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Die RB 4160 V Protec ist die variable Press-Wickelkombination von Massey Ferguson. Sie presst Rundballen von 0,9 bis 1,60 m Durchmesser.
Neu an der Maschine ist die sogenannte Schachtbindung, bei der ein Förderband Netz bzw. Folie zum Ballen befördert.
Das Revolver-Magazin bietet die Möglichkeit, drei Rollen Netz bzw. Mantelfolie direkt an der Bindung mitzunehmen. Zum Wechseln lässt sich das Magazin einfach weiterdrehen.
Die Pressdichten der Rundballenpresse überzeugen. Auch die Bedienung ist gut gelöst. Bei der Bindung gab es anfänglich Probleme, die der Hersteller zwischenzeitlich aber beheben konnte.
Die DNA der Rundballenpressen von Agco stammt ursprünglich von Welger. Der Landtechnikkonzern hat nach der Übernahme des Wolfenbüttler Werkes 2017 am Grundprinzip der Maschine festgehalten, die Geräte aber grundlegend überarbeitet und mit neuer Elektronik ausgestattet. Die Pressen gibt es sowohl von Massey Ferguson wie auch in Fendt-Farben. Sie sind baugleich.
Massey Ferguson bietet jeweils eine Press-Wickelkombi mit fester und variabler Presskammer an. Unsere RB 4160 V Protec presst Ballen von 0,90 bis maximal 1,60 m Durchmesser. Das „Protec“ beschreibt die Ausstattung mit integriertem Wickler. Besonders spannend finden wir die neue Schachtbindung sowie das „Revolver-Magazin“ für Netz und Mantelfolie. Wie das funktioniert und welche Erfahrungen wir damit in der letzten Saison gemacht haben, zeigt unser Praxistest.
Anbauen und Losfahren
Serienmäßig wird die Presse per Load-Sensing mit Öl versorgt. Zudem ist ein dw-Steuergerät für die Pick-up nötig. Für die optionalen hydraulisch klappbaren Pick-up-Tasträder braucht es ein weiteres dw-Steuergerät.
Die Weitwinkelgelenkwelle hat eine integrierte Nockenschaltkupplung. Der Kunde hat die Wahl zwischen einem Antrieb per 540er oder 1.000er Zapfwellengeschwindigkeit, wobei die Nockenschaltkupplung bei 540 U/min bei 1.950 Nm auslöst (110 kW), bei 1.000 U/min bei 1.350 Nm (141 kW).
Die Steuerung der Maschine läuft über Isobus. Zusätzlich gibt es einen Not-Aus-Schalter, den man in der Kabine platzieren muss. Ist dieser Schalter gedrückt oder erst gar nicht mit der Maschine verbunden, lassen sich keine Funktionen bedienen.
Ungesteuert aufnehmen
Die Pick-Up der RB 4160 V Protec gibt es in den Breiten 2,25 oder 2,40 m. Sie hat fünf gerade Zinkenreihen und kommt in ungesteuerter Bauweise. Unsere 2,40 m-Pick-up misst dabei von Zinken zu Zinken 2,11 m. Im Test reichte das auch für Kurven aus.
Die gelenkten Tasträder sind bei der 2,40 m-Variante immer klappbar ausgeführt. Das heißt, zum Straßentransport muss man sie nach vorne schwenken, da die Maschine sonst außen 3,12 m misst. Standardmäßig geht das per Hand, optional auch hydraulisch. Die Entlastung der Pick-up übernehmen Druckfedern (mit Werkzeug einstellbar). Über eine Lochkulisse kann man die Rechhöhe mit je einem Griff an beiden Seiten in 15 Schritten variieren. Das geht einfach. Für Einsätze im Stroh lässt sich die Pick-up mit seitlichen Ketten auch aufhängen – gut.
Entspannt schneiden
Der 520 mm große, V-förmige Rotor fördert das Futter in die 1,23 m breite Presskammer. Dabei zieht er es in unserer Ausstattung durch ein 25-Messerschneidwerk (auch Varianten mit 13 oder 17 Messern möglich). Die Messer sind in zwei Gruppen hydraulisch schaltbar und lassen sich von der Kabine aus ein- und ausschwenken. Dafür nutzt man dasselbe Hydrauliksteuergerät wie für die Pick-up und den Messerboden – nachdem man zuvor im Terminal das Umschaltventil für die Messerschaltung vorgewählt hat. Eine Einzelmessersicherung gibt es nicht. Trifft ein Fremdkörper auf das Schneidwerk, schwenkt die gesamte Gruppe raus. Der Systemdruck ist dabei mit 40 bar voreingestellt.
Schönes Detail: Hat man längere Zeit mit ausgeschwenkten Messern gearbeitet, kann man über das Einstellmenü den Systemdruck übersteuern und mit vollem Hydraulikdruck des Schleppers die Messer wieder hineindrücken. Man muss nur beachten, danach einmal den Vorgang wieder mit dem normalen Systemdruck zu wiederholen.
Lob gibt es auch für den Hydro-Flex-Control-Schneidwerksboden. Dieser ist vorne über Federn schwimmend aufgehangen. Dadurch kann er bei Lastspitzen nach unten ausweichen und verhinderte damit bei unseren Einsätzen in mehreren Situationen Blockaden.
Stramm pressen
Insgesamt sieben Walzen sind in der Presskammer der RB 4160 V zu finden. Die Starterwalze mit aufgeschweißtem Rundstahl bringt das Futter in Bewegung. Über dem Rotor finden sich zwei Presswalzen, die beim Verdichten des Futters helfen. Die vier rund 30 cm breiten und 11 mm starken Endlosriemen (Continental) werden über zwei Walzen angetrieben. Die Riemen treiben wiederum die beiden „OptiClean“-Reinigungswalzen an.
Wächst der Ballen, ziehen die Riemen am Spannarm, der seitlich jeweils mit Doppelfedern und Hydraulikzylindern verbunden ist. Die Kolbenstangen wandern dabei schrittweise weiter raus, ein Magnetventil lässt Öl durchströmen, sobald der Druck im Zylinder zu hoch ist. Über das Terminal gibt man den Pressdruck in zehn Stufen vor. Diese Lösung nennt MF Constant-Pressure-System (CPS). Während des Pressvorganges ist die Heckklappe mechanisch verriegelt. Ist der Ballen fertig und abgebunden, schaltet sich das System drucklos, die Verriegelungen lösen sich und der Ballen kann herausrollen.
Die Presse bietet zwar eine Weichkerneinrichtung, allerdings lässt sich für den Pressdruck nur der Wert 0 einstellen. Einzig die Größe kann man variieren. Bei den Pressdichten liefert die Maschine ordentliche Werte. In Grassilage (< 35 % TS) schaffte sie mit der höchsten Einstellung 195 kg TM/m³. Zum Antrieb reicht eine Schlepperleistung von rund 120 PS aus.
Aus dem Magazin …
Massey Ferguson bietet seine Rundballenpressen mit dem optionalen Folien-/Netzmagazin an. Bis zu drei Rollen lassen sich im „RapidReload-System“ mitführen. Über einen integrierten Ratschenschlüssel dreht man für den Wechsel zwischen verschiedenen Rollen das Magazin einfach eine Stellung weiter – top. Zum Beladen gibt es einen ausziehbaren Schlitten. Die Rollen sind auf Wellen aufgeschoben. Über je einen einstellbaren Konus links (mit glatten Seiten) und rechts (mit aufgeschraubten Stegen) werden die Rollen fixiert. Der rechte Konus bremst Netz und Folie beim Bindevorgang. Deshalb sollte man Rollen mit einem Pappkern stramm aufschieben, da ansonsten der rechte Konus anfängt, den Kern auszufräsen.
Ein großer Aufkleber unter der vorderen Haube erklärt, wie das Netz bzw. die Folie einzufädeln sind. Hier gibt es Unterschiede zwischen den beiden Materialien. Im Menü muss man einstellen, ob man mit Netz oder Folie fährt. Bei der Mantelfolie sind die Zopfer aktiviert, die die Folie zum Abschneiden sowie für einen besseren Bindungsstart etwas zusammenführen.
Um Netz und Folie zu strecken, setzt der Hersteller auf eine Magnetpulverbremse. In einer Kammer liegt dabei ein Stahlpulver. Wird die mittige Welle bestromt, zieht sich das Pulver darum und erzeugt ein Reibmoment. Wie stark die Bremse arbeitet, ist im Menü der Presse einstellbar. Anfänglich setzte sich das Pulver bei Straßenfahrten durch die Vibrationen unten in der Kammer ab, sodass bei den ersten ein bis zwei Ballen auf der nächsten Fläche das Netz schlecht anlief. Nach einem Softwareupdate, bei dem man die Presse zum Feldwechsel in Straßenmodus bringen muss, wird die Bremse dauerhaft bestromt – Problem gelöst.
Startet die Bindung, wird das Netz oder die Mantelfolie zunächst für eine anpassbare Zeit ungebremst zum Ballen gefördert, damit er es packen kann. Wir empfehlen hierbei, den Wert auf vier Sekunden einzustellen.
… in den Schacht
Die neue Schachtbindung gibt es ab dem Modelljahr 2024. Agco hat auf dieses System umgestellt, da bei der alten Ausführung gerade im trockenen und brüchigen Futter Material auf der Bindung liegen blieb und nach einiger Zeit das Netz nicht mehr problemlos einlief. Ein Förderband bringt nun Netz bzw. Folie zur Ballenkammer. Kurz bevor der Ballen fertig ist, fährt der Schacht für eine schnelle Übergabe bereits bis vor die Starterwalze.
Im Test stellte sich heraus, dass das Förderband unserer Presse aus einer fehlerhaften Charge stammte. Es war zu lang, sodass es überrutschte und das Netz nicht zuverlässig gefördert hat. MF musste es deshalb zwischenzeitlich tauschen. Leider genau zu der Zeit, als wir mit der Maschine Stroh pressen wollten. Nach dem Wechsel gab es mit dem Zuführen keine Probleme mehr.
Übergeben und wickeln
Aus der Presskammer fällt der Ballen in die Übergabe. Hier ist ein Sensor integriert, der den Prozess überwacht und den Ballen erst dann weitergeben soll, wenn ein Bügel mechanisch bedämpft wird. Im Test hatten wir allerdings bei trockenem Futter und kleinen Ballendurchmessern (1 m) zwei Mal das Problem, dass der Ballen in der Kammer stecken blieb und der Heber trotzdem hochgefahren ist. Der Ballen bliebt dahinter liegen. Wir mussten das Futter dann stückweise per Hand entfernen. Es gibt keine Chance, mit dem Heber wieder unter den Ballen zu kommen.
Nachdem der Ballen auf den Ringwickler übergeben wurde (stellt sich passend zur Ballengröße ein), startet der Wickelvorgang, noch bevor die Kammer wieder geschlossen ist. Zusammen mit der Drehgeschwindigkeit von 40 U/min reichte das, um auch bei hohen Durchsätzen und acht Lagen Folie nicht auf ihn warten zu müssen. Der Folienwechsel ist einfach, unter den seitlichen Verkleidungen gibt es insgesamt Stauraum für zwölf weitere Rollen. Eine gute Hilfe ist das Bedienfeld hinten links an der Maschine, mit dem sich alle hydraulischen Funktionen des Wicklers sowie die Heckklappe und der Ballenheber steuern lassen.
Zur Straßenfahrt schwenken der Wickelring sowie der Tisch schräg nach vorne hoch. Dabei ziehen sich auch die seitlichen Schutzbügel über Drahtseile ran. Leider muss man für Straßenfahrten aber Kugelhähne an den Hubzylindern des Wickelrings umlegen, da hier keine Sperrblöcke installiert sind.
Einfach zu steuern
Die Bedienung der Presse ist nach kurzer Einweisung einfach. MF bietet zudem eine Fahrerkarte, die Erklärungen zu den wichtigsten Funktionen und Einstellungen enthält – eine sehr gute Hilfe. Gut gefallen hat uns die Möglichkeit, acht Profile anzulegen. Hier kann man sich Einstellparameter für z.B. Silage, Heulage, Heu und Stroh ablegen. Man muss dann nur das Profil auswählen und die Steuerung übernimmt z.B. die zuvor festgelegte Anzahl der Netz- und Folienlagen, die Pressdichte und Ballengröße. Einen Ballenzähler für insgesamt 20 Flächen gibt es ebenfalls. Zudem lassen sich die Daten auch per TaskControler speichern.
Über zugewiesene Buttons startet man die Netzbindung, den Ballenauswurf und die Übergabe sowie die Ballenablage manuell. Bis hin zum vollautomatischen Pressen und Wickeln lässt sich für jeden einzelnen Schritt eine Automatikfunktion aktivieren.
Unser Fazit
Gefallen hat uns im Test die hohe Pressdichte der Ballen. Die Bedienung ist recht einfach, hier findet man sich zügig zurecht. Eine im Wickeltisch integrierte Ballenwaage sowie eine Feuchtigkeitsmessung gibt es jeweils optional.
Auch wenn die Bindung in unserem Fall zu Beginn Probleme machte, wurde es nach dem Softwareupdate und einigen kleineren Anpassungen in den Einstellungen deutlich besser.
Bleibt der Preis: Für die von uns getestete Presse mit nahezu Vollausstattung sind 150.000 € fällig. In Grundausstattung ist die Presse 15.000 € günstiger.