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Fendt-, John Deere und Claas-Raupentraktor +++ Teil 2: Maße & Testprotokoll +++

Im zweiten Teil unseres Tests lesen Sie die Details zu den Laufwerken und was uns an den Fahrzeugen besonders aufgefallen ist.

Lesezeit: 19 Minuten

Im ersten Teil unseres Vergleichstests haben wir Ihnen die Messergebnisse der Traktoren vorgestellt. In diesem Teil zeigen wir die Unterschiede bei den Raupenlaufwerken und gehen in den Testprotokollen auf die Besonderheiten der drei Traktoren ein.

Die wichtigsten Daten der Raupen finden Sie in der Übersicht unten.

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Alle Firmen bieten unterschiedliche Laufbänder und -breiten an. Natürlich wollten wir wissen, wie groß die Aufstandsflächen der Maschinen im Test sind. Deshalb haben wir den „Fußabdruck“ der Maschinen auf dem Acker mit Futterkalk abgestreut und so die Fläche ermittelt.

Mehr Fläche bedeutet nicht mehr Kraft

Beim Claas teilt sich die Fläche auf Vorderachse und Laufband auf. Vorne ist die Aufstandsfläche vom Reifendruck und der Vorderachslast abhängig. Wir haben mit einem 600 kg Frontballast und 0,9 bar Druck gemessen. In Summe kam das Fahrzeug auf 3,98 m² Fläche, wobei die Raupen solo 2,86 m² abdecken.

Die größte Raupen-Aufstandsfläche in Testausstattung bietet der 8 RT von John Deere mit 4,22 m². Der Fendt hat mit 3,64 m² die „geringste“ Fläche und erreichte bei den Zugleistungsmessungen die niedrigsten Schlupfwerte. Denn generell gilt: je breiter das Band, desto weniger Zugkraft lässt sich bei gleichem Gewicht übertragen.

Wenn es auf maximale Zugkraft ankommt, müssen die Vollraupen zudem ausreichend Frontballast haben. Sonst heben sie „die Nase“ und es geht Kontaktfläche verloren. Beim Claas ist das konstruktiv weniger der Fall.

Dafür steigt die Bodenschonung mit der Fläche. Dabei zählt bei Raupen aber nicht allein die Aufstandsfläche, sondern auch, wie sich die Last dort verteilt. Theoretisch gilt: Je mehr Laufrollen, desto besser. Allerdings braucht das Band auch Spannung, damit sich der Druck gleichmäßiger verteilt. Die Spannung ist zudem notwendig, um die Leistung von der Antriebsrolle auf das Band zu übertragen. Denn hier geht es um Kraftschluss und nicht um Formschluss wie bei der Stahlkette einer Planierraupe.

Die hohe Bandspannung sorgt allerdings auch für den höheren (internen) Rollwiderstand dieser Laufwerke. Einen Teil dieses Wirkungsgradnachteils gegenüber Radfahrwerken kompensiert die Raupe aber durch deutlich geringere Schlupfwerte bei Zugarbeiten und schiebt teils weniger Erde vor sich her als ein Reifen (Bulldozingeffekt).

Neben der Aufstandsfläche spielen auch die Federungskonzepte der Laufwerke eine Rolle. Den Fahrkomfort haben wir bereits im ersten Teil des Tests bewertet. Hier konnte der Claas deutlich punkten. Die beiden Vollraupen sind auf schlechteren Straßen deutlich ruppiger unterwegs. Das Fendt-Laufwerk schnitt durch die in einer Doppelschwinge aufgehängten Laufrollen besser ab als die Raupen des John Deere. Hier können sich die Rollen nicht an Unebenheiten anpassen. Das spürt man bei Schlaglöchern oder kurzen/steilen Hindernissen. Auf dem Acker war der Arbeitskomfort aber trotzdem hoch.

