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So wertet ein Lohnunternehmer Gülle und Gärreste mit ASL auf

Wie Lohnunternehmer Uwe Stubbemann durch Zugabe von ASL eine besonders hohe Effizienz bei der Gülledüngung erreichen will und welche Technik er dafür einsetzt.

Lesezeit: 7 Minuten

Uwe Stubbemann ist erst seit 2019 Lohnunternehmer im Landkreis Diepholz. Zuvor hat er seinen eigenen Milchviehbetrieb mit 100 Kühen und seit zehn Jahren zusätzlich eine Biogasanlage geleitet und bewirtschaftet. Doch nach einem gesundheitlichen Rückschlag gab er die Landwirtschaft auf. Bei der Biogasanlage ist er nur noch einer von mehreren Gesellschaftern. Ein neuer Mitarbeiter kümmert sich um die Anlage. Ganz von der Landwirtschaft konnte sich der 56-Jährige allerdings nicht trennen: „Zusammen mit meinem Sohn Jan-Lukas habe ich hier in Sulingen ein Lohnunternehmen gegründet. Mein Junior ist Technikfreak, er kümmert sich fabelhaft um die Maschinen.“

Zurzeit bietet das Duo Gülleausbringung, Mähdrusch, Maislegen, Rundballen pressen und wickeln sowie Grüngutbergung mit Ladewagen an. In Spitzenzeiten unterstützen zwei Aushilfen. Der Schwerpunkt des Unternehmens liegt in der Gülleausbringung. Neben einem 20 m³ großen Ausbringfass setzen die Niedersachsen noch ein Zubringergespann ein. Seit letztem Frühjahr ist zudem eine Sonderanfertigung des Güllewagenherstellers Kotte dazugekommen.

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Ammoniumsulfatlösung im zweiten Tank

Das Tridem-Fass ist in zwei Kammern aufgeteilt. Vorne haben 26,5 m³ Gülle oder Gärrest Platz. Hinten kann das Fass 3,5 m³ Additiv mitführen. Stubbemann nutzt das für die Zudosierung einer Ammoniumsulfatlösung (ASL). Denn seitdem 2018 ein Mitgesellschafter der Biogasanlage seinen Milchviehbetrieb von 100 auf 400 Kühen erweitert hat, gibt es in der Anlage eine Vakuumverdampfungsanlage, die das Volumen der Gärreste reduziert und ASL erzeugt.

Den Großteil der ASL bringt das Lohnunternehmen Stubbemann zusammen mit der Gülle aus. Früher haben sie dazu einfach über ein IBC-Container die ungefähre Menge ausgelitert und mit in den Saugschlauch beim Befüllen laufen lassen. Das konnten besonders Aushilfsfahrer mal vergessen.

Zudem gab es auf weit entfernten Grünlandflächen ein weiteres Problem: Man konnte laut Uwe Stubbemann beobachten, dass später die Grasnarbe zu Beginn der Ausbringstrecke deutlich dunkelgrüner war, als am Ende der Strecke. Das ASL entmischte sich während der Fahrt zum Feld, denn ASL ist mit etwa 1,25 kg/l deutlich schwerer als Gärrest. Ein genaues Ausbringen war auch mit durchgehendem Rühren kaum möglich. Das stark korrosive ASL griff zudem Bauteile des Güllewagens an.

Maßgeschneiderte Lösung vom Hersteller Kotte

Mit seiner Idee einer Zweitanklösung trat Stubbemann an seinen Händler Schröder Landtechnik heran. Dieser wandte sich an den Fasshersteller Kotte aus Rieste. Zusammen mit den Ingenieuren entwarf Uwe Stubbemann das neue Fass. Um sich möglichst aus dem Baukasten des Herstellers bedienen zu können, verwendeten sie den Grundbehälter eines 30 m³-Fasses. Hier trennte man mit einer durchgehenden Wand 3,5 m³ des Behälters ab.

Die Zusatzkammer ist mit einem eigenen Dom und einem kleinen Pumpensumpf versehen. Die Stahlkammer ist von innen doppelt beschichtet, um Korrosion zu verhindern. Man sollte den Tank trotzdem regelmäßig inspizieren, um eventuelle Schäden frühzeitig ausbessern zu können. Stubbemann reinigt den Tank nach jedem Einsatz, um Rost vorzubeugen.

Für die Dosierung ist eine separate Verdrängerpumpe von Vogelsang seitlich hinten links am Fass montiert. Die aus dem Industriebereich stammende Pumpe ist komplett aus rostfreiem Stahl gefertigt – ebenso alle anderen Teile, die direkt mit dem Additiv in Berührung kommen. Direkt hinter der Pumpe ist ein Drucksensor montiert. Er meldet eventuelle Verstopfungen direkt ans Terminal. Vor und hinter der Pumpe ist ein Kugelhahn mit kurzem Schlauch zum Boden montiert. Damit lässt sich die Pumpe komplett entleeren.

Die Additivpumpe wird genauso wie die Güllepumpe hydraulisch angetrieben. Eine zapfwellengetriebene Hydraulikpumpe versorgt die Hydraulikmotoren. Ventile regeln die Drehzahl, um unabhängig von Zapfwellendrehzahl und Fahrgeschwindigkeit ausbringen zu können.

