Besonders Anbieter aus China drängen mit günstigen RTK-Lenksystemen zur Nachrüstung auf den Markt. Teils können sie mittlerweile auf ein breites Händlernetz zugreifen, das sich um den Support der Systeme kümmert. Preise um 5.500 € (Preise plus MwSt.) zuzüglich Montage haben sich in diesem Bereich etabliert. Damit sind sie deutlich günstiger als die RTK-Lenkautomaten der Erstausrüster, die häufig ab 14.000 € anfangen.
Im Mittelfeld bewegt sich das deutsche Unternehmen Lacos mit ihrem Nachrüstlenksystem LC:GNSS X-5c, das für 8.206 € in der Preisliste steht. Der Preis resultiert aus der Kombination von chinesischen Komponenten und deutschen Terminal. So stammen der GNSS-Empfänger, der Lenkradmotor, Lenkwinkelsensor und der Kabelbaum vom Anbieter Chcnav. Diese Komponenten hatten wir bereits im Test (top agrar-Ausgabe 7/24).
Das Terminal lässt Lacos hingegen bei Anedo in Deutschland fertigen und spielt seine eigene Software auf. Herstellerangaben nach soll das System seine Vorteile bei höheren Ansprüchen an die Fahrspurplanung sowie bei Isobus-Funktionen ausspielen. Wir setzten das System beim Grasmähen, der Bodenbearbeitung und der Aussaat ein.
Sauberer Aufbau
Den Vertrieb übernimmt, neben drei lokalen Händlern, wie beim Chcnav das Vertriebsnetz von Ledab aus Harsewinkel. Diesem sind deutschlandweit etwa 315 verschiedene Händler angeschlossen, darunter auch viele Baywa- und Agravis-Standorte.
Der Aufbau inklusive Kalibrierung des Lenksystems, dauert etwa einen Tag. Dabei ist aber nicht die Montage der einzelnen Komponenten zeitintensiv, sondern die ordentliche Verlegung unterhalb der Verkleidungen. Lacos empfiehlt die Montage beim Händler. Doch auch für die Eigenmontage liegt eine Anleitung bei. Da der Vertrieb über Ledab läuft, gibt es ebenfalls bei Bestellung des Lacos-Systems für viele Traktoren passende Hülsen und Adapter für die Lenksäule sowie die Verdrehsicherung des Lenkradmotors – gut.
Ein Gyroskop arbeitet als berührungsloser Lenkwinkelsensor. Ihn muss man vorne am Achsschenkel montieren. Der GNSS-Empfänger in schlichtem Weiß kann die Signale von GPS, Glonass, Galileo, Beidou und QZNSS verarbeiten. Eine Abschaltung einzelner Typen ist nicht möglich. Im Gehäuse ist ein Gyroskop integriert, der Hangneigungen kompensiert.
Hat man bereits das Chcnav installiert und möchte das System mit dem Lacos-Terminal updaten, ist das kein Problem. Die Umrüstung dauert nur etwa 2 h. Doch es kommen auch immerhin 3.943 € auf einen zu. Eine Can-Bus-Version ohne Lenkradmotor für vorgerüstete Traktoren möchte Lacos ab Anfang 2025 anbieten.
Damit man mit dem Lenkradmotor auf die Straße darf, muss man mit dem beigelegten GTÜ-Prüfbericht und dem System zu einer technischen Prüfstelle und hier eine Änderungsabnahme durchführen lassen. Die Kfz-Zulassungsstelle trägt dann die Änderung in den Fahrzeugschein ein. Das Ganze kostet etwa 155 € und ist Pflicht, um am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen.
Technisch gesehen muss man zusätzlich den Hauptschalter betätigen. Dieser ist vorbildlich direkt über dem Display montiert. Doch neben dem Lenkrad trennt der Schalter auch den Empfänger vom Strom. Bei einem Neustart dauert es einige Minuten, bis die maximale Genauigkeit wieder vollständig abrufbar ist. Uns hätte es besser gefallen, wenn nur der Lenkradmotor stromlos geschaltet würde. Immerhin war das Terminal separat an der Stromversorgung angeschlossen, sodass dieses nicht immer neu starten musste, auch wenn es nur etwa eine Minute dauert. Zum Ein- und Ausschalten des Terminals gibt es einen (zu) kleinen Folientaster an der linken Seite.
Immer mit RTK
Lacos vertreibt das LC:One immer mit einer Mobil-RTK-Lizenz (Real-time kinematic). Andere Korrektursignale (Ausnahme der Standardkorrektur Egnos) gibt es nicht.
