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Fünf Online-Ackerschlagkarteien im Vergleich

Online-Systeme dominieren inzwischen die Neuentwicklungen bei Ackerschlagkarteien. Doch welche ist die Richtige? Hinrich Drangmeister hat fünf Systeme für uns verglichen.

Lesezeit: 19 Minuten

NP-Bedarfsermittlung unter Beachtung der roten Gebiete, Dokumentationspflichten bei Düngung und Pflanzenschutz, Einhaltung nicht ganz leicht überschaubarer Pflanzenschutzauflagen, Beachtung von Anbau- und Greeningvorgaben: Das macht nicht gerade Spaß.

Der effektive Einsatz aller Produktionsmittel für einen erfolgreichen Ackerbau ist aber ohne Aufzeichnungen, Berechnungen und Erfolgskontrollen nicht möglich. Da kann die richtige Schlagkartei helfen. Wir haben fünf Online-Systeme verglichen:

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Einen gebündelten Überblick über alle Beiträge zu dem Thema finden Sie hier:

Unsere Tester: Am Vergleich beteiligt war eine Klasse der Fachschule für Agrarwirtschaft Herford, deren Schüler die Programme in ihren Betrieben einsetzten. Ihr inzwischen pensionierter Pflanzenbau- und EDV-Lehrer Hinrich Drangmeister hat seit Ende der 80er Jahre immer wieder Schlagkarteisysteme (inzwischen über 25) für verschiedene Fachzeitschriften verglichen. Seine Sicht bestimmt die Einordnung der nachfolgend verglichenen Online-Schlagkarteisysteme.

Die Qual der Wahl

Welches System ist die beste Schlagkartei für mich? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Zu unterschiedlich sind die durch Betriebsgrößen, -strukturen und -organisationsformen sowieso von Interessen und Zielvorstellungen des Betriebsleiters abhängigen Ausgangspositionen für die Auswahl.

Wollen Sie ein System, mit dem Sie nur die absolut notwendigen gesetzlichen Vorgaben mit wenig Zeitaufwand erledigen können oder haben sie eine umfassende EDV-gestützte Planung und Abwicklung von Pflanzenproduktion und Arbeitsvorgängen mit digitalen Aufträgen und laufender Kommunikation mit Mitarbeiter und Externen (z.B. Lohnunternehmern oder Beratern), mit Maschinenkopplungen, automatisierter Dokumentation oder sogar teilflächenspezifischem Precision Farming-Ansätzen zum Ziel?

Was wollen Sie wirklich … und … was halten Sie auf Dauer auch wirklich durch? Es gibt nicht wenige PCs, auf denen mit viel Enthusiasmus gekaufte Software schließlich nicht eingesetzt wurde.

Das haben wir getestet

Dieser Vergleich befasst sich mit den Grundanforderungen die eine Schlagkartei erfüllen sollte. Dies sind auch die Kriterien, die in die Bewertung eingeflossen sind:

1.Bedienbarkeit und Service

Klar strukturierte, nicht zu verschachtelte Menüs und klare Eingabemasken. Ein informatives Handbuch (zumindest als pdf-Datei) und eine integrierte Online-Hilfe. Info-Videos zu wesentlichen Programmfunktionen. Gut erreichbarer kostenloser Telefonservice und evtl. ein Hilfe-Chat. Einhaltung gängiger fachlicher Standards. Wenn man erst erklären muss, wie wesentliche Programmfunktionen gemeint sind, stimmt etwas nicht.

2.Stammdaten, Datenübernahme

Schlagdaten und Schlagumrisse aus Flächenantrag übernehmbar und einzeichenbar. GIS mit Schlagteilung, Insel- und Schlagrandeinzeichnung. Dünge- und Pflanzenschutzmittel aus aktuellen Online-Datendatenbanken (z.B. des BVL, JKI oder BSA) auswählbar. Mehrbetriebsfähigkeit. Maschinen-, Arbeitskräfteeingaben evtl. inkl. Kostenansätzen.

