Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Milchpreis Maisaussaat Ackerboden Rapspreis

topplus Praxisbericht

Mechanisierung in der Kürbiskernernte: So erntet man schlagkräftig

Die Kürbiskernernte wird mehr und mehr mechanisiert. top agrar Österreich hat sich in der Steiermark verschiedene Verfahren zur Ernte des „Schwarzen Goldes“ angeschaut.

Lesezeit: 6 Minuten

Das händische Putzen der Kürbisse am Acker war bis etwa zur Jahrtausendwende ein gewohntes Bild in den Anbaugebieten der Steiermark.

Ganz vereinzelt sieht man auch heute noch Bäuerinnen auf den Kürbisfeldern, die die Ölfrucht mit dem Kürbisspalter teilen und die Kerne mit der Hand von der Frucht lösen. Allerdings ist sie sehr zeit- und arbeitsaufwändig.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Höchstleistung mit Drescher

Deshalb setzen die meisten Kürbisanbauer auf die Hilfe der Technik. Diese wurde kontinuierlich weiterentwickelt, so dass inzwischen hohe Ernteleistungen erreicht werden. Wir haben uns in der Süd- und Oststeiermark verschiedene Ernteverfahren angeschaut.

In der Südsteiermark hat sich das Lohnunternehmen Zöhrer aus Kainach auf die Kürbisernte mit dem Mähdrescher spezialisiert. Familie Zöhrer baut im Nebenerwerb selbst Kürbisse an und hat diese Erntetechnik über einen Zeitraum von fünf Jahren immer weiter entwickelt, wie Robert Zöhrer erklärt.

Er fährt in der Ernte einen von aktuell zwei Kürbisdreschern. An diesem Tag sind wir auf einem Kürbisfeld der Familie Reiter-Haas in Weitendorf. Der Bestand ist gut entwickelt, allerdings hat ihn Unkraut deutlich überwachsen. Für den Drescher wird damit die Arbeit erschwert.

Es handelt sich um einen rund 20 Jahre alten Claas Dominator 108 SL. Diesen und einen weiteren Dominator (98 SL Maxi) haben Zöhrers gemeinsam mit der Fa. Agro Stahl aus Wundschuh umgebaut. Dazu gehört zunächst der Aufnahmevorsatz.

Entwickelt wurde dieser grundsätzlich von der Fa. Liebmann in Vogau, die sich ebenfalls auf die Drescherernte spezialisiert hat. „Davon haben wir uns ein bissl abgeschaut“, erklärt Zöhrer. Der Vorsatz sammelt die Kürbisse auf einer Breite von 4,60 zu einem Schwad. Über ein ebenfalls selbst entwickeltes Rotorsystem werden die Kürbisse dann in Richtung Schüttlersiebe eingezogen. Vorher bricht eine Trommel die Kürbisse auf.

Reinigung über Siebtrommeln

Gereinigt werden die Kürbisse mit zwei übereinander platzierten Siebtrommeln. Kerne und Fruchtfleisch werden durch eine Zwangsführung aus Gummipaddeln von der oberen in die untere Trommel transportiert. Das Fruchtfleisch wird nach außen geführt, die Kerne über eine Schnecke aus Edelstahl in den Tank gefördert.

Die Leistung des Dreschers in der Kürbisernte variiert je nach Bestand und Verunkrautung. „Bei einer Erntemenge von 800 kg/ha Kerne liegt die Stundenleistung bei rund 1 ha“, so die Erfahrung von Gerhard Zöhrer. „Damit liegen wir um einiges über den absetzigen Verfahren.“

Im nächsten Jahr kommt ein weiterer Kürbisdrescher hinzu. Zöhrers haben gerade erst einen Claas Lexion 450 mit Raupenfahrwerk mit 2.000 Trommelstunden gekauft. Dieser wird in den nächsten Monaten für die Kürbisse umgerüstet, u.a. mit einer Rotorreinigung, die deutlich schneller arbeitet als die in den Dominator-Dreschern verwendete Reinigung. Ziel ist nach Aussage von Gerhard Zöhrer eine Leistung von 3 ha/Stunde.

Zweiphasige Erntesysteme

Auf dem Betrieb von Günter Fuchs aus Ebersdorf nahe Hartberg haben wir uns die neueste Technik einer gezogenen Erntemaschine der Fa. Agro Stahl angeschaut. Neben den Umbauten an Mähdreschern haben sich Thomas Stiefmeier und sein Team u.a. auf die absetzige Erntetechnik spezialisiert. Seit 12 Jahren baut die Firma Agro Stahl bereits im Kürbisbereich Putzmaschinen, Schieber, Trocknungsanlagen und Waschmaschinen.

Landwirt und Lohnunternehmer Günther Fuchs bewirtschaftet selbst rund 150 ha LN. 2020 hat er aufgrund der guten Preissituation beim Kürbis (3,40 €/kg netto) gleich 100 ha seiner Gesamtfläche mit Kürbis bestellt. Er beliefert mehrere Abnehmer mit den Kernen, wie Avera, Steirerkraft. Wir treffen ihn heute auf einer Fläche in der Nähe von Bad Waltersdorf.

