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Extrem zerschlagen

John Deere XStream-Körnerprozessor im top agrar-Test

Zur Aufbereitung von Maissilage bietet John Deere seit einiger Zeit den neuen XStream-Körnerprozessor an. Wir haben uns bei der letzten Maisernte angeschaut, was dieser leisten kann.

Lesezeit: 8 Minuten

Ein Korn-Cracker soll die Maiskörner heute nicht mehr nur teilen oder vierteln – sie sollen regelrecht zermahlen sein. Ein besseres Ergebnis als mit seinen Standardcrackern will John Deere mit dem XStream Körnerprozessor erreichen, den sie von Scherer aus den USA beziehen. Im letzten Herbst haben wir uns die Arbeit des Prozessors beim Lohnunternehmer Heinfried Reuter im niedersächsischen Wagenfeld genauer angeschaut.

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Bei der Aufbereitung von Maissilage wird das gesamte Erntegut von zwei profilierten Walzen gequetscht. Der Abstand der Walzen lässt sich dabei einstellen. Um die Aufbereitung des Erntegutes zu steigern, drehen sie mit unterschiedlichen Drehzahlen. Dadurch entsteht ein Reibeffekt auf die Körner und die gehäckselten Pflanzenteile. Desto größer die Drehzahldifferenz zwischen den Walzen, desto stärker ist die Reibung. Dadurch steigt aber auch der Leistungsbedarf des Prozessors.

Der XStream-Prozessor arbeitet mit einem sogenannten Sägezahnprofil, je nach Feldhäcksler (8000er oder 9000er Serie) auf einer Breite von 640 bzw. 716 mm. Das auf Griff gestellte Profil der Crackerwalzen zerquetscht die Maiskörner. Die vordere Walze ist mit 110 Zähnen bestückt, die hintere mit 145.Der Durchmesser ist bei beiden Walzen mit 250 mm gleich. Die Drehzahldifferenz zwischen den Walzen beträgt 50%, wobei die vordere mit 110 Zähnen schneller dreht.

Damit die Lager dieser Belastung standhalten und das Eindringen von Schmutz und Pflanzensäften verhindert wird, hat John Deere eine aktive Druckölschmierung installiert. Außerdem gibt es eine Temperaturüberwachung an den Lagern, um vor einer möglichen Überhitzung zu warnen.

Homogener Bestand

Für unseren Einsatz stand uns ein John Deere 8600i mit einem sechs Meter breiten Erntevorsatz von Kemper zur Verfügung. Am 20.9.2019 haben wir einen für das trockene Jahr untypisch homogenen und ertragreichen Maisbestand mit ca. 35% Trockensubstanz geerntet. Der Ertrag lag auf der fünf Hektar großen Fläche bei rund 53 t Frischmasse pro Hektar. Die Inhaltsstoffe der Silage schwankten über den gesamten Bestand nur gering. Im Mittel lag der Rohproteingehalt bei 70,5 g/kg TS und der Stärkegehalt bei 328 g/kg TS.

Wir wollten wissen, wie groß die Unterschiede bei der Aufbereitung zwischen verschiedenen Häcksellängen sind. Der Schnittbereich der eingebauten Häckseltrommel mit 64 Messern lag zwischen 3 und 15 mm. Im Test haben wir neben 3 und 15 mm noch die Längen 7 mm und 11 mm eingestellt. Der Abstand der Aufbereiterwalzen betrug konstant 1 mm.

Nachdem wir die Fläche angeschnitten hatten, nahmen wir bei voller Fahrt für jede Häcksellänge drei Proben für die Untersuchung im Labor, sowie eine weitere Probe zum Fraktionieren mit unserer Schüttelbox. Neben der Aufbereitung der Häckselsilage wollten wir auch wissen, wie hoch der Kraftstoffverbrauch bei den unterschiedlichen Häcksellängen ist. Dazu haben wir auf der quadratischen Fläche jeweils den Verbrauch dokumentiert und die Ernte-menge auf dem Abfuhrgespann anschließend mit einer Fahrzeugwaage ermittelt. Hierbei konnten wir aufgrund der begrenzten Fläche zwar keine repräsentative Aussage treffen, aber dennoch Tendenzen erkennen. Der Verbrauch lag bei den Häcksellängen 7, 11 und 15 mm auf ungefähr gleichem Niveau. Bei 3 mm lag der Verbrauch höher, was auf die sehr hohe Schnittfrequenz zurückzuführen ist.