Übrigens: Neue Bänder kleben anfangs. Deshalb empfehlen die Hersteller, mit diesen Raupen so schnell wie möglich auf den Acker zu fahren. Denn lockere Erde sorgt für eine Art Schmiereffekt. Bei Überführungsfahrten kann man auch Erde per Hand in das Band werfen oder Talkum verwenden. Die Firmen stellen fest, dass die ersten 50 Stunden einen erheblichen Einfluss auf die Lebensdauer der Bänder haben. 

Was uns bei den einzelnen Traktoren aufgefallen ist, lesen Sie in den folgenden Test­protokollen.

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Claas Axion 960 TT

Der Axion TerraTrac ist in vielen Teilen identisch mit der Radmaschine. Er punktet mit hohem Fahrkomfort.

Baureihe

Claas hat bereits 1987 das erste TerraTrac-Laufwerk für Mähdrescher getestet. Mittlerweile fahren die großen Lexions überwiegend auf Raupen aus dem Paderborner Werk. Im Unternehmen entstand die Idee, die Technik auch bei Traktoren einzusetzen.

Der erste Prototyp mit TerraTrac war ein Axion 800. Später entschied man sich dazu, nur die Baureihe Axion 900 damit auszustatten. Im Vergleich zum klassischen TerraTrac ist die Antriebsrolle vergrößert, um mehr Zugkraft zu übertragen. Seinen ersten Auftritt hatte der Axion 960 TT auf der Agritechnica 2017.

Motor

Der FPT Cursor 9 hat 8,7 l Hubraum. Der Testschlepper erfüllte die Abgasstufe IV mit SCR und DOC unter der Haube. Ein klassischer Partikelfilter ist nicht an Bord. Zur nächsten Abgasstufe V kommt ein Feinpartikelfilter dazu. Im Test fiel auf, dass der Lüfter noch etwas sprunghaft regelte. Das soll mit einem Softwareupdate behoben werden.

An der Zapfwelle lieferte der Axion maximal 302 kW/410 PS ab – der höchste Wert im Test. Der spezifische Verbrauch lag hier bei 219 g/kWh. Den geringsten Verbrauch (213 g/kWh) haben wir bei 1 230 Motorumdrehungen gemessen. Dann liegen an der Zapfwelle 211 kW/289 PS an.

Getriebe

Das lastverzweigende TerraMatic liefert ZF. Seine vier Stufen wechseln automatisch. Die Zusammenarbeit von Motor und Getriebe fanden wir okay. Der Axion bietet die Komfortmerkmale, die man von anderen Claas Traktoren mit stufenlosem Antrieb kennt. Es gibt drei Modi für die Motordrückung: Eco (20 bis 35 %), Power (10 bis 25 %) und den Drehzahlspeichermodus, z. B. für Zapfwellenarbeiten (5 bis 40 %).

Übers Cebis lassen sich drei Geschwindigkeitsbereiche wählen (0 bis 14,9; 0 bis 30; 0 bis 45 km/h). Die Fahrtrichtung ändert man per Hebel links an der Lenksäule oder per Cmotion, aber nicht im Wechsel. Rückwärts folgt der Hebel derselben Logik wie vorwärts, also Hebel nach vorne = schneller.

Bei der Zapfwelle sind 540e und 1000 Serie, 540 und 1000e gibt es optional. Anders als die beiden anderen Testmaschinen bietet der Axion ab Werk auch eine optionale Frontzapfwelle. Laut Claas setzen Kunden die Maschinen so z. B. mit einer Tripplekombi zum Mähen auf moorigen Standorten oder in Hanglagen ein.

Raupe

Das Grundchassis ist identisch mit den Radschleppern. Die Raupen können 15° nach oben und 8° nach unten pendeln. Über Schwingen und Stickstoffspeicher sind alle Rollen des Laufwerks gefedert. Pendelausgleich und Federung sorgten für den besten Fahrkomfort. Unsere Tester gaben hier gute 8,7 von 10 Punkten.

