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Zwiebeltaktik gegen Nässe und Kälte

Lesezeit: 7 Minuten

Immer trockene Kleidung – bei jedem Wetter und jeder Arbeit. Wir haben uns informiert, wie moderne Arbeitsbekleidung funktioniert, was sie kostet und wo auch sie an ihre Grenze kommt.


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Professionelle Arbeitskleidung gehört für immer mehr Landwirte dazu. Vor allem jüngere Praktiker wollen nicht nur privat gut aussehen, sondern auch im Job. Berufsbekleidungs-Spezialisten wie der Versandhandel Engelbert Strauss aus der Nähe von Frankfurt zählen mehr und mehr Landwirte zu ihren Kunden. Das österreichische Unternehmen Pfanner hat Funktionsbekleidung schon vor Jahren im Waldarbeiter-Bereich eingeführt. Und auch der Motorsägenspezialist Stihl hat mittlerweile ein umfangreiches Sortiment mit Kleidung speziell für Waldbauern und Forstprofis.


Moderne Berufsbekleidung kann mehr: Sie ist atmungsaktiv, lässt Schweiß durch und hält Nässe fern. Sie verschleißt nicht so schnell, soll sich angenehm tragen lassen und möglichst bei 60° C waschbar sein. Wir wollten von Berufsbekleidungsprofis wissen, wie es funktioniert und – vor allem – wo die Grenzen der Funktionsbekleidung im Job liegen.


Trockene Kleidung auch bei harten Jobs?


Körperliche Belastung mit Unterbrechungen und das bei niedrigen Außentemperaturen: Steht man jetzt mit einem schweißfeuchten Hemd im Wind, ist die nächste Erkältung fest gebucht. Das Schlagwort moderner Arbeitskleidung ist „atmungsaktiv“. Im Prinzip ist auch das einfache Baumwoll-T-Shirt atmungsaktiv – wenigstens so lange es trocken ist. Echte Funktionsbekleidung führt auch den Schweiß von der Haut bis nach außen ab und trocknet schnell. Die Firmen erreichen das durch spezielle Fasern meist bei Unterwäsche, Hemden oder Pullovern sowie Membranen bei Wetterschutz­jacken und -hosen.


Membranen wie z. B. Sympatex oder Goretex werden in einer oder mehreren Schichten in das Kleidungsstück „eingebaut“. Ihre Poren lassen dampfförmigen Schweiß durch, Regentropfen können aber mit ihrer höheren Oberflächenspannung nicht passieren.


Fasern von Unterwäsche sind meist hydrophob, sie nehmen keine oder nur wenig Feuchtigkeit auf. Teils wirken sie mit außen liegenden hygroskopischen Materialien zusammen, die den Schweiß also durch die unteren Fasern hindurch von der Haut weg saugen. In der äußeren Schicht verteilt sich die Feuchtigkeit dann mit großer Oberfläche, um besser zu verdunsten.


Die Garnhersteller erreichen Eigenschaften entweder durch die „Ausrüstung“ der Garne, also z. B. durch Beschichtung bzw. Imprägnierung, oder sie verwenden direkt synthetische Stoffe wie z. B. Polypropylen (PP), das kein Wasser aufnimmt. Synthetische Fasern trocknen schnell, sind fein, leicht, haltbar und farbecht. Nachteil der Synthetik: Sie trocknet zwar fix den Schweiß, riecht aber bald ziemlich streng – bei dem einen mehr, bei anderen weniger. Mit speziellen Materialien, wie z. B. Silberionen, versucht man zwar, Schweißgeruch zu bannen. Fast alle Hersteller räumen aber ein, dass das selbst bei teuren Produkten nur begrenzt gelingt. Fazit: Funktionskleidung muss öfter in die Wäsche.


Die Firmen arbeiten intensiv daran, Funktions-Arbeitskleidung aus speziell ausgerüsteten Naturfasern herzustellen, die den Körpergeruch weniger stark annehmen. Die natürlichen Fasern können mit einem angenehmeren Tragegefühl punkten und sind meist hautfreundlicher.


Übrigens: Die Sache mit dem Schweißtransport kann nur dann funktionieren, wenn man sich komplett in Funktionsbekleidung hüllt. Das Wasser aufsaugende Baumwoll-T-Shirt oder die luftundurchlässige Wachsjacke machen den ganzen Effekt zu Nichte. In der Praxis ist das ein gängiger Fehler. Wer große Wunder von der Funktionsbekleidung erwartet, wird ohnehin enttäuscht. Bei körperlicher Anstrengung produziert der Körper 1 Liter Schweiß und mehr pro Stunde. Unter voller Belastung schafft es dann auch die beste Faser nicht mehr, den Körper komplett trocken zu halten. Bei Temperaturen über ca. 15° C und hoher Luftfeuchtigkeit gibt’s kaum noch ein Konzentrationsgefälle nach außen, die Feuchtigkeit bleibt, wo sie ist: Am Körper.


Nicht in einer „Rüstung“ arbeiten


Deshalb auf keinen Fall mit einer Funktions-„Rüstung“ arbeiten. Fachleute empfehlen die Zwiebeltaktik. Dabei werden mehrere leichte Kleidungsstücke übereinander getragen, Schicht für Schicht wie bei einer Zwiebel. Hat man sich warm gearbeitet, legt man ein bis zwei Schichten ab. Und die dichte Wetterschutzjacke trägt man nur, wenn es wirklich schüttet.


