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Michelin Treckerreifen: Mit Straßenprofil auf den Acker

Acker-, Straßenprofil oder vielleicht ein Hybrid aus beidem? Wir haben zusammen mit Michelin drei verschiedene Reifenprofile beim Transport und Grubbern verglichen.

Lesezeit: 8 Minuten

Bringt ein Straßenprofil wirklich Vorteile beim Transport? Und lässt sich damit auch ackern? Wo gehört ein neuartiger Hybridreifen hin? Was bringt die Luftdruckanpassung? Diesen und weiteren Fragen sind wir zusammen mit Michelin in einem Systemvergleich auf den Grund gegangen.

Zu unserem Test im Herbst 2019 traten an: Der MachXBib mit klassischem Ackerprofil, der RoadBib mit hohen Positivanteil und der EvoBib mit neuer 2- in 1-Technologie. Alle Reifen hatten die Dimension 600/70 R 30 vorne, bzw. 710/70 R 42 hinten.

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Doch trotzdem unterscheiden sich die Reifen in den technischen Daten. Der MachXBib hat z.B. einen größeren Abrollumfang als die anderen beiden Reifen. Der EvoBib punktet besonders durch seine breite Lauffläche, welche sich über einen Scharniereffekt bei hohem Luftdruck verkleinert. Als VF-Reifen (Very High Flexion) erlaubt er zudem eine bis zu 40% höhere Last bei gleichem Luftdruck als mit einem Standardreifen.

Michelin bietet mit dem AxioBib 2 auch einen VF-Ackerreifen. Dieser war zum Test im Herbst aber noch nicht verfügbar. Vom Gewicht her unterscheiden sich die Reifen übrigens nicht nennenswert.

Ab auf die Straße

Für den einheitlichen Vergleich der Reifen stellte uns Claas einen Axion 870 zur Verfügung. Zusammen mit einem Brantner Abschiebewagen absolvierten wir unsere übliche 50 km lange Teststrecke. Den Wagen haben wir dabei genau ausgeladen. Insgesamt kamen wir so auf ein Gesamtgewicht des Gespanns von 34 t. Auch ohne Frontgewicht und mit 4 t Stützlast waren alle Achslasten im zulässigen Bereich. Auf der Hinterachse lasteten 10.200 kg, auf der Vorderachse 3.600 kg.

Die Reifendrücke stellten wir entsprechend der Tragfähigkeitstabellen ein. Dabei wählten wir einen möglichst niedrigen Luftdruck, um bei kombinierter Transportfahrt den Ackerboden weitestgehend zu schonen. Für den MachXBib und den RoadBib konnten wir so mit 0,6 bar auf den Vorderreifen und 1,3 bar auf den Hinterreifen fahren.

Anders hingegen beim EvoBib: Hier gibt Michelin vor, dass sich bei Straßenfahrt die äußeren Stollen anheben sollten und der Reifen mehr auf der mittleren Lauffläche fährt. Dafür haben wir vorn und hinten einen Druck von 2,0 bar eingestellt. Will man das Potenzial des Reifens voll nutzen, braucht der Schlepper eine Reifendruckregelanlage.

Um den Hybridreifen richtig mit den beiden anderen Reifen vergleichen zu können, fuhren wir mit dem RoadBib sowie dem MachXBib jeweils eine weitere Runde mit 2,0 bar Luftdruck. Die Ergebnisse der Straßenfahrt haben wir in Übersicht 2 zusammengefasst.

Der RoadBib konnte gegenüber den MachXBib auch mit niedrigem Luftdruck 6 % Treibstoff sparen. Somit lässt sich mit dem Straßenreifen recht bodenschonend und trotzdem auf der Straße spritsparend fahren. Nach Erhöhung des Reifendrucks der Ackerreifen auf rundherum 2,0 bar, ergab sich auf unserer Teststrecke eine Dieselersparnis von ca. 7 %.