Antriebs- und Leitrolle haben Speichen. Dadurch soll Schmutz schneller nach außen gelangen können und ein Kühleffekt entstehen. Die Gummiblöcke auf den Speichenrädern lassen sich bei Beschädigungen einzeln tauschen. Kardanwellen führen vom Hinterachsgehäuse zu verstärkten Planetensätzen in den Laufwerken.

Die Wellen brauchen alle 600 Stunden Fett, die serienmäßige Zentralschmierung versorgt alle anderen Lager. Das Verdrehen des Endantriebs erlaubt 16 cm Höhenverstellung per Terminal in drei Stufen – z. B. beim Anhängen, wie bei einer Vorderachsfederung. Bei der Arbeit fährt man sie meist in mittlerer Position.

Die Bänder stammen von Camso. Claas bietet drei Breiten an: 635, 735 (im Test), 890 mm (ab 2021). Die breiten Bänder sind vor allem für bodenschonende Einsätze gedacht. Mit allen Bändern soll der Axion TT innerhalb der 3 m Breite bleiben. Zusammen mit den Vorderrädern (710/60 R 34; 0,8 bar Druck, 600 kg Frontgewicht) haben wir aber eine Gesamtaufstandsfläche von knapp 4 m² gemessen.

Das Standard-Differenzial erlaubt die Kurvenfahrten. Nasse Lamellenbremsen können je nach Einstellung die Lenkung unterstützen. Ab ca. 5° Lenkeinschlag verzögern sie aktiv die kurveninnere Raupe, was den Wenderadius reduziert.

Hydraulik

Im Heck gibts maximal sechs dw-Anschlüsse und vorne zwei. Dazu kommt Power-Beyond. Die LS-Hydraulik lieferte maximal 192 l/min. Der maximale Durchfluss an einem Steuergerät lag bei 125 l/min. Damit bewegen sich die Hydraulikwerte etwas unter dem Schnitt. Die entnehmbare Ölmenge beträgt 90 l.

Wegen der Raupen sind Unter- und Oberlenker 20 cm länger als bei der Radmaschine. Die durchgängige Hubkraft hinten geben die Harsewinkler beim TT mit 7,7 t an. Beim Lenken schwenkt das Heck weniger stark aus als bei den Vollraupen. Das Rangieren von gezogenen Geräten am Vorgewende ist dadurch sanfter, die Stöße auf Hubgestänge und Seitenstabis geringer.

Anders als die Vollraupen gibt es den Claas ab Werk auch mit einer vollintegrierten Fronthydraulik, was u. a. beim Ballastieren ein Vorteil ist.

Kabine & Bedienung

Der Aufstieg ist konstruktionsbedingt nicht so komfortabel wie bei den Vollraupen – dafür kürzer. Die Kabine fällt kleiner aus als bei den anderen Kandidaten. Wir haben nachgemessen: Mit theoretischen 3,65 m³ (L x B x H auf Fahrerniveau) fehlen zum Fendt 0,35 und zum John Deere 0,49 m³, diesen Unterschied merkt man.

Gut hat uns die Sonderausstattung mit Lederlenkrad und -sitzen sowie DAB+-Radio gefallen. Die Lautstärke bei Volllast an der Zapfwelle lag mit 73 dB(A) leicht höher als bei den beiden anderen.

Die Sicht nach vorne ist wie bei Standardtraktoren, nach hinten sind die Koppelpunkte durch den größeren Abstand zur Kabine besser zu sehen. Zu den Seiten schränken die aufgesetzten Tanks etwas ein.

Das Bedienkonzept ist Claas-typisch und hat uns gut gefallen. Das gilt vor allem für den Fahrhebel Cmotion. Das Cebis-Touch ist bekannt. Für die Spurführung braucht man weiterhin das separate Terminal S10.

