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Pneumatische Sämaschine Agro Tom SPT 3.0: Einfach passiv

Wenn Agro Tom seine Hausaufgaben macht, könnte die Drille SPT 3.0 eine echte Alternative zu bekannten Marken sein - unser Testurteil nach der Getreide- und Zwischenfruchtsaat.

Lesezeit: 11 Minuten


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Inhaltsverzeichnis




Der große Saatguttank und die Scheibenegge für die schnelle Fahrt versprechen bei der SPT 3.0 von Agro Tom hohe Flächenleistungen. Mit den Doppelscheibenscharen mit Andruckrollen sieht die Sämaschine von weitem aus wie ihre deutschen Konkurrenten. Wir haben die Maschine bei der Zwischenfrucht- und Getreideaussaat im letzten Herbst eingesetzt.

Für die leer 3.030 kg schwere Maschine sind Schlepper mit mindestens 150 PS, aufgrund der Nutzlast besser 200 PS, nötig. Gekoppelt wird die Maschine mit der Kategorie 3N. Leider war das Spreizmaß jedoch noch kleiner, als es die Norm vorsieht. Hier möchte der Hersteller zukünftig zwei Koppelpunkte mit den richtigen Spreizmaßen montieren. Für den Oberlenker gibt es eine feste Bohrung der Kat. 2 und ein Langloch der Kat. 3. Zusätzlich sind ein doppeltwirkendes und zwei einfachwirkende Steuergeräte sowie ein druckloser Rücklauf zu kuppeln. Die Bedienung läuft über Isobus.

Passive Bodenbearbeitung per Scheibenegge

Der Rahmen der Scheibenegge ist starr mit der Walze verbunden. Die Arbeitstiefe der 510 mm großen Scheiben verstellt man über das Verdrehen der Scheibenaufhängung. Das übernimmt zentral ein Hydraulikzylinder. Clips begrenzen den Hubweg nach oben. Teils haben wir ohne Clips gearbeitet um die Scheiben auf dem Feld komplett auszuschwenken. Denn die leicht gezackten Scheiben schoben auf leichtem, trockenem Sand manchmal Erde auf.

In der ersten Reihe rechts und in der zweiten Reihe links ist jeweils die letzte Scheibe 480 mm groß, um ein ebeneres Arbeitsbild zu schaffen. Gummiwülste übernehmen die Überlastsicherung der paarweise aufgehängten Teller. Die Lagerungen sind wartungsfrei. Insgesamt hat das Eggenfeld 24 Scheiben.

Die effektive Arbeitsbreite beträgt damit 2,89 m, der Strichabstand liegt bei gut 12 cm. Wir konnten mit den Scheiben maximal auf 8 cm Tiefe arbeiten. Zum Testzeitpunkt gab es noch keine Zinken zum Auflockern der Fahrspuren. Auf gepflügtem schwererem Boden ließen sich deshalb trotz sehr geringem Luftdruck die Spuren kaum mehr einebnen.

Die Gummipackerwalze mit einem Durchmesser von 520 mm läuft auch auf leichtem Boden zuverlässig. Die Walze hat insgesamt 24 Ringe, die genau die anschließenden Säreihen vorverdichten. Abstreifer befreien die Walze von überschüssiger Erde.

(Zu) viel Schraubarbeit zur Tiefen- und Druckeinstellung

Hinter der Walze folgt die Säschiene. Die Doppelscheibenschare mit einem Durchmesser von 33 cm sind in zwei Reihen angeordnet. Der Scharschritt beträgt 24,5 cm. Eine Scheibe ist angeschliffen, die andere stumpf ausgeführt. Teils sammelt sich Erde von innen an den Scheiben. Die geschwungenen Scharhalter sind für beide Scharreihen identisch. Deshalb sind die Schare an zwei verdrehbaren Rohren mit Gummielementen aufgeklemmt.

