Wie zuverlässig arbeiten moderne Traktoren mit reinem Biodiesel, ohne Kompromisse hinsichtlich Leistung oder Umweltstandards zu verzeichnen? Um das herauszufinden, testet derzeit ein Forscherteam des Technologie- und Förderzentrums (TFZ) aus Straubing einen handelsüblichen Schlepper auf einem Betrieb der Bayerischen Staatsgüter in Almesbach.
Seit August 2023 läuft dort ein Claas Axion 830 mit 230 PS auf Äckern und Wiesen mit Biodiesel B100. Das Besondere: Der Kraftstoff wird als sogenannter Reinkraftstoff eingesetzt. Für die Verwendung war lediglich der Tausch der Dieselpumpe aufgrund der leicht unterschiedlichen Viskosität notwendig. Auch einige Leitungen sowie zwei Dichtungen am Dieselkühler wurden ausgetauscht, erklärt Claas-Entwicklungsingenieur Hendrik Kleine. Die Plattform Erneuerbare Antriebsenergie für die Land- und Forstwirtschaft berichtet darüber.
Praktiker sehr zufrieden
Mit dem Betriebsverhalten des Traktors mit Biodiesel sind Betriebsleiter Andreas Kiener und sein Team sehr zufrieden: zuverlässig, keine Leistungsverluste und niedrigere Abgaswerte im Vergleich zum gängigen Diesel.
Der Traktor war bislang rund 855 Arbeitsstunden auf der ca. 280 ha großen Fläche in Almesbach im Einsatz. Aufgaben: Grubbern, Pflügen, Säen, auf Transportfahrten und bei der Gülleausbringung. Der Jahresverbrauch beziffert sich auf etwa 10.000 Litern Biodiesel, heißt es auf www.erneuerbar-tanken.de weiter.
Aufgrund der biologischen Abbaubarkeit von Biodiesel reicht eine provisorische „Tankstelle“: Der Biodiesel wird direkt auf dem Betriebsgelände in sieben 1.000-Liter-Behältern gelagert, die innen eine Hartplastikschale haben und außen mit Metall geschützt sind. Der Kraftstoff wird von der Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel (AGQM) nach ihrem Leitfaden für B100-Anwendungen zur Verfügung gestellt.
Erweiterung des Projekts mit einem Claas Arion 470
Zusätzlich zum Axion wurde im April 2025 das Spektrum des Projekts um einen Arion 470 erweitert, der nun verstärkt in hofnahen Anwendungen getestet wird.
„Die Herausforderung bei der Validierung von Traktoranwendungen liegt in ihrer Vielseitigkeit. Es ist wichtig, dass unsere Technik in den unterschiedlichsten Anwendungen überzeugt – sowohl in langen Einsätzen in der Außenwirtschaft als auch bei täglichen Hofarbeiten“, berichtet Fabian Wohlfahrt, strategischer Programmmanager für alternative Antriebe bei Claas.
Signalwirkung für Landwirtschaft und Politik
Das Projekt ist Teil eines größeren Forschungsvorhabens: Aktuell werden vom TFZ über 30 weitere Maschinen mit alternativen Antrieben auf Bayerischen Staatsgütern getestet, so der Bundesverband Bioenergie (BBE) auf www.erneuerbar-tanken.de weiter.
Das Signal, welches die Wissenschaft, Wirtschaft und Politik hier gemeinsam sendet, ist deutlich: Klimaschutz und Landwirtschaft können, wollen und sollten Hand in Hand gehen, insbesondere, da die Landwirtschaft von einem gesunden Klima und funktionierenden Ökosystemen abhängig ist. Dafür braucht es jedoch die richtigen Rahmenbedingungen, wie z. B. die langfristige und optimalerweise EU-weite Gleichstellung aller erneuerbaren Kraftstoffoptionen, um Investitionen in allen relevanten Branchen zu vereinfachen.