Fahren & Arbeiten

Der Fahrkomfort liegt deutlich über dem der Vollraupen. Dadurch macht der Axion TT auch abseits der schweren Zugarbeiten eine gute Figur. Gut hat unseren Testern gefallen, dass sich der Axion flüssiger in die nächste Spur lenken lässt. Das Fahrverhalten entspricht dem eines Radschleppers. Interessant für Straßenfahrten: Die Maschine lässt sich optional mit einer ABS-Steckdose ausstatten.

Der Axion bietet mit rund 22 t das höchste zulässige Gesamtgewicht und mit 4,2 t die höchste Nutzlast. Das Leergewicht betrug im Test 17,8 t.

Voll ballastiert erreichte der TT eine Zugkraft von rund 13,9 t und bewegt sich zwischen den beiden anderen. Etwas geringer als bei den Vollraupen war die Zugleistung. Hier spielen auch der 44 cm geringere Durchmesser der Antriebsrolle als auch das kürzere Laufband eine Rolle.

Unser Fazit

Der Claas Axion 960 TT bewegt sich zwischen Radschlepper, Dreieckslaufwerken und den Vollraupen. Er punktete mit seinem hohen Fahrkomfort, die seinen Einsatzbereich vielseitiger machen als den der klassischen Raupen. Bei den Feldeinsätzen schwamm er in vielen Bereichen gut mit. Wenn es aber auf maximale Zugleistung ankam, zogen die Spezialisten an ihm vorbei, was allerdings auch an den idealen Bodenbedingungen beim Test lag. Der TT passt u. a. auf ­Betriebe, die einen klassischen Raupenschlepper nicht auslasten.

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Fendt 943 Vario MT

Der Fendt 943 Vario MT gefiel durch seine Motor-Getriebe-Abstimmung und das gute Bedienkonzept.

Baureihe

Der Fendt 943 Vario MT ist die erste Kombination aus dem stufenlosen Antrieb der Reihe 1000 Vario und dem Challenger-Fahrwerk, das es in der Urform seit Mitte der 1980er-Jahre gibt. Mittlerweile hat Fendt auch den größeren Bruder 1100 Vario MT vorgestellt.

Die Technologie des Bandlaufwerks geht auf ein Militärprojekt in den 70er-Jahren zurück. 1986 entstand die erste Challenger-Raupe bei Caterpillar. 2001 übernahm Agco das Werk in Jackson (USA) und das Produktprogramm.

2017 erschien mit dem 900 Vario MT die erste Maschine mit Fendt-Technik. Das Werk baut heute ca. 600 Einheiten pro Jahr. Komponenten aus Europa, wie der Motor, das Getriebe oder das Kabineninterieur, werden dort montiert.

Motor

Der Siebenzylinder mit zwei Turbos und 9,8 l kommt von AgcoPower aus Finnland. Die Testmaschine erfüllte die Abgasstufe V mit EGR, DPF DOC und SCR. Das Ölwechselintervall liegt bei nur 400 Stunden, dazu passt das Hydraulikintervall von 1 000 h nur bedingt. Der hydraulische Lüfter lässt sich optional reversieren.

Wie bei den 1000er-Traktoren setzt Fendt auch hier auf das Niedrigdrehzahlkonzept. Die Höchstdrehzahl liegt bei 1 790 U/min.

Der Fendt hat die Charakteristik konsequent auf das Vario-Getriebe ausgerichtet: null Überleistung, wenig Drehmomentanstieg. Der spezifische Dieselverbrauch war durchweg niedrig.

An der Zapfwelle lieferte der 943 Vario MT bei unseren Messungen im Test maximal 300 kW/408 PS bei knapp 1 700 U/min und verbrauchte dabei 225 g/kWh. Den geringsten Verbrauch von 216 g/kWh haben wir bei 1 126 U/min gemessen, da kommen noch 196 kW an der Welle an.

