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topplus Chips aus Asien/USA

Coronaeffekt: Landtechnikhersteller klagen über knappe Teile und hohe Preise

Lieferengpässe, explodierende Preise: Der Landtechnikindustrie fehlen Komponenten. Wir haben bei einigen Herstellern nachgefragt.

Lesezeit: 7 Minuten

Stahl, Lager, Hydraulikkomponenten und Computerchips: Derzeit gibt es vor allem in diesen Bereichen extreme Preissteigerungen, Knappheiten und Lieferausfälle. Das trifft die Landtechnik-Branche gerade in einer Phase mit bester Auftragslage. Immer wieder gibt es Meldungen, dass Montagebänder kurzfristig stoppen, weil Teile fehlen. Auch bei Ersatzteilen gibt es Engpässe. Zur aktuellen Situation haben wir uns beim Branchenverband VDMA und verschiedenen Firmen umgehört.

„In einer Mitgliederbefragung haben 45% der Landtechnikunternehmen gravierende Beeinträchtigungen ihrer Lieferketten festgestellt“, berichtete Dr. Bernd Scherer, Geschäftsführer des VDMA, Anfang Mai. Mittlerweile hat sich die Situation weiter verschärft.

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Antony van der Ley, Geschäftsführer Lemken: „Wir brauchen im August 900 t Stahl – unsere Lieferanten haben aber erst knapp die Hälfte zugesagt. Sonderstähle und spezielle Lager sind oft der Engpass. Teils musste die Pflugmontage stoppen, weil Komponenten fehlten.„Dabei haben wir bereits jetzt einen Auftragseingang von 85% des gesamten Vorjahres in den Büchern.“

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Frederik Klein, Marketing-Manager Deutz-Fahr: „Wir arbeiten zurzeit im Normaltakt, aber die Liefersituation mancher vorgelagerten Partner ist angespannt, z.B. bei Felgen. Bisher konnten wir durch frühzeitige Maßnahmen, relevante Engpässe vermeiden. Die Ersatzteilversorgung ist aktuell definitiv gesichert. Wir glauben aber nicht, dass sich die Lage kurzfristig entspannt. Somit wird es weiter schwierig sein, aber wir sind weiter guter Dinge die Liefersituation frühzeitig mit unseren Lieferanten zu koordinieren. Der Auftragseingang ist jedenfalls sehr gut und wir sind sehr zufrieden."

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Niels Veltmann, Geschäftsführer der Kverneland Group Deutschland: „Derzeit laufen alle Kverneland Group Fabriken der Arable Systems und Harvest Systems Division störungsfrei mit erhöhter Kapazität. Aufgrund des hohen Auftragsbestandes betreiben wir die Fabriken im Zwei- oder Dreischichtbetrieb. Die Situation in der Lieferkette ist sehr herausfordernd. Preiserhöhungen bei Rohstoffen, insbesondere bei Stahl und Aluminium, aber auch bei Kunststoffen, sowie verlängerte Vorlaufzeiten bei Hydraulik- und Elektronikkomponenten beeinflussen die Organisation sowie die mittelfristige Planung/Prognose.

Außerordentlicher Fokus und permanente Kommunikation mit den Lieferanten scheint der Schlüssel für die laufende Produktion zu sein. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob wir mit akzeptabler Geschwindigkeit weitermachen und zu viele Verzögerungen für unsere Kunden vermeiden können, die durch unvorhergesehene Umstände und fehlende Komponenten beeinflusst werden.

Der Auftragseingang in der Arable Systems Division ist nach wie vor stabil auf hohem Niveau. Alle Bereiche, konservierende und konventionelle Bodenbearbeitung, Drilltechnik und ganz besonders die Pflanzenschutz- und die Düngetechnik verzeichnen gute Tendenzen.