Auswertung nach neuem Verfahren

Um die Aufbereitung der Silage bewerten zu können, haben wir Proben zum Labor der LKS Niederwiesa geschickt. Mit dem neuen „corn silage processing score“, kurz CSPS-Verfahren, lässt sich der Verarbeitungsgrad von Maissilagen bestimmen. Desto höher der CSPS-Wert, desto besser ist auch die Stärkeverfügbarkeit der Silage. Durch die bessere Nährstoffausnutzung des Grundfutters lässt sich Kraftfutter sparen.

Mithilfe von verschiedenen Sieben teilen die Laboranten die Silage in die Fraktionen >4,75 mm und <1,8 mm auf. Die Mitarbeiter bestimmen anschließend den Stärkegehalt der Fraktion <4,75 mm und der gesamten Probe. Daraus lässt sich der Stärkegehalt der feinen Fraktionen errechnen. Liegt dieser Wert über 70%, ist die Maissilage optimal aufbereitet.

Dass Mittel der CSPS für die einzelnen Häcksellängen lag bei unseren Proben deutlich über diesen 70% (siehe Übersicht 1). Auffällig ist, dass die CSPS-Werte bei den beiden größeren Häcksellängen höher sind, als bei drei und sieben Millimeter. Die Aufbereitung des gröberen Erntegutes mit einer Häcksellänge von 15 mm ist ebenfalls noch überdurchschnittlich gut.

Auch beim Schütteltest zeigte die aufbereitete Silage gute Werte. Die Schnittlängen waren sehr homogen. Im oberen, groben Sieb fanden sich maximal nur 2% der Gesamtmenge wieder. Ganze Maiskörner haben wir in den Proben nicht entdeckt. Die gröbsten Kornanteile waren zumindest halbiert, meist aber geviertelt.

Auf die Einstellung achten

Die Ergebnisse der Silageaufbereitung zeigen eindeutige Tendenzen: Ist der Prozessor optimal eingestellt, liegt auch die Aufbereitung auf einem hohen Niveau. 71% aller bei der Lufa eingegangenen Proben zur Untersuchung mittels CSPS lagen bis dato im Bereich zwischen 50 und 70%. Dieser Bereich gilt laut Lufa noch als „in Ordnung“. Allerdings weisen laut deren Angaben nur 12% der eingegangenen Proben einen CSPS-Wert besser als 70% auf. Dementsprechend lag die Aufbereitung der Maissilage mit dem XStream-Prozessor in unserem Test mit Werten über 80 % im optimalen Bereich.

Leider hatten wir keinen direkten Vergleich zu anderen Prozessoren. Der Drehzahlunterschied beim XStream-Cracker liegt mit 50% serienmäßig recht hoch. In der Praxis findet man häufig Prozessoren, die mit einem Drehzahlunterschied von 30 oder 40% arbeiten. Wie gut die Aufbereitung der Silage und wie hoch der Dieselverbrauch mit diesen Prozessoren – bei einer optimalen Einstellung – ist, müssen wir in einem weiteren Vergleich untersuchen.

Einen ähnlichen Prozessor gibt es in Deutschland auch für andere Häckslerfabrikate über Kemper unter dem Namen ProfiCracker. Im Vergleich zum Premium-Körnerprozessor von John Deere mit 32% Drehzahlunterschied kostet der XStream-Prozessor 5590 € (netto Listenpreis) mehr.

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Die ganze Pflanze auffasern

Steffen Hake legt bei der Maisernte viel Wert auf eine optimale Aufbereitung der Silage. Wir haben den Landwirt aus Wagenfeld besucht. Von Theelke Wiltfang.

Für seine rund 275 Milchkühe versucht Steffen Hake aus dem niedersächsischen Wagenfeld schon beim Grundfutter das bestmögliche herauszuholen. Eine gut aufbereitete Maissilage ist ihm dabei sehr wichtig. In den letzten beiden Jahren war das aufgrund der Trockenheit gar nicht so einfach. Er hat uns erzählt, worauf er bei der Maisernte und anschließend im Stall achtet.