3.Anbauplanung und Greening

Eine übersichtliche mehrjährige Anbauplanung (Fruchtfolgen) mit Ermittlung erforderlicher Saatgutmengen und der voraussichtlichen Gesamterntemengen sowie einer Überprüfung der Greeningvorschriften.

4.Düngung

Düngebedarfsermittlung (Reinnährstoffe/ha) nicht nur für Nges, Nverfügbar und P, sondern auch für K, MgO, S und CaO auf Basis der Bodenuntersuchung und LUFA-Empfehlungen. Berechnung der Summe aller je ha ausgebrachten Reinnährstoffe und des noch fehlenden Bedarfs bzw. eines Überschusses (Saldo), also eine Düngebilanz. Evtl. sogar eine Düngeplanung, also eine Zuteilung der Düngemittel nach dem berechneten Reinnährstoffbedarf. Berücksichtigung von Sondervorgaben (z.B. rote Gebiete).

Leider steht bei den Programmen augenblicklich fast nur noch die vom Gesetzgeber vorgeschriebene NP-Ermittlung im Vordergrund. Die Stoffstrombilanz gehört nicht zwingend zur Schlagkartei, kann hier aber untergebracht werden.

5.Sammel-Kombibuchung der laufenden Maßnahmen

Möglichkeiten mehrere Schläge und Betriebsmittel beliebig in einer Buchungsmaske zu kombinieren und auch während der Buchung jederzeit die Stammdaten nicht nur mit Suchfunktionen schnell zu finden, sondern auch zu erweitern. Erstellung von Vorlagen für wiederkehrenden Buchungskombinationen z.B. „Gräserbekämpfung Getreide“ (Pflegeschlepper+Spritze+Mitarbeiter+Mittel 1+Mittel 2+AHL-Zusatz). Die Vorlage kann dann, evtl. sogar mit vorgegebener Standardaufwandmenge „in einem Rutsch“ für mehrere Schläge gebucht und später immer wieder verwendet werden.

6. Handy- und Tablet-App

Funktionelle, einfach bedienbare mobile App mit Zugriff auf durchgeführte Maßnahmen, Änderungsmöglichkeiten und effektive Auftrags- und/oder Buchungsoptionen (s. Pkt. 5). Evtl. sogar eine halbautomatische Buchung mit Schlagerkennung und Zeitaufzeichnung. GIS und evtl. weitere Hilfsmittel, wie u.a. Routenplaner zum Schlag, Kommunikationsmöglichkeiten, Infos zu Pflanzenschutzmaßnahmen während der Arbeit.

7.Grundauswertungen

Übersichtliche kompakte Schlagkarte mit Ausgabe aller wesentlichen Schlagdaten, Bodenuntersuchungen, Notizen, Saat- Düngungs-, Pflanzenschutzmaßnahmen und evtl. Maschinenarbeiten und AK, evtl. auch AKh und Teilflächenbehandlungen. Allen Mengen und – falls gewollt -Kosten. Komplette Düngebilanz mit Salden. Optional gestufte, fachlichen Standards folgende Deckungsbeitragsrechnung. Sinnvolle Listen mit Gesamtübersichten zu:

  • Benötigten und verbrauchten Betriebsmitteln
  • CC-konforme Liste zu Pflanzenschutzanwendungen
  • Gesamtdüngebilanz (Bedarf-gedüngte Nährstoffe=Saldo) für alle Reinnährstoffe
  • Liste mit gestufter DB-Rechnung für Schläge und Kulturen (Direktkostenfreier Marktleistung+ DB).

8. „Nice to have“

Erweiterungen, die optional auch im Standardbereich Sinn machen, aber noch nicht alle Hersteller anbieten können:

  • Zugriffsmöglickeit für externe User (z.B. Mitarbeiter, Berater, Lohnunternehmer, Abnehmer) mit gestuft definierbaren Zugriffsrechten
  • Erweiterungen des Kartensystems um rote Gebiete, Wasserschutzgebiete und Erosionsgebiete
  • Hilfen zu Pflanzenschutz- und Düngemaßnahmen, wie Helms Agrimentor, der schnell und aktuell u.a. Pflanzenschutzauflagen, erforderliche Gewässerabstände, Resistenzgefahren oder Infektionswahrscheinlichkeiten bei Pflanzenkrankheiten bietet.
  • Rechenhilfen, wie NEXT Farming LIVEs Saatgutmengenrechner oder der integrierte Pflanzenschutz-Tankmix-Rechner.