Ein klassischer Aufbau für im Winter setzt sich aus Basisschichten, einer Wärmeschicht und einer Wetterschutzschicht zusammen. Die Funktions-Unterwäsche, z. B. aus Polypropylen, nimmt wenig Feuchtigkeit auf und hält den Körper warm (ab ca. 20 €, alle Preise ohne MwSt.). Als Zwischenschicht kann man ein Shirt z. B. aus einem Fleece-Material wählen (ca. 20 bis 30 €). Basis- und Zwischenschicht sollten dicht anliegen. Die nächste Schicht kann z. B. eine Softshelljacke mit eingearbeiteter Membran sein (ab ca. 40 €). Als effizienter Kälteschutz bewähren sich Fleece-Materialien, die viel


Luft einschlie- ßen und da- durch gut isolieren.


Die synthetischen Materialien trocknen schnell. Softshells sind winddichter als Fleece. Sie sind wasserabweisend, aber nicht 100 % wasserdicht wie eine Wetterschutzjacke, dafür atmungsaktiver. Je „dichter“ die Kleidung, desto geringer ist die Atmungsaktivität. Wobei – eine Funktions-Wetterschutzjacke ist keine „Plastiktüte“, auch sie muss atmungsaktiv sein.


Bei der atmungsaktiven Wetterschutzjacke richten sich die Preise nach dem Verarbeitungsaufwand und vor allem auch nach der verarbeiteten Membran. Wenn es nicht unbedingt „echtes“ Goretex sein muss, bekommt man gute atmungsaktive Regenjacken ab ca. 80 €.


Wind und Wasser: Abweisend oder richtig dicht?


Je mehr Wind die Kleidung durchdringt, desto schneller kühlt der Körper aus (Windchill-Effekt). Windabweisende Bekleidung ist meist dichter gewebt und bremst die Windgeschwindigkeit. „Winddichte“ Bekleidung ist 100 % winddicht. Die Hersteller erreichen das meist durch eine speziell eingearbeitete, dünne Membran, z. B. Windstopper von Goretex, oder durch spezielle Beschichtungen.


Wasserabweisende Kleidung besteht meist aus besonders ausgerüsteten Fasern (Fluor/Carbon) und hält Nieselregen stand. Bei starkem, längerem Regen muss die Kleidung durch robuste Beschichtungen oder Laminate wasserdicht sein. Die Kenngröße „Wassersäule in mm“ gibt die Dichtheit an: Beim Test setzt man die Außenseite des Stoffs einer steigenden Wassersäule aus, bis sich an der Unterseite Tropfen bilden. Nach Norm darf sich ein Produkt ab 1 300 mm Wassersäule bereits wasserdicht der Klasse 3 nennen. Doch beim Sitzen auf einem feuchten Untergrund wird bereits ein Druck aufgebaut, der 2 000 mm Wassersäule entspricht, beim Knien schon knapp 5 000 mm. Gute Wetterschutzbekleidung sollte deshalb Werte über 10 000 mm erreichen. Wichtig ist auch die Konstruktion der Wetterschutzjacken: Die Nähte müssen abgedichtet („getaped“) sein. Das gilt auch für Reißverschlüsse. Taschen sind bei wasserdichten Sachen immer kritisch. Zumindest brauchen sie eine Abdeckung, damit nichts rein läuft.


Ob die Kleidung schnell Schmutz annimmt oder nicht, hängt vom Gewebe und dem Material ab. Je glatter die Webstruktur, desto weniger Schmutz kann sich festsetzen. Zusätzlich können die Fasern imprägniert werden, z. B. mit Teflon. Wasserabweisende Materialien nehmen meist auch weniger Schmutz an.


Die Firmen setzen bei moderner Arbeitskleidung gerne Mischgewebe aus 35 % Baumwolle und 65 % Polyester (PES) ein. Hier liegt die hautfreundliche Naturfaser innen und die synthetische, schmutzunempfindliche Komponente außen. Das Material ist preisgünstig, robust und hat angenehme Trageeigenschaften.


Die Verschleißfestigkeit wird in Scheuertests ermittelt. Baumwolle erreicht einen Wert von 7 000 bis 8 000 Umdrehungen. Moderne, besonders robuste Stoffe wie Cordura, Dynatec oder Kevlar schaffen bis zu 40 000. Bei einem Ripstopp-Material verhindern extra reißfeste Fäden im Gewebe außerdem das Weiterreißen. Man erkennt diese Stoffe an ihrer Waffelstruktur. Die Dicke bzw. das Gewicht des Stoffes sind kein Kriterium mehr für die Festigkeit.


Weil hochfeste Fasern deutlich teuerer als Standard-Stoffe sind, werden sie oft nur an den besonders beanspruchten Stellen eingesetzt. Moderne Arbeitshosen und Jacken bestehen meist aus einem Mix verschiedener Materialien. Also z. B. mit Cordura verstärkte Kniepartien und Stretch-Einsätzen, wo es auf Bewegungsfreiheit ankommt.


Egal ob atmungsaktiv oder besonders verschleißfest: Einen wichtigen Nachteil bringen fast alle synthetischen Fasern mit sich: Sie reagieren ziemlich empfindlich auf Funkenflug beim Flexen oder Schweißen. Wer viel schweißt, sollte besser zusätzlich eine Lederschürze tragen oder spezielle Schweißerkleidung kaufen, die z. B. aus Nomex besteht oder mit einer Proban-Ausrüstung schwer entflammbar gemacht ist.G. Höner


Lesen Sie im nächsten Heft: Billig, Mittelklasse oder HighTech – drei Arbeitsschuhe im Praxis-Test.

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