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New Holland präsentiert neuen Rotor-Mähdrescher CH 7.70

Sechs Schüttler raus, zwei Rotoren rein: New Holland erhöht die Leistung in der Mittelklasse. Wir waren mit dem neuen CH 7.70 unterwegs.

Lesezeit: 6 Minuten

New Holland nennt das Abscheidekonzept beim neuen Mähdrescher CH 7.70 Crossover Harvesting – wohl auch, um das Wort „Hybrid“ zu vermeiden. Aber unter dem gelben Blechkleid steckt genau das, was in der Praxis häufig einfach Hybrid genannt wird: eine Kombination eines Tangentialdreschwerks mit axialen Abscheiderotoren. Wir haben uns die neue Maschine, die zur nächsten Saison an den Start geht, bereits Ende Juli beim Ernten von Grannenweizen in der Nähe von Wolfenbüttel angesehen.

Das Ziel der New Holland-Konstrukteure war es, aus dem bisherigen Topmodell der mittleren Klasse, dem CX 6.90, mehr Leistung herauszuholen. Denn das nächstgrößere Modell war bisher der CX 8.70, der aber bereits zur Profiklasse gehört und mindestens 30000 € teurer ist. Der Preissprung zum CH 7.70 liegt genau dazwischen. Wenn man unter gleichen Verhältnissen mit dem CX 8.70 laut New Holland etwa 10 t/h mehr Weizen als mit dem CX 6.90 ernten kann, liegt die Leistungssteigerung beim CH 7.70 bei guten 5 t pro Stunde.

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Wie erreicht man das Ziel bei gleichen Abmessungen? Man tauscht „einfach“ den Zentrifugalabscheider hinter der Strohwendetrommel und die sechs Hordenschüttler gegen zwei Rotoren zur aktiven Kornabscheidung aus.

Übersichtlicher Gutfluss

Das Ergebnis ist ein sehr übersichtlicher Gutfluss: Die Dreschtrommel misst wie bei den beiden Sechsschüttlern der CX 6-Baureihe 1,56 m bei einem Durchmesser von rund 60 cm. Sie hat acht Schlagleisten und den bekannten Sektionaldreschkorb.

Mit dem OptiTresh lässt sich der Umschlingungswinkel wahlweise auf 85° (für Raps, Leguminosen, totreifen Weizen) oder 121° manuell einstellen. Der neue Trommelvariator, der auch in die CX 5- und 6er-Reihe eingeht, stammt aus den größeren Baureihen und arbeitet hydraulisch. Die beiden Rotoren liegen im Gegensatz zum Wettbewerber unterhalb der Strohleittrommel. Sie sind rund 3,45 m lang, haben einen Durchmesser von rund 54 cm und drehen sich zur Mitte. Sie übernehmen das Stroh-Korn-Gemisch mit einer Schneckenwindung und teilen es auf die beiden Abscheidebereiche auf.

Erst hinter dem recht langen Annahmebereich trennt ein Blech die Rotoren voneinander. Das soll den Leistungsbedarf senken, weil der Gutstrom so „mehr Zeit hat“, sich aufzuteilen. Ein doppeltes Winkelgetriebe treibt die Rotoren von hinten an. Durch Umlegen des Riemens lässt sich die Drehzahl zwischen 400 und 700 U/min wechseln. Die niedrige Drehzahl ist vor allem für Leguminosen oder Raps gedacht.

Die Rotoren sind mit fingerförmigen Förderelementen bestückt, für die richtige Richtung sorgen Leibleche in den Abdeckhauben. Jeder Rotor hat fünf Abscheidekörbe, das macht laut Hersteller eine Korbfläche von 2,90 m². Der jeweils letzte Korb lässt sich auch per Klappen schließen. Das soll den Kurzstrohanteil auf den Sieben bei leichter dreschbaren Früchten senken.

Ein Rücklaufboden unter den hinteren drei Körben leitet das Gut auf die Mitte des Vorsiebs. Hier ist der Windstrom des Gebläses an der ersten Fallstufe sehr stark. Generell ist der Siebkasten wieder baugleich wie beim CX 6.90. Es handelt sich um den TripleClean-Siebkasten mit dreifacher Fallstufe. Dazu kommt der Hangausgleich SmartSieve, der beim CH 7.70 serienmäßig an Bord ist. Am Ende der Rotoren fördern Paddelbleche das Stroh nach unten zum Häcksler bzw. zur Schwadablage. Der CH 7.70 hat serienmäßig einen hydraulischen Spreuverteiler. Er soll größere Arbeitsbreiten abdecken als der Verteiler vom CX 6.90. Der Spreuverteiler kommt aus der nächst höheren Baureihe. Er hat zwei Teller mit jeweils drei Wurfschaufeln. Die Drehzahl lässt sich links über ein hydraulisches Drosselventil einstellen.

