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Elektro-Teleskoplader Faresin 6.26 full electric im Test

Dank seines Elektroantriebs schleicht der Faresin 6.26 full electric auf leisen Sohlen durch den Stall und über den Hof. Welche Vorteile dieses Antriebskonzept noch bringt, haben wir getestet.

Lesezeit: 7 Minuten

Dass er nicht wie alle anderen ist, macht der Faresin 6.26 full electric von Weitem klar: Im Gegensatz zu den dieselbetriebenen Lademeistern des norditalienischen Familienunternehmens rollte dieser Akku-Lader nämlich im eleganten Weiß auf unseren Testbetrieb.

Seit mehr als zwanzig Jahren baut Faresin bereits Teleskoplader im eigenen Werk in Breganze. Mit der vollelektrischen Version des kleinsten Modells 6.26 wurde Faresin zu einem Vorreiter der Lader-Elektrifizierung. Denn der 6.26. full electric hat die Konzeptphase bereits verlassen und steht mittlerweile in der regulären Preisliste.

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Der 6.26 full electric baut auf dem bereits vorhandenen Modell 6.26 auf. Die Aufgabe des Dieselmotors teilen sich beim E-Lader ein 15 kW starker Elektromotor für den Fahrantrieb und ein 10 kW-Elektromotor für das Hydrauliksystem. Ersterer sitzt direkt über der Vorderachse, letzterer in der Heckkonsole. Damit ist der Platz unter der Motorhaube frei für den Akku, zwei Wechselrichter, das Ladegerät und einen Ölkühler.

Dass der 6.26 full electric mit insgesamt 25 kW nur auf die halbe Systemleistung des dieselbetriebenen 6.26 kommt, ist Faresin zufolge ein Kompromiss zwischen der Leistung und dem Platzbedarf der beiden Elektromotoren. Größere Motoren hätten mehr Platz benötigt, der schlichtweg nicht vorhanden ist. So liefert der 6.26 full electric mit 5,9 m Hubhöhe und 2,6 t maximaler Tragfähigkeit zwar dieselben Leistungsdaten wie sein Diesel-Kollege, geht dabei aber etwas gemütlicher ans Werk.

Im Alltag hätten wir uns vor allem auf der Siloplatte etwas mehr Biss gewünscht, um die Siloschneidschaufel besser in den Silostock drücken zu können. Bei allen anderen Arbeiten wie dem Ballenstapeln oder dem Entmisten kamen wir mit der Leistung des 6.26 full electric durchaus zurecht.

Große Batterie sinnvoll

Die Lithiumbatterie unter der Motorhaube fasst laut Werksangaben in der Standardausführung 300 Ah bei einer Spannung von 80 V. Auf Wunsch ist wie bei unserem Testmodell auch eine 400 Ah-Batterie zu haben, die wir aufgrund der längeren Laufzeit wärmstens empfehlen. Apropos Wärme: Um den Wirkungsgrad in einem optimalen Bereich zu halten, wird das Batteriepaket bei Bedarf gekühlt oder geheizt. Laut Faresin ist der Energieaufwand in beiden Fällen geringer als der durch den verminderten Wirkungsgrad drohende Verlust.

Dem Akku-Hersteller zufolge beginnt der Speicher erst nach frühestens 2.000 Ladezyklen Kapazität zu verlieren. Ausgehend von einer täglichen Ladung entspräche das knapp fünfeinhalb Jahren – ein guter Wert, sofern er sich in der Praxis bewahrheitet.

Akku strategisch laden

Dass der Akku täglich geladen wird, ist zumindest für die Bedingungen unseres Testbetriebs realistisch. Nach den morgendlichen zwei Stunden Futtermischwagen-Befüllen, einer Stunde Ausmisten und Einstreuen sowie diversen Lade- und Transportarbeiten war der Akkustand zum Mittag hin meist auf 25 bis 15 % gesunken. Um auch am Nachmittag noch Reserven zu haben, hingen wir den Lader in der Regel über die Mittagspause an die Steckdose.

Da das Volltanken im Vergleich zum Diesel-Pendant nicht wenige Minuten, sondern – zumindest mit dem standardmäßigen On-board-Ladegerät – bis zu 20 Stunden dauert, ist vorausschauendes Laden ohnehin ein Muss. Wer am Morgen die volle Power haben will, sollte also abends den Stecker nicht vergessen.

Die gute Nachricht: Nach eigenen Angaben arbeitet Faresin bereits mit Hochdruck an einer im Fahrzeug integrierten Schnellladefunktion. Bis dahin empfehlen wir die optionale Schnelladestation zur Montage in der Maschinenhalle. Sie soll den Stromspeicher in etwa eineinhalb Stunden vollladen – optimal, um den Peak der Photovoltaikanlage über Mittag zu nutzen.

Geräumiger Arbeitsplatz

Ist der Schuko-Stecker einmal vom Netz getrennt und hinter einer kleinen Klappe an der Motorhaube verstaut, kann der Fahrer in der geräumigen Kabine Platz nehmen. Da Faresin für alle Teleskopladerbaureihen vom 2,6- bis zum 7-Tonner die gleiche Kabine benutzt, ist das Platzangebot im 6.26. full electric erfreulich üppig.

