Auffälligstes Merkmal des Massey Ferguson 8S ist die neue Kabine mit dem großen Abstand zum Motor. Doch praktisch bietet diese Bauweise einige Vorteile.
Die getrennte Bauform trägt zur Reduzierung von Geräuschen, Vibrationen und der Wärmeentwicklung bei. Zudem atmet beim 8S der Motor genau aus diesem Zwischenraum. Denn hier soll die angesaugte Luft sehr sauber sein. Wir waren mit dem 8S.265 in Niederbayern unterwegs.
Mit einer maximalen Leistung von 195 kW/265 PS reiht sich das Testmodell fast mittig in die von 205 bis 305 PS reichende Modellreihe mit sechs Traktoren ein. Außer beim Topmodell legen die Motoren, schon ab 6 km/h auch ohne aktivierte Zapfwelle, einen Boost von 20 PS obendrauf. Alle Schlepper der 8S-Serie haben einen Agco Power-Motor mit 7,4 l Hubraum. Damit folgt die Baureihe den großen MF 7700S, die mit gleichem Grundmotor ausgestattet sind.
Neu hingegen sind die Hydrostößel im Motor. So entfällt das Einstellen des Ventilspiels. Die Abgasreinigung übernimmt eine kompakte Einheit mit DOC, SCR und Catalysed Soot Filter (CSF) unterhalb des eigentlichen Auspuffs. Dieser bleibt somit sehr schmal am A-Holm.
Das Kühlerpaket vorne unter der Haube lässt sich nicht klappen. Zudem gibt es keine Siebe vor den Lamellen und zum Ausblasen muss man zwei seitliche Abdeckungen abnehmen. Dafür ist das Gitter der Motorhaube recht engmaschig und hält groben Schmutz fern. Um alle Wartungspunkte des Motors zu erreichen, muss man seitlich je eine Haube abnehmen.
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2020 hatten die Kollegen von profi einen 8S.245 getestet:
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Mehr Lastschaltstufen
Wir waren bei unserem 8S.265 mit dem standardmäßigen Dyna-7-Getriebe unterwegs. Wie der Name schon verrät, hält es sieben Lastschaltstufen bereit. Zudem gibt es vier automatisiert geschaltete Gruppen.
Die Gänge sind vorwärts wie rückwärts nutzbar, macht unterm Strich 28/28 Übersetzungen. Fährt man den Schlepper im Automatikmodus, kann man diesen über den Multi-Pad-Fahrhebel oder das Fußpedal steuern. Mit dem Scrollrad am Fahrhebel gibt der Fahrer eine Zielgeschwindigkeit vor.
Den Rest erledigt die Automatik – soweit die Theorie. Denn bei unserem Einsatz mit dem Häckseltransportwagen zeigte das Getriebe zwei Gesichter. Bei der Straßenfahrt schaltete das Getriebe butterweich die Lastschaltstufen und auch die Gruppen kaum spürbar. Am Hang bei langsamer Fahrt hingegen blieb der Schlepper beim Gruppenwechsel auch mal komplett stehen.
Das ist beim Beschleunigen unter dem Häckslerauswurf nicht gerade vorteilhaft. Um die volle Kontrolle über die Geschwindigkeit zu haben, sind wir deshalb am Hang lieber im manuellen Modus gefahren. Problematisch ist dabei jedoch die super isolierte Kabine. Man hört kaum den Motor und kann so die Drehzahl und den Gang schlecht aufeinander abstimmen.
Für solche Einsätze gibt es jedoch nun auch das neue Dyna-E. Grundsätzlich ist es gleich aufgebaut wie das Dyna-7. Jedoch wechseln die Gruppen per Doppelkupplung, sodass auch hier keine Zugkraftunterbrechung stattfindet. Beide Getriebe sollen die 40 km/h schon bei ca. 1.200 U/min erreichen.
Wer noch mehr Schaltkomfort haben möchte, kann auch einen stufenlosen Triebsatz wählen. Das Dyna-VT montiert MF bereits im MF 8700S. Alle zur Wahl stehenden Getriebe verfügen über einen eigenen Ölhaushalt.
