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SVLFG

Fehler auf dem Hof offen ansprechen

Gute Fehlerkultur bedeutet, offen über gefährliche Situationen, die man bei der Arbeit erlebt hat, sprechen können. Wer z.B. aus Beinahe-Unfällen lernt, senkt das betriebliche Unfallrisiko deutlich.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) weist darauf hin, dass Landwirte gerade aus Missgeschicken oder Beinahe-Unfällen sehr viel lernen können. Idealer Weise leiten Unternehmer daraus Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes im eigenen Betrieb ab. Das gelinge aber nur, wenn keiner befürchten muss, Nachteile zu erleiden, wenn er einen Fehler zugibt oder anspricht. Der richtige Umgang mit Fehlern werde dann zu einem Motor für ständige Verbesserungen im Arbeitsablauf, heißt es.

Die SVLFG rät deshalb zu einer Kultur des „Bessermachens“ und unterstützt dabei im Rahmen der Präventionskampagne „kommmitmensch“.

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Praxisbeispiele

Der Lehrling soll abends den Futtermischwagen noch in der Maschinenhalle abstellen bevor er nach Hause geht. Es ist schon dunkel draußen als er den Motor anlässt, den Rückwärtsgang einlegt und in den Rückspiegel schaut. Dort sieht er die ebenfalls dunkle Toreinfahrt. Er stößt langsam zurück, plötzlich kommt ein Schrei „Stopp! Da ist ein Kind!“.

Der Azubi bremst sofort ab. Tatsächlich ist dort im Dunkel der Halle ein Kind mit seinem Dreirad unterwegs. Der Auszubildende erzählt diese Geschichte am nächsten Morgen und der Betriebsunternehmer gesteht, dass ihm selber auch schon manchmal mulmig geworden ist beim Rangieren auf dem Hof. Also beschließt er an den Futtermischwagen ein Rückfahrkamerasystem anzubringen. Zusätzlich sorgt er dafür, dass in der Halle eine Beleuchtung mit Bewegungsmelder eingebaut wird.

Ein weiteres Beispiel: Im Wald von Josef G. sind Bäume vom Borkenkäfer befallen. Der Waldnachbar macht ihn darauf aufmerksam und bittet darum, die Bäume doch schnell zu fällen. G. hat saisonbedingt sowieso schon Stress. Jetzt auch noch das! Um es schnell hinter sich zu bringen, greift er sich noch am gleichen Abend seine Motorsäge und fährt in den Wald. Überall liegen abgebrochene Äste, stacheliges Brombeergestrüpp kriecht über den Waldboden. Der Landwirt verzichtet aus Zeitgründen darauf, eine saubere Rückweiche zu schaffen. Er setzt gleich zur Fällung an.

Aus Unachtsamkeit beschädigt er beim Führen des Fällschnittes die Bruchleiste. Der Baum fällt unkontrolliert um. Josef G. versucht, ihm rückwärts auszuweichen, verheddert sich dabei aber im Gestrüpp und stürzt. Der Baum fällt knapp an ihm vorbei. G. hatte Glück. Er kam mit dem Schrecken davon.

Der Landwirt hat aus seinem Missgeschick gelernt. Am nächsten Morgen ruft er bei der örtlichen Waldbauernvereinigung an und beauftragt eine Fachfirma mit der Fällung und Aufarbeitung seiner vom Käfer befallenen Bäume.

Offen miteinander sprechen

Fehler sind laut Sozialversicherung immer auch Helfer, weil man durch sie lernt und sich weiterentwickelt. Hier ein paar Anregungen zum Aufbau einer offenen Fehlerkultur:

  • Die Beschäftigten müssen Fehler und Beinahe-Unfälle offen ansprechen dürfen ohne Sanktionen befürchten zu müssen. Die Aufgabe der Führungskraft ist es dann, nicht wegzuschauen oder den Vorgang zu vertuschen, sondern aktiv zu werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Fehler sonst wieder passiert, erhöht sich andernfalls um ein Vielfaches. Tipp: Nutzen Sie Ideen der Beschäftigten als Anregungen für Verbesserungsmaßnahmen.

  • Im Betrieb ist es vom Unternehmer beziehungsweise von den Führungskräften ausdrücklich erwünscht, dass Fehler und Beinahe-Unfälle gemeldet werden. Nur wer von solchen Ereignissen weiß, kann Schlussfolgerungen über deren Ursachen ziehen und zeitnah Schutzmaßnahmen treffen.

  • Sobald eine Veränderung aufgrund eines gemeldeten Beinahe-Unfalls umgesetzt wurde, ist es wichtig, die Mitarbeiter darüber zu informieren. So wächst ein Klima der Wertschätzung.

  • Beinahe-Unfällen und Fehler in den regelmäßigen betrieblichen Besprechungen thematisieren! In Betrieben mit mehr als 20 Mitarbeitern bieten sich dafür zum Beispiel die regelmäßigen Sitzungen des Arbeitsschutzausschusses an.

  • Unterweisungen eignen sich sehr gut dazu, Beinahe-Unfälle beziehungsweise gefährliche Situation offen anzusprechen.

  • Am schwarzen Brett lassen sich brenzlige Situationen sehr gut bildlich darstellen. Bei Fotos: Stellen Sie sicher, dass Personen auf dem Bild nicht erkennbar sind.

  • Ein dafür zuständiger, kompetenter Ansprechpartner, dem die Mitarbeiter vertrauen, erleichtert ein Gespräch über Beinahe-Unfälle. Er sollte die Ereignisse erfassen und die nötigen Veränderungen und Schutzmaßnahmen zeitnah einleiten können, um die Betriebssicherheit und den Gesundheitsschutz im Unternehmen zu verbessern.

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