Getriebe

Das lastverzweigende ML 400 T hat einen Fahrbereich und ist bauähnlich mit dem des 1000 Vario – nur dass es hier kein Allrad gibt und die gesamte Leistung in den Planetensätzen im Endantrieb mündet. Eine elektrische Hydraulikpumpe plus Motor wirken auf das Hohlrad des rechten Planentengetriebes und übernehmen so die Lenkung.

Die elektrische Lösung sorgt für eine Notlenkfunktion. Außerdem ist ohne weiteres Ventil ein Ansteuern übers GPS-Lenksystem möglich. Rückwärts fährt der Fendt maximal 14 km/h. Im Test ist uns die gute Abstimmung von Motor und Antrieb sehr positiv aufgefallen.

Die Heckzapfwelle bietet die Optionen 1 000 und 1 000e. Eine Frontzapfwelle ist ab Werk nicht lieferbar.

Raupe

Das Laufwerk baut auf dem Prototyp von 1986 auf, wurde aber ständig überarbeitet. Die Bänder stammen von Camso und werden in den Breiten von 63,5 (im Test), 76,2 und 86,4 cm angeboten. Laut Fendt bleibt die Maschine mit allen Bändern innerhalb von 3 m.

Das 25-Zoll-Band, also die getesteten 63,5 cm, passen laut Hersteller am besten zum Gewicht und maximalen Zugleistung der Maschine. Agco bietet die Bänder in drei Klassen an (Stollenformen, Aufbau der Karkasse): Für alle landwirtschaftlichen Arbeiten, für aggressive Sonnenblumen- und Maisstoppeln (im Test) und für extreme Bedingungen wie in der Wüste.

Eine ganze Reihe von Baugruppen sind ähnlich wie bei der John Deere-Raupe und stammen wie die Bänder von Camso. Allerdings gibt es konstruktive Unterschiede. Die Gesamtaufstandsfläche im Test betrug 3,64 m².

Die Laufrollen sind kunststoffbeschichtet und erwärmen sich weniger als Gummirollen. Sie sind in einer ­Doppel-Bogie-Schwinge aufgehängt und können sich so dem Boden anpassen. Die vordere Verbindung zum Chassis ist über Federn gedämpft. Bei den Vollraupen erhielt der Fendt die bessere Bewertung des Fahrkomforts.

Im Laufwerk lassen sich Gewichte montieren. An den Leiträdern finden an jeder Seite bis zu sechs Gewichtsscheiben á 57 kg Platz (also bis zu 24 und max. 1 368 kg). Vorne gibt es einen 810 kg- Gewichtsblock plus bis zu zehn Koffergewichte á 45 kg.

Hydraulik

Standard und erste Wahl bei den Kunden ist eine 220 l-Verstellpumpe wie im Test. Optional gibt es zwei Pumpen (440 l), die dann zwei getrennte Systeme versorgen. Bis zu sechs (sehr gute) dw-Anschlüsse plus Power-Beyond sind möglich.

Der Durchfluss an den Anschlüssen ist hoch. An nur einem Kuppler haben wir bis zu 162 l/min gemessen. Die Gesamtfördermenge erreichte 227 l/min. Getriebe- und Hydrauliköl-Haushalt sind wie immer bei Fendt getrennt – gut. Die entnehmbare Ölmenge beträgt 100 l.

Der Kat 4-Kraftheber stemmt laut Hersteller durchgängig 8,6 t. Optional gibt es zwei Frontkraftheber zum Nachrüsten beim Händler von La Forge (6 t) oder Zuidberg (3,5 t).

Kabine & Bedienung

Der Rahmen der Vierpfosten-Kabine stammt aus der Challenger-Baureihe, das Interieur bzw. Bedienkonzept ist fast zu 100 % Fendt. Hier haben wir uns sofort zurechtgefunden und auch wohlgefühlt. Das Raumgefühl ist gut, die Beinfreiheit hat uns gefallen. Mit 70 dB (A) bei Volllast ist das Geräuschniveau sehr gering.

