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Kaweco Double Twin Shift: Gülletanker auf breiter Spur

Ein Lohnunternehmer im Münsterland bringt Gülle mit einem vierfach bereiften 16 m³-Einachser aus. Wir haben ihn nach seinen Erfahrungen gefragt.

Lesezeit: 7 Minuten

Ein einachsiger Tanker mit vier großen Reifen, 16 m³ Volumen und Anbaugerät zum Einbringen der Gülle – das sind die Eckdaten des Kaweco Double Twin Shift den wir uns bei Lohnunternehmer Frank Palstring in Steinfurt angesehen haben.

Bei einem Termin im April haben wir uns über die Erfahrungen informiert, die der münsterländische Unternehmer seit 2015 mit dem ungewöhnlichen Fahrzeug gemacht hat. Damals lag der Nettopreis ohne Anbaugeräte bei 128.000 €.

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Fahrer Michael Bröker bedient einfach ein Steuergerät, als er mit dem Fass von der Straße auf den Acker fährt und Hydraulikzylinder schieben die beiden äußeren 650/85 R 38-Räder auf eine Außenspur von 4,30 m. Durch die Konstruktion laufen jetzt die 710er-Reifen des New Holland T 7 270 genau in den Zwischenräumen der vier Tankerreifen. Das Gespann überrollt den Boden auf der gesamten Breite flächig. Der Reifendruck beträgt bei Fass und Traktor 1,5 bis 1,6 bar.

Der Bodenschutz war ein wichtiges Kaufargument für den Lohnunternehmer. In der Region sind eine ganze Reihe von Tridemfässer als Ausbringer unterwegs, die gefüllt bis über 50 t auf die Waage bringen können. Hier überfahren die Reifen fünfmal die gleiche Spur. Palstring sieht sein Fass deshalb bewusst als Gegenangebot. Denn die Diskussion über Bodenverdichtungen nimmt auch unter seinen Kunden Fahrt auf.

Flexibler als der Selbstfahrer

Bevor er auf das Kaweco-Fass gestoßen ist, hat sich der Unternehmer intensiv mit dem Thema Selbstfahrer auseinandergesetzt. Doch letztendlich entschied er sich gegen diese Lösung: „Die Güllesaison wird immer kürzer – da erschien mir die Lösung letztendlich mit einem Schlepper deutlich flexibler“, erklärt Frank Palstring. Denn sobald die Gülle verteilt ist, steht der New Holland für andere Aufgaben zur Verfügung – ein Selbstfahrer würde bis zum nächsten Gülletermin ungenutzt in der Halle stehen.

Durch die kompakte Bauweise und die eine Achse ist das Gespann wenig und gut zu rangieren. Nach Auffassung von Fahrer Michael Bröker steht es in puncto Wendigkeit einem Selbstfahrer kaum nach. Die Außenbreite misst 3,30 m, deshalb ist für Straßenfahrten eine Überbreitengenehmigung notwendig. Nach einigen Diskussionen mit der Bezirksregierung – der Kreis Steinfurt hatte vorher kein Problem darin gesehen – lag die notwendige Genehmigung nach einigen Wochen vor: „Man muss sich schon intensiv darum kümmern und das Fahrzeug erklären,“ fasst Unternehmer Palstring zusammen.

Eingetragen ist das Fass jetzt als angehängtes Arbeitsgerät – was ja auch der Realität entspricht. Denn Frank Palstring setzt den ca. 10 t schweren Tanker (Gewicht ohne Anbaugerät) ausschließlich zum Ausbringen ein. Den Gülletransport übernehmen ein bis drei Zubringerfässer – je nach Hof-Feld-Entfernung.

Michael Bröker kann die Gülle per Saugrüssel entweder aus einem 50 m³-Feldrandcontainer oder direkt über den passenden Gummitrichter aus dem Zubringer übernehmen. Sein Chef Palstring bietet den Kunden auch an, die Gülle mit eigenen Fässern zum Feld zu bringen. Dafür hat er einen Anschluss plus Rohr und Gummitrichter vorbereitet, den man am hinteren 150er-Standardanschluss koppelt.

Frank Palstring schätzt, dass er den Container in 40 % der Fälle nutzt und ca. 60 % der Gülle direkt vom Zubringer umpumpt. Denn bei der Flächenstruktur in der Region steht der Container selten länger an der richtigen Stelle. Für das direkte Umpumpen ist allerdings die Größe des aktuellen Zubringers mit 26 m³ nicht ideal.

Wenn der Unternehmer das System rund um seinen einachsigen Tanker heute noch einmal komplett neu planen könnte, würde er sich für drei Transportfässer mit je 16 m³ entscheiden.

Die Ausbringleistung liegt im Schnitt bei 65 m³ pro Stunde, je nach Flächen, Hof-Feld-Entfernung und Zahl der Zubringer. Wenn es richtig gut läuft, sind auch 80 bis 90 m³ pro Stunde möglich. Die üblichen Ausbringmengen betragen dabei zwischen 20 bis 50 m³/ha.