Ordentliche Ausstattung
Der Radstand ist im Vergleich zur Serie 7700S um 5 cm auf 3,05 cm gewachsen. Die maximal mögliche Reifenhöhe (2,05 m) ist geblieben. Jedoch bietet MF ab Werk nun mehr Reifendimensionen an. Unser Testschlepper hatte die neuen VF-Pneus von Michelin in den Größen 710/70R42 und 600/70R30 aufgezogen. Die durchgehende Vorderachse hat mit den weit außenliegenden Hydraulikzylindern einen Federweg von 140 mm.
Während die Getriebe entweder von Gima oder Fendt kommen, stammt das Design der Hinterachse des 8S grundsätzlich aus Marktoberdorf – egal ob Flansch- oder Steckachse. Damit sind 16 t zulässiges Gesamtgewicht möglich. Das Hubwerk stemmt maximal 10 t. Es gibt zwei Positionen für die Hubstreben, die nicht unten an den Unterlenkern umgesteckt werden, sondern oben an den Hubarmen. Die Fanghaken kommen von Walterscheid.
Im Heck gibt es maximal fünf Steuergeräte plus Power Beyond. Davon sind allerdings leider zwei Kupplungspaare auf der rechten Seite des Oberlenkers angeordnet. Während in der Ausstattungsvariante Efficient die Ventile wahlweise mechanisch oder elektrisch angesteuert werden, sind in der Ausstattungslinie Exclusive alle Steuergeräte elektroproportional.
Die 150 l/min fördernde Hydraulikpumpe ist bei beiden Varianten Serie, Druckentlastungshebel gibt es standardmäßig beim Exclusive. Für höhere Ansprüche gibt es aber auch eine 205 l/min und eine 205 l/min Eco Pumpe. Letztere erreicht den Förderstrom schon bei 1 650 Motorumdrehungen. Auch mit neuer Hinterachse bleiben die vier Zapfwellendrehzahlen 540, 540 Eco, 1000 und 1000 Eco bestehen – sehr gut. Den Druckluftkompressor hat MF größer ausgeführt und einen Lufttrockner anstatt einer Frostschutzmittelpumpe montiert.
Alles vorne
Das neu konzipierte Fronthubwerk bietet eine Hubkraft von 4,8 t. Es ist immer lagegeregelt. Für den Oberlenker gibt es zwei Bohrungen. Eine Frontzapfwelle sowie eine Isobus-Steckdose gibt es vorne auf Wunsch. Ebenfalls sind hier zwei weitere dw-Ventile und ein druckloser Rücklauf möglich. Da bleiben keine Wünsche mehr offen.
Auch wenn wohl nicht häufig anzutreffen: Für den 8S gibt es auch eine Frontladervorbereitung und Lader von Ålö. Dafür lassen sich die Ventile der Front auf den Frontlader umschalten.
Große Kommandozentrale
Highlight des 8S ist ohne Frage die Kabine. Schon der Einstieg wirkt gut durchdacht. Die vier Stufen sind in den Tank integriert und mit 37 cm auch breit genug. Der Handlauf ist durchgehend und auch an der Tür anständig zu greifen. Eine kleine Aufstiegsbeleuchtung weist einem auch im Dunkeln den Weg.
Beim Aussteigen kann man auch das Coming-Home-Light aktivieren. Lediglich die Tür ist unten mit nur 29 cm Breite etwas schmal ausgefallen. Dafür haben die Ingenieure unter dem bequemen Beifahrersitz mit hoher Rückenlehne und ordentlich Beinfreiheit ein Kühlfach integriert, in dem auch eine stehende 1,5 l-Flasche Platz findet.
Sobald man auf dem Fahrersitz Platz genommen hat, fühlt man sich in der großen Kabine sofort wohl. Die Scheiben laufen oben weiter auseinander. Das bringt ein schönes Raumgefühl. Wie schon erwähnt, ist die Kabine auch durch den größeren Abstand zum Motor super leise. Die Lenksäule lässt sich bequem einstellen und die Position auch „speichern“. Mit einer Fußtaste schwenkt man das Lenkrad dann einfach ran oder weg.
An der Lenksäule selbst befindet der bekannte PowerShuttle-Hebel. Hier lässt sich neben den Lastschaltstufen auch die Parkbremse schalten – schön. Den Blinker findet man etwas gewöhnungsbedürftig weiter oben am Lenkrad. Er bietet neben einer Rastfunktion auch eine weg- und zeitabhängige Schaltung.