Die Güllepumpe fördert die Gärreste durch eine Leitung oberhalb des Tanks nach hinten. Hier entscheidet ein Dreiwegehahn, ob die Gülle wieder in den Tank geleitet wird oder weiter nach hinten zum Ausbringgerät. Direkt hinter dem Dreiwegehahn ist eine Düse aus Edelstahl montiert, welche das Additiv mit der Gülle vermischt. Dahinter sind alle Teile wieder Standardbauteile, also meist aus verzinktem Stahl. Laut Kotte soll die Mischung hier aber nicht mehr so aggressiv und damit korrosiv sein. Der zusätzliche Aufbau der Additivanlage kostet etwa 30.000 €.

ASL direkt mit dabei, Gülle kommt vom Zubringer

Uwe Stubbemann befüllt den Additiv-Tank meist direkt an der Biogasanlage, bevor er zum Feld fährt. An der Anlage lagern bis zu zweimal 100 m³ ASL. Davon bringt der Lohnunternehmer etwa 90 % über die Gülle aus. „Der Stickstoffgehalt schwankt etwas in der ASL. Wir können zwar selber auch den Gehalt prüfen, machen das meist aber über ein zertifiziertes Labor, damit die Kunden auf Nummer sicher gehen können“, berichtet Stubbemann.

Zum Befüllen schließt er einen Schlauch mit Kamlok-Kupplung an den 3"-Befüllstutzen am Fass an. Eine Pumpe am Lagerbehälter befüllt den Tank. Ein Ansaugen mit der montierten Drehkolbenpumpe ist nicht möglich. Beim Befüllen achtet Stubbemann darauf, nicht mehr ASL zu tanken, als er am Tag benötigt. Denn ein Entleeren zurück in die Lagerbehälter ist zurzeit nicht vorgesehen. Man kann lediglich unten am Tank einen Kugelhahn öffnen, damit die Restmenge in einen Abfluss zurück in einen Güllebehälter läuft. Ein Sensor im Tank gibt aber den genauen Füllstand in Prozent im Terminal wieder. Zudem gibt es im oberen Teil ein Schauglas. Damit lässt sich ein Überlaufen des drucklosen Tanks verhindern.

Mit dem vollen 3,5 m³-Tank kann der Fahrer zum Feld fahren, denn das gesamte Gespann, inklusive des Fendt 930 Vario mit Rad- und Frontgewichten, wiegt dann genau 40 t. „Die Gülle bringen wir mit Zubringern direkt zum Feld. Das war uns aber auch vorher klar“, erzählt Uwe Stubbemann ganz gelassen. Rad- und Frontgewichte seien bei dem Ausbringgespann für eine ordentliche Traktion besonders auf Grünland auch nötig. Zur Bodenschonung setzt der Unternehmer auf eine Reifendruckregelanlage V4000 von PTG am Fass sowie am Schlepper. Zudem schont die hydraulische Zwangslenkung die Grasnarbe.

ASL-Vorrat für einen halben Tag

Der 3,5 m³-Tank mit ASL reicht meist für etwa einen halben Tag. Je nach Entfernung zur Biogasanlage fährt der Fahrer wieder zur Befüllstation oder er bekommt ASL per IBC zugeliefert. Uwe Stubbemann ist mit dem Fass im Umkreis von bis zu 45 km um die Anlage im Einsatz. Dabei setzt er neben einem 30 m-Schleppschuhgestänge auch eine 6 m-Güllescheibenegge oder ein 6 m-Strip-Till-Gerät ein. Als Vorteil der Zudosierung von ASL nennt der gelernte Landwirt, dass die Gülle etwas angesäuert wird und so die Ausbringverluste weiter sinken.

Die Bedienung der Anlage läuft über die Isobus-Bedienmaske vom Güllefass. Hier hat Kotte ein weiteres Untermenü integriert. Um alle Funktionen im Blick zu haben, setzt Stubbemann auf das zusätzliche Terminal T56 von Kotte. Zudem hat er einen Aux-N-Joystick montiert.

Das Fass bietet zehn Teilbreiten. Hier übernimmt das Schlepperterminal die Steuerung. Auch eine Gülleausbringung per Applikationskarte ist möglich. In diesem Jahr haben Vater und Sohn diese Funktion häufiger getestet. Im nächsten Jahr möchten sie das auch ihren Kunden aktiv anbieten.

Die ASL-Dosierung ist hingegen nicht variabel. Diese lässt sich in l/ha im Untermenü eingeben. „So bekommt jeder Teil der Fläche eine gewisse Grunddüngung“, argumentiert Stubbemann das Verfahren. Bei Kotte gehen die Überlegungen zurzeit noch weiter. Hier spielt man mit dem Gedanken, die Nährstoffe der Gülle per NIRS-Sensor zu scannen und gülle- und teilflächenspezifisch mit ASL aufzudüngen. „Das ist ein spannendes Thema. Wenn das unsere Kunden fordern, werden wir uns auch damit beschäftigen“, ergänzt Uwe Stubbemann abschließend.

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