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Fliegl ASW 271: Schiebe die Möglichkeiten

Mit Überladeschnecke oder Streuwerk möchte Fliegl seine Abschiebewagen das ganze Jahr über auslasten. Wir hatten den ASW 271 mit verschiedenen Anbaugeräten über fünf Jahre im Dauertest bei einem Lohnunternehmer.

Lesezeit: 11 Minuten


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Schnell gelesen

  • Die Abschiebewagen von Fliegl lassen sich auch über den reinen Transport hinaus auslasten.
  • Mit Wiegesystem kann der Wagen die Ernte dokumentieren und z. B. Häcksler oder Mähdrescher kalibrieren.
  • Das Streuwerk macht den Abschieber zum echten Miststreuer.
  • Die Leistung der Überladeschnecke liegt auf dem Niveau von kleineren Überladewagen.



Transportwagen das ganze Jahr über ordentlich auszulasten ist nicht einfach. Mit der Erfindung und Markteinführung des Abschiebewagens (ASW) hat Fliegl vor über zwanzig Jahren einen großen Schritt in diese Richtung gemacht. Die feuerverzinkten Abschieber sieht man das ganze Jahr über in der Silage, der Getreideernte oder auch im Winter beim Hackschnitzeltransport – das System scheint also eine gute Auslastung zu versprechen. Und fast alle Hersteller von Transportanhängern haben mittlerweile ein ähnliches Abschiebesystem im Programm.

Von Haus aus eignet sich der Abschieber für unterschiedlichstes Material: Gras, Mais, Getreide, Holz oder auch Quaderballen. Dennoch hat der bayerische Hersteller unterschiedliche Anbaugeräte entwickelt, um noch andere Arbeiten erledigen zu können.

Mittlerweile hat Fliegl neben der serienmäßigen Heckklappe – Großraumrückwand genannt – auch beispielsweise eine Überladeschnecke und ein Streuwerk im Programm. Diese wollten wir genauer unter die Lupe nehmen und haben den Gigant ASW 271 mit den verschiedenen Anbaugeräten über einen längeren Zeitraum eingesetzt. Zusätzlich bietet Fliegl für seine ASW auch ein Wiegesystem (FWS = Fliegl-Wiege-System). Das Wiegen macht den Abschieber während der Ernte interessant, wenn zum Beispiel ab Feld verkauft wird.

Abschieben in zwei Stufen

Der Gigant ASW 271 Tandem hat ein zulässiges Gesamtgewicht von 22 t. 18 t beträgt die zulässige Achslast, hinzu kommen 4 t Stützlast bei K80-Untenanhängung und 40 km/h Höchstgeschwindigkeit. Bei einer mittleren Muldenlänge von 6,75 m, 2,38 m Breite und 2,0 m Bordwandhöhe ergibt sich für den ASW 271 ein Volumen von etwas über 32 m³ (Wassermaß). Besonderheit Abschieber: Bei leichteren Gütern wie Mais- oder Grassilage kann man mit der Stirnwand während des Beladevorgangs pressen und damit das Füllvolumen um 40 bis 60 % erhöhen. Hierfür bietet Fliegl ein Pressdruckventil an, das ein Druckbegrenzungsventil am Abschiebezylinder zwischenschaltet. Das Pressventil sorgt außerdem dafür, dass nur die Stirnwand schiebt.

Der komplette Abschiebevorgang erfolgt bei unserem Modell mit drei liegenden Hydraulikzylindern dagegen in zwei Stufen. Im ersten Schritt nimmt der Schubboden die Ladung mit nach hinten. Wenn dieser Stufenboden ganz über die hintere Ladefläche gefahren ist, schiebt die Stirnwand den Rest von der Ladefläche. Da die Frontwand nicht von ganz vorne das Material durch den Wagen schiebt, reduzieren sich die Kräfte auf die freistehenden Seitenwände. Stirnwand und Schiebeboden sind zur Abdichtung mit im 45°-Winkel angebrachten Polyurethanleisten versehen. Hier ist alles gut dicht, nur wenige Raps- oder Getreidekörner gelangen beim Abschiebevorgang hinter das Schiebeschild.