Auf dieser Fläche rechnet er mit einer Erntemenge von 600 bis 650 kg/ha Kerne. Hier liegt auch in etwa die Durchschnittsmenge in seinem Betrieb. Alle Kürbisse sind bereits einige Tage vorher mit dem Kürbsschieber zusammengeschoben worden. Dies sorgt dafür, dass die Früchte noch ein wenig abtrocknen können. Der Zeitaufwand für das Zusammenschieben beträgt laut Fuchs etwa 1 Stunde pro ha.

Fuchs setzt bei der absetzigen Ernte auf Ernter der Firmen Moty und Agro Stahl. Heute kommt die ganz neue Maschine der Firma Agro Stahl zum Einsatz, die AXR 430 „Evolution 2020“.

Neues Rotor-Dreschsystem

Die wichtigste Neuerung an der Maschine ist laut Thomas Stiefmaier, Geschäftsführer bei Agro Stahl, das Dreschsystem. Nachdem die Kürbisse über eine Igeltrommel aufgenommen, anschließend in einer Einzugswalze geschnitten und gebrochen wurden, gelanden sie in die Reinigung.

Anstatt der bisher verwendeten Siebtrommeln verfügt der AXR 430 über drei Axialrotoren mit 3 m Länge. Die Reinigung ist stufenlos einstellbar. Die Siebfläche ist im Vergleich zum Vorgängermodell, dem AXR 325 um 30 % größer, die Reinigungsfläche um 50 % größer, berichtet Landwirt Fuchs.

Praktisch ist laut Fuchs auch die Überlastkupplung beim Brechvorgang. „Wir haben hier auf vielen Schläge viele Steine, hier macht sich dies positiv bemerkbar.“ Der Tank fasst 3.000 l bzw. etwa 1.000 kg trockene Ware. Er ist bei der AXR 430 seitlich links angebracht, was laut Fuchs für eine deutlich bessere Gewichtsverteilung sorgt.

Auch die Bereifung der Maschine ist mit 600/55/R26,5 deutlich größer dimensioniert als beim Vorgängermodell. Zudem verfügt sie über eine 2 Leiter Druckluftbremse, LED-Arbeitsscheinwerfer, Überwachungsdisplay, drei Videokameras mit Bildschirm. Mit 7,5 m Länge, 2,8 m Breite und 3,8 m ist die AXR 430 auch deutlich voluminöser als der 325er.

Die Leistung seiner neuen Erntemaschine beziffert Fuchs auf bis zu 1,8 ha pro Stunde bei einer durchschnittlichen Erntemenge von 600 kg/ha.

Moty mit zwei Neuerungen

Moty bietet bereits seit über 50 Jahren von Traktoren gezogene Kürbiskernerntemaschinen an. Die jüngste Neuvorstellung des oberösterreichischen Herstellers ist die KE1800 MS. Diese Maschine ist kompakt und einfach gebaut. Sie ist dadurch prädestiniert für die Eigenmechanisierung im hügeligen Gelände oder bei kleinen Ernteflächen.

Die aufnehmende Igel hat einen Durchmesser von 1.250 mm, 7-Reihen. Siebtrommel und Quetschtrommel werden mechanisch angetrieben. Die Kernreinigung „ARS 2.0“ und das Förderband werden hydraulisch vom Traktor angetrieben. Die Siebe sind wechselbar für die Anpassung an unterschiedliche Kerne und Früchte.

Neben steirischem Ölkürbis kann sie auch für die Ernte von Kürbissaatgut, Speisekürbis und Zucchini und Gurken eingesetzt werden. Die Maschine hat mit 3.500 kg ein niedriges Einsatzgewicht und kann mit Traktoren ab 45 PS angetrieben werden.

40 km/h Zulassung

Die erste und einzige Kürbiskernerntemaschine mit 40 km/h Zulassung am Markt ist seit diesem Jahr die KE3000 hydroS, berichtet Luc Rauchs, Produktspezialist von Moty. Die KE 3000 hydroS ist die leistungsfähigste Kürbiskernerntemaschine von Moty – und mit 7,1 m Länge, 2,8 m Höhe und 7500 kg Eigengewicht auch die größte. Für den Antrieb ist ein Zugbedarf von 100 PS erforderlich.

Die KE 3000 vereint Siebtrommel und Kernreinigung ARS 2.0 in einer vollhydraulischen Erntemaschine. Ebenso ist der Antrieb nahezu wartungsfrei. Seit 2018 wurde die Reinigung für einen gesteigerten Durchsatz und eine bessere Kernreinigung optimiert. Die Leistung gibt Hersteller Moty mit bis zu 1,5 ha/Stunde an.

Die Redaktion empfiehlt

top + Zum Start in die Maisaussaat keine wichtigen Infos verpassen

Alle wichtigen Infos & Ratgeber zur Maisaussaat 2024, exklusive Beiträge, Videos & Hintergrundinformationen

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.