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Forstseilwinde: 16 Tipps vom Forstprofi

Wir waren mit Forstwirtschaftsmeister Jörg Voß vom forstlichen Bildungszentrum Neheim im Wald und haben uns angesehen, wie man eine Rückewinde richtig einsetzt.

Lesezeit: 6 Minuten

1. Mit Sicherheit

Wenn Sie die Winde steuern, achten Sie auf den richtigen Standplatz (Bild oben). Gut sind Sie immer seitlich versetzt neben der Winde – hinter der Schildlinie – aufge­hoben. Wenn Sie die Last begleiten, gehen Sie bei Langholz seitlich neben dem Stamm. Bei Kurzholz müssen Sie hinter der Last gehen – die kurzen Stammstücke können an Hindernissen herumschlagen.

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2. Achtung, Kippgefahr!

Je gerader die Seillinie, desto besser. Mit steigendem Schrägzugwinkel und Höhe des Seileinlaufs wächst die Kippgefahr, besonders bei leichten Traktoren. Vor allem, wenn kein Sichtkontakt zum Schlepper besteht, wären Sie nicht der Erste, der seinen Traktor auf der Seite liegend vorfindet. Es gibt deshalb Steuerungen mit eingebautem Lagesensor, der die Winde vor dem Kippen stoppt.

Wenn möglich, stellen Sie den Traktor also gerade vor die Seillinie auf festen Untergrund.

3. Last bilden

Bei schwachen und mittelstarken Sortimenten lohnt es sich, mehrere Stämme zusammen aus dem Bestand zu ziehen. Am besten geht das mit einer Doppeltrommelwinde. Ein Seil ist das Arbeitsseil, mit dem Sie nach und nach die Stämme zuziehen. Am anderen Seil bündeln Sie die Stämme.

Ziehen Sie die Schlaufe für den Gleithaken zur Schildmitte unter dem Stamm her, also für den rechten Seileinlauf von rechts unter dem Stamm her. Dann brauchen Sie das Seil beim Bündeln nicht komplett unter den Stämmen herziehen, sondern immer nur die Schlaufe. Ziehen Sie das Seil von der anderen Seite unter dem Stamm durch, kann der mit dem zweiten Seil herangezogene Stamm eventuell auf dem ersten Seil liegen.

4. Seil zum Stammende ziehen

Der Stamm soll so weit wie möglich vorne angehängt sein. Dann gräbt er sich nicht ein und kann Hindernissen besser ausweichen. Manchmal liegt der Stamm aber vorne zu dicht auf dem Boden. Mit diesem Trick ziehen Sie das Seil weiter nach vorne: Die Schlaufe offenlassen und das Windenseil über die Stirnfläche bzw. den Stammfuß führen. Beim Anziehen wandert das Seil weiter in Richtung Stammfuß oder Zopf.

5. Doppelt hält besser

Teils erwischen Sie Stangenholz nur am Zopfende. Damit das Seil nicht abrutscht, schlingen Sie es am besten doppelt um den dünnen Stamm. Der Gleithaken springt bei diesen Situationen relativ schnell aus der Schlaufe. Auf keinen Fall mit der Hand festhalten, Quetsch­gefahr! Relativ gefahrlos können Sie den Haken mit dem Arbeitsschuh fixieren.

6. + 7. Kette und Chokerseil

Mit der Chokertechnik lassen sich mehrere Stämme beiseilen. Am besten funktioniert es, wenn der Zug möglichst gradlinig verläuft. Die Enden der Chokerketten oder -seile hängen Sie an das Hauptseil hinter die Gleithaken ein. Mit etwas Übung können Sie so auch mit einer Eintrommelwinde effizient arbeiten.

Chokerketten würgen besser, sind finden auch auf nassem Holz besser Halt. Nachteil: Sie sind schwer und lassen sich nur schwer unter einem Stamm durchschieben. Viele Ketten haben deshalb an einem Ende eine „Nadel“ aus Rundeisen – die aber oft recht kurz ist.

Chokerseile sind leichter und lassen sich einfacher unter einem Stamm durchschieben.

8. + 9. Zur Seite und nach oben

Durch geschickte Seilführung können Sie Hindernissen auch ausweichen. Wir demonstrieren das hier am Stock eines gefällten Baums. Drehen Sie die Schlaufe auf die Seite und führen Sie das Seil seitlich am Stamm her und der Stamm wird sich seitlich bewegen.

Wenn Sie das Seil auf gleiche Weise nach unten drehen, hebt sich der Stamm an.

