Elektroautos sollen nach dem Willen der Regierung einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten. Bis zum Jahr 2030 soll es 10 Mio. E-Autos auf deutschen Straßen geben.
Auch für Photovoltaikanlagenbesitzer sind sie interessant, weil sich ihre Batterie mit Solarstrom vom eigenen Dach laden lässt. Der Vorteil der „Stromer“: Sie stoßen beim Fahren kein CO2 aus. Auch die EU stuft sie als „Null-Emissions-Fahrzeuge“ ein.
Kritik: E-Auto ist Umweltlüge
Doch die Emissionen beim Fahren sind nur eine Seite der Medaille. Der Wiener Motorexperte Prof. Friedrich Indra beispielsweise bezeichnet Elektroautos als „Umweltlüge“. Er kritisiert dabei vor allem die Umweltbelastung und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, die die Gewinnung von Kobalt oder Lithium verursachen würden. Beide Rohstoffe werden im großen Stil zur Produktion der Akkus für Elektroautos verwendet.
Auch das Münchner ifo-Institut hatte im Jahr 2019 mit einer Studie für Aufsehen gesorgt, wonach ein Tesla-Pkw das Klima stärker belaste als ein vergleichbarer Diesel. Als negativ stuften die Studienautoren hierbei die Batterieproduktion und den CO2-Ausstoß bei der Stromproduktion ein.
Allerdings hängt jede Klimabilanz stark von den zugrunde gelegten Annahmen ab. So wurde auch die ifo-Studie in den Medien dafür kritisiert, sie hätte die Annahmen zu Verbrennungsmotoren geschönt und bei den E-Autos extrem negative Werte verwendet.
Vorteile überwiegen
In der Tat benötigt die Herstellung von Batteriezellen viel Energie und verursacht in deren Herkunftsländern (China, Japan, Korea) CO2-Emissionen, heißt es in der Studie „Klimabilanzen von E-Fahrzeugen“, die das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) im Auftrag der Denkfabrik Agora Verkehrswende erstellt hat. Trotzdem sieht das ifeu schon heute Vorteile für diese Antriebsart:
- In allen untersuchten Fällen hatte das Elektroauto über den gesamten Lebensweg einen Klimavorteil gegenüber dem Verbrenner. Hierfür haben die Autoren ein Fahrzeug der Kompaktklasse als Elektro-, Benzin- und Dieselversion mit einer Fahrleistung von 150000 km betrachtet. Selbst bei heutigem Strommix käme der „Stromer“ gegenüber Diesel noch auf eine bessere Klimabilanz.
- Ab 60000 gefahrenen Kilometern ist das Elektrofahrzeug besser als der Benziner, ab 80000 km besser als der Diesel.
- Bei Stadtfahrten erreichen die Elektrofahrzeuge diesen Punkt eher.
- Die Antriebsenergie hat mehr Einfluss auf die Klimabilanz als die Batterie. Wenn der Ausbau der erneuerbaren Energien im Rahmen der Energiewende forciert wird, wächst der Klimavorteil des Elektroautos.
- Mit dem Fortschritt bei der Batterieentwicklung, insbesondere durch effizientere Fertigungsprozesse, höhere Energiedichte, verbesserte Zellchemie und CO2-ärmeren Strom bei der Herstellung, kann auch die Klimabilanz der Batterie stark verbessert werden.
Kobalt und Lithium kritisch
Auch das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) bestätigt in einem Faktencheck zu Elektroautos die negativen Auswirkungen, die der hohe Rohstoffbedarf und deren aufwendige Herstellung haben.
Für die Batterie relevante Rohstoffe sind Kobalt, Lithium, Nickel, Mangan und Graphit. E-Pkw benötigen außerdem die Elemente („Seltene Erde“) Neodym, Praseodym und Dysprosium für den Antriebsmotor. Bei der Gewinnung von Lithium aus Salzseen in Chile, Argentinien und Bolivien wird viel Wasser verbraucht, was bei schon bestehender Wasserknappheit laut Fraunhofer ISI zu Problemen führt.
Zum ebenfalls häufig kritisierten Kobalt stellen die Wissenschaftler fest, dass 60% der weltweit abgebauten Mengen aus dem Kongo stammen. Mangels Arbeitsschutzmaßnahmen im Kleinbergbau gibt es Gesundheitspro-bleme durch Schwermetalle wie Uran, tödliche Unfälle und Kinderarbeit. Allerdings würden mehrere internationale Initiativen darauf abzielen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Der häufig geäußerten Kritik, die Rohstoffe könnten weltweit nicht ausreichen, halten die Wissenschaftler die Auswertung mehrerer Studien entgegen. Alle kamen zu dem Schluss, dass für eine globale Elektromobilität ausreichend Batterierohstoffe wie Lithium, Kobalt, Nickel, Mangan und Graphit vorhanden sind, selbst wenn die Batterienachfrage weiter steigt.
Zudem könnten Nickel und Kobalt zu 90% aus gesammelten Batterien zurückgewonnen werden. Zudem werde der Kobaltbedarf dank neuer Kathodenmaterialien sogar sinken.
Das Fazit der Wissenschaftler: Der Ausbau der erneuerbaren Energieträger, das Marktwachstum und die technische Reife der Batterie- und Fahrzeugtechnik werden dazu beitragen, dass sich E-Pkw zu einer kostengünstigen und nachhaltigen Alternative entwickeln.