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Ackerflächen darstellen

Unter den Stammdaten finden Sie Ihre Schläge sowie die allgemeinen Betriebsdaten wie Mitarbeiter oder Maschinen. Außerdem listen Sie dort Ihre Betriebsmittel auf, die Sie im Ackerbau einsetzen, also Dünger, Saatgut und PSM.

Am Anfang richten Sie die Stammdaten einmal ein, danach müssen Sie diese nur noch gelegentlich aktualisieren. Den Dreh- und Angelpunkt Ihrer Arbeit bilden dabei die Flächen. Die Eingabe der Flächen gestaltet sich bei allen fünf Programmen einfach, da Sie die Daten z. B. aus Ihrem Flächenantrag importieren können.

Bei Plantivo schicken Sie die Daten direkt an den Service. Dieser fügt sie als kostenlose Dienstleistung, evtl. sogar zusätzlich noch mit Bodenprobendaten und Vorfrüchten in die Schlagkartei ein. Außer in Top Farmplan können Sie in den Programmen über integrierte Geoinformationssysteme (GIS) Ihre Schläge selbst einzeichnen, teilen oder zusammenlegen. Die Entwickler von Top Farmplan möchten diese Funktion bald nachrüsten.

Die GIS-Zeichenfunktionen sind in allen anderen Programmen recht komfortabel zu bedienen.

Bei Helm ist die Funktion zur Schlagteilung ganz am Ende der Schlagein­gaben etwas versteckt untergebracht. Auch Inseln wie Feldgehölze können Sie nicht einzeichnen. Bei Plantivo, 365 Farmnet und Next Farming live können Sie Inseln in die Schläge einzeichnen, wenn Sie dort beispielsweise eine Blühfläche anlegen möchten.

In Plantivo ist direkt neben den Zeichenfunktionen auch ein Adresseingabefeld zum schnelleren Erreichen einer Kartenposition vorhanden.

Bei 365 Farmnet gelangen Sie über den „Bearbeiten“ Button in der Karte direkt in einen Zeichenmodus mit den Funktionen zum Teilen, Zusammenlegen und Einzeichnen von Schlaginseln oder auch Randstreifen. Das Programm bietet die leistungsfähigsten GIS-Funktionen.

Um die Fläche zu teilen oder zusammenzulegen, müssen Sie bei Next Farming in die Anbauplanung.

Weitere Schlageigenschaften einpflegen

Zu den Flächen lassen sich bei allen Programmen wesentliche Schlaginformationen wie Bodeneigenschaften oder Schutzstatus der Fläche etc. mehr oder weniger umfangreich ergänzen. Wichtig sind diese Eigenschaften, wenn Sie dadurch Einschränkungen in der Bewirtschaftung haben, z. B. bei zu hohen Nährstoffgehalten.

Bodenproben können Sie in allen Programmen eingeben, um dann auf Basis der Düngeverordnung zu rechnen. Bei Next Farming live können Sie sogar direkt aus dem Programm GPS-gestützte Bodenproben bei einem speziellen Dienstleister bestellen, deren Ergebnisse importieren und falls das entsprechende Modul vorhanden ist, auch Applikationskarten erstellen.

Rote Gebiete können Sie in den ASK von Top Farmplan, Helm und Plantivo eintragen. Nur Plantivo blendet die roten Gebiete bereits für Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen, Bayern und Rheinland-Pfalz auf der Bildschirmkarte ein. Noch fehlende Bundesländer sollen folgen. Über das Auswahlmenü im „Schlagkarten-GIS“ können Sie bei Plantivo für einige Bundesländer weitere Gebiete einblenden lassen (Eutrophierte Gebiete, Bodenerosion, Wasserschutzgebiete). Das ist sehr übersichtlich gelöst.

