Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Für Sie Getestet

ATU 300: John Deere AutoTrac Universal-Lenksystem auf Fendt Vario

Mit dem AutoTrac Universal war John Deere von Anfang an auf dem Markt der nachrüstbaren Lenksysteme dabei. Wir haben das System mit Lenkradmotor in der dritten Generation getestet

Lesezeit: 10 Minuten

Um die Vorteile eines Lenksystems auch auf älteren bzw. unvorbereiteten Schleppern nutzen zu können, bieten verschiedene Firmen Nachrüstsysteme an.

Preislich sind Lenkradmotoren gegenüber einem Lenkventil interessanter. Zudem lassen sich die Motoren einfacher auf andere Fahrzeuge umsetzen, unter anderem z.B. auch auf Mähdrescher. Doch nutzt man das Lenksystem nur, wenn es sich intuitiv bedienen lässt und ordentlich funktioniert. Genau das verspricht John Deere mit dem AutoTrac Universal (ATU).

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die neue Generation ATU 300 gibt es seit Anfang 2019. Im letzten Jahr hat John Deere das Lenksystem stark beworben. Dabei kostet das komplette Paket im „Sonderangebot“ 8.490 € (alle Preise exkl. MwSt.).

Darin sind der Empfänger SF 6000, das Terminal 4240, der Lenkradmotor ATU 300 sowie ein Kabelbaum enthalten. Wir haben es bestellt und im Sommer bei der Stoppelbearbeitung, beim Mähen und der Saat ausprobiert.

Aufbau beim Händler

Neben den Komponenten ist im Preis die Erstinstallation auf einem Schlepper enthalten. Wir haben das ATU auf einem Fendt Farmer 412 Vario von Baujahr 2004 aufbauen lassen.

Insgesamt hält John Deere für mehr als 600 Modelle eine Aufbauzulassung bereit. Je nach Lenksäule gibt es verschiedene Adapter, die der Händler mitordert. Der Lenkradmotor ist fest mit einem Lenkrad verbunden und ersetzt das originale. Dazu löst man die Hauptmutter in der Mitte des Lenkrades, zieht das Lenkrad ab und befestigt den Motor mit neuem Lenkrad wieder.

Damit dieser nicht mitdreht, fixiert ihn ein weiterer Halter an der Lenksäule, bei uns mit drei Innensechskant-Schrauben. Insgesamt eine sehr saubere Lösung. Etwas störend war aber, dass der Blinkerrücksteller des Fendt dann nicht mehr funktionierte. Auf einem Fendt 415 Vario TMS funktionierte der Rücksteller hingegen.

Das Terminal 4240 ließ sich bei uns an der B-Säule des Schleppers befestigen. Es sollte in guter Reichweite zum Fahrer liegen, um hier bequem die Einstellungen vornehmen zu können.

Den StarFire 6000-Empfänger positionierten die Techniker mittig am vorderen Kabinendach. Grundsätzlich sollte man den Empfänger möglichst weit entfernt von der Hinterachse des Schleppers anbringen. Denn so erfasst die Elektronik schneller Spurabweichungen. Für die Aktivierung der automatischen Lenkung gibt es einen Schalter, der ebenfalls griffgünstig liegen sollte.

Der funktionsfähige Aufbau ist innerhalb eines halben Tages erledigt. Wer den Kabelbaum dauerhaft unter der Verkleidung verlegt haben möchte, muss der Werkstatt einige (kostenpflichtige) Stunden extra geben oder selbst tätig werden.

Fahrzeugprofile anlegen

Beim ersten Start am Tag benötigt das Terminal 4240 ca. zwei Minuten. Das ist gefühlt sehr lange. Stellt man den Schlepper nur kurz aus, geht das Terminal in den Stand-by-Modus und ist anschließend wieder schneller aktiv.

Damit wir auch diese kürzere Zeit nicht warten mussten, haben wir es mit einem extra Schalter auf Dauerstrom und nicht auf die Zündung gelegt. Weiterer Vorteil dieser Lösung ist, dass man das System auch beim Starten des Schleppers auslassen kann, wenn man es nicht braucht.

Beim ersten Mal müssen einige Werte eingestellt werden. So ist ein Fahrzeugprofil anzulegen, indem man z.B. die Positionierung der Antenne vorgibt. Anschließend muss man eine kurze Kalibrierungsfahrt absolvieren.

Wir haben mit dem StarFire 1-Signal (SF1) gearbeitet. Dieses ist kostenlos und garantiert laut John Deere eine Spur-zu-Spur-Genauigkeit von ±15 cm. Im Test auf freier Fläche erreichte das System eine Signalqualität von 70% nach fünf Minuten, 90% nach zehn Minuten.

Vor der Arbeit muss man ein Arbeitsgerät auswählen, bzw. zuerst anlegen. In das Anbaugeräteprofil trägt man z.B. die Abmessungen des Geräts und die Anbauweise am Schlepper ein. Hier bietet das AutoTrac unzählige Möglichkeiten, welche fast keine Wünsche offen lassen.

