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Zu jedem Gerät gehört das Know-how

Lesezeit: 6 Minuten

Das österreichische Unternehmen Einböck beschäftigt sich seit fast 35 Jahren mit Striegeln und Hacken.


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Nur mit dem Gerät ist es nicht getan – Sie müssen genau wissen, was sie tun und den richtigen Zeitpunkt treffen. Dann lässt sich Unkraut auch mechanisch effizient bekämpfen“, stellt Leopold Einböck fest. Er führt das österreichische Familienunternehmen in der dritten Generation, und gerade bereiten sich seine Kinder auf den Einstieg in die Firma vor.


Einböck gehört wie u.a. auch Schmotzer und Hatzenbichler zu den Spezialisten in der Branche. Sie verfügen über Jahrzehnte Erfahrung mit der mechanischen Unkrautbekämpfung und haben ihre Geräte ständig weiterentwickelt.


Wir treffen den Unternehmer und den Vertriebsleiter Martin Wagner im Werk in Dorf an der Pram, Oberösterreich. Gerade entsteht nebenan das neue Schulungszentrum, das spätestens im Frühjahr 2018 fertig sein soll. „Wir werden immer mehr vom Maschinenanbieter zum Berater“, sagt Martin Wagner. Das Unternehmen will die Kunden und auch den Handel künftig deutlich intensiver an das Thema mechanische Unkrautbekämpfung heranführen und beraten. Hier haben die Österreicher einen großen Bedarf ausgemacht und Leopold Einböck sieht das als eine sehr wichtige Aufgabe für die weitere Entwicklung seines Unternehmens.


Für Biobauern:

Er erinnert sich genau an den Einstieg in die mechanische Bekämpfung von Unkraut im Jahr 1984. Er war damals gerade in die Landtechnikfirma seines Vaters eingestiegen. Ein Biobauer fragte ihn, ob Einböck nicht einen Striegel für ihn bauen könne. Die Prototypen mit 5 und 6 m Arbeitsbreite bewährten sich und waren der Grundstein für das heutige Programm.


Ab Anfang der 90er-Jahre erlebte die Bio-Branche und damit der Striegel so etwas wie einen Boom in Österreich. Nach Angaben des österreichischen Landwirtschaftsministeriums werden in der Alpenrepublik bereits 20% der Betriebe und 22% der Agrarfläche ökologisch bewirtschaftet. Damit ist Österreich „Bioweltmeister“ – Tendenz weiter steigend.


Immer mehr Landwirte stellen aus betriebswirtschaftlichen Gründen um, weniger aus ideologischen, hat der Unternehmer festgestellt. Diese Entwicklung sieht er auch in Deutschland.


Unternehmer Einböck stellt fest, dass zunehmend auch größere, konventionelle Betriebe zu den Kunden gehören: „Die wollen jetzt Erfahrungen sammeln. Sie üben für die Zeit, wenn die Politik Glyphosat oder andere Mittel vielleicht verboten hat.“ Mit dem Strukturwandel setzen die Landwirte auf größere Geräte. Entsprechend reicht das Produktprogramm mittlerweile bis zu 24 m Arbeitsbreite bei den Striegeln und 18 m bei den Hackmaschinen.


Über die Jahre haben die Österreicher die Striegel weiterentwickelt. Wichtige Merkmale sind ihrer Ansicht nach längere Zinken, damit mit man auch in höheren Kulturen arbeiten kann. Dazu kommen die hydraulische Verstellung der Zinken und die exakte Tiefenführung zum genauen Einstellen der Aggressivität.


Viele der größeren Einböck-Kunden haben mittlerweile mehrere unterschiedliche Geräte zur mechanischen Unkrautbekämpfung, um besser auf die aktuellen Einsatzverhältnisse reagieren zu können. Generell sieht Leopold Einböck einen höheren Bedarf an Know-how und vor allem Erfahrung: „Der Landwirt muss bereit sein, sich an das Thema heranzuarbeiten und Verschiedenes ausprobieren. Dazu gehören auch Ertragseinbußen in der Lernphase.“ Das ist nach Ansicht der Spezialisten eine besondere Herausforderung vor allem für Großbetriebe mit angestellten Mitarbeitern.