10. Hindernissen ausweichen

Im Idealfall liegt der Stamm dickörtig im spitzen Winkel zur Seillinie, also quasi fischgrätförmig. Je rechtwinkliger und je länger der Stamm zur Seillinie liegt, desto schwieriger wird’s. Wenn Sie das Seil weiter hinten anhängen, bewegt sich der Stamm an einem Stock oder hier zu Demozwecken an einem Randbaum, der noch geschlagen wird. Der Stamm wird sich so lange in Querrichtung bewegen, wie das Seil noch schräg zur Winde verläuft.

11. Um die Ecke mit der Rolle

Die Umlenkrolle und auch die Anschlagmittel müssen für die doppelte Windenzugkraft ausgelegt sein. Seit 2018 gilt die Norm FTF (Forest Tractive Force). Gilt die Angabe FTF 8,5 ist bereits die doppelte Bruchkraft eingerechnet, also ist dieses Anschlagmittel für eine 8,5 t-Winde zugelassen. Die Gurte sind je nach Bruchkraft farblich kodiert.

Hängen Sie den Befestigungsgurt so tief wie möglich an. Der Baum muss für die Zugkraft groß genug sein. Weil sich Rindenschäden nicht immer vermeiden lassen, nicht den besten Z-Stamm als Ankerbaum auswählen. Den Gurt nicht verdreht am Stamm führen und auch nicht würgen. Halten Sie sich niemals innerhalb des Seilinnenwinkels auf! Wenn etwas reißt, herrscht hier höchste Verletzungsgefahr.

12. + 13. Hänger abziehen

Bei Hängern immer Vorsicht! Sie können jederzeit fallen! Zuerst schneiden Sie den Stock so an, dass der Stamm leichter abgleiten kann. Jetzt vorsichtig die Bruchleiste durchtrennen. Einen ­kleinen Zapfen stehenlassen, dass die Schiene der Säge nicht einklemmt. Der Zapfen reißt später ab. Sie können den Stamm auch mit einem Seilstrop anhängen, den sie mehrfach um den Stamm wickeln. Lassen Sie einen Drehzapfen als Rest der Bruchleiste stehen, wird sich der Stamm beim Ziehen erst drehen. Achtung beim Abziehen: Hat sich der Hänger fest in der Krone des aufhaltenden Baums verhakt, kann es passieren, dass die Winde auch diesen umzieht.

Beim Abziehen etwas anziehen und den Zug wieder lösen. Oft löst sich der Hänger schon durch dieses Rucken. Ziehen Sie zu schnell und zu weit, läuft der Stamm mitunter durch den Boden.

14. Wurzelteller sichern

Windwürfe und Verhaue sind  Arbeit für Profis  – oder Harvester. Hier ist die Unfallgefahr extrem. Einzelne umgeworfene Bäume lassen sich mit der richtigen Technik aufarbeiten. Vorsicht, wenn der Wurzelteller in Ihre Richtung geneigt ist! Mit der Winde verhindern Sie, dass er beim Trennschnitt auf Sie fällt.

Dazu das Windenseil oben über den Wurzelteller führen und hier einen Knüppel einbauen, damit sich das Seil nicht in den Teller einschneidet. Dann Zugkraft aufbauen und den Trennschnitt ansetzen. Da Sicherheit immer vor Holzgewinn geht, sollten Sie trotzdem ein Stützstück am Stamm stehen lassen. Bevor Sie den Wurzelteller zurückziehen, sehen Sie nach, ob sich niemand dahinter befindet.

15. Richtig rücken

Ziehen Sie das Holz nicht komplett vor den Schild der Winde bzw. die Trag-Berg-Stütze. Die Stämme sollten ein Stück weit über dem Boden schweben. Wenn es zu dicht wird, bildet sich ein Hebel, der Schlepper steigt und lässt sich schlecht lenken.

16. Ordentlich poltern

Überlegen Sie, wo Sie den Polterplatz anlegen. Am besten hat der Polter mindestens 10 fm, wenn ein LKW das Holz abholt. Der Polter sollte nicht in einer Kurve liegen. Nach oben muss der Kranraum frei sein – also ohne dicke Äste, Strom- oder Telefonleitungen.

Wenn Sie die Stämme abhängen, treten Sie erst ans Holz, wenn die Seile komplett entspannt sind und sich die Stämme nicht mehr bewegen. Vor allem wenn man Routine hat, löst man oft per Funk die Bremse der Winde und steht bereits neben dem Holz. Wenn die Stämme noch verrollen, können Sie sich schnell den Knöchel brechen. Poltern Sie die Stämme überwiegend dickörtig. Sprechen Sie am besten mit dem Spediteur, wie er es am liebsten hat.

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