Auch den von uns vermissten Auslöser für die Bedeckungskarte über die aktivierte Lenkung hat John Deere inzwischen mit einem Softwareupdate nachgerüstet. Zudem gibt es einen manuellen Auslöser per Softbutton auf dem Display, einen externen Sensor und die Auslösung über ein Isobus-Gerät.

Die Touchoberfläche des 4240 sollte etwas sensitiver sein. Häufig muss man schon ordentlich auf das Display drücken, damit es reagiert. Die Hauptseiten lassen sich durch Wischen wechseln. Ein Zoomen in die Karte ist leider nicht wie vom Smartphone bekannt mit zwei Fingern möglich. Hier ist noch Verbesserungspotenzial.

Viele Spurenarten

Bevor man eine Spur anlegen kann, muss man einen Betrieb, einen Mandanten sowie einen Namen für den Schlag anlegen, bzw. auswählen. Darüber lassen sich später die Flächen und Spuren schnell wiederfinden. Die Bedeckungskarte lässt sich beim Aufrufen des Feldes übernehmen oder löschen.

Das John Deere AutoTrac bietet insgesamt 13 verschiedene Spurlinientypen, wobei für die meisten Landwirte die Kreisfunktionen sowie spezielle Spurlinienmuster für den Gemüsebau nicht unbedingt interessant sein dürften. Am meisten benutzen wir die Spurlinien A-B, A+ Richtung, A-B Kontur und die Feldgrenzspur.

Für die Feldgrenzspur benötigt das System eine Schlaggrenze. Dann erzeugt das Terminal komplett umlaufende Spurlinien. Fährt man diese Spuren ab, lässt sich zeitgleich auch z.B. eine A-B-Spur aufzeichnen, um das Feldinnere damit zu bearbeiten.

Um zu sehen, wann man das Gerät ausheben/abschalten sollte, lassen sich virtuelle Vorgewendelinien einblenden. Dazu kann man entweder ein umlaufendes oder ein zweiseitiges Vorgewende anlegen. Dabei ist die Vorgewendegröße frei wählbar.

Bei der Saat hilft zudem die Anzeige der Fahrgassen. In den Fahrgasseneinstellungen gibt man dazu die Zahl der Spuren zwischen den Fahrgassen an. Mit Softkey-Pfeilen lassen sich dann die grünen Fahrgassenlinien auf die aktuelle Spur schieben. Das klappte gut und ist im Feld mit den ansonsten blauen Spurlinien eine gute Hilfe zur Kontrolle der Fahrgassenschaltung an der Drille.

Die aufgezeichneten Spurlinien lassen sich einfach verschieben. Die Größe des Verschiebeschritts ist dabei frei wählbar. Auch eine Verschiebung der Linien auf die aktuelle Position ist problemlos möglich. Das ist besonders mit dem einfachen SF1 hilfreich. Denn hier verschieben sich die Spurlinien mit der Zeit. Kommt man nach der Mittagspause wieder zum Feld, können schon mal Spurabweichungen von 50 cm oder mehr auftreten.

Lenken im Feld

Im Display muss die Spurführung voraktiviert sein. Dann lässt sich mit zwei Folientastern am Lenkrad oder mit dem zusätzlichen Wippschalter der Lenkradmotor einschalten.

Damit das System zuverlässig die richtige Spur auswählt, darf der Schlepper nicht weiter als 40% des Spurabstandes von der Spur entfernt sein und einen Winkel von 75° nicht überschreiten.

Das Einlenkverhalten ist gut, der Motor macht dabei aber deutliche Geräusche. In der geraden Spur hört man den Motor hingegen kaum. Wir sind bei unseren Einsätzen zwischen 4 und 18 km/h gefahren.

Die Lenkung hält den Schlepper ordentlich in der Bahn – auch mit Frontpacker. Eventuell muss man dazu lediglich ein wenig Zeit in die Einstellungen des Lenkverhaltens investieren. Dazu lassen sich fünf verschiedene Einstellungen für die Lenkempfindlichkeit vornehmen. Die symbolische Erklärung hilft dabei gut, den Regler in die richtige Richtung zu schieben. Insgesamt sind die Untermenüs aber lange nicht so modern und intuitiv gestaltet, wie die vordere Bedienoberfläche. Hier sollte John Deere die Darstellung einheitlich halten.

Minimal lässt sich mit dem ATU 300 0,5 km/h schnell fahren. Fährt man kurzzeitig langsamer, geht das System in den Stand-by-Modus. Sobald man wieder schneller fährt, übernimmt die automatische Lenkung wieder. Bei über 30 km/h schaltet das Lenksystem ab.

Um die automatische Lenkung wieder zu deaktivieren, kann man den Hauptschalter kurz betätigen, das Lenkrad festhalten oder am Lenkrad beherzt drehen. Uns war die Kraft dafür zu hoch. Zwar lässt sie sich im Terminal einstellen, doch deaktivierte sich dann die Lenkung bei dem eingesetzten Fendt hin und wieder von alleine.