Die restlichen Stammdaten

Für die Eingabe von Düngemitteln, Saatgut oder PSM können Sie in Ackerchef, Plantivo, 365 Farmnet und Next Farming live diese aus Listen auswählen oder auch selbst eintragen. Das ist praktisch. Dabei fügen Helm, 365 Farmnet und Next Farming live direkt die richtigen Einheiten zu den Mitteln hinzu. Nutzen Sie Plantivo, müssen Sie bei jeder Buchung erneut die passende Einheit hinzufügen, das ist etwas umständlich.

Bei Top Farmplan können Sie nur die Düngemittel inklusive passender Einheiten aus einer Liste auswählen bei den PSM und dem Saatgut müssen Sie diese Listen selbst erstellen.

Auf Stammdateneingaben, die über die notwendige rechtliche Dokumentation hinaus gehen, wie Kostenerfassungen oder Einzelmaschinen, verzichten Helm beim Ackerchef und Top Farmplan bewusst. Das Ziel ist eine klare, schlanke Schlagkartei. Bei Top Farmplan können Sie zudem bei einigen Produktionsmitteln nur den Namen eingeben. Lediglich bei den Düngemitteln sind auch die Nährstoffgehalte vorgegeben. Das ist schon sehr knapp, wenn z. B. bei den PSM nur der Handelsname und sonst keinerlei zusätzliche Eingabefelder z. B. für den Wirkstoff (bei Be­trieben, die QS-Systemen angeschlossen sind) oder zumindest die Wirkstoffgruppe vorhanden sind.

Weitere Daten wie Kosten/Einheit zu Maschinen, Mitarbeitern und Betriebsmitteln können Sie in Plantivo, 365 Farmnet und Next Farming live eingeben. Das ist für betriebswirtschaftliche Auswertungen gedacht.

Top Farmplan, Plantivo und 365 Farmnet sind mehrbetriebsfähig. Weiterhin können Sie bei diesen Programmen Userrechte vergeben. Das ist sinnvoll, falls Sie Dritten (z. B. Mitarbeitern oder Beratern) Zugriff auf Ihre Schlagkartei geben möchten. Das kostet allerdings bei einigen Programmen zusätzlich.

Buchung der laufenden ­Maßnahmen

Aktueller Stand sind Sammel-Kombibuchungsmasken. Sie können in einem Schritt auf beliebig vielen Schlägen alle Produktionsmittel kombiniert in nur einer Maske in „einem Rutsch“ buchen. Ergänzungen und Aktualisierungen von Stammdaten sollten während der Buchung zusätzlich einfach möglich sein. 365 Farmnet, Next Farming live und Helms Ackerchef lösen dies vorbildlich. In diesen Programmen können Sie auch Vorlagen für immer wiederkehrende Betriebsmittelkombinationen speichern und später für ein noch schnelleres Buchen nutzen.

Plantivo und Top Farmplan sind programmtechnisch nicht ganz so weit, aber immer noch komfortabel bedienbar. Dort sind z. B. keine Kombibuchungen möglich. Plantivo bietet aber Vorlagen für Buchungen an.

Im Ackerchef und Plantivo können Sie außerdem noch Schlaggruppen, z. B. mit den gleichen Früchten, für ein schnelleres Buchen nutzen. Das Infosystem „Agrimentor“ vom Ackerchef bietet gute Hilfen (z. B. Auflagen, schlagspezifische Gewässerabstände) wenn Sie Pflanzenschutzmaßnahmen buchen oder planen. Plantivo weist Sie darauf hin, wenn ein PSM nicht mehr zugelassen ist. 365 Farmnet warnt Sie lediglich, wenn Sie kulturübergreifende Pflanzenschutzmaßnahmen planen, dass Sie sich auf eine Kultur festlegen sollten.