Die ersten drei Stufen des bequemen Einstiegs klappen elektrisch nach unten, sobald der Fahrer das Getriebe per Folientaster in „P“ schaltet oder den Motor stoppt. Das ist ganz nett, macht aber das schnelle Aufnehmen eines Beifahrers etwas umständlich.

Der Ledersitz von Sears ist bequem. Sein Drehbereich ist groß, allerdings stößt das Armlehnendisplay mitunter an den B-Holm. Das Lenkrad kommt vom Challenger und hat links den charakteristischen Ball sowie Tasten fürs Radio. Das Verstellen der Lenksäule fanden wir etwas schwergängig. Das Lenkrad zentriert sich automatisch wieder. Die Lenkradübersetzung ändert sich geschwindigkeitsabhängig, was gewöhnungsbedürftig ist.

Die große Haube und die Abgasanlage (vorne rechts) schränken etwas die Sicht nach vorne ein. Zu den Seiten ist sie aber okay. Hinter der Kabine gibt es einen Steg, zusammen mit einem Handlauf oben an der Kabine kann man die Kabine super von außen reinigen – was jeden Fahrer freuen wird. Allerdings schränkt der Steg etwas die Sicht auf die Unterlenker ein.

Fahren & Arbeiten

Auf dem Acker ist der Komfort hoch, was besonders auch an der guten Abstimmung von Motor und Getriebe liegt. Generell gefiel uns der Fahrkomfort auf der Straße etwas besser als bei der anderen Vollraupe. Aber er war deutlich ruppiger als beim Claas TT. Schon beim Einfahren in die nächste Spur kann man das Lenksystem aktivieren. Dann bringt man das Lenkrad in Mittelstellung, und das System fängt automatisch an zu arbeiten.

Das Leergewicht lag bei 16,8 t, das „Kampfgewicht“ im Test bei 19 t und das zulässige Gesamtgewicht bei knapp 21 t. Mit den umgerechnet rund 14,2 t schaffte der MT die höchste Zugkraft.

Bei der maximalen Zugleistung lag er dicht hinter John Deere. Hier sind beide Raupen in ihrem Element. Keine großen Unterschiede haben wir zwischen den Vollraupen bei den Einsätzen auf Flächenleistung festgestellt.

Unser Fazit

Der Fendt ist ein echter Ackerprofi und liefert, was man von einer Vollraupe erwartet. Motor und Getriebe arbeiten gut zusammen. Die Bedienung ist prima und einfach – wenn man das Fendt-Konzept etwas kennt.

Beim Fahrkomfort kam der Vario etwas besser weg, als sein grün gelber Rivale. Dafür hatte der 8 RT bei einigen Messwerten leicht die Nase vorne. Unter dem Strich ist der Unterschied zwischen den beiden so gering, dass am Ende persönliche bzw. weiche Faktoren entscheiden dürften. 

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John Deere 8 RT410

Der John Deere punktete mit hohem Kabinenkomfort und guten Messwerten.

Baureihe

John Deere bietet die Reihen 8 R und 9 R auch mit Bandlaufwerken an. Beim 8er gibt es vier Vollraupen (RT) mit 228/310 bis 302 kW/410 PS Nennleistung. Die drei Typen 9 RT kommen auf 346/470 bis 419 kW/570 PS. Unter dem Kürzel RX fahren beide Reihen optional auf vier Triangellaufwerken.

Der 8 RT 410 hatte sein Debüt auf der Agritechnica 2019. Die meisten Neuerungen betrafen die Kabine und die Abgasnachbehandlung. Das Getriebe e23 und das Laufwerk sind mit dem Vorgänger identisch. Die Raupentraktoren stammen wie die anderen 8er und 9er aus Waterloo, USA. Die ersten Maschinen auf Gummilaufwerken hat der Hersteller übrigens Mitte der 90er-Jahre vorgestellt.