Nur 17 l Öl zum Arbeiten nötig

Gut beim ASW von Fliegl: Zum Abschieben werden nur 17 l Öl benötigt. Das ist deutlich weniger als bei ähnlich großen Kippern. Der komplette Abschiebevorgang dauert etwas über 30 Sekunden. Bei Schüttgütern, wie zum Beispiel Getreide, sollte man übrigens die zwei serienmäßigen Drahtseile oberhalb der Bordwände spannen, damit sich die Seitenwände nicht verziehen. Das ist etwas lästig, auch da man die Stirnwanderhöhung abklappen muss, damit diese nicht mit den Seilen kollidiert.

Je nach Schlepper kann es passieren, dass in engen Kurven der weit nach vorne ragende Abschiebemechanismus über der Deichsel die Kotflügel berührt. Das hat Fliegl schon länger erkannt und einen anderen Abschiebemechanismus mit vier Zylindern und somit kürzerem Überhang entwickelt. Damit gehört das Problem der Vergangenheit an. Die Deichsel ist hydraulisch gefedert.

Mit ihr und dem verstellbaren Fallstützfuß baut man den Wagen an und ab. Das geht auch in beladenem Zustand, selbst wenn sich der Abschiebewagen dann durch den links angeordneten Stützfuß etwas nach rechts windet. Die Schläuche sind zwar farblich gekennzeichnet, mit der Zeit verblassen die Farben aber leider. Zum Parken der Schläuche gibt es eine Garderobe.

Achsverschiebung schafft mehr Stützlast im Feld und auf dem Silo

Unser Testkandidat war mit dem hydraulisch gefederten Achsaggregat von BPW ausgestattet. An der Achse mit Nachlauflenkung lässt sich nichts aussetzen. Auch schwer beladen liegt der ASW 271 wirklich wie ein Brett auf der Straße. Wer viel (auch auf schlechteren) Straßen unterwegs ist, dem sei dieses aufpreispflichtige Aggregat gegenüber dem standardmäßigen Titan-Aggregat mit Blattfedern unbedingt empfohlen.

Noch eine Besonderheit des Fliegl-Abschiebewagens im Test ist das hydraulische Verschieben des kompletten Achsaggregats. Um 60 cm lässt sich die Achse im Feld nach hinten schieben und erhöht damit spürbar die Stützlast auf den Schlepper. Das schont unter Normalbedingungen den Boden und hat uns bei einer nassen Maisernte oftmals das Seil erspart. Auch beim Befahren des Silos ist die Schiebeachse des ASW ein echter Meinungsverstärker: Das Gespann ist mit kleinerem Schlepper meist der letzte Wagen gewesen, der hochgeschleppt werden musste. Je nach Beladungszustand lässt sich die Stützlast durch das Verschieben der Achse von 3 auf mehr als 6 Tonnen erhöhen.

Die Achsverschiebung beim aktuellen Modell ASW 271 Gigant gibt es nur zusammen mit einer Parabel- oder Luftfederung. Als neues Modell mit serienmäßiger hydraulischer Federung gibt es die Taurus Modelle. In getesteter Ausstattung mit hydraulischer Federung, Nachlauflenkung und Pressdruckventil sowie Vorbereitungen für zusätzliche Anbaugeräte, wie z. B. den Zapfwellendurchtrieb, kommt der ASW 271 Taurus (ohne Achsverschiebung) derzeit auf 62.946 € (Listenpreis zuzüglich MwSt.).

Unter 0,5 % Abweichung: Fliegl-Wiege-System wiegt exakt

Besonderheit unseres ASW 271 war das Fliegl-Wiege-System (FWS). Sechs Wiegeplatten zwischen Rahmen und Aufbau wiegen die Zuladung dynamisch. Das FWS hat eine Neigungskompensation in Längs- und Querrichtung. Die Abweichung des Wiegesystems liegt nach unseren Messungen immer unter 0,5 %. Übertragen werden die Daten per ISOBUS direkt auf das Schlepperterminal oder ein externes Terminal.

Ein Vorteil ist, dass man mit einem solchen Wiegefahrzeug in der Erntekette Mähdrescher oder Häcksler schnell kalibrieren und Erntemengen besser dokumentieren kann. Das Fliegl-Wiege-System schlägt mit weiteren 14.600 € zu Buche.