Hilfreich sind auch der Saatmengen- und der gut gemachte Tankmix-Rechner in Next Farming live.

Weitere Infos zur Ergänzung der Buchungen wie Fotos oder Sprachnachrichten können Sie bei Top Farmplan und dem Ackerchef hinzufügen.Ackerchef und 365 Farmnet bieten aktuelle Wetterdaten und Tipps zur Schlagbefahrbarkeit, Saatterminen und Spritzwetter sowie den aktuellen Infektionsdruck bei Pilzkrankheiten. Beide nutzen die Daten aus dem Informationssystem für Integrierte Pflanzenproduktion (ISIP) im Getreide, 365 Farmnet allerdings nur für Septoriaprognosen und das Modul ist kostenpflichtig. Der Ackerchef verwendet ISIP für die Prognose aller Pilzkrankheiten im Getreide und das ohne Aufpreis.

Anbauplanung und Greening-Rechner

365 Farmnet und Next Farming live bieten gegen Aufpreis eine leistungsfähigere Anbauplanung. Bei Plantivo ist die bedienungsfreundliche Anbauplanung bereits integriert. Ackerchef kann über seine Tabellenansicht Vor- und Hauptfrüchte anzeigen und außerdem PDF-Tabellen zu den Anbauverhältnissen ausgeben.

Plantivo und 365 Farmnet bieten zusätzlich auch einen Greening-Rechner mit dem die Einhaltung der drei Greening Komponenten Anbaudiversifizierung, Vorhalten der ökologischen Vorrangfläche sowie Dauergrünlanderhalt überprüft werden können.

Wie die Programme den ­Düngebedarf ermitteln

Eine Düngebedarfsermittlung für N und P, die der Gesetzgeber mit der neuen Düngeverordnung fordert, bieten alle Programme an. Schwierig ist es allerdings, länderspezifische Anpassungen für alle 16 Bundesländer parallel anzubieten und die in diesem Bereich noch häufig stattfindenden Änderungen zeitnah aktuell in den Programmen umzusetzen. Selbst die zuständigen Länderinstitutionen haben da häufig nicht alles fertig. Die Softwarehäuser sind aber bemüht, hier laufend aktuell zu bleiben. Hilfreich wäre es, wenn die Vorgaben bundesweit einheitlich wären und es für jedes Bundesland die gleichen Rechenformulare und -programme gäbe.

Die Programme rechnen zumeist leider nur den NP-Bedarf und die Summe aller gedüngten Nährstoffe. Welche Düngebilanzen und Bedarfswerte weiterer Nährstoffe die Programme noch rechnen, sehen Sie in der Tabelle auf S. 107 unter dem Absatz Düngung.

Das Ausfüllen der Bedarfsermittlung ist unterschiedlich komfortabel in den Programmen. Gut gelöst haben es Top Farmplan, Ackerchef und Next Farming live. Für die Bedarfsermittlung tragen Sie die Werte bei diesen Programmen in einem in der ASK integrierten Programmteil ein. Bei Plantivo und 365 Farmnet ist es etwas komplizierter. Der eigentliche Rechenvorgang erfolgt in einer über das Programm downloadbaren Exceltabelle. Bei Plantivo können Sie die Rechenergebnisse wieder ins Programm hochladen. Bei 365 Farmnet füllen Sie das Excelblatt aus und drucken es als Nachweis aus. Hier ist das Excel-Rechenblatt kaum mit der ASK verbunden. Schöner wäre es, wenn beide Programme die Bedarfsermittlung integrieren und der Nutzer nicht über Excel hin- und herspringen müsste.

Die Programme nutzen für die Rechenwege teilweise schon Werte aus den Stammdaten. Das ist sehr hilfreich, da Sie dann nicht so viel eintragen müssen. Nur 365 Farmnet übernimmt bis auf die Schlaggröße und die Kultur nichts in die Excelrechenblätter. Das ist umständlich, da die Daten ja in den Stammdaten schon vorhanden sind. Eine wirkliche Verbindung zur Schlagkartei besteht hier offenbar nicht.