Die Signalgenauigkeit bei RTK-beträgt etwa 2 cm. Für den Einsatz ist ein Korrekturdatenanbieter nötig. Wir nutzten das kostenfreie Sapos-Signal des Vermessungsdienstes NRW. Um das Signal empfangen zu können, benötigt man eine Mobilfunkverbindung.
Die SIM-Karte muss der Landwirt selbst besorgen. Wir kauften dazu eine Prepaid-Karte aus dem Discounter. Die Daten-Flatrate für 5 € im Monat reichte für die von Lacos angegebenen 800 MB/Monat locker aus. Die SIM-Karte lässt sich nur im Empfänger einlegen. Das Terminal hat hingegen keinen Kartenslot. Einen Multisim-Modus gibt es somit nicht.
Ist das Guthaben der Prepaid-Karte aufgebraucht, macht das Terminal einen nicht direkt auf das Problem aufmerksam. Die Lenkung läuft weiterhin, aber mit der kaum brauchbaren Egnos-Korrektur. Möchte man das verhindern, muss man im Menü das Lenken mit Egnos deaktivieren.
Sollte während des Betriebes das Mobilfunksignal unterbrochen sein, gibt es ein RTK float-Modus, der sich bei Bedarf ebenfalls deaktivieren lässt. Dabei rechnet das System bis zu zehn Minuten die theoretische Abweichung mit einem Algorithmus weiter. Die Basis hierfür ist aber auch nur das Egnos-Niveau. So liegt die Genauigkeit lediglich im Bereich zwischen Egnos und RTK. Das können andere Systeme länger und genauer.
Grundeinstellungen
Die Kalibrierung der Lenkung ist nahezu selbsterklärend. Im Geräte-Menü lassen sich verschiedene Traktoren anlegen und die Messwerte, wie beispielsweise Position des Empfängers oder der Anbaupunkte eingeben. Gute, interaktive Symbole helfen bei der Eingabe.
Im Untermenüpunkt „Automatische Lenkung“ lassen sich zudem einfach der Lenkradmotor sowie der Gyroskop im Empfänger kalibrieren. Hier gibt es zudem 16 verschiedene Schieberegler für die Feinoptimierung der Lenkung. Leider sind die meisten Begriffe nicht selbsterklärend und es gibt auch keine Symbole dazu. Lacos möchte in Zukunft die Möglichkeiten auf das nötigste reduzieren und die Begriffe verständlich formulieren.
Ein schönes, wenn auch für die eigentliche Lenkung unnötiges Feature ist die Anpassung der Traktor- und Felgenfarbe in der Kartenansicht. Hier lässt sich jede beliebige Farbkombination selbst zusammenstellen. Da kommen Markenfans auf ihre Kosten.
Anbaugeräte konfigurieren
Ebenfalls im Geräte-Menü konfiguriert man die Anbaugeräte. Hier hilft ein interaktives Symbol, die richtige Einstellung zu finden und den Seitenversatz beispielsweise auf der richtigen Seite zuzuordnen. Apropos Seitenversatz: Uns hat die Darstellung in der Karte bei Geräten mit verschobener Mittellinie, wie z. B. einem Seitenmähwerk, gut gefallen. Die eigentlichen Spurlinien bleiben schwarz, während die Linie, welche der Traktor in der jeweiligen Bahn verfolgt, in lila angezeigt wird. Da kommen im Einsatz keine Fragen auf.
Etwas schade hingegen ist, dass man keine zwei Anbaugeräte virtuell gleichzeitig koppeln kann – z. B. ein Front- und ein Heckmähwerk. Man muss sich als Alternative ein Heckmähwerk anlegen, welches virtuell so breit arbeitet, wie beide Mähwerke zusammen.
Verschiedene Modi
Das Felddatenmenü ist zweigleisig aufgebaut. Im einfachen Modus gibt es nur eine Betriebs-, eine Übersichts- und eine Felder-Seite. Das ist sehr übersichtlich und für alle zu empfehlen, die mit dem System hauptsächlich lenken möchten.
Der erweiterte Modus ist für die Arbeit mit Auftragsdateien im Isoxml-Format abgestimmt. Hier gibt es weitere Felder für den Kunden, den Betrieb, die Felder und den Auftrag. Hat man einen Betrieb im einfachen Modus angelegt, lässt sich dieser in den erweiterten Modus konvertieren. Dort lassen sich dann auch Aufträge im Isoxml-Format V3 exportieren sowie importieren.
Felder einzeichnen
Lacos kann aus der Feldgrenze verschiedene Spurarten generieren. Dazu später mehr. Dafür ist es erst einmal wichtig, die Feldgrenze möglichst genau aufzuzeichnen. Hat man die Feldgrenzen bereits digital vorliegen, kann man diese problemlos im Shape-Format vom USB-Stick importieren (oder auch exportieren). Ansonsten zeichnet man die Grenze während der Fahrt auf.