Das Lenkorbitrol des 412er gibt zu starke Impulse auf das Lenkrad weiter. Bei anderen Schleppern kann man gegebenenfalls die Eingriffskraft reduzieren. Dass man zum normalen Lenken etwas mehr Kraft braucht, ist unabhängig vom Schlepper und systembedingt. Denn schließlich müssen Getriebe und Motor des ATU immer mitgedreht werden. Wer den Schlepper auch mit dem Frontlader einsetzt, wird den Lenkradmotor wohl häufiger demontieren.

Die Genauigkeit des SF1 (bei über 90% Signalqualität) reichte uns auch für das Spur-an-Spur-Säen aus. Auf unseren kurzen Bahnen (etwa 200 m) sind wir auch in kleinen Beeten gefahren. Eine höhere Genauigkeit hätten wir beim manuellen Fahren nicht erreicht. Zudem konnten wir uns so auf das Anbaugerät konzentrieren oder auch in einer Staubwolke weiterfahren.

Nach kurzen Pausen muss man die Spurlinien aber auf die richtige Position verschieben. Wer das nicht machen möchte, kann das ATU 300 mit einem StarFire 6000-Empfänger mit RTK-Modul und Freischaltung (zusätzlich 5.580 € + ggf. Signalgebühren) fahren.

Die Komponenten lassen sich zu einem späteren Zeitpunkt nachrüsten. Zudem kann man auch einen vorhandenen JD-RTK-Empfänger verwenden. Dann wandern die Grenzen und Spuren im System nicht, und die Signalgenauigkeit steigt auf ±2,5 cm an und der Signalaufbau ist schneller. Außerdem lässt sich das ATU 300 mit dem SF3-Signal fahren, welches eine Genauigkeit von 3,0 cm bietet und neun Monate wiederholbar ist.

Feldgrenzen anlegen

Die Feldgrenze lässt sich durch Umrunden des Ackers aufzeichnen. Dabei hilft die Symbolik sehr gut, an welchem Punkt des Schleppers bzw. des Anbaugeräts die Grenze aufgezeichnet wird. In den Ecken muss man dabei sehr aufpassen, zum passenden Zeitpunkt die Funktion zu pausieren und anschließend wieder zu aktivieren.

Um gerade Grenzen zu erstellen, pausiert man die Grenzfunktion, fährt bis zum anderen Ende des Feldes und aktiviert die Grenzaufnahme wieder. Das Terminal zieht dann eine Gerade. Auch lässt sich eine Feldgrenze anhand der Bedeckungskarte erstellen – schön. Innere Feldgrenzen sind möglich und müssen ebenfalls abgefahren werden. Da das SF1 mit der Zeit wandert, wäre eine Referenzfunktion hilfreich, um die virtuellen Grenzen wieder auf die tatsächliche Position zu schieben.

Schneller Wechsel

Das universelle Lenksystem besteht nur aus den vier Hauptkomponenten StarFire 6000, 4240 Universal Terminal, Lenkradmotor ATU 300 und Kabelbaum mit Schalter. Im Empfänger sind der Nav-Controller und ein Gyroskop integriert. Dadurch ist ein Umbau auf ein anderes Fahrzeug sehr einfach und schnell zu erledigen.

Hilfreich dafür ist lediglich ein zusätzlicher Kabelbaum sowie Halter für Empfänger und Display (400 €) auf der zweiten Maschine. Dann lässt sich das System in etwa 15 Minuten umsetzen. Da die Komponenten nach IP 65 zertifiziert und damit wasserdicht sind, ist auch der Einsatz auf offenen Fahrerplattformen möglich. Die Fahrzeuge müssen aber eine Servolenkung bieten.

Insgesamt gefiel uns das nachrüstbare Lenksystem von John Deere gut. Es sind nur wenige Komponenten notwendig. Dadurch wirkt das System aufgeräumt und es lässt sich schnell umsetzen. Für die reine Navigation schlägt das ATU 300 mit 8490 € zu Buche. Dabei ist eine RTK-Nutzung noch nicht freigeschaltet. Das Terminal 4240 bietet dafür aber eine Isobus-Steuerung und Dokumentationsmöglichkeiten.

---

Weitere Funktionen

Isobus-fähig

Das Universal Terminal 4240 bietet neben der Navigation die Möglichkeit, Isobus-fähige Geräte anzusteuern. Dafür ist lediglich ein zusätzliches Kabel (ca. 700 €) nötig. Dann kann das Terminal auch Section Control und Applikationskarten mit z. B. Düngerstreuer, Spritze oder Sämaschine nutzen.

Die Karten lassen sich per Shape- oder RX-Format importieren. Für das standardisierte Dateiformat ISO-Xml muss man das Terminal im Untermenü von dem John Deere-eigenem Datenformat umstellen. Das ist etwas kompliziert. Die Aufträge am Terminal einstellen oder auf der Online-Plattform John Deere Operations Center anlegen und per USB-Stick oder, wenn ein per Tele­me­triemodul mit dem Terminal ver­bunden ist, drahtlos übertragen.

Mehr zu dem Thema

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.