Bodenprobendaten rechnen Top Farmplan, Plantivo, Next Farming live und der Ackerchef in der Bedarfsermittlung an.

Das Ertragsniveau aus dem Vorjahr geben Top Farmplan, der Ackerchef und Plantivo vor. Die organische Düngung aus dem Vorjahr rechnen Top Farmplan, Ackerchef und Next Farming live an. Top Farmplan und Plantivo berücksichtigten außerdem noch Obergrenzen beim Einsatz organischer Dünger.

Demnächst wollen alle Programme den zwanzigprozentigen N-Abschlag für rote Gebiete automatisch abziehen. Bisher machen das nur Top Farmplan, Plantivo und Ackerchef.

Die Stoffstrombilanz bekommen Sie nur über Ackerchef und Plantivo ausgegeben. Sie ist ja aber auch nicht zwingend Bestandteil einer Ackerschlagkartei aber durchaus komfortabel, da auch einige Werte aus der Schlagkartei in die Stoffstrombilanz gehören.

Kostenermittlungen und ­Betriebswirtschaft

Drei Firmen verzichten bewusst auf Kostenerfassungen und betriebswirtschaftliche Auswertungen in ihren Schlagkarteien. Bei Helm und Farm Facts sind diese Funktionen den „größeren Schlagkarteiversionen“ vorbehalten. Bei den „kleinen Versionen“ sind die Anbieter der Ansicht, dass die angesprochene Zielgruppe sich nur mit den Kernfunktionen einer Schlagkartei befassen möchte.

Betriebswirtschaftliche Auswertungen des Ackerbaus bieten Plantivo und 365 Farmnet. Plantivo errechnet Deckungsbeiträge je Kultur, je Schlag und für den Gesamtbetrieb. Dazu ist zusätzlich die Tabellenkalkulation Excel erforderlich. Eine Übersicht aller eingesetzten Betriebsmittel ist ebenfalls enthalten.

365 Farmnet hat eine gestufte Deckungsbeitragsrechnung und ein kostenpflichtiges Zusatzmodul der Firma Beiselen, das zur Planung und Steuerung des finanziellen Unternehmenserfolges in der Getreideproduktion beitragen soll.

Weitere Funktionen

Alle Programme verfügen über eine Handy- bzw. Tablet-App. Über die App können Sie auf dem Acker bereits durchgeführte Maßnahmen ansehen, Mitarbeitern Arbeitsaufträge vorgeben oder durchgeführte Maßnahmen festhalten. Außerdem sind teilweise Zusatzfunktionen zur besseren Kommunikation, Routenplaner zum Schlag und spezielle landwirtschaftliche Nachrichten- oder Wetterdienste integriert. Beim Ackerchef ist praktisch, dass der Agrimentor auch in der App vorhanden ist. So können Sie auf dem Acker beim Düngen oder Spritzen direkt nachsehen, ob Sie beispielsweise den richtigen Abstand zum Gewässer einhalten. Wie schon die Schlagkartei besitzt auch die mobile Top Farmplan-App kein GIS und es sind keine Sammel-Kombibuchungen möglich.

Allerdings können Sie nicht in allen Apps alle Stammdaten ändern. So lassen sich beim Ackerchef, 365 Farmnet und Next Farming live in der App z. B. keine neuen Schläge hinzufügen. Auch die vorhandenen Schläge lassen sich im GIS nicht bearbeiten. Bei Plantivo lassen sich neue Schläge hinzufügen, allerdings ohne die GIS-Daten.

Smart Farming-Anwendungen bieten 365 Farmnet und Next Farming live. Beide Apps zeichnen automatisch auf, wenn Sie auf einem bestimmten Schlag ackern, wie lange die Maßnahme dauert. Die Apps erkennen den Schlag und starten und beenden automatisch die Zeiterfassung.

Die Maschinenkopplung mittels ISO XML ist nur bei 365 Farmnet und Next Farming live seit längerem fertig, Helm plant beim Ackerchef bald eine Weiterentwicklung. Auch für Plantivo sind erste Bausteine auf Nachfrage verfügbar.