Um den Schardruck zu verändern, lassen sich die beiden Rohre zentral über eine Spindel zusammen verstellen. Dazu dient der mitgelieferte 24er Ratschenschlüssel. Stehen die Schare unter Druck, ist die Spindel nur schwer zu verdrehen. Die Verdrehsicherung der Spindel mit einem aufsteckbaren Blech und einem Splint ist zu aufwendig. Zudem hielt der Anschlagpunkt der Verstellung auf dem Scharträger den Belastungen nicht stand. Diesen sollte Agro Tom verstärken. Der Schardruck lag je nach Einstellung zwischen 16 und 55 kg.

Hinter den Scheibenscharen laufen 33 cm große Andruckrollen mit einer Breite von jeweils 5 cm. Die Justierung erfolgt für jedes Schar einzeln über einen kleinen Bolzen und einen filigranen Splint in einer unübersichtlichen Lochkulisse. Zurzeit arbeitet Agro Tom an einem zentralen Mechanismus. Den hätten wir uns auch schon zum Test gewünscht. Denn für die Umstellung von flacher Zwischenfruchtaussaat zur tieferen Getreidesaat war neben der Einstellung der Andruckrollen auch eine Tiefenänderung der gesamten Säschiene nötig. Dazu mussten wir insgesamt zwölf Schrauben lösen und die Säschiene mit einem Frontlader in die richtige Position heben.

Striegel: gute Arbeit, aber zu breit für die Straße

Hinter den Andruckrollen ebnet ein Striegel die Oberfläche ein. Die 36 abgewinkelten Zinken sind 9 mm stark und 510 mm lang. Neben der Striegelhöhe lassen sich auch die Neigung und der Druck einstellen. Das ist zwar etwas aufwendig, doch das Ergebnis konnte uns überzeugen. Leider baut der Striegel auch mit eingeschobenen Randelementen mit 3,09 m zu breit. Zieht man die per Bolzen gesicherten, äußeren Elemente jedoch komplett ab, bleibt der Striegel unter 3 m. Doch das bringt insgesamt nichts, denn vorne am Rahmen misst die Maschine immer noch zu breite 3,02 m. Das sollte Argo Tom dringend ändern, um keine Probleme im Straßenverkehr zu bekommen.

Gut gefallen haben uns die Vorauflaufmarkierer, die zusammen mit den Warntafeln und LED-Beleuchtung an stabilen Haltern direkt am Rahmen montiert sind. So arbeitet der Striegel immer unabhängig von den Markierern. Die Scheiben der Vorauflaufmarkierer sind an Federzinken montiert, welche hydraulisch einschwenken. Ein Ventil schaltet dazu bei aktivierter Fahrgasse den Hydraulikkreis der Spuranreißer mit auf den kleinen Zylinder.

Spuranreißer mit aufwendiger Schaltung

Die Spuranreißer werden mit einem einfachwirkenden Steuergerät vom Schlepper bedient. Ein Wechselventil schaltet abwechselnd die linke und rechte Seite. Die Spuranreißer markieren auf Schleppermitte und klappen senkrecht hoch. Für die Straßenfahrt muss man sie jeweils mit einem Bolzen sichern. Leider gibt es keine Anfahrsicherung der sonst stabilen Anreißer. Bei einer Kollision dürfte der Schaden so recht groß sein.

Eine aufwendige Blechkonstruktion, die auf den Oberlenker greift, erfasst die Arbeitsposition und schaltet die Fahrspuren. Dafür muss man einen Reedschalter genau einstellen. Es lässt sich aber auch die Arbeitsstellung über Isobus vom Schlepper abfragen.

Saatguttank mit Frontladerschaufel befüllbar

Der Saatgutbehälter fasst laut Hersteller 1.200 l. Die Öffnung ist 2,71 m breit und 1,29 m lang. Das reicht auch zum Befüllen mit einer gängigen Frontladerschaufel. Eine Plane verschließt den Tank. Öffnet man die vier Gummiverschlüsse, wickelt sich die Abdeckung von selbst auf. Leider sammelt sich auf der Plane jedoch Wasser, das beim Öffnen in den Behälter fließen kann. Agro Tom möchte deshalb die Spannung der Plane verbessern, damit Regen immer abfließen kann.