Der EvoBib benötigte mit dem hohen Luftdruck auf der Straße gleich viel Treibstoff wie der Ackerreifen mit demselben Luftdruck. Am sparsamsten ist der RoadBib mit hohem Luftdruck unterwegs. Mit ihm benötigt der Schlepper nochmal ca. 4% weniger Kraftstoff, als der Ackerreifen oder Hybridreifen mit hohem Luftdruck. Bei diesen Einsparungen muss man zudem erwähnen, dass wir den Luftdruck des Abschiebewagens nicht angepasst haben. Er war konstant bei 4,0 bar.

Verschleiß im Vergleich

Interessant ist auch die Verschleißintensität der einzelnen Reifen. Dazu haben wir nach jeder Fahrt die Reifentemperaturen auf der Oberfläche gemessen. Die Umgebungstemperatur betrug im Herbst ca. 4 °C. Je höher die Stollentemperatur, desto mehr Reibung und demnach Verschleiß haben sie erfahren.

Mit 37 °C auf den Stollen ist der potenzielle Verschleiß beim MachXBib am größten. Die geringste Temperatur auf der Straße hat der RoadBib. Der EvoBib ordnet sich dazwischen ein. Interessant ist auch der hohe Temperaturunterschied innerhalb des MachXBib mit 2,0 bar in den Vorderreifen. Die Temperatur ist in der Mitte – also an der Lauffläche – 8 °C höher als auf dem äußeren Teil des Stollens. Dies liegt an einem für die Belastung zu hohem Luftdruck. Der Reifen verschleißt dabei ungleichmäßig.

Der Claas Axion war mit Vorderachs- und Kabinenfederung ausgestattet. Das bildet eine gute Grundlage für den Fahrkomfort. Neben der Reifenform ist in besonderem Maße der Luftdruck für den Komfort verantwortlich. Subjektiv war der Federungskomfort mit dem MachXBib und dem RoadBib mit hohem Luftdruck gleich. Der EvoBib leitete hingegen etwas mehr Stöße an den Fahrer weiter. Wir vermuten, dass dies an der kleineren Aufstandsfläche des EvoBib liegt, die auch kleinere Schlaglöcher nicht über-, sondern durchfährt.

Auffällig während der Straßenfahrten mit dem RoadBib waren leise Surrgeräusche der Reifen, wie man sie von Geländewagen kennt. Auch mit niedrigem Luftdruck war dieses Geräusch zu hören.

Der Federungskomfort des MachXBib und des RoadBib war auch mit niedrigem Luftdruck ähnlich. Jedoch wurde das Fahrgefühl deutlich schwammiger. Man fühlt sich nicht mehr so sicher, besonders bei Talfahrten, wenn der Anhänger ordentlich schiebt. Für guten Fahrkomfort und ein sicheres Gefühl würden wir auf der Straße den Druck mittig zwischen den von uns gefahrenen Werten einstellen.

Dass der Fahrkomfort insgesamt bei allen Reifen auf ähnlichem Niveau liegt, kann man auch anhand der durchschnittlichen Geschwindigkeiten auf den schlechten Streckenabschnitten sehen. Es waren hier keine deutlichen Differenzen zu erkennen.

Ackerarbeiten

Die Zugkräfte und -leistungen haben wir wie üblich zusammen mit der Fachhochschule Soest gemessen. Dazu statteten wir einen Köckerling Vector mit einer speziellen Zugdeichsel aus. Die Arbeitstiefe konnten wir hydraulisch einstellen. Damit die Ballastierung auf den Schlepper immer gleich war, verwendeten wir keinen Zugkraftverstärker und übertrugen beim Ziehen keine Stützlast vom Grubber auf den Schlepper.

Um das Gewicht auszugleichen, montierten wir ein 2000 kg schweres Heckgewicht. Vorne ballastierten wir den Claas mit 1200 kg. Den Reifendruck stellten wir nach Tabelle ein. Beim MachXBib und RoadBib waren das vorne 0,6 bar und hinten 1,3 bar. Beim EvoBib lag der Luftdruck vorne bei 0,6 bar und hinten bei 0,85 bar.

Die maximale Zugkraft ermittelten wir auf zwei unterschiedlichen Feldern – auf feuchtem Sandboden und „schmierigem“ Lehmboden. Dabei erhöhten wir langsam die Arbeitstiefe, bis wir einen Schlupf von 20% erreichten. Höhere Schlupfwerte sollte man in der Praxis auf jeden Fall vermeiden. Die maximalen Zugkräfte und Zugleistungen entnehmen Sie der Übersicht 3.

Hierbei fiel auf, dass auf dem festen sandigen Acker der RoadBib sowie der EvoBib dem Ackerreifen überlegen sind. Die Erklärung dafür: Durch die höhere Stollenzahl verzahnten sich die Reifen besser im Boden und konnten eine höhere Zugkraft generieren. Außerdem ist hier keine gute Selbstreinigung nötig. Auf dem bearbeiteten Acker fällt der Straßenreifen aber merklich ab, während der MachXBib seine Performanz hielt. Hier sackte das Ackerprofil tiefer ein und die Reifen konnten sich besser verzahnen. Der EvoBib war hier gleichauf mit dem Ackerreifen.

Auf dem klebrigen Acker konnte der MachXBib eine höhere Zugkraft auf den Boden bringen. Der EvoBib kam fast an die Werte ran. Das Profil des RoadBib setzte sich hingegen schneller zu und erzielte kaum höhere Zugkräfte. Er dreht spürbar schneller auf dem nassen Acker durch. Immerhin gräbt sich der Reifen nicht so tief ein. Dadurch lässt sich ein eventuell festgefahrener Schlepper mit RoadBib einfacher bergen.

Straßenreifen ebenbürtig

Auf dem sandigen Acker stellten wir zudem die Arbeitstiefe so ein, dass wir eine konstante Zugkraft von 53 kN zum Ziehen des Vectors benötigten. Der Schlepper lief dabei unter Volllast und versuchte die maximal mögliche Geschwindigkeit zu erreichen. Hier untersuchten wir die unterschiedlichen Schlupfwerte.

Je höher die Schlupfwerte (Übersicht 4), desto geringer ist die Kraftstoffeffizienz. Auch hier konnte uns der RoadBib positiv überraschen. Er lief mit Schlupfwerten von ca. 5% am effizientesten. Mit ca. 9% Schlupf verursachte der MachXBib eine höhere Verlustleistung. Der EvoBib liegt mit Werten zwischen 5 und 8,5% im Mittelfeld. Sobald der Boden aber dazu neigt, das Reifenprofil zu füllen, schmilzt der Vorteil des Straßenreifens dahin.

Welchen Reifen wählen?

Preislich liegt eine große Spanne zwischen den Reifen in der getesteten Dimension. Während ein kompletter Satz des MachXBib laut Liste 17.744 € kostet, muss man für den Satz RoadBib 20.656 € und für den EvoBib satte 28.676 € zahlen. Das sind ca. 61% Mehrpreis laut Liste für den Hybridreifen.

Mit marktüblichen Rabatten dürfte da noch ein Unterschied zwischen MachXBib und EvoBib von ca. 6.500 € liegen. Das ist immer noch ordentlich, besonders wenn man betrachtet, dass man für das volle Potenzial des Hybriden eine Reifendruckregelanlage benötigt.

In diesem Jahr möchte Michelin die Preisdifferenz zwischen MachXBib und EvoBib mit speziellen Angeboten deutlich reduzieren. Wer eine Reifendruckregelanlage einsetzt, kann auch mit einem Ackerprofil auf der Straße sparen. Michelin argumentiert mit einem geringeren Verschleiß der Reifen. Diese Aussage können wir nach unserem Test bestätigen.

Wirklich vorne liegt hier der RoadBib. Wer hauptsächlich den Reifen für Transportaufgaben und für die Bodenbearbeitung auf festen, trockenen Untergründen durchführt, kann auf den Straßenreifen setzen. Er bietet in diesen Einsätzen sogar die höchste Zugkraft und einen geringen Schlupf.

Der MachXBib ist besonders unter schwierigen/feuchten Bedingungen auf losem Boden Zuhause. Der EvoBib liefert auf der Straße wie auch auf dem Acker gute Werte. Als VF-Reifen kann er den Bodendruck zudem noch weiter reduzieren. Nachteilig sind beim EvoBib die Anschaffungskosten.

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