Wir haben das meist mit einem 3 m-Grubber gemacht. Damit lassen sich die Grenzen recht genau anvisieren. Um möglichst gerade Grenzen zu erzeugen, kann man die Aufzeichnung auch pausieren und wieder fortsetzten.
Zwischen den beiden Punkten zieht das System dann eine Gerade. In Ecken muss man genau aufpassen, wann man pausiert und wieder beginnt, damit die Ecken wirklich eckig werden. Hier hat uns eine unterstützende Automatikfunktion gefehlt. Alternativ kann man die Feldgrenze auch anhand einer Bedeckungskarte erstellen.
Leider lassen sich für ein Feld nicht mehrere Grenzen aufzeichnen und abspeichern. Die Bedeckungsaufzeichnung kann man manuell aktivieren, aber auch automatisch einschalten lassen, sobald das Lenksystem aktiv ist. Einen externen Sensor oder die Möglichkeit auf die siebenpolige Steckdose zuzugreifen, gibt es leider nicht.
Hat man die Feldgrenze erstellt, lassen sich daraus auch Vorgewendelinien ableiten. Dazu kann man ein umlaufendes oder ein individuelles Vorgewende generieren. Das klappte gut. Leider ist es nicht möglich, zwei verschiedene Vorgewende für eine Fläche zu erstellen, z. B. eines fürs Maislegen und eines für die Sämaschine mit anderer Arbeitsbreite. Hier muss man immer erst die bestehenden Linien löschen.
Spurlinien errechnen
Gut gefallen hat uns die Erstellung von Spurlinien. Neben den Standard-Linien A-B, Kurve, A+Winkel und Kreis kann man auch Linien aus der Feldgrenze ableiten lassen. Für die Hauptspurlinie im Feld kann man eine einzelne Linie auswählen. Dabei macht das System für jede Feldseite einen Vorschlag für eine A-B-Spur und eine Kurve.
Eine kleine Skizze zeigt die ausgewählte Linie schön an. Den Abstand der ersten Hauptspurlinie zur Feldgrenze lässt sich frei wählen. Wir haben diese immer in die erste Fahrgasse gelegt. Alle Spurlinien lassen sich frei umbenennen.
Die Generierung hat uns grundsätzlich gut gefallen. Verbesserungsfähig ist jedoch noch der Algorithmus, der die Feldgrenzen in einzelne Abschnitte unterteilt. Bei komplexeren Konturen entsprechen die errechneten Abschnitte nicht immer mit den Wünschen überein.
Eine Einstellung der Sensitivität des Algorithmus wäre schön. Ähnlich sieht es beim Erstellen von Vorgewendespuren aus. Dabei erzeugt das System Spurlinien an allen Feldseiten anhand der Grenzen. Sehr gut haben uns dabei die Methode der Spurlinienverlängerung in den Ecken und der Halbseitenmodus gefallen. Damit lassen sich die Vorgewende mit jeglichen Fahrgassenrhythmen komplett per Lenksystem abfahren.
Ebenfalls gefallen hat uns die Möglichkeit, Spuren auch aufzuzeichnen, während man gleichzeitig das Lenksystem auf anderen Spuren nutzt. Eine Möglichkeit zur virtuellen Spurverkopplung würde das System abrunden.
Lenkung aktivieren
Die Aktivierung der Lenkung geht über den Softbutton oben rechts am Bildschirm oder an der Taste am Lenkradmotor. Je nach Einsatz haben wir mit beiden Tasten gearbeitet. Die Handhabung geht in Ordnung. Neuerdings soll man auch einen externen Schalter zur Aktivierung in den Kabelbaum einbinden können. Eine lenkwinkelabhängige Spurauswahl würde das Einspuren komfortabler und zielgerichteter machen. Aber auch so hat man nach einigen Bahnen raus, wann man die Aktivierungstaste drücken muss.
Nach unserem Test hat Lacos die Software bereits angepasst und eine Schnellzugriffsfunktion zum Zentrieren der Spurlinien eingefügt. Fehlt nur noch, ein schnelles schrittweises Verschieben um eine benutzerdefinierte Distanz. Im Untermenü kann man mit mindestens drei Klicks die Spuren verschieben. Leider gibt es keine Anzeige, wie weit man die Spur absolut verschoben hat und man kann sie nicht wieder auf den ursprünglichen Ort zurücksetzen. Eine automatische Zentrierung beim Aktivieren gibt es auch nicht, das wäre schön zum Pflügen.