Das klassische Armaturenbrett fehlt dem 8S. Stattdessen installiert MF das sogenannte vDisplay am A-Holm. Durch die schmale Lenksäule und die starke Wespentaille der Motorhaube ist die Sicht nach vorne ordentlich. Auch zur Seite und nach hinten passt die Übersicht. Schade nur, dass die Heckscheibe nicht vollständig öffnet.
Wenn es dunkel wird, leuchten bei der Exclusive-Ausstattung serienmäßig 16 LED-Scheinwerfer das Arbeitsumfeld aus. Bei Regenwetter sorgt an der Frontscheibe ein riesiger Parallelscheibenwischer für ein großes Sichtfeld. Auch das Wischerfeld an der Heckscheibe geht in Ordnung.
Insgesamt 14 Luftdüsen im Armaturenbrett, seitlich an den Scheiben und hinter dem Fahrersitz sollen gegen beschlagene Scheiben helfen. Um die rechte Scheibe auch von außen putzen zu können, sind hier gute Trittstufen in die Kunststoffabdeckung des Batteriefachs eingelassen. Um an die Frontscheibe zu gelangen, sind auch im Kraftstofftank von vorne Stufen eingelassen. Zudem kommt man so besser an den Satellitenempfänger auf dem Kabinendach. Dieser lässt sich nun einfacher demontieren (Diebstahlsicherung vorhanden) und auf einen anderen MF umsetzen.
Alles integriert
Neben dem Lenksystem sind viele Funktionen, wie Klimaanlage, Radio, Freisprecheinrichtung und Lichtsteuerung im Terminal Datatronic 5 integriert. Auch die Getriebefunktionen und Hydraulikeinstellungen lassen sich hier konfigurieren. Die Ventile können den Bedienhebeln frei zugeordnet werden.
Insgesamt geht die visuelle Darstellung in Ordnung. Besonders das Hydraulikmenü könnte aber etwas mehr Farbe vertragen. Das Vorgewendemanagement bietet neben weg- und zeitabhängigen Auslösern unzählige Funktionen. Sehr intuitiv ist auch die Zapfwelleneinstellung. Im Menü lässt sich neben der Drehzahl auch wählen, welche Motordrehzahl angefahren werden soll, wenn man die Zapfwelle über die externe Taste aktiviert. Eine hubwerksabhängige Zapfwellenschaltung mit konfigurierbaren Schaltpunkten ist ebenfalls möglich.
Das Terminal zeigt zwei Funktionskacheln zeitgleich an. Wer mehr haben möchte, kann das zusätzliche Display Fieldstar 5 ordern. Hier lassen sich ebenfalls Lenksystem und Isobus-Maschinen bedienen. Das vDisplay am A-Holm gibt die wichtigsten Getriebeeinstellungen und Füllstände aus. Die Auflösung aller Displays ist makellos.
Der Multipad-Fahrhebel bietet neben Fahrtrichtungswechsel auch ein Scrollrad für die Anpassung von Tempomaten. Hubwerksfunktionen, frei belegbare Tasten und einen Micro-Joystick für vorwählbare Steuergeräte. Neben dem Joystick befindet sich zudem ein kleiner Kreuzhebel, mit zusätzlich drittem Proportionalhebel. Auch hier bleiben kaum Wünsche offen.
Preise
Insgesamt konnte uns der neue 8S bei unserem ersten Eindruck überzeugen. Besonders da der Schlepper mit einer geräumigen und leisen Kabine daherkommt. Auch wenn gerade die neuen 6S- und 7S-Modelle mit weiterhin altem Kabinenrahmen vorgestellt wurden, hoffen wir, dass die neue Kabine schnell auch in diese Serien Einzug hält. Denn in Kombination mit der gefederten Vorderachse bietet die Kabine einen hohen Fahrkomfort.
Hat man das richtige Getriebe für seinen Betrieb ausgewählt, wird der MF 8S zum richtigen Gipfelstürmer. Die Leistungsdaten dafür passen in die Welt. Die Listenpreise beginnen bei der Exclusive-Ausstattung bei 200.390 € (alle Preise ohne MwSt.). Das Dyna-E- Getriebe kostet ca. 3.850 € Aufpreis, das stufenlose Dyna-VT etwa 14.110 €. Der gut ausgestattete Vorführer mit Dyna-7 kostete 231.000 €. Wer weniger Komfort und Funktionen benötigt, kann auch die Efficient-Ausführung für rund 13.850 € Preisnachlass bestellen. Das gute Raumgefühl der neuen Kabine bleibt aber auch dann erhalten.