Ein Pluspunkt, den jeder lobte, der sich im Laufe des Tests auf den Fahrersitz setzte; genauso den serienmäßigen Grammer-Luftsitz. Kritikwürdig sind hingegen die fehlenden Ablagemöglichkeiten für Meterstab, Kabelbinder und ähnliche Uten­silien.

Durch Drehen des Zündschlüssels schaltet der Fahrer den Teleskoplader ein. Als Nächstes muss er drei Sekunden lang auf einen Knopf an der Seitenkonsole drücken, um den Fahrantrieb zu aktivieren. Ist er an, leuchtet der Knopf je nach Betriebsmodus rot (Standard) oder grün (Eco).

Während Fahrantrieb und Hydraulik bei Ersterem mit voller Leistung arbeiten, werden sie bei Letzterem beide gedrosselt. Dies kann aus unserer Sicht für den Fahrantrieb sinnvoll sein, nicht aber für die Hydraulikfunktionen. Entsprechend wünschen wir uns hier eine Trennung.

Nacharbeiten sollte Faresin auch bei Fahrpedal und Joystick. Beide sprechen relativ spät an und erschweren so ein feinfühliges Arbeiten. Dazu trägt auch die Motorik des Teleskoparms bei: Dass es Druck braucht, um ihn zu heben, ist klar. Dass er aber auch von der Hydraulik zu Boden gedrückt wird anstatt von der Schwerkraft, leuchtet uns nicht ein. So kostet diese Bewegung unnötig Energie. Zudem kann der Arm nicht federn, worunter der Bedienkomfort ebenso leidet wie unter der nicht vorhandenen Endlagendämpfung.

Leises Arbeiten

Absolute Spitze und neben der Freiheit von Abgasen sicher eines der gewichtigsten Kaufargumente für den E-Teleskoplader ist das niedrige Geräuschniveau, mit dem er seine Arbeit verrichtet. Der Motor für den Fahrantrieb quittiert den Druck aufs Fahrpedal mit einem leisen Surren. Der Motor für die 80 l-Hydraulikpumpe geht abgesehen von kurzen Heulern bei Lastspitzen ebenfalls unaufgeregt ans Werk. Das gefiel nicht nur den Tieren im Stall, sondern sorgte auch bei den Fahrern für Entspannung.

Für Unmut sorgte dagegen der Ventilblock am Geräteträger. Zum einen, weil die beiden Kupplungen für den dritten Steuerkreis sehr nah beieinander liegen, weshalb man sich leicht die Finger quetschen kann.

Zum anderen, weil bei unserer Testmaschine hier kein Sperrblock montiert war. Das führte dazu, dass sich beispielsweise das Messer der Siloschneidschaufel während der Heranfahrt an den Silostock wieder absenkte, wenn der Fahrer das Ventil nicht dauerhaft mit Druck beaufschlagte. Dann musste er die Schaufel direkt vor dem Silostock erneut öffnen – flüssiges Arbeiten sieht anders aus. Unserer Meinung nach sollte der Sperrblock von der Optionsliste in die Serienausstattung wandern.

Zudem wünschen wir uns eine Anzeige dafür, ob die Verriegelung des Anbaugeräts eingerastet ist oder nicht. Aufgrund der Positionierung des Ventilblocks am Geräteträger ist dies aktuell leider nicht ersichtlich.

Direkt darunter findet sich auf unserer Wunschliste eine automatische Zentrierung für die Achsen. Sie würde den Wechsel zwischen den drei Lenkarten „Vorderachse“, „Vierrad“ und „Hundegang“ deutlich komfortabler machen. Aktuell hilft dem Fahrer dabei nur eine Anzeige, die grün leuchtet, wenn die Achsen gerade stehen.

Für viele, aber nicht für alle

Für den Akku-Teleskoplader sprechen seine vergleichsweise geringen Unterhaltskosten. Er braucht weder Diesel und Motoröl noch die zugehörigen Filter. Auch die sonst typischen Wartungsarbeiten eines Verbrennermotors entfallen. Das spart Zeit und Geld. Im Gegenzug ist die Dieselvariante bei der Anschaffung deutlich günstiger. Diese beiden Faktoren gilt es vor der Anschaffung gegenzurechnen.

Faresin zufolge amortisiert sich der E-Antrieb nach etwa 3.500 bis 4.000 Betriebsstunden. Das dürfte in der ­Praxis nach fünf bis sechs Jahren der Fall sein.

Die Kombination aus lokaler Emissionsfreiheit, niedrigem Geräuschpegel und der Möglichkeit, den Strom aus der hofeigenen PV- oder Biogasanlage zu nutzen, dürfte den Faresin 6.26 full electric für viele Betriebe interessant machen – umso mehr, wenn der Hersteller noch die eine oder andere Hausaufgabe macht. Von den Verbesserungen würde auch das Diesel-Pendant 6.26 profitieren.

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