Abgerechnet wird das System nach einem Mischpreis aus Betriebsstunden und ausgebrachter Menge plus Diesel und MwSt. Für das Ausbringen und Einarbeiten fallen danach im Schnitt netto 3 €/m³ an (2,5 bis 5 €/m³). Kommen noch zwei Zubringer und der Container dazu, liegt der Peis für das komplette System durchschnittlich bei netto 7 €/m³.

Drei Anbaugeräte

Am Kat.  III-Dreipunkt lassen sich unterschiedliche Geräte zur Einarbeitung anbauen. Bei unserem Termin bringt das Fass gerade Gärrest mit einer 6 m breiten Scheibenegge von Meyer aus. Für Palstring ist die Scheibenegge flexibler als ein Grubber und dem Unternehmer gefällt das gleichmäßige Einbringen der Gülle.

Uns ist auch aufgefallen, dass an der Oberfläche des lehmigen Sandes nach dem Ausbringen keine Güllespuren zurückbleiben – saubere Arbeit.

Der Unternehmer hat zwei weitere Anbaugeräte im Programm: Ein achtreihiges Strip Till-Gerät und ein 7,20 m breites Schlitzgerät fürs Grünland.

Die Nachfrage nach Strip Till hatte Frank Palstring ursprünglich höher eingeschätzt. Er hat den Eindruck, dass sich teils um einen Modetrend gehandelt hat. Das Strip Till-Gerät konnte er allerdings gebraucht und verhältnismäßig günstig übernehmen.

Mehr überzeugt ist er vom Schlitzgerät fürs Grünland. Vor allem bei sonniger Witterung bringt diese Technik die Gülle sauberer und gleichmäßiger ein als ein Schleppschuh. Außerdem kann das Schlitzgerät eher und in kürzeren Stoppeln laufen als ein Schleppschuhverteiler.

Der Lohnunternehmer setzt das Anbaugerät auch in jungen Getreidebeständen ein, mit sehr gutem Effekt, wie er sagt. Schon nach kurzer Zeit sieht man kaum noch etwas von dem flächigen Überrollen des Bestandes. Trotzdem ist die Skepsis der Kundschaft hier groß, sodass solche Einsätze eher die Ausnahme sind. Außerdem ist das Zeitfenster für diesen Einsatz sehr eng; „Das geht meistens nur zwei bis drei Wochen im Frühjahr, dann ist das Getreide zu weit entwickelt“, stellt der Unternehmer fest.

Wendig auf kleinen Flächen

Vor allem auf kleineren Flächen punktet das einachsige Fass mit seiner Wendigkeit. Um Narbenschäden auf Grünland gering zu halten, hat Frank Palstring die AS-Bereifung ab Werk mit abgerundeten Schultern bestellt. In der aktuellen Baureihe fahren die Double Twin Shift-Tanker auf Reifen mit weniger aggressivem Profil.

Natürlich kann der Tanker keine Gülle in weiter entwickelten Beständen oder in wachsenden Mais ausbringen. Hierfür hält das Unternehmen ein 18 m³-Tandemfass mit einem 15 m Schleppschlauchverteiler vor. Im Kundengebiet von Frank Palstring ist das der übliche Fahrgassenabstand.

Der Ansaugarm sitzt vorne rechts am Fass und liegt gut im Blickfeld von Michael Bröker. Der Tanker hat eine Börger-Drehkolbenpumpe mit Zapfwellenantrieb. Die Nennleistung der Pumpe beträgt 6 m³/min. Oben im Saugrüssel sorgt ein hydraulisch angetriebener Beschleuniger für mehr Speed beim Befüllen. Im Schnitt dauert es drei Minuten, bis der Tanker voll ist. Die komplette Steuerung der Funktionen läuft elektronisch über ein Canbus-System, allerdings nicht über Isobus.

Viele Schaltungen, wie z. B. der Befüllstopp, arbeiten automatisch. Fahrer Bröker findet den Einsatz daher entsprechend entspannt.

Die Ausbringmenge steuert das Fass automatisch. Neuere Typen haben einen hydraulischen, geregelten Pumpenantrieb. Beim Fass von Unternehmer Palstring mit mechanischem Antrieb regelt ein Bypass die ausgebrachte Menge. Zudem verfügt die Pumpe über ein vorgeschaltetes, zweistufiges Getriebe.

Der New Holland ist gut ausgelastet mit der 6 m breiten Scheibenegge. Ein Topzylinder überträgt zusätzlich Last auf die Schleppervorderachse. Vor allem, wenn der Boden locker ist und es bergauf geht, könnte der Schlepper noch ein paar PS mehr vertragen, findet Fahrer Michael Bröker.

Während unseres Besuchs läuft die Ausbringung auf dem Acker entspannt weiter. Das Fass hinterlässt vor allem am Container durchgehende Spuren. Durch die breite Verteilung konzentriert sich die Verdichtung aber scheinbar auf den Oberboden. Das Konzept von Unternehmer Palstring scheint aufzugehen.

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