ein Muss?


Stefan Hamberger: Lenkautomaten bringen auch in Süddeutschland bei kleineren Flächenstrukturen Vorteile und sie sind der optimale Einstieg in die Smart-Farming-Technik. Und selbst wenn man die Technik nicht nutzen möchte, sollte man beim Kauf eines neuen Schleppers ab 100 PS unbedingt darauf achten, dass er die Vorrüstung für ein Lenksystem mitbringt. Denn schon jetzt hat dies einen Effekt auf seinen Wiederverkaufswert.


Praktiker (siehe Seite 40) klagen trotz Isobus über fehlende Schnittstellen zwischen den Fabrikaten. Kann man sich selbst behelfen?


Norbert Bleisteiner: Nein, hier hat der Landwirt selbst leider wenig Möglichkeiten und das Problem wird man kurzfristig auch generell nicht lösen können. Deshalb sollte man darauf drängen, dass der Händler vor der Kaufentscheidung alle Kombinationsmöglichkeiten vor Ort und am besten noch im Praxiseinsatz im Detail zeigt. Die Aussagen der Firmen gilt es auf jeden Fall zu hinterfragen! Denn wir haben festgestellt: Selbst wenn eine Kombination einmal funktioniert hat, heißt das nicht, dass sie nach dem nächsten Update immer noch funktioniert. Daher ist es umso wichtiger, dass man einen guten Servicebetrieb hat!


Aber auch in diesem Punkt hagelt es Kritik...


Bleisteiner: Ja, das verwundert uns nicht. Die Systeme funktionieren an sich, aber die Qualität des Service ist bei vielen Herstellern noch verbesserungswürdig. Deshalb ist es ganz wichtig, sich vom Hersteller eine konkrete Person vor Ort benennen zu lassen, die Sie unterstützt. Mit dem Verweis auf eine Hotline sollten Sie sich nicht abspeisen lassen! Sie ist nur die letzte Lösung, wenn der regionale Ansprechpartner nicht da ist. Wir stellen in den letzten Jahren zwar fest, dass der Service bei den Händlern besser geworden ist, auch in Süddeutschland. Aber es besteht noch erheblicher Bedarf, vor allem, wenn es um verschiedene Kombinationen von Fabrikaten geht. Hier schiebt der eine Hersteller das Problem schnell auf den anderen.


Wären nicht fertige Servicepakete, die eine dauerhafte intensive Betreuung umfassen, sinnvoll?


Bleisteiner: Doch! Servicepakete, die von Anfang an Schulungen, Updates und Hotlines beinhalten, sind unserer Ansicht nach die Zukunft. Die große Frage ist dabei nur, wer sie bezahlt. Hier gibt es ein gewisses Konfliktpotenzial zwischen Herstellern und Händlern vor Ort. Eine qualitativ gute Beratung sollte auch dem Landwirt als Nutzer etwas wert sein. Denn nur so lassen sich die Alltagsprobleme, die immer wieder auftauchen, zügig beheben.


Wie hoch schätzen Sie das Potenzial der Einsparung von Betriebsmitteln durch den Einsatz von Lenksystemen & Co.?


Bleisteiner: Wir sind überzeugt, dass wir durch eine höhere Genauigkeit bei der Bewirtschaftung von Flächen und durch fehlende Überlappungen Betriebsmittel wie Diesel, Düngemittel, Saatgut, Pflanzenschutzmittel etc. einsparen. Das KTBL hat beim Marktfruchtbau die Einsparungen auf 20 bis 30€/ha und Jahr kalkuliert. Hinzu kommen die weichen Faktoren, die bei kleineren Betrieben überwiegen dürften. Das sind z.B. ein höherer Arbeitskomfort, ein Einsatz bei Nacht oder ein sauberes Arbeitsergebnis.


Wie genau sollte das Korrektursignal sein? Reicht ein kostenloses?


Hamberger: Bei den Flächenstrukturen in Süddeutschland kommt man auch mit den kostenlosen Signalen auf eine Genauigkeit von 5 bis 8cm. Für den Einstieg reicht das, weil man in der Regel in wenigen Minuten wieder am Ausgangspunkt ist. Später kann man auf ein RTK-Signal umsteigen, das eine wiederholbare Genauigkeit von ± 2 cm erreicht. Wichtig ist deshalb, dass man am Anfang eine Antenne wählt, die sich nachträglich mit verschiedenen Korrektursignalen aufrüsten lässt.


Warum ist der Nutzen einer GPS-Ertragskartierung begrenzt?


Bleisteiner: Die GPS-Ertragskarten kommen zu spät, um noch eingreifen zu können. Im Vergleich dazu kann man z.B. mit Biomassekarten im laufenden Prozess noch punktuell eingreifen. Diese Karten, die über Satelliten, Drohnen oder N-Sensoren auf 20x20m genau erstellt werden, sind meiner Ansicht nach die Zukunft. Zum Einstieg wäre es aber allein schon ausreichend, seine Fläche auf der Basis der eigenen Erfahrungen oder mit der Reichsbodenschätzung in Zonen einzuteilen und danach ein gewisses Düngelevel festzusetzen.


Wie ernst sehen Sie das Thema Datensicherheit?


Bleisteiner: Die Ängste vieler Landwirte verstehen wir. Allerdings sind die Betriebe bisher schon sehr transparent, z.B. durch den Mehrfachantrag oder die bevorstehende Düngebilanzierung. Und was soll man mit Ertrags- oder Applikationskarten schon anfangen? Aus meiner Sicht sind die Daten heute in einer Cloud im Internet sicherer als auf unseren Rechnern zu Hause. Voraussetzung ist allerdings, dass der Server dazu in einem rechtssicheren Land steht!


Viele Landwirte beklagen, dass sie die zahlreichen Möglichkeiten der Technik im Alltag gar nicht nutzen können.


Bleisteiner: Ja, das beobachten wir auch. Die Entwicklungsteams in den Firmen leben offenbar in ihrer eigenen Welt und haben wenig Praxisbezug. Sie entwickeln ständig etwas Neues, nur um sich vom Wettbewerb abzuheben. Deshalb muss der Landwirt selbst die Technik und ihren Nutzen kritisch hinterfragen! Gerade in den breit aufgestellten süddeutschen Betrieben brauchen wir einfache Lösungen, in die man sich nicht ständig von Neuem einarbeiten muss. Ich hoffe, dass der Markt dieses Problem löst.


Werden wir irgendwann auf Einzelpflanzenbasis düngen oder Pflanzenschutzmittel ausbringen können?


Hamberger: Diese Vision ist noch weit weg. Aber die maximale Genauigkeit muss auch nicht unser Ziel sein, zumal sich externe Faktoren ständig ändern. Die Entwicklung wird dynamisch weitergehen. Aber eines steht fest: Wir brauchen nach wie vor einen fachlich kompetenten Betriebsleiter, der ein geschultes Auge hat und rechtzeitig Entscheidungen treffen kann.


Das Interview führte top agrar-Südplus-Redakteurin Silvia Lehnert.

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