Ob in Energie- oder Wertholzplantagen, Wein- oder Obstgärten, Pferdekoppeln etc.: Für das Beseitigen des Grünaufwuchses sind Mulchgeräte mit Seitenmähwerken konzipiert.
Doch wie gut arbeitet die am Markt angebotene Technik? Das wollte top agrar Österreich zusammen mit Roland und Mathias Gutmann wissen. Die beiden bewirtschaften in Bairisch Kölldorf in der Südoststeiermark Wertholzplantagen.
Roland Gutmann zur Idee, die hinter dem Test steht: „Baumplantagen wie unsere findet man immer häufiger in Österreich. Zudem setzen auch immer mehr Betriebe auf Agroforstsysteme. Auch hier muss der Aufwuchs zwischen und um die Bäume herum beseitigt werden.“ Hinzu kommt, dass Landwirte aufgrund der Unsicherheit im Glyphosateinsatz verstärkt über Möglichkeiten der mechanischen Aufwuchskontrolle in Plantagen-Kulturen nachdenken.
Drei Hersteller dabei
Wir haben die wichtigsten Hersteller von Mulchern mit Tastsystemen angeschrieben. Und diese drei Firmen stellten sich dem Praxistest:
- Humus aus Bermatingen in Süddeutschland mit dem Sichelmulcher vom Typ AFLR 2500,
- Ino Brežice aus Krska vas in Slowenien mit dem Elite Open 190 mit Seitenrotationsmähwerk BD (Gentle Cut) und
- Seppi M aus Kaltern in Südtirol mit Schlegelhäcksler Type SMWO 175 mit Mähscheibe XSC 70 cm.
Der Test wurde in einer Blauglockenbaum-Plantage durchgeführt. Dieses Wertholz beansprucht durch sein rasches Wachstum eine intensive Pflege. Deshalb sollten die Bäume durch Pflegemaßnahmen nicht beschädigt werden, da dies eine Eintrittspforte für Krankheiten oder Pilze darstellt.
Entsprechend war das wesentlichste Kriterium für die getesteten Geräte eine beschädigungsfreie Arbeitsweise der Seitenmähwerke. Um so objektiv wie möglich bewerten zu können, ließen wir einen externen Fahrer die Zugmaschine lenken. Zur Verfügung stand ein New Holland T4.95 mit 99 PS und Super Steer Lenkung.
Das haben wir verglichen
Zu Beginn des Tests wurde der Fahrer vom jeweiligen Team auf das Gerät eingeschult und es konnten noch Adaptierungen an den Testgeräten durchgeführt werden. Anschließend waren keine Eingriffe mehr möglich.
Die Testkriterien waren:
- Mähergebnis
- Mähgeschwindigkeit
- Beschädigungen der Bäume
- Eindruck des Fahrers
- Länge des Geräts (Handling)
- Gewicht
- Preis der Maschine
- Preis der Verschleißteile
- Wartungszeit
- Wartungsintervalle
- Anforderung an die Hydraulik/Leistung des Traktors.
Der erste Praxistest fand bereits im Oktober 2019 statt. Allerdings verhinderte letztlich ein technisches Problem, dass die Geräte miteinander verglichen werden konnten. So einigten sich alle Beteiligten auf einen Folgetest im Jahr 2020. So hatten die Hersteller auch Zeit, an der Technik weiter zu feilen.
Über die Wintermonate wurde auch der Traktor um einen Mengenteiler für die Hydraulik erweitert. Dies hat den Vorteil, dass bei laufender Hydraulik das Hubwerk bedient werden kann. Im Herbst musste vor dem Ausheben des Geräts die Hydraulik abgeschalten werden.
Dieser Vorteil kommt vor allem dem Gerät von Humus zugute, da die Steuerung des Seitenrotationsmähwerks hier von der Traktorhydraulik versorgt wird und man somit Gewicht am Gerät einspart. Die Geräte von Ino und Seppi M besitzen jeweils eine Eigenölversorgung, die über die Zapfwelle angetrieben wird – die Hydraulik des Traktors wird nur für den Seitenverschub benötigt.
Geplant war wie schon im Herbst den Test auf zwei unterschiedlichen Plantagen durchzuführen. Einmal eine reine Hanglage mit Reihen in Falllinie, einmal mit einer leichten Hanglage mit Reihen quer zur Falllinie.
Doch am Vortag fielen 8 mm Niederschlag auf die Plantagen. Deshalb begannen wir auf der Fläche mit der leichten Hanglage mit dreijährigen Bäumen. Die Bäume wiesen im Schnitt einen Brusthöhendurchmesser von 8 cm auf. Die zweite Plantage, mit Bäumen Brusthöhendurchmesser von 18 cm, konnte aufgrund von einsetzendem Regen nicht mehr befahren werden.
Testfläche 40 bis 60 cm hoch
Um für größtmögliche Transparenz zu sorgen, einigte man sich darauf, das Schnittbild gemeinsam zu bewerten. Stimmberechtigt waren jeweils ein Vertreter der Hersteller, Torsten Altmann von top agrar und Roland Gutmann von der Plantownia GesbR.
Die Ausgangslage stellte ein Aufwuchs von 40 bis 60 cm sowie eine frisch angeregnete Fläche dar –wahrlich nicht die bestmöglichen Bedingungen. Die Grashöhe stellt für die Schlägelhäcksler von Ino und Seppi grundsätzlich kein Hindernis dar. Für Sichelmulcher wie von Humus gilt dieser Aufwuchs allerdings schon als sehr hoch.
Nachdem aber die Tastscheibe jedes Geräts mit einem Sichelmesser ausgestattet ist, hatten hier auch alle drei Konkurrenten die gleichen Voraussetzungen. Als Lenker des Traktors fungierte Gerhard Schieder vom top agrar Technik Testteam. Damit wollten wir prüfen, wie schnell man sich auf die Geräte einstellen kann. Sowohl Zugmaschine als auch die Mulchgeräte waren somit für den Lenker Neuland.
Um für faire Bedingungen zu sorgen, durfte mit jedem Gerät eine Einfahrfahrt gemacht werden, in der auch die Möglichkeit für die Hersteller gegeben war, noch zu adaptieren. Bevor wir zu den detaillierten Ergebnissen kommen, eines vorweg: Die Firma Ino Brežice nutzte den zweiten Test, um mit einer komplett überarbeiteten Maschine anzutreten.
Ino nutzte die Zeit optimal
Der Herbsttest wurde genau analysiert und die Maschine stark angepasst. So bauten die Techniker von einer Seilzugauslösung für den Noteinzug auf eine elektrische Lösung mit dem Namen Gentle Cut um. Das Stützrad am Seitenrotationsmähwerk wurde durch ein Tellersystem ersetzt. Die anderen Hersteller setzen schon im Herbst auf diese Lösung.
In der Übersicht sind die