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John Deere musste bisher noch nicht aussetzen, beobachtet die Situation aber kritisch. JD-Pressesprecher Ralf Lenge: "Wir nehmen Arbeitszeitanpassungen entsprechend vor, wenn es aufgrund der Teileverfügbarkeit angezeigt ist. Die Teileversorgung bleibt angespannt, ist aber weiterhin gegeben. Die Kapazität bei einigen Warengruppen ist und bleiben global limitiert, wie z.B. Elektronik-Bauteile, Stahl, Kunststoffe und Lager. Wir managen die Situation durch vorausschauendes Handeln und enge Zusammenarbeit mit der Lieferkette."

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Manja Morawitz, Fendt-Pressesprecherin: "Am 3. Mai sind wir wieder ganz regulär mit der Traktorenproduktion angelaufen. In Summe hatten wir sieben Werkstage keine Produktion. Bereits seit Beginn der Corona Krise im vergangenen Jahr stehen die globalen Lieferketten unter Stress. In der angespannten Situation begrenzen sich die Engpässe nicht auf einzelne Lieferanten oder Bauteile. Aktuell gibt es Herausforderungen vor allem bei der Beschaffung von Kunststoff, Stahl oder auch Elektronikkomponenten.

Die Pandemie zwingt viele Hersteller – wie auch Fendt – derweil kleinere Lager für Teile anzulegen, um kurz- und mittelfristig die schwankenden Lieferketten zu kompensieren. Um aber die Komplexität & Varianz der Fendt Traktoren für die Kunden weiterhin so anbieten zu können, setzen wir auch zukünftig auf eine Just-in-Time–Produktion.

Der Auftragseingang ist derzeit enorm. Die Industrie hat nicht nur in Deutschland, sondern auf fast allen Märkten in Europa angezogen. Gerade die enormen Marktpreise für Getreide oder Mais lassen Landwirte in Technik investieren."

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Elektronikbauteile sind knapp

Engpässe werden auch bei Kunststoffgranulaten gemeldet. Einen weiteren Engpass gibt es bei Computer-Chips – also Elektronikbauteilen. Ein bekannter Hersteller für Terminals wollte zum Thema überhaupt keine Stellung gegenüber top agrar beziehen. Ein uns persönlich bekannter Servicetechniker für GPS-Lenksysteme berichtete aber, dass die Lager seines Arbeitgebers bis auf wenige Systeme leergeräumt seien – ohne Aussicht auf Besserung. Bei der Reparatur von Systemen macht die Werkstatt mittlerweile eine Art Triage und kann die Kunden nicht mehr gleichbehandeln.

Auch die Automobil-Industrie leidet massiv unter Zulieferer-Problemen mit Elektronik - siehe unten. Treiber sind der Corona bedingte Digitalisierungsschub, der weltweite Trend zu Homeoffice-Arbeitsplätzen und die starke Nachfrage im Bereich Unterhaltungselektronik. Die Kernkomponenten in der Elektronik stammen von immer weniger Anbietern. Das macht das System anfällig.

Auch viele Komponenten im Bereich Automotive, Truck & Bus, Baumaschinen stammen oft von denselben Herstellern wie die Landtechnik-Teile. Die Zulieferer können den Nachfrageboom nicht bedienen. „Teils liegen die Lieferzeiten selbst für gängige Komponenten bei ca. sechs Monaten“, sagt Saphir-Geschäftsführer Stefan Schröder.

Und schließlich werden Paletten sowie Transportkapazitäten knapp. Die Containerfrachtraten von Asien gen Europa klettern täglich. Teilweise liegen die Kosten doppelt so hoch wie im Vorjahr, und manchmal fehlen schlicht die Container an den Produktionsstandorten. Zudem hat sich die Havarie im Suezkanal die Lieferketten gestört.

Viele unsere Ansprechpartner machen die Auswirkungen der Corona-Pandemie für die aktuelle Situation verantwortlich. Oft wurden Produktionsanlagen für Teile gedrosselt oder sogar gestoppt. Je nach Corona-Lage hält dieser Zustand noch an – siehe Indien.