Überladen von Getreide per 40-cm-Schnecke

Fliegl bietet für seine Abschiebewagen zwei verschiedene Schnecken zum Überladen an. ÜLS 400 und ÜLS 500 unterscheiden sich im Durchmesser, also 40 bzw. 50 cm. Wir haben die ÜLS 400 an unserem ASW 271 montiert. Das geht mit einem Stapler oder Teleskoplader mit Palettengabel einfach, da Staplertaschen an der Überladeeinheit angebracht sind. Nachdem man die Großraumrückwand abgenommen hat, wird der Überladekasten anstelle der Klappe in die Seitenwände eingehängt. Nun müssen noch die Hydraulikschläuche für den hydraulischen Schieber und die Schnecken-Klappung sowie die Verbindungs-Gelenkwelle zum Zapfwellendurchtrieb des ASW gekoppelt werden. Wenn man in dem Umbau etwas geübt ist, schafft man den Wechsel von Rückwand gegen Überladeeinheit mit zwei Personen in einer halben Stunde.

Im Einsatz muss man sich daran gewöhnen, dass die Schnecke im Gegensatz zu einem „reinrassigen“ Überladewagen hinten sitzt. Somit ist die Sicht nicht überragend, man kann sich aber daran gewöhnen. Im Gegensatz zu früheren Versionen lädt nun auch Fliegl nach links über, sodass man mit ausgeklappter Schnecke unter das Abtankrohr des Mähdreschers fahren kann.

Die Eingangsdrehzahl zur Schnecke beträgt 700 U/min. Mit dem hydraulischen Schieber steuert man den Zufluss. Leert sich der Wagen hinten, muss der Abschiebemechanismus das Getreide zur Schnecke bewegen. Fliegl gibt die Überladeleistung des Typ 400 mit 7.500 kg/min an. Bei Weizen mit 16,5 % Feuchte haben wir gut 6.000 kg/min übergeladen.

Die Überladehöhe steht für beide Schneckentypen mit 4,3 m in den technischen Daten. Wir haben sogar knapp 4,5 m erreicht, was an unserem ausgefahrenen hydraulischen Tandem-Fahrwerk lag. Das gibt beim Überladen auf hohe Lkw natürlich etwas mehr Luft und ist deswegen empfehlenswert. In Verbindung mit dem Wiegesystem hat man die übergeladene Erntemenge immer im Blick.

Die Fliegl Überladeschnecke für Getreide ÜLS 400 steht mit 16.400 € in der Liste.

Streuwerk macht Abschieber zum großvolumigen Dungstreuer

Als nächstes Anbaugerät haben wir das Streuwerk Profi V2 eingesetzt. Der Streukasten lässt sich genau wie die Überladeeinheit montieren. Der mechanische Zapfwellendurchtrieb treibt ebenfalls das Streuwerk an. Befüllt haben wir den ASW am liebsten mit einem Teleskoplader, da die Bordwände immerhin 3,6 m hoch sind. Da wird es mit Frontladern knapp. Optional bietet Fliegl aber eine mechanisch abklappbare Seitenwand an.

Die Streumenge wird beim ASW 271 durch den Vorschub des Abschiebemechanismus und die Fahrgeschwindigkeit bestimmt. Der Stauschieber hat anders als bei reinen Miststreuern mit Kratzbodenantrieb keine dosierende Funktion. Eine hydraulische Folgeschaltung öffnet diesen immer komplett, bevor der Abschiebemechanismus zu schieben beginnt.

Damit sind wir auch schon beim größten Kritikpunkt des von uns eingesetzten Streuaggregats: Durch den geöffneten Sperrschieber werfen die zwei stehenden Walzen relativ viel Mist Richtung Traktor. Das verhindert auch die aufgestellte Frontwanderhöhung nicht komplett. Fliegl hat reagiert und die Walzen abgeändert, dadurch soll weniger Material Richtung Traktor fliegen. Zudem soll eine optionale Polyurethanleiste am Stauschieber zusätzlich fliegenden Mist zurückhalten. Wir würden uns jedoch einen verstellbaren Stauschieber wünschen, um auf fliegenden Mist sicher reagieren zu können.

