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Welche Wuchshülle wählen?

Lesezeit: 5 Minuten

Gegen Wildverbiss werden zahlreiche Wuchshüllen angeboten. Worauf es bei der Auswahl ankommt, zeigt Prof. Sebastian Hein von der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg.


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Wuchshüllen sind heute im Waldbau fast unverzichtbar. Sie schützen in erster Linie junge Bäume vor Wildverbiss, vor Konkurrenzvegetation und vor der Abtrift von Pflanzenschutzmitteln. Gleichzeitig verbessern sie aber auch den Anwuchserfolg, indem sie das Höhenwachstum der Bäume wie in einem kleinen Treibhaus beschleunigen und die Spätfrostgefahr verringern.


Wuchshüllen ermöglichen darüber hinaus den Einsatz kleinerer Pflanzensortimente. Daher gewinnen sie durch den im Zuge des Klimawandels verstärkten Einsatz seltener Baumarten, den Umbau von Nadelbaum-Beständen sowie durch den nesterartigen Aufbau von Forstkulturen in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung.


Universelles Bauprinzip:

Das Bau-prinzip der Wuchshüllen, die vor rund 30 Jahren in England entwickelt wurden, ist noch heute gültig: lichtdurchlässige, stabile Hohlkammerfolien – meist aus Polypropylen – die wiederverwendbar sind oder im Freien unter der UV-Einwirkung zerfallen. Belüftungslöcher im unteren Drittel gewährleisten den Luftaustausch.


Die komplexe Wirkung von Wuchshüllen ist inzwischen gut bekannt:


  • Licht: Die für die Pflanzen nutzbare Strahlung ist je nach Exposition, Lage im Gelände sowie Farbe und Transparenz der Hülle um ca. 50% reduziert. Trotzdem wachsen die Pflanzen auf der Freifläche ausreichend. Der Einsatz von Wuchshüllen unter einem lichten Kronenschirm kann jedoch bei lichtbedürftigeren Baumarten bereits zu einem kümmernden Wachstum führen.
  • CO2: In belüfteten Wuchshüllen findet durch den leichten Luftstrom keine Mangelversorgung mit Kohlendioxid (freier Gasaustausch durch positiven Kamineffekt) statt.
  • Lufttemperatur: Die mittägliche Temperatur ist in der Hülle je nach Bauweise leicht erhöht. Dennoch verwelken sie nicht. Die Pflanzen treiben einige Tage früher aus, erreichen im Innern der Hülle längere Jahrestriebe und sind gegen Spätfrost geschützt.
  • Luftfeuchte: Die Belüftungsöffnungen sorgen für Austausch mit dem Außenklima. Es kommt somit nicht oder weniger zu überfeuchten Situationen mit Gefahr von Pilzbefall.
  • Stabilität: Pflanzen in gut belüfteten Wuchshüllen zeigen keine Stabilitätsprobleme bei ihrem Herauswachsen.


50 verschiedene Typen:

Inzwischen existiert in Europa eine fast unüberblickbare Zahl an Produkten: Im Internet und in Versandkatalogen finden sich etwa 50 verschiedene Typen einschließlich der mit Folien bespannten Gittertypen oder der bloßen Wuchsgitter. Was ist bei der Auswahl zu beachten?


  • Wuchshüllen sollten doppelwandig sein, um die manchmal heißen äußeren Schutzwände von den empfindlichen Blättern fernzuhalten (Gefahr des Abwelkens).
  • Die Wuchshüllen sollten aus den genannten Gründen belüftet sein.
  • Der obere Rand sollte nach außen gebogen sein, damit sich die herauswachsenden Triebe sowie das Stammholz bei Wind nicht abscheuern können.
  • Bei Standorten mit wenig Licht sind transparente Wuchshüllen oder offene Gitterhüllen sinnvoll.
  • Zersetzbare Wuchshüllen sollten ei-ne Mindestschutzdauer von ca. 5 Jah-ren gewährleisten, damit auch kleine Pflanzsortimente eine verbisssichere Höhe erreichen.
  • Geflechtartige Gitterhüllen sind zwar meist etwas kostengünstiger, sie sind in ihrer Form jedoch instabil und haben wenig Bodenkontakt. Außerdem stellen sie oft eine Rankhilfe für die Konkurrenzvegetation dar.