Andererseits boomen der asiatische Raum und vor allem der chinesische Markt. Auch in Nordamerika läuft die Produktion auf Hochtouren. Weltweit fahren Länder ihre Fabriken wieder hoch, alle haben Nachholbedarf.

Verknappung teils bewusst herbeigeführt

China hat mittlerweile 60 bis 70 % Anteil an der weltweiten Stahlproduktion – und behält einen Teil des produzierten Stahls derzeit für sich. Teils sehen unsere Ansprechpartner auch eine künstliche Verknappung. Einer sagt: „Jetzt rächt sich, dass wir in Deutschland unsere Stahlwerke abgebaut und nach Asien verschifft haben.“ Doch Antony van der Ley ist optimistisch und rechnet ab dem dritten Quartal mit einer Beruhigung der Lage. Das hängt entscheidend vom Impffortschritt und der weiteren Corona-Entwicklung ab. Andere erwarten erst 2022 Entspannung.

Wie wirkt das alles auf die Preise für Landtechnik aus? Allem voran treibt der Stahlpreis die Verkaufspreise. Stahl kostet je nach Güte zwischen 70 und 100 % mehr als noch vor wenigen Monaten. Wie stark die Maschinenpreise steigen, hängt von Anteil knapper Teile ab. Also: Je höher der Stahlanteil und je geringer der anderer Kosten, desto stärker klettert der Preis.

Seit Mitte April kalkulieren einige Firmen mit einem Materialpreisaufschlag auf den Listenpreis, der aktuell bei 2,5 bis 3 % liegt. Es bleibt abzuwarten, wie weit dieser Faktor steigen wird. Wahrscheinlich ist es sinnvoll, eine nicht unbedingt notwendige Investition in ruhigere Zeiten zu verschieben.

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Chips sind Mangelware

Auch die Autohersteller sind alarmiert: Immer öfter bleiben die Bänden an den Stellen stehen, wo die ersten Steuergeräte eingebaut werden sollten. Denn die sind inzwischen Mangelware, weil diese sogenannten Blackboxes Halbleiter benötigen, die aktuell kaum aufzutreiben sind, berichtete am Dienstag auch der SPIEGEL.

Unter anderem Volkswagen habe seine Produktion zuletzt drosseln müssen. Konzernchef Herbert Diess habe den akuten Mangel damit begründet, dass während des Wintersturms in den USA mehrere Halbleiterfabriken ausfielen und ein Brand beim japanischen Hersteller Renesas die Lage verschärfte. Volkswagen führe mit Lieferanten Gespräche, um die Versorgung abzusichern. Außerdem sei der Konzern mit großen Halbleiterkonzernen wie Infineon und Intel in Kontakt, um für die kommenden Jahre mehr Kapazitäten zu bekommen.

Die Gespräche sollen aber schwierig sein, heißt es, weil die Halbleiterhersteller seit Ausbruch der Krise lieber Computerhersteller und Anbieter von Unterhaltungselektronik bedienen. Dort seien die Gewinne höher. Insider rechnen frühestens zum Ende des Jahres mit einer Entspannung der Lage.

Die zugrunde liegenden Probleme wären aber auch nicht behoben, wenn das Angebot wieder steige, sagte Meissner. Sie lägen darin, dass der Markt von einigen wenigen Anbietern beherrscht werde, die die Bedingungen diktieren könnten. Zu ihnen gehörten neben Intel vor allem die Branchenriesen aus Asien, allen voran TSMC aus Taiwan oder Samsung aus Südkorea.

Europa selbst tut sich indes weiter schwer mit dem Aufbau neuer Fabriken, weil sie sehr kapitalintensiv sind. Fachleute halten es daher für illusorisch, dass wir irgendwann unabhängiger von Lieferanten aus Asien und den USA werden, schreibt der SPIEGEL.

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