Der Häcksler ist ebenfalls an die Doppelrotoren angepasst worden. Durch elektrisches Verfahren stellt man ihn zwischen Betrieb und Schwadablage um. Das funktioniert einfach.

Wir haben den CH 7.70 im Grannenweizen gefahren, der Ertrag lag bei 9 bis 9,5 t/ha. Wegen eines Schauers am Morgen konnten wir aber nicht den ganzen Tag dreschen und haben deshalb wegen der recht feuchten Bedingungen auf eine Leistungsmessung verzichtet.

Der Korntank fasst übrigens wie bei den Sechsschüttlern der Reihe 9300 l. Die Überladehöhe beträgt zwischen Boden und Tülle 4,44 m. Die Entleerleistung des Bunkers liegt laut Hersteller bei 100 l/s.

Neues VariFeed-Schneidwerk

„Unsere“ Maschine war mit einem 8,53 m-VariFeed-Schneidwerk unterwegs und konnte mit 4 bis 6 km/h ernten. New Holland bietet für diese Maschine Schneidwerke mit bis zu 9,15 m Arbeitsbreite an.

Das VariFeed wurde überarbeitet und hat jetzt u.a. Rapstrennmesser mit untenliegenden Antrieben. Die automatische Höhenführung arbeitet mit vier Tastkufen. Interessant ist der neue Schneidwerkswagen, der eine Achsschenkel-Allradlenkung hat, optional bis 40 km/h fährt und nun direkt über den Hersteller angeboten wird.

Der FPT-Cursor 9 (Stufe V) liefert beim CH 7.70 bis zu 374 PS ab. Der hydrostatische Fahrantrieb hat drei mechanisch geschaltete Stufen. Für den Ernteeinsatz gibt es zwei Tempomaten. Auf der Straße erreicht der Mähdrescher 30 km/h bei 1600 Motorumdrehungen. Eine Allradachse mit hydraulischen Radmotoren gibt es optional. Unsere Testmaschine war bereift mit 680/85 R32 vorne und 520/80 R26 hinten. Damit hält sie eine Außenbreite von 3,45 m ein. Auf Wunsch fährt der Mähdrescher vorne auch auf 710/75 R34 MegaXBib von Michelin.

Die Kabine HarvestSuite hat jetzt das elegante schwarze Interieur der größeren Baureihen – das hat uns gut gefallen. Die Bedienung ist klar und übersichtlich. Alle wichtigen Funktionen liegen auf dem Joystick. Unsere Maschine hat das Lenksystem EZ-Pilot von Trimble an Bord, das mit einem elektrischen Lenkradmotor arbeitet.

Der Monitor heißt IntelliView IV. Das System ACS hilft dem Fahrer beim Einstellen seiner Maschine – hier sind Grundeinstellungen für verschiedene Fruchtarten hinterlegt und der Fahrer kann eigene Einstellungen abspeichern. Trommeldrehzahl, Korbabstand, Ober-/Untersieb, Wind und teils auch die Empfindlichkeit des Verlustsensors stellen sich dann automatisch ein. Unsere Maschine hatte außerdem eine Ertrags- und Feuchtemessung an Bord.

Der neue Mähdrescher stammt aus dem Werk im polnischen Plock, wo u.a. auch die CX 5 und 6, die TC-Reihe, die Rundballenpressen sowie die VariFeed- und die HighCapacity-Schneidwerke gebaut werden. Bisher soll der CH 7.70 der einzige Mähdrescher mit Trommel plus Rotoren bleiben. Die Entwickler hatten vor allem Betriebe bis ca. 300 ha und Lohner im Fokus, die sonst mit einem Sechsschüttler unterwegs sind.

Der Listenpreis des CH 7.70 beträgt in der von uns getesteten Version rund 320.000 €. Der CX 6.90 kostet in der gleichen Ausstattung etwa 15.000 € weniger. Das VariFeed in 8,53 m inklusive Rapsausstattung und 40 km/h-Transportwagen schlägt mit 72.350 € zu Buche. Wir sind gespannt, wie der CH 7.70 im Markt ankommt. Schließlich ist da ein Wettbewerber unterwegs, der sich schon länger im Hybridbereich tummelt.

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