Wir haben mit dem ASW 271 sowohl Festmist von Rindern und Schafen als auch separiertes Biogassubstrat und Hühnertrockenkot ausgebracht. Die beiden stehenden Fräswalzen lösen auch festen Mist gut auf. Die Querverteilung von sehr festem Rinder- und Schafsmist würden wir als durchschnittlich bewerten. Richtig gut verteilt der Abschieb-Streuer dagegen leichtere und homogenere Materialien wie Biogas-Separat oder Hühnertrockenkot in die Breite.

Um auch in Längsrichtung eine gute Verteilung zu erzielen, muss man geübt sein. Um eine Anpassung der Vorschubgeschwindigkeiten während des Streuvorgangs mit dem Drehpoti auf der Bedienung kommt man nicht herum. Fliegl empfiehlt das Reduzieren des Vorschubs nach 30 und nach 60 % der Wegstrecke der Abschiebewand. Zum Schluss kann man die Abschiebegeschwindigkeit wieder erhöhen – der Fahrer muss also durchgehend reagieren.

Geregelt streuen

Alternativ bietet Fliegl mit dem System „VarioSens“ auch eine automatische Regelung des Vorschubs an. Dazu wird am Getriebe zum Streuwerk permanent das anliegende Drehmoment erfasst. Im Terminal gibt man jetzt nur noch die Grundeinstellung für das Drehmoment ein, dann regelt die Elektronik den Vorschub entsprechend. Unser ASW war nicht mit dieser Automatik ausgestattet. Für den professionellen Dungeinsatz mit dem Fliegl Abschiebewagen würden wir das System aber empfehlen. Eine Automatik, die auf die Wiegeelemente zugreift, gibt es nicht.

Beeindruckend ist die Ausbringleistung. Bei homogenen Gütern wie Biogas-Substrat und Hühnertrockenkot sind bis zu 10 t/min drin. Bei 18 t Zuladung war der ASW in knapp zwei Minuten leer gestreut. Allerdings sollte man nicht an Schlepperleistung sparen. Für solche Ausbringleistungen haben wir 240 PS an der Zapfwelle benötigt. Die Rückwand ist beim Streuen übrigens immer komplett geöffnet. Gut gefallen hat uns auch die Restentleerung, der Abschiebemechanismus transportiert das gesamte Material sauber ins Streuwerk.

Noch zu erwähnen ist das Gewicht des Streuwerks. Rund 2,5 t und damit über 10 t Leergewicht des Wagens schränken die offizielle Nutzlast des ASW 271 ein. Technisch vertragen Achse, Rahmen und Aufbau aber auch deutlich höhere Gewichte im Feld. Stattlich ist auch der Preis: Mit 23.200 € steht das Streuwerk Profi V2 in der Liste.

Silage gleichmäßig abladen

Für Überfahrsilos bietet Fliegl auch Dosierwalzen für den Abschieber an. Drei liegende Verteilerwalzen sowie eine automatische Vorschubregelung sollen das Abladen vor allem von Grassilage auf dem Silo verbessern. Leider stand uns diese Anbauvariante nicht zum Test zur Verfügung. Die optionalen Dosierwalzen für Silage kosten 8.200 €.




Ständig optimiert

Während des fünfjährigen Tests hatten wir nur wenige Punkte zu kritisieren. Neben dem nach vorne ragenden Abschiebemechanismus ist hier der weit nach vorne fliegende Mist zu nennen. Beide Punkte hat Fliegl aber schon in der Serie überarbeitet.

Zudem haben die Bayern noch weitere Punkte geändert. Das Schiebeschild „Insight“ ist mit einem deutlich größeren Sichtfenster aus schlag- und kratzfestem Material versehen, was ­einen besseren Blick in den Laderaum ermöglicht.

Kotflügel, Radabdeckungen und die große Heckschürze sind optional aus Kunststoff. Dabei sind die Voll-LED-Rückleuchten von der Großraumrückwand in die Heckschürze gewandert. Gut gefallen haben uns die Profilfüller, die Fliegl auch schon an unserem Wagen angebracht hatte. Sie verschließen die Seitensegmente, sodass sich hier kein Material mehr sammeln kann. Gerade Grassilage klemmte sich in den vormals offenen Seitensegmenten und war schwer zu entfernen.

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