Lenkeingriffe
Die Lenkung lässt sich über einen Schnellzugriff in der Kartenansicht in vier Parameter einstellen. Einen wirklichen Einfluss haben wir nur bei der Lenkgeschwindigkeit festgestellt. Laut Lacos ist das bei der neusten Software bereits geändert. Erklärende Symbole fehlen noch.
Mit den Einstellungen konnten wir bei der Bodenbearbeitung aber recht gut fahren. Auch beim Säen mit Frontpacker (mit Fronthubwerk auf 20 bar angehoben) auf gepflügtem Land zog das System schön gerade Spuren. Mit ausgehobenen Gerät wie beim Düngerstreuer überzeugte uns das System nicht. Hier schafften wir es auch nicht, die Einstellungen soweit zu verbessern, dass der Traktor über 10 km/h nicht mehr in der Fahrgasse pendelte. Es hilft nur langsamer zu fahren, damit sich das Gespann nicht aufschaukelt.
Möchte man die Lenkung deaktivieren, kann man ins Lenkrad greifen und auf den nächsten Lenkimpuls warten. Die Intensität ist in den beiden Stufen leicht und schwer einstellbar. Doch auch in der leichten Einstellung deaktivieren wir lieber das System über den Taster am Lenkrad oder im Display.
Insgesamt lief das System, nachdem zu Testbeginn der Empfänger und der Lenkwinkelsensor einmal getauscht wurden, sehr stabil. In der Fläche waren immer über 30 Satelliten verfügbar. Auch am Waldrand führte das Lenksystem den Traktor zuverlässig entlang. Nur sehr weit überhängende Bäume verschlechterten die Genauigkeit kurzzeitig spürbar um einige Zentimeter – aber das System lenkte weiter.
Apropos Genauigkeit: Etwas komisch kam es uns vor, dass, wenn man das System im Stand aktivierte, die angezeigte Spurabweichung um einige Zentimeter kleiner wurde. Deaktivierte man die Lenkung an derselben Stelle wieder, zeigte das System die vorherige Abweichung wieder an.
Arbeitsfortschritt
Die Kartenansicht auf dem 10"-Terminal (25,4 cm Bildschirmdiagonale, 25 x 17 cm außen) gefällt uns für die Größe. Hier sind alle nötigen Daten auf einen Blick sichtbar. Die Bildschirmhelligkeit passt man im Menü an. Hier gibt es auch einen Nachtmodus mit invertierten Farben – top. Die Ansicht lässt sich von 2D auf 3D umstellen, zoomen und verschieben der Kartenansicht sind wie beim Smartphone möglich.
Wahlweise werden Traktor und neuerdings auch das Anbaugerät als 3D-Modell dargestellt. Einen Section-View-Modus und eine Fahrgassenanzeige gibt es bei Lacos leider nicht.
Die Bedeckungskarte lässt sich auch als PDF exportieren. Darauf zeigt das System auch die Feldgröße und die Überlappung an. Leider gibt es aber keine Zeile für die Arbeitszeit auf dem Feld.
Zusatzfunktionen und Isobus
Wir testeten auch die Isobusfunktion mit dem LC:One. Das Terminal erkannte die Pöttinger Vitasem 302ADD direkt. Auch SectionControl lief problemlos. Applikationskarten konnten wir im Shape-Format hinterlegen. Besonders gut hat uns das Hochkantformat des Terminals gefallen. Im Menü kann man dafür die Ausrichtung einstellen. Das gedrehte Terminal zeigt dann im oberen Bereich die vollständige Kartenansicht, im unteren Bereich ist die komplette Isobus-Bedienmaske. Beides lässt sich damit parallel bedienen, auch wenn es vielleicht für manche Landwirte etwas klein sein dürfte.
Das LC:One kann man über das InCab-Kabel auch auf Schleppern mit Isobus-Vorbereitung nutzen.
Per WLAN kann das Terminal aufs Internet zugreifen. Damit ist dann auch eine Remote Support-Verbindung möglich, damit der Service aus der Ferne aufs Terminal zugreifen kann.
Das Terminal soll sich auch für das SpotSpraying eignen. Dann ist aber eine weitere Lizenz nötig.
Fazit
Das Lenksystem LC:One von Lacos hat uns gefallen. Wenn der Hersteller die Verschiebungsoptionen und die Lenkungseinstellungen noch intuitiver gestaltet, ist das System eine gute Alternative zu den Erstausrüstern. Dann gibt es für einen vertretbaren Preis von 8.500 € ein Lenksystem mit Isobus-Funktionalitäten. Für SectionControl und Variable Rate sind aber noch zusätzliche Lizenzen zu kaufen (min. 364 € und 193 €).