Umfassendere Precision Farming Ansätze bieten 365 Farmnet und Next Farming live. Die angebotenen Möglichkeiten z. B. zur Nutzung von ISO-XML, Fahrspurplanung, Autodokumentation, Nutzung von Potenzial- und Applikationskarten zum Teilflächenmanagement bzw. Precision Farming haben wir nicht getestet. In den vollständigen Testprotokollen im Internet geben wir einen Überblick über diese kostenpflichtigen Angebote sowie geplante Entwicklungen.

Top Farmplan hat neben der Schlagkartei ein digitales Agrarbüro mit sicherer Datenablage im Internet. Außerdem bietet das Programm Schnittstellen zu den Buchführungsprogrammen Datev und Adnova sowie ein Modul zur HI-Tier Datenbank, um Tiere an- und abzumelden.

Fazit

365 Farmnet: Das Programm ist das am weitesten ausbaubare und komplexeste der hier verglichenen Programme. Aufgrund der vielen Programmfunktionen sollten Sie eine gewisse Einarbeitungszeit einplanen. Es ermöglicht mit seinen Basisfunktionen einen kostenlosen Einstieg in die Führung einer Online-Schlagkartei. Kostenpflichtig werden erst die komplexeren Bausteine. Rechen- und Dokumentationspflichten des Gesetzgebers erfüllt 365 Farmnet weitestgehend. Bei einigen Düngerberechnungsfunktionen hält das Programm fachliche Standards nicht komplett ein. Eine Düngebilanz gibt es auch nicht.

In der übersichtlichen Schlagchronologie gibt es auch eine gestufte Deckungsbeitragsrechnung. Die Plattform ist um Maschinenankopplungen und Precision Farming umfassend erweiterbar und bietet in diesem Bereich das größte Angebot. Einige Tools von Firmen sind nicht so überzeugend und teilweise firmenabhängig (z. B. Sorten-versuche oder PSM-Hinweise).

Ackerchef: Gelungene Umsetzung der Kernfunktionen einer Online-Schlagkartei mit Schwerpunkt auf den gesetzlichen Rechen- und Dokumentationsvorgaben. Klar strukturiert, einfach und schnell bedienbar. Sinnvolle Hilfefunktionen zu Pflanzenschutz- und Düngeauflagen durch den Agrimentor. Sehr gute mobile App. Es gibt keine betriebswirtschaftlichen Auswertungen. Eine Düngebedarfsermittlung gibt es für N, P und K, eine Düngebilanz nur für N und P.

Next Farming live: Die Schlagkartei unterstützt den Anwender vor allem bei den gesetzlichen Dokumentationspflichten im Bereich des Pflanzenschutzes und den durch die Düngeverordnung vorgeschriebenen Berechnungen und Aufzeichnungen. Das „Next Starter Paket“ bietet den günstigsten Start mit Onlineversion und mobiler App (1 €/ha/Jahr). Eine Düngebilanz gibt es nicht, ebenso keine betriebswirtschaftlichen Auswertungen. Diese sind der umfassenderen Desktopversion vorbehalten. Das System hat eine gute Anbauplanung sowie ein integriertes GIS und ermöglicht ein schnelles und effektives Buchen. Über Zusatzmodule ist ein herstellerübergreifender Ausbau in Richtung Maschinenkopplung, automatisierte Dokumentation und Precision Farming möglich.

Plantivo: Einfach zu bedienendes Programm, das teilweise aber klarer strukturiert sein könnte. Mit Plantivo sind die gesetzlichen Vorgaben der Düngeverordnung und der Pflanzenschutzdokumentation sowie die Stoffstrombilanz gut zu erledigen. Eine Düngebilanz gibt es nur für N und P. Die Kartenansicht bietet für einige Bundesländer bereits das Einblenden von Sonderzonen, wie z. B. die roten Gebiete oder Wasserschutzgebiete. Neben der gut gemachten mehrjährigen Anbauplanung gibt es auch ein Greening-Rechner und Deckungsbeitragsrechnungen für die angebauten Früchte. Für die Berechnung der Deckungsbeiträge brauchen Sie zusätzlich Excel.