Welche Arten sind geeignet?

Wuchshüllen und Wuchsgitter können bei den meisten Baumarten verwendet werden. Beim Anbau von Arten im Halbschatten und Schatten (z.B. Weiß-Tanne im Voranbau) sollten jedoch sehr transparente Wuchshüllen oder einfache Wuchsgitter verwendet werden. Für Buchen ist bislang noch keine überzeugende Alternative gefunden worden. Zwar konnten die Belüftungslöcher die bei der Rotbuche beobachteten Probleme mit Verpilzung und dem Befall durch die Buchenblattlaus lösen. Geringe Röhrendurchmesser führen bei dieser Baumart jedoch häufig dazu, dass sich beim frühsommerlichen Schub des Höhenzuwachses der zunächst schlaff nach unten hängende Terminaltrieb nicht vollständig aufrichten kann und in dieser Stellung verholzt. Es dauert dann sehr lange, bis die Buchenpflanze der Wuchshülle entwachsen ist.


Fachgerechte Montage nötig:

Damit sie gut funktionieren, muss bei der Montage der Wuchshüllen beachtet werden, dass sie stabil im Boden verankert werden, um z.B. Schäden durch Mäuse zu vermeiden.


Bei der Planung darf zudem das Zubehör nicht vergessen werden: Notwendig sind Kabelbinder – soweit nicht vom Hersteller bereits mitgeliefert – Verstärkungsringe sowie Befestigungsstäbe (z.B. Robinie oder Eiche wegen der benötigten Langlebigkeit).


Besonders die Befestigungsstäbe sind trocken zu lagern, damit sie später einfach zur Fläche transportiert werden können. Denn ihr Gewicht und Volumen ist auf größeren Flächen doch beträchtlich!


Ein Pfahlüberstand von ca. 10 cm stabilisiert die Netzgeflechte und ermöglicht später ein leichtes Nachschlagen. Verwittern Wuchshüllen nicht, sind bei der Einsatz- und Kostenplanung bereits der Abbau und die fachgerechte Entsorgung zu berücksichtigen.


Anschließend ist bei regelmäßigen Kontrollen der gerade Stand der Hüllen zu prüfen. Wichtig ist auch das Entfernen der Konkurrenzvegetation, die sich über die Hülle gelegt hat oder in der Wuchshülle mit aufgewachsen ist. Vorsicht: Faulendes Laub in den Hüllen oder zu lange an der Rinde angepresste Hüllenwände können zum Absterben des Kambiums oder dem Entstehen unerwünschter neuer Wurzeln am Schaft führen.


Auf die Kosten achten.

Bei der Kalkulation des forstlichen Einsatzes von Wuchshüllen sind viele Kostenpositionen zu berücksichtigen: Die Hülle selbst und der Befestigungsstab inklusive dem sonstigem Zubehör (Transport u.a.), der Aufbau und die Kontrolle sowie eventuell der Abbau und die Entsorgung. Zurzeit ist mit durchschnittlichen Kosten für Wuchshüllen von etwa 1,20 € und für einen Robinienstab von ca. 0,45 € zu rechnen. Die Aufbaukosten betragen etwa 1,10 €, die Abbaukosten rund 1,25 €.


Für die Entsorgung d.h., für den Transport und für die Entsorgungsgebühr bei der Deponie, sind 0,50 € zu veranschlagen. Insgesamt ergeben sich somit 4,50 € für einen mehrere Jahre garantierten Einzelschutz inklusive seinen Abbau.

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