Als Basis für den Erfolg sehen sie eine sorgfältige Vorbereitung des Bodens. Dabei sollen viele Samen zum Keimen gebracht und dann möglichst noch im Fadenstadium herausgestriegelt werden. Zwei bis drei Durchgänge im Getreide sind die Regel. Das Risiko bleibt: „Zwei bis drei Wochen Regen zum ungünstigen Zeitpunkt, und der Striegel hat kaum eine Chance.“


Deshalb bleibt es nicht beim Striegel, vor allem nicht in regnerischen Gebieten. Die Unternehmer nehmen eine steigende Nachfrage bei den Hacken wahr, auch im Getreidebau. Hier wachsen die Reihenabstände. 25 bis 30 cm sind zum Hacken gängig, eventuell auch mehr. Das bringt entsprechende Einsparungen beim Saatgut, teils bis zu 30%, aber natürlich auch weniger Ertrag pro Hektar.


Mit Kamera:

Die Elektronik kann die Leistung der Hacktechnik erhöhen, ist Leopold Einböck überzeugt. Er nennt dazu das Beispiel eines ukrainischen Betriebs: Hier hat man zunächst mit einer 12 m breiten 24-Reihen-Hacke in zehn Stunden rund 30 ha geschafft. Der Einsatz einer Kamera zur automatischen Reihenführung erhöhte die Leistung auf bis zu 70 ha in zehn Stunden. Xenon-Beleuchtung machte den 24-Stunden-Einsatz und damit 120 ha pro Tag möglich. Denn im Gegensatz zu einem Striegel kann die Hacke rund um die Uhr arbeiten. Beim Striegeln muss der Bestand „elastisch“ sein, das Wetter trocken – so gleiten die Halme ohne Schaden an den Zinken entlang. Auch Tau ist deshalb nicht gut. Dementsprechend beschränkt sich die ideale Einsatzzeit meist auf 10 bis 17 Uhr.


Einböck arbeitet bei der Kamera-​Technik eng mit Claas zusammen. Die Culti Cam steuert einen Verschieberahmen und damit die Hacke möglichst präzise durch die Reihen.


Genauer als GPS:

Nach Erfahrung der Österreicher ist bisher das GPS mit RTK nicht genau genug, wenn man möglichst dicht an der Kultur arbeiten möchte. Durch Unterlenker, Reifen, Bodenoberfläche ist „zu viel Bewegung in der Maschine“. Der Preis für die Kameratechnik ist in den letzten Jahren gesunken. Sie liegt aber immer noch bei rund 16000 €, dazu kommt noch das jeweilige Hackgerät.


Technisch könnten die Kamera und der Verschieberahmen das Ganze mit bis 25 km/h. Doch wenn die gerade aufgelaufene Kultur nicht verschüttet werden soll, sind beim ersten Durchgang 2 bis 4 km/h das Limit. Ist sie größer, dass die Reihe auch angehäufelt werden kann, geht das auch mit 10 bis 12 km/h.


Besondere Herausforderungen sieht Leopold Einböck bei der (Bio-)Zuckerrübe. Hier muss die Hacke früh ran, wenn die Kultur kaum aufgelaufen ist. Die Software der neuen Kamerageneration wird das System stark verbessern und die jungen Rübenpflanzen zuverlässig erkennen. Künftig sollen die Kameradaten mit den Positionsdaten der elektronischen Saat enger verknüpft werden.


Bisher arbeiten die Pflanzmaschinen aber noch nicht so präzise, dass man genau und dicht längs und quer, bzw. kreuzweise hacken könnte. Bis dahin sehen Leopold Einböck und Martin Wagner noch einiges an Entwicklungsarbeit. Die steigende Nachfrage nach schlagkräftigen, mechanischen Lösungen wird die Entwicklung beschleunigen, sind sich beide sicher.

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