Top Farmplan: Vor allem ein Online-System zur Digitalisierung des Agrarbüros. Ein Baustein dieses Systems ist die auf die absoluten Grundfunktionen beschränkte Schlagkartei. Die übersichtliche und einfach zu bedienende ASK unterstützt Sie bei einer CC-konformen Dokumentation der Pflanzenschutzmaßnahmen und der Düngung sowie weiterer Maßnahmen. Die Nährstoffbedarfsermittlung erfolgt für N, P und K. Es gibt keine Schlagansicht über GIS, keine Listen für die Übernahme von Stammdaten zu PSM und Saatgut, und keine Düngebilanz für K, Mg, S, und Kalk sowie keine betriebswirtschaftlichen Auswertungen.

Zu den Einzelbeschreibungen:

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E X K U R S

Vorteile von Online-Schlagkarteien

Internetbasierte Schlagkarteien gibt es bereits seit Jahren, aber viele Landwirte waren lange Zeit skeptisch, ob ihre Daten auf Internetserver gehören. Sie hatten sie lieber auf dem eigenen PC.

Inzwischen hat man sich aber daran gewöhnt, dass z.B. Tiermeldedaten, der Flächenantrag oder die Vorgaben der Düngeverordnung im Internet verarbeitet werden und auch die Schlagkarteiführung zunehmend mit internetbasierten Systemen erfolgt.

Der Trend scheint eindeutig. Die reinen Desktopsysteme treten zurück, verschwinden z.T. sogar vom Markt. Alle Anbieter betonen, dass die Betriebsdaten auf deutschen Servern sicher untergebracht sind. Würde ein Datenmissbrauch bekannt werden, dürfte ein System auch schnell vom Markt verschwunden sein. Das kann sich also kein Anbieter leisten. Wenn eine stabile, halbwegs flotte Internetverbindung vorhanden ist, was auf dem Land auch heute leider noch nicht überall gegeben ist, bieten Internetschlagkarteien folgende Vorteile:

  • Updates erfolgen zentral. Der Kunde hat keinen oder nur einen minimalen Aufwand für die Installation und Programmpflege. Die Software kann laufend aktualisiert werden, sodass schnellere und kostengünstigere Programmanpassungen jederzeit möglich werden. Speicherplatz auf der lokalen Festplatte wird kaum benötigt.
  • Ein modularer, individueller Aufbau der Systeme ist einfacher möglich.
  • Die Bereitstellung von Produktionsmittellisten, z.B. PS-Mittel über das BVL mit Zulassungsstand und Auflagen – inkl. integrierter Suchfunktion – ist tagesaktuell möglich.
  • Die Kommunikation mit Marktpartnern oder Bestellung von Dienstleistungen (z.B. Bodenuntersuchungen oder Beratungsleistungen) werden aus der Schlagkartei heraus möglich. Ebenso kann die betriebsinterne Kommunikation mit Mitarbeitern (z.B. Verteilung oder Überwachung von Arbeitsaufträgen) effektiver werden.
  • Durch die automatische Datensicherung auf dem Server durch Profis wird ein Datenverlust fast unmöglich. In der Regel kommen deutsche Hoster mit hoher Datensicherheit zum Einsatz.
  • Der Schlagkarteieinsatz ist über Browser von verschiedenen Rechnern und Orten durch Personen mit individuell definierbaren Zugriffen (z.B. Chef, Mitarbeiter, Berater, Lohnunternehmer, Marktpartner) möglich, was eine bessere Zusammenarbeit und Transparenz ermöglicht.
  • Die Daten gehören weiter dem Landwirt und keinem Dritten.
  • Tests neuer Softwareerweiterungen werden einfacher möglich und die Vertragslaufzeiten sind – z.B. durch monatliche Kündigungsfristen – wesentlich flexibler.

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