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Auch für den Stoppelsturz: Köckerling Allrounder flatline

Der neue Köckerling Allrounder flatline übernimmt auch den flachen Stoppelsturz. Was ihn vom Modell profiline unterscheidet und wie er sich im Einsatz schlägt, haben wir uns im Norden angeschaut.

Lesezeit: 8 Minuten

Der Glyphosateinsatz ist in absehbarer Zeit nicht mehr erlaubt. Unkräuter und Ausfallgetreide muss man dann wieder mechanisch bekämpfen. Das geht am besten mit einem flachen Grubberstrich, der zudem im Vergleich zur tieferen Bearbeitung Wasser spart. Für solche Fälle ist der neue Allrounder flatline gedacht. Köckerling nimmt diesen 6 und 7,5 m breiten Grubber zur Agritechnica ins Programm auf. Wir konnten einen 7,5 m breiten Allrounder bereits im Sommer beim Getreidestoppelsturz in Schleswig-Holstein fahren.

Die Anhängung der aufgesattelten Maschine kennt man schon länger von Köckerling. Die schmale und ausziehbare Deichsel lässt sich standardmäßig in den Unterlenkern kuppeln. Auch zwillingsbereifte Schlepper können damit eng drehen. Die Deichsel ist hydraulisch knickbar. Dadurch passt sich der Grubber besser den Bodenunebenheiten an. Zudem muss man am Vorgewende die Unterlenker nicht anheben. Das macht auch den Einsatz mit Kugelkopf oder Zugöse möglich. Für die Straßenfahrt muss man die beiden Zylinder der Knickdeichsel mit je einem Kugelhahn sperren. Die Zylinder der Deichsel sind zusammen mit den Fahrwerkszylindern verbunden.

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Zum Abstellen des Grubbers braucht man leider weiterhin zwei Abstellstützen, die man in die Unterlenkertraverse stecken muss. Schön hingegen ist der große Werkzeugkasten auf der Deichsel, in dem sogar ein kompletter Scharsatz Platz findet. Auf dem Kasten befindet sich auch der Aufkleber für die Hydraulikschlauchbelegung.

Ab zum Feld

Auf der Straße muss man die 3 m breite Maschine nach dem Zusammenklappen wieder etwas absenken, um die 4 m Transporthöhe einzuhalten. Zudem liegt so auch der Schwerpunkt für eine bessere Kurvenfahrt tiefer. Mit Reifen der Größe 500/50R20 ist der ca. 8 t schwere Allrounder gut auf der Straße unterwegs. Die LED-Beleuchtung mit Warntafeln sind, wie die 40 km/h Betriebserlaubnis mit Druckluftanlage, in Deutschland Standard.

Auf dem Acker angekommen muss man lediglich die beiden Kugelhähne der Knickdeichsel öffnen. In den Fahrwerks- und den Klappzylindern sind Rückschlagventile installiert, die sich automatisch beim Senken lösen. Eine Winkelanzeige gibt im ausgeklapptem Zustand die Neigung der beiden Seitenflügel an. Auf jedem Klappzylinder ist jeweils ein Stickstoffspeicher montiert. Über diesen Puffer passen sich die beiden Seitenteile unabhängig voneinander an die Geländestruktur an. Dazu führen insgesamt vier Stützräder der Dimension 380/55-17 vorne den Grubber in der Tiefe. Diese sind über je einen Zylinder hydraulisch zusammen in der Höhe verstellbar.

Hinten übernimmt die von Köckerling bekannte Doppel-STS-Walze die Tiefenführung und Rückverfestigung. Die Walze ist über ein Gestänge mit den Stützrädern verbunden. So verändert sich vorne und hinten die Arbeitstiefe immer gleichmäßig. Eine ordentliche Anzeige auf der rechten Maschinenseite lässt sich gut von der Schlepperkabine aus ablesen. Lediglich die Skalierung könnte feiner sein.