Motor

9 l-Sechszylinder PowerTech PSS mit variablem und einem fixen Turbo. Das Intelligent Power Management (IPM), also ein Boost, legt bei mobilen Zapfwellenarbeiten ab 0,5 km/h und beim reinen Ziehen ab 22 km/h rund 35 PS drauf. John Deere gibt die Maximalleistung mit IPM mit 337 kW/ 458 PS an.

Die Besonderheiten des 8 RT 410 haben wir im Heft 1/21 erklärt: Die Elektronik schützt die Zapfwellenkupplung und gibt die volle Leistung erst frei, wenn sich der Traktor bewegt. Für die Kollegen von profi hat die DLG einen 8 R 410 Radschlepper mit deaktiviertem Schutz gemessen. Dieser Traktor mit gleichem Motor und Zapfwellengetriebe lieferte maximal 306 kW/416 PS an der Zapfwelle und braucht dafür 218 g/kWh.

Der Testschlepper erfüllte die Abgasnorm V mit EGR, DPF, DOC und SCR (AdBlue). Das Ölwechselintervall liegt bei 500, das der Hydraulik bei 1500 h.

Getriebe

8 RT-Kunden haben zwei Optionen: Das e23 PowrShift ist Serie. Die Modelle 8 RT 310, 340, 370 gibt es optional mit stufenlosem AutoPowr und Multifunktionshebel CommandPro. Unser 8RT410 ist nur mit dem volllastschaltbaren e23 lieferbar (23/11 Gänge).

Bei 1800 U/min haben wir zehn Gänge zwischen 4 und 15 km/h gezählt (rückwärts bis 30 km/h). Die Richtung lässt sich per Shuttlehebel am Lenkrad oder – optional – auch auf der Armlehne wechseln.

Übers Bremspedal kann man auskuppeln, anhalten und sanft wieder anfahren (Auto-Clutch). Der Schalthebel hat ein Daumenrädchen für die Zielgeschwindigkeit. Es gibt drei Fahrstrategien: In „Vollautomatisch“ wählt man die km/h vor und fährt per Pedal. Die Elektronik regelt Gang und Drehzahl automatisch, was gut funktioniert.

Das Menü „Benutzerdefiniert“ arbeitet ähnlich, nur lässt sich die Drückung getrennt für Zug- und Zapfwellenarbeiten einstellen. „Manuell“ fährt man per Gas und Gangwahl.

Echte Tempomaten bietet der 8RT nicht. Man kann aber die aktuelle Fahrpedalstellung (km/h) einfrieren, oder das Handgas ganz nach vorne schieben. Der Traktor beschleunigt bis zur vorgewählten Geschwindigkeit. Vor allem auf dem Feld schaltete das e23 moduliert. In Kombination mit der sehr leisen Kabine merkt der Fahrer nur wenig vom Lastschaltgetriebe. Die Zapfwellenausstattung ist sparsam, es ist nur eine 1000er lieferbar (keine Frontzapfwelle).

Raupe

Wie beim Fendt kommen Rollen und Bänder von Camso. John Deere bietet fünf Breiten zwischen 40 und 76 cm an. Unsere Maschine war mit der breitesten Version bestückt und erreichte die größte Aufstandsfläche (4,22 m²). Der Aufbau des Laufwerks ist einfacher als beim Fendt. Die drei Laufrollen können sich nicht einzeln auf und ab bewegen. Die Antriebsrollen haben keine Auswerfer für Steine oder Boden. Deshalb leidet hier schnell der Lack.

Das Raupenlaufwerk ist vorne über eine Querschwinge mit integriertem Luftfederbalg mit dem Traktor verbunden („AirCushion“). Bei unserem Test konnte die Federung nicht voll überzeugen. Stöße von Schlaglöchern oder Fahrgassen reicht das System durch.