Keine Körner im stall

Den Silomais erntet das Lohnunternehmen Heinfried Reuter für Steffen Hake. Der Lohnunternehmer setzt dabei auf einen John Deere 9900i Feldhäcksler mit dem neuen XStream-Körnerprozessor. Von der Erntequalität ist Hake überzeugt: „Wir finden im Erntegut eigentlich keine ganzen oder halben Körner. Ich sehe aber auch bei Berufskollegen gut aufbereitete Silagen, die von anderen Feldhäckslern geerntet wurden. Letztendlich kann aber auch der beste Feldhäcksler aus einer schlechten Silage keine gute machen.“ Damit die Kuh die Silage optimal verwerten kann, sollen die Körner laut Hakes Erfahrungen mehr als geviertelt sein. Eine Kotkontrolle steht beim Landwirt deshalb regelmäßig auf dem Plan. „Im Kot finden wir in der Regel nur wenige bis keine Kornanteile.“

Neben der Kornaufbereitung begutachtet der Landwirt auch immer die gehäckselte Restpflanze. Der Stängel und andere Pflanzenteile sollen dabei gut aufgefasert sein und im Silo keine Klumpen bilden. „Damit schaffen wir eine homogene Futterration, die die Kühe nicht selektieren,“ so Hake.

Verschiedene Häcksellängen

Der Landwirt hat in der Vergangenheit verschiedene Häcksellängen von 28 mm bis hin zu 8 mm ausprobiert. Dabei machte ihm die Auffaserung der Restpflanze mehr Sorgen als die Kornaufbereitung. „Beim Langschnittmais haben wir die Erfahrung gemacht, dass lange Lieschenblätter in der Ration zu finden sind und die Kühe diese aussortieren,“ beschreibt der Landwirt. Als weiteren Nachteil des Langschnittmaises sieht er die anspruchsvollere Ernte: „Die Verdichtung im Silo ist beim Langschnittmais schwieriger. In Fahrsilos mit Seitenwänden und mit schweren Walzschleppern geht das, wenn der Walzenfahrer genügend Zeit hat. Allerdings braucht es mehr Lagervolumen. Außerdem muss man die Erntekette darauf einstellen, da auch die Abfahrgespanne weniger Volumen transportieren und so die Schlagkraft der Erntekette insgesamt sinkt.“

In den letzten beiden Jahren hat der Landwirt die Häcksellänge aufgrund der hohen TS-Gehalte schrittweise wieder heruntergefahren. 2018 hat er die Silage noch zwischen 12 und 19 mm kurz gehäckselt. 2019 arbeitete Hake mit Häcksellängen zwischen 8 und 15 mm. Insgesamt war die Ernte 2018 für Hake nicht zufriedenstellend, was sich auch im Folgejahr in der Milchleistung seiner Kühe widerspiegelte. „Die Milchleistung in unserem Betrieb ist durch das relativ schlechte Grundfutter um 1000 kg pro Kuh gesunken.“ Durch den höheren Stärkegehalt der Ernte im letzten Jahr ist seine Milchleistung jetzt wieder gestiegen.

Ernteleistung im Blick

Neben einer gut aufbereiteten Silage muss für Hake auch die Ernteleistung stimmen. „Unsere Silage wollen wir in einem möglichst kurzen Zeitraum ernten, um gleichmäßige TS-Gehalte im Silo zu erreichen. Der große Feldhäcksler schafft bis zu 50 ha Fläche am Tag.“ Viel höher braucht die Leistung der Häckselkolonne aus Sicht des Landwirts aber nicht werden, da ansonsten die Walzschlepper an ihre Grenzen kommen. „Letztendlich müssen der Durchsatz der Erntemaschine, die Verdichtung im Silo sowie Kraftstoffverbrauch und die Aufbereitung der Silage zusammenpassen.“

Eine gut durchgeplante Ernte, optimal eingestellte Maschinen sowie die ständige Kontrolle der Silage sind für Steffen Hake die entscheidenden Faktoren für den späteren Erfolg im Stall.

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