Der Beladesteg und die klappbare Leiter haben uns gefallen. Es sammelt sich lediglich viel Staub auf dem Steg. Ein kleines Podest an der rechten Seite hilft beim Beladen mit Sackware direkt von einem Anhänger. Ein guter Handlauf gibt die nötige Sicherheit, stört aber nicht beim Beladen.

Einfaches Abdrehen

Unterhalb des Saattanks befindet sich das Dosierorgan. Das Prinzip ist von anderen Sämaschinen wie z. B. von Kverneland/Accord bekannt. Mit einer kleinen Kurbel verändert man das Zellenvolumen. Ein integrierter, einschiebbarer Einsatz verringert das Volumen deutlich, um auch Aussaatstärken unterhalb von 30 kg zu erreichen. Das Dosierorgan war komplett aus Kunststoff gefertigt. Das kam uns recht labil vor.

Das Zellenvolumen stellt man vorab nach der Betriebsanleitung ein. Leider war die mitgelieferte Anleitung nur auf Polnisch. Wir haben uns mit einer Übersetzungssoftware auf dem Smartphone geholfen. Agro Tom hat reagiert und legt auch eine deutsche Anleitung bei. Den Antrieb des Dosierers übernimmt ein Elektromotor.

Zum Abdrehen schiebt man eine Blechwanne unter die Dosierung. Das geht schwer. Unter dem Dosierorgan öffnet man eine kleine Blechklappe. Hier ist kein Sensor montiert. Auch lässt sich die Abdrehwanne bei geöffneter Klappe wieder entnehmen. Man muss also nach dem Abdrehen dran denken, die Klappe wieder zu schließen, sonst legt man das Saatgut hinterher in einem Schwad ab. Denn die Öffnung ist nicht vom Schlepper aus zu sehen.

Zum Abdrehen stellt man im Terminal die geplante Fahrgeschwindigkeit und die Ausbringmenge ein. Anschließend hält man die Abdrehtaste an der Drille gedrückt, bis die Abdrehwanne voll ist. Leider spritzt teilweise Saatgut aus der sehr flachen Wanne heraus. Auch ist das Volumen der Abdrehschale sehr gering. Der Hersteller möchte hier in Zukunft eine größere Wanne einsetzen.

Die Abdrehprobe lässt sich mit dem mitgelieferten Falteimer und der guten Waage einwiegen. Lediglich ein Haken zum Aufhängen an der Maschine fehlt. In einem staubdichten Staufach an der linken Maschinenseite lassen sich alle benötigten Utensilien bequem unterbringen. Die abgedrehte Menge gibt man im Terminal ein. War die Abweichung zum von der Steuerung errechneten Wert zu groß, zeigt diese das an und man wiederholt die Probe. Spätestens nach der zweiten Probe passt die ausgebrachte Menge dann gut.

Das Signal zur Fahrgeschwindigkeit kommt über einen kleinen GPS-Empfänger oben am Saatguttank. Die komplette Steuereinheit mit optionalem Touch800-Terminal stammt von Müller Elektronik aus Deutschland. An die Menüführung muss man sich erst etwas gewöhnen. Besonders das Abspeichern und wieder Aufrufen von genutzten Saatgütern ist nicht intuitiv – die Funktion aber grundsätzlich gut.

Leistungsstarkes Gebläse mit verbesserungswürdiger Luftführung

Per Luftstrom wird das Saatgut zu den Scharen befördert. Ein Hydraulikmotor treibt das Gebläse an. Dafür benötigt der Traktor ein Hydrauliksteuergerät und einen freien Rücklauf. Laut Hersteller soll das Gebläse für Kleinsämerein 2.800 und für schwereres Saatgut 3.500 U/min schnell drehen. Doch das Gebläse erreichte im Test maximal nur eine Drehzahl von 2.700 U/min bei 37 l/min Ölfluss. Da das Gebläse so schwergängig war, brachte eine höhere Steuergeräteinstellung keine höhere Drehzahl, da die Mehrmenge über das Druckbegrenzungsventil des Schleppers überströmt. Die Drehzahl des Gebläses war jedoch vollkommend ausreichend.