Neue Elemente

Die Arbeitswerkzeuge am Allrounder sind komplett neu. Besonders auffällig ist hier die Messerwalze. Bisher hatte Köckerling noch keine Werkzeuge vor den Stützrädern. Die 360er-Messerwalze hat sechs Messer aus gehärtetem Borstahl. Die theoretische Schnittlänge beträgt ca. 180 mm. Die Walze lässt sich über Zylinder hydraulisch in der Höhe verstellen. Ein Manometer gibt Auskunft über den Druck in den Zylindern. Große Gummielemente, wie man sie von Scheibeneggen kennt, schützen die Messer vor Überlastung.

Insgesamt ist die Messerwalze in sechs Segmente unterteilt, von denen jeweils zwei zusammen in einem Rahmen aufgehängt sind. Mit nur drei Bolzen für die äußeren Rahmen und vier Bolzen für den inneren Rahmen kann man die Walze demontieren und z.B. ein Levelboard montieren. So lässt sich der Grubber besser für die Saatbettbereitung einsetzen. Übrigens kommen als Bolzen bei den meisten Verbindungen wieder die von Köckerling bekannten LockPins zum Einsatz. Dabei verspannen sich zwei Hülsen auf einem konischen Bolzen in der Bohrung, sodass sich der Bolzen nicht mehr dreht und kein Spiel hat.

Sechsreihiges Zinkenfeld

Für den Allrounder flatline hat Köckerling neue Zinken ins Programm aufgenommen. Sie sind mit einer Dimension von 70x12 mm zwar genauso stark, wie beim normalen Allrounder, aber mit 640 mm etwas höher. Zudem sind die Zinken sechsreihig in einem Abstand von 700 mm angeordnet. Das erhöht den Durchgang besonders für hohe Strohmengen. An den Durchgang des Vario mit acht Balken kommt der flatline nicht heran. Der Strichabstand ist aber mit 13 cm gleich und damit kleiner als beim Allrounder profiline.

Die Zinken sind so angeordnet, dass die Scharspitze genau unterhalb des Drehpunktes der Feder liegt. Lenkt die Scharspitze nach hinten aus, bleibt die Tiefe annähernd konstant. Die Federn waren bei unserer Testmaschine mit der optionalen Doppelfeder ausgestattet. So blieben diese noch etwas besser auf Tiefe. Wahlweise gibt es das 60 mm breite Schmalschar, das 55 mm breite Hartmetallschar und das 200 mm breite Gänsefußschar. Dieses war bei unserer Testfahrt montiert. Das Schar steht recht flach, so entsteht ein sehr ebener Bearbeitungshorizont.

Herausforderung am Hang

Wir haben den Allrounder flatline im kupierten Gelände in Ostholstein gefahren. Dort erledigten wir den Weizenstoppelsturz. Die vorlaufende Messerwalze haben wir nicht genutzt. Interessant war die Anpassung der beiden Flügel. Hat man den Druck einmal richtig eingestellt, folgen die Außensegmente den Unebenheiten gut. Sie können bis zu 4° über den Nullpunkt nach unten und oben kippen.

Köckerling gibt Arbeitstiefen von bis zu 15 cm mit den Schmalscharen an. Wir haben bei unserem Einsatz mit etwa 2 bis 3 cm extra flach gearbeitet. Bei einer Fahrgeschwindigkeit von ca. 15 km/h mischte der Grubber das gehäckselte Stroh gut ein und hinterließ ein schönes Arbeitsbild. Unter unseren Bedingungen verstopfte der Allrounder nicht. Bei der geringen Arbeitstiefe hatte unser Fendt 1046 natürlich kaum etwas zu tun. Lediglich die Hanglage erhöhte die Drehzahl etwas.

Die Rückverfestigung und Krümelung der 530er-Doppel-U-Profilwalze mit 130 mm Ringabstand (passend zum Strichabstand) konnte sich auf dem sandigen Lehm sehen lassen. Ein 13 mm starker und ca. 640 mm hoher Striegel zieht das Stroh hinter der Walze noch weiter auseinander. Etwas konnte man am Hang die seitliche Abdrift erkennen. Hierfür gibt es optional eine Hangscheibe, die zwischen dem Fahrwerk sitzt und den Grubber in der Spur halten soll.

Weitere Modelle geplant

Die Lager von Messerwalze und Nachläufer waren an unserem Allrounder flatline wartungsfrei. Trotzdem hatte der komplette Grubber insgesamt 38 Schmiernippel für die Klappgelenke und Zylinderaugen. Davon muss man aber nur acht alle 24 h schmieren. Die restlichen sind nur einmal in der Saison zu fetten. Sechs Nippel gehen auf die optionalen Spurlockerer mit zwei Zinken pro Seite zurück. Diese lassen sich hydraulisch mit zwei Kugelhähnen deaktivieren. Auch der optionale Traktionsverstärker nimmt vier der Schmiernippel in Anspruch. Wir haben ihn bei unserem Einsatz aber nicht benötigt.

Wir vermuten, dass es den Allrounder flatline in den nächsten Jahren mit größeren Arbeitsbreiten geben wird. Zudem sieht die Konstruktion so aus, als ob ein weiteres Levelboard direkt vor dem Nachläufer Platz finden kann.

Insgesamt gefiel uns der neue Allrounder flatline gut. Lediglich Details, wie die Abstellstützen, störten uns. Im Feld muss man nur absteigen, um die Arbeitstiefe zu kontrollieren. Fast alle Einstellungen lassen sich hydraulisch aus der Schlepperkabine verstellen. Elektronik sucht man glücklicherweise ebenfalls vergebens (Beleuchtung mal ausgenommen). So viel solider Komfort hat aber auch seinen Preis. In der Grundausstattung kostet der Allrounder flatline mit 7,5 m Arbeitsbreite gute 60.000 €. In der von uns eingesetzten Ausstattung mit Messerwalze, Spurlockerer, Traktionsverstärker und Doppelfedern sind 67.000 € fällig. Da benötigt man eine entsprechende Flächenleistung, die aber bei bis zu 18 km/h auch möglich ist.

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Erste Erfahrungen: Stoppeln und Saatbett

Der Betrieb Gut Stendorf hat schon eine der ersten Vorserienmaschinen in der Saison 2018 einsetzen können. Betriebsleiter Matthias Wörz zeigte uns die Betriebsstrukturen und berichtete über die bisherigen Einsätze des Allrounder flatline.

Der Betrieb baut hauptsächlich Weizen, Raps, Gerste und Bohnen auf ca. 1 100 ha an und erntet diese mit 12 m Arbeitsbreite. Dabei schafft es der Mähdrescher unter den vorherrschenden Erntebedingungen nicht, die Erntereste gleichmäßig wieder zu verteilen. Deshalb muss die nachfolgende Bodenbearbeitung mit Zinken nachhelfen. Auf dem Betrieb lief seit vielen Jahren bereits ein Allrounder profiline zur Saatbettbereitung. Bei den ersten Versuchen mit diesem Gerät in der Stoppelbearbeitung nach Raps und Weizen kam der Allrounder profiline aber an seine Grenzen, weil keine Zerkleinerung der Rapsstängel vorweg lief und der Durchgang zu gering war. Der testweise Einbau einer Messerwalze brachte deutliche Vorteile, die Tiefenführung des alten Gerätes war dann aber nicht mehr gegeben. Daraus entstand das Konzept des Allrounder flatline. Ein Prototyp lief bereits im Frühjahr 2018 auf dem Betrieb.

Der neue Allrounder flatline erledigt nun in Stendorf den kompletten Stoppelsturz sowie die Saatbettbereitung. Das Gerät arbeitet verstopfungsfrei, Arbeitsgeschwindigkeiten bis zu 18 km/h sind möglich. Solange die Arbeitstiefe nicht mehr als 5–8 cm beträgt, reichen in dem stark kupierten Gelände 360 PS aus. Geht es darüber hinaus, steigt der Kraftbedarf enorm an und ein Fendt 1046 kommt dann zum Einsatz.

Matthias Wörz hat in diesem Jahr ebenfalls ausprobiert, wie er ohne Glyphosat das Ausfallgetreide und Unkrautsamen in Schach halten kann. Seine bisherige Erkenntnis: „Man benötigt ein bis zwei zusätzliche (insgesamt bis zu vier!) Überfahrten bis der Samenvorrat erschöpft ist. Damit ist gerade auf großen Betrieben zukünftig ohne Glyphosateinsatz eine hohe Schlagkraft gefordert. Da passt der Allrounder flatline hin.“

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