Hydraulik

Für den 8 RT gibt es nur die 227 l/min Axialkolbenpumpe (8 R, 8 RX optional 321 l/min). Wir haben an einem Steuergerät bis zu 132 l/min gemessen. Die max. Fördermenge war mit 242 l/min die höchste. Getriebe und Hydraulik teilen sich einen Ölhaushalt. Mit 35 l ist die entnehmbare Ölmenge eher gering. Der 8 RT hatte keine Außenbedienung für einen Hydraulikanschluss und auch keinen hydraulischen Oberlenker. Der Kat. 4-Kraftheber stemmt laut Hersteller durchgängig 8,8 t. Eine Fronthydraulik zum Nachrüsten gibt es bei La Forge oder Zuidberg.

Kabine & Bedienung

Mit (theoretischen) 4,14 m³ Volumen war die Kabine die geräumigste im Test. Durch die gute Verarbeitung, das Raumgefühl und nur 70 dB(A) ist der Komfort sehr hoch. Die Kabine ist serienmäßig an vier Punkten mechanisch gefedert. Bei unebenem Untergrund schwankt sie. Eine Ausstattung mit einem aktiven Sitz ist wegen der Kabinenfederung bei der Raupe übrigens nicht möglich.

Der Sitzt bietet mit 40° einen tollen Schwenkbereich, auch nach links (25°). Für die Füße gibt es Auflagen, die Sitzfläche bietet eine Massagefunktion.

Das Bedienkonzept ist John Deere typisch. Weil die Testmaschine keinen Multifunktionsgriff hatte, musste der Fahrer umgreifen. Hier bekamen die beiden anderen bessere Noten für die Ergonomie. Das (optionale) 360°-Beleuchtungspaket mit 22 LED-Scheinwerfern ließ keine Wünsche offen.

Die Sicht nach hinten und zu den Seiten ist okay. Doch die schmale Haube und das Frontgewicht ragen ganze 4,17 m ab Lenkrad nach vorne. Deshalb bietet der Schlepper vorne eine Weitwinkelkamera.

Fahren & Arbeiten

Der hohe Kabinenkomfort entschädigt auf schlechten Straßen nicht ganz. Beim Einfahren in die nächste Ackerspur mussten wir die Maschine wieder in Geradeausfahrt gebracht haben, bevor wir das Lenksystem aktivieren konnten. Das Lenkrad war recht sensibel. Diese Parameter kann man laut John Deere per Terminal einstellen.

Die Raupe lässt sich an verschiedenen Stellen ballastieren: am Frontträger bis 22 Koffergewichte á 50 kg, an seitlichen Trägern maximal zwölf á 43 kg. An den Leiträdern gibt es je innen und außen Träger (á 36 kg) und jeweils Gewichte von 72 oder 205 kg. Mit Ballast wog der 8 RT 18,3 t.

Beim zul. Gesamtgewicht von 18,2 t (40 km/h) war er bereits 100 kg schwerer als erlaubt. Ist die Geschwindigkeit auf 25 km/h begrenzt, steigt das zul. Gewicht auf 20 t. Weil er der leichteste war und die breitesten Bänder hatte, lag die maximale Zugkraft mit ca. 13,7 t etwas unter dem Schnitt. Punkten konnte der Schlepper bei der Zugleistung – wahrscheinlich durch den höheren Wirkungsgrad des Antriebs. Hier erreichte er in beiden Durchgängen die höchsten Werte mit 238 bzw. 233 kW.

Unser Fazit

Keine Frage: Der 8 RT 410 ist ein echter Ackerspezialist. Der Komfort der großen Kabine macht auch lange Arbeitstage angenehm. Die Leistungswerte auf dem Feld waren durchweg prima. Nur auf dem Weg zum Acker wird der Fahrer nicht unbedingt verwöhnt. In Testausstattung mit 1,1 t Grubberstützlast ermöglicht das zulässige Gesamtgewicht (theoretisch) nur 25 km/h Höchstgeschwindigkeit.

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