Da die Saatgutführung in den Doppelscheibenscharen etwa 16 cm oberhalb des Bodens endet und die Körner nicht komplett bis in die Saatrille geführt werden, flog der Weizen bis vor den Nachläufer. Wir haben deshalb die Drehzahl auf 2.000 U/min reduziert, um die Kornablage zu verbessern. Eine perfekte Saatgutablage war auch so nicht gegeben.

Das Gebläse benötigte etwa 28 l Öl pro Minute und verursachte einen Dieselverbrauch von etwa 2 l/h. Maximal haben wir bei geöffneter Heckscheibe eine Lautstärke von 94 db(A) gemessen. Mit geschlossener Scheibe waren es noch 71 db(A). Zum Vergleich: Ohne Gebläse waren es 61 db(A) in der Kabine. Man hörte das Gebläse selbst bei über 800 m Entfernung hinter einem Wald. Agro Tom sollte die Luftführung für einen geringeren Leistungsbedarf und Lautstärke deshalb überarbeiten.

Saatgutverteilung: außen mehr als innen

Das Saatgut wird über eine Injektorschleuse in den Luftstrom eindosiert. Von hier aus strömt es über den zentral oberhalb der Säschare angebrachten Verteilerkopf mit 24 Abgängen. An der Testmaschine waren an insgesamt vier Auslässen Fahrgassenklappen montiert. Sind diese aktiviert, reduziert der Elektroantrieb die Saatgutmenge. Eine Weiche in den Fahrgassenklappen leitet das Saatgut wieder zurück in den Hauptstrom. Dadurch soll die Querverteilung unbeeinflusst von der Schaltung der Fahrgasse bleiben.

Apropos Querverteilung: Wir haben diese mit Weizen bei stehender Maschine gemessen. Mit einem Variationskoeffizienten von 5,56 % war die Verteilung eher unterdurchschnittlich. Auffällig war, dass die Menge an den äußeren Scharen deutlich höher war, als bei den inneren Abgängen. Hier ist noch Potenzial.

Ordentliche Flächenleistungen möglich

Hat man erstmal alle Einstellungen optimiert, kann man mit der Agro Tom SPT 3.0 ordentliche Flächenleistungen erreichen. Wir sind auf Mulchsaatflächen bis zu 16 km/h schnell gefahren. Schneller sollte man mit den Doppelscheibenscharen aber nicht fahren. Die Grenzen der Dosierung bzw. den Regelbereich des Elektromotors gibt das Terminal vor. Wir haben das Zellenvolumen meist so eingestellt, dass die Dosierung von 2,5 bis 18 km/h arbeiten konnte. Das passte auch bei Feinsämereien mit geringen Mengen.

Am Terminal lässt sich die Saatgutmenge auch während der Fahrt verstellen. Beim Einsatz mit einem RTK-gelenktem Schlepper haben wir den Arbeitsstellungssensor über den Isobus vom Schlepper genutzt. Damit funktionierte auch Section Control. Die Sämaschine stoppte dann die Dosierung beim Überfahren der virtuellen Vorgewendelinie. Die Schaltzeiten muss man dabei, wie bei anderen Maschinen, jedoch genau einstellen und die Fahrgeschwindigkeit im Schaltbereich konstant halten. Neben der Steuerung über das Touch800 von Müller arbeiteten wir auch mit den schleppereigenen Terminals. Das funktionierte ebenfalls problemlos.

Fazit: solide Alternative

Insgesamt machte die Maschine einen soliden Eindruck. Die Verarbeitungsqualität passte – bis auf einige Schweißspritzer. An der Testmaschine sind uns noch einige Kritikpunkte aufgefallen. Mehrere Punkte hat Agro Tom laut eigener Aussage bereits geändert. Andere sind zurzeit in Arbeit. Sind diese Punkte abgearbeitet, kann die pneumatische Sämaschine durchaus eine Alternative zu den in Deutschland etablierten Maschinen sein. Beim Preis von 24.500 € laut Liste (ohne MwSt.) ist die Agro Tom SPT 3.0 jedenfalls konkurrenzfähig.

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