Der Digitalverband Bitkom geht davon aus, dass die Kamera- und Sensortechnik fürs autonome Fahren bald zur Serienausstattung eines modernen Traktors gehören wird, ähnlich wie heute die GPS-Steuerung bei vielen Landmaschinen.
„Es ist doch heute schon so, dass der Landwirt das Lenkrad loslässt und die Spur auf den Zentimeter genau gehalten wird, was die Arbeitseffizienz enorm erhöht und auch eine Arbeitserleichterung für den Fahrer darstellt“, erklärt Bitkom-Bereichsleiter Landwirtschaft, Andreas Schweikert, im Interview mit AGRA-EUROPE.
Künftig werde der Landwirt seinen Traktor dann vom Smartphone aus kontrollieren können - vom Feldrand oder dem Büro aus. Bitkom-Mitglied John Deere werde den autonomen R8 - erst kürzlich vorgestellt auf der Tech-Messe in Las Vegas - bewusst nicht in Deutschland, sondern zunächst in den USA und in Südamerika in den Markt bringen, wo von angestellten Mitarbeitern riesige Flächen bewirtschaftet werden.
„Ich kann mir vorstellen, dass der vollautonome Traktor zeitversetzt auch in Deutschland angeboten wird“, so der Bereichsleiter Landwirtschaft. Allerdings hätten hierzulande die Landwirte nicht so dringend auf diesen Digitalisierungsschritt gewartet, dass der Ackerbau dadurch revolutioniert werde.
Vorteile auf der Hand
In der Tierhaltung geht die Automatisierung nach Einschätzung von Schweikert schon heute weiter als auf dem Feld. Das liegt aus seiner Sicht auch daran, dass Vorteile wie Zeitersparnis oder Arbeitserleichterung bei einem Melk-, Reinigungs- oder Fütterungsroboter sofort für den Tierhalter greifbar sind.
„Bei der Messung von Tierwohl spielt die Sensorik eine entscheidende Rolle“, so der Digitalexperte. Sensoren am Ohr oder im Pansen der Kuh lieferten in Echtzeit Daten zum Gesundheitszustand des Tieres, wodurch auch das Wohlbefinden des Tieres beurteilt werden könne. Krankheiten könnten dadurch viel früher erkannt und prophylaktisch behandelt werden; ein möglicher Seuchenherd werde früher entdeckt.
„Gerade in größeren Beständen erleichtert die Sensorik die Einzeltierkontrolle erheblich, denn die Wahrnehmung über menschliche Sinne ist begrenzt“, berichtet Schweikert. Gleichzeitig helfe die Digitalisierung auch dabei, die Transparenz gegenüber dem Verbraucher herzustellen, beispielsweise mit Blick auf das Antibiotika-Monitoring.