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Neuer Walterscheid-Oberlenker: Kann dämpfen – und schwimmen

Bereits 2017 hat Walterscheid den hydraulischen Oberlenker mit integriertem Dämpfer vorgestellt. Wir haben jetzt die überarbeitete Version getestet, die auch eine Schwimmstellung hat.

Lesezeit: 4 Minuten

Dank einer hohl-gebohrten Kolbenstange mit Stickstoff-Füllung hat der hydraulische Oberlenker von Walterscheid einen integrierten Dämpfer. So war das auch bei unserem Oberlenker HOLH-C-105-DS der Kat. 3, den Walterscheid für Schlepper bis zu 300 PS empfiehlt.

Die 105 mm stehen dabei für den Kolbendurchmesser, während die Kolbenstange 60 mm misst. Das sind wegen des integrierten Stickstoffspeichers 15 mm mehr als bei einem Standard-Oberlenker.

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Mit diesen Maßen gibt Walterscheid eine Zugkraft von 105 kN (ca. 10,7 t) sowie eine Druckkraft von etwa 156 kN (ca. 15,9 t) bei 180 bar an. Alternativ steht für kleinere Traktoren noch das Modell HOLH-C-70-DS zur Verfügung. Es ist mit 70 mm Kolben und 45 mm Kolbenstange entsprechend kleiner dimensioniert.

Dämpft immer…

Bei dem ab Werk eingestellten Druck in der Stickstoffblase von 60 bar begann die Kolbenstange in unserem Versuch bei knapp 40 kN (ca. 3,8 t) Zugkraft zu federn. Nach rund 1,5 cm Federweg stieg die Zugkraft auf etwa 65 kN (ca. 6,4 t), bevor sie bei dem maximalen Federweg von ca. 3 cm 100 kN (9,8 t) erreichte. Damit war bei Probefahrten mit einer etwa 3 t schweren Kurzscheibenegge der Federungskomfort sehr gut. Da der Druck im Dämpfer aber nur in der Fachwerkstatt geändert werden darf, war die Wirkung bei leichteren Anbaugeräten (z. B. Düngerstreuer) nahezu null.

Trotzdem: Im Gegensatz zur Schwingungstilgung der EHR, die in manchem Schlepper nur kompliziert zu aktivieren ist bzw. deren Wirkung zu wünschen übrig lässt, arbeitet der Dämpfer am Oberlenker immer. Wir haben auch keine Möglichkeit zum Deaktivieren der Funktion vermisst. Allerdings kann durch den Federweg, gerade bei weit ausladenden Anbaugeräten, ordentlich Aushubhöhe verloren gehen.

…und schwimmt bei Bedarf

Das Funktionsprinzip der Schwimmstellung ist einfach. Walterscheid hat dazu in die Leitungen zwischen Sperrblock und Ring- bzw. Kolbenkammer jeweils Drossel­ventile eingebaut, die den Zu- aber nicht den Rücklauf begrenzen. So dauert das komplette Ein- bzw. Ausfahren des Oberlenkers ohne Last jeweils mindestens 15 Sekunden.

Fährt man den Oberlenker dagegen bei ausgehobener Scheibenegge lang, strömt das Öl der Ringkammer aufgrund des Gerätegewichtes in nur 7,5 Sekunden zurück; viel schneller als das Öl durch den gedrosselten Zulauf in die Kolbenkammer nachströmen kann. Es entsteht ein Vakuum. Senkt man anschließend das Gerät per Hubwerk auf den Boden ab, wird der Oberlenker wieder zusammengedrückt. Dabei entsteht dann auch in der Ringkammer ein Vakuum und die Kolbenstange kann „schwimmen“. Wir haben hier mit der schweren Scheiben­egge einen Freigang von maximal 13 cm gemessen.

Sehr viel kleiner wird der mögliche „Schwimmbereich“ aber bei einem leichteren Gerät, da das Öl nicht schnell genug entweicht. Bei einer 1 800 kg schweren Kreiselegge konnten wir deshalb nicht mal 3 cm Freigang „erzeugen“.

Erwähnen möchten wir an dieser Stelle zudem die Gefahren, wenn unbeabsichtigt ein Vakuum in dem hydraulischen Oberlenker entsteht. Fährt man ihn z. B. beim Einsatz mit einem Anbau-Forstkran unter Last lang und es kommt anschließend durch das Schwenken des Kranarms nach vorne zu einer Lastverlagerung, könnten unkontrollierte Bewegungen fatale Folgen haben…

Lohnt das Teil?

Grundsätzlich kann man die Dämpfungsfunktion im Oberlenker allen empfehlen, die sehr schwere Anbaugeräte fahren. Und die Schwimmstellung kann dann auch das be­kannte „Langloch“ zum Beispiel am Pflug ersetzen. Wünschen würden wir uns für die Einstellung aber noch eine haltbare Längenanzeige. Das Rundeisen in Kombination mit dem (sich bereits ablösenden!) Aufkleber ist nicht praxistauglich!

Und wenn man die Sache weiterdenkt, wäre ein Drucksensor in der Ringkammer (mit Bluetooth-Verbindung zu einer Handy-­App?) eine Idee, um zum Beispiel definiert Gewicht vom Gerät auf den Schlepper verlagern zu können. Und dazu dann die Einbindung einer elektronischen Längen­anzeige…

400 Euro Aufpreis

Fehlt zum Schluss nur noch der Preis: Laut Liste ist der Kat. 3-Oberlenker (105-DS) mit genau 1 450 Euro (plus Mehrwertsteuer) etwa 400 Euro teurer als die vergleichbare Variante ohne integrierten Dämpfer — ein Betrag, den jeder investieren sollte, der regelmäßig mit schweren Anbaugeräten unterwegs ist! Auch für die integrierte Schwimm­stellung gibt es sinnvolle Einsatzmöglichkeiten, z. B. beim Pflügen. Allerdings sehen wir auch die Gefahr möglicher Fehlbedienungen, wenn jemand unbeabsichtigt Vakuum in dem Oberlenker erzeugt. Andererseits stellt sich noch die Frage, inwiefern die Drosseln bei anderen hydraulischen Oberlenkern von Walterscheid nachrüstbar sind, um die Schwimmstellung auch dort nutzen zu können?

1. Kolbenkammer

2. Ringkammer

3. Öldurchlass

4. Trennkolben

5. Stickstoff

6. Sperrblock mit Drosseln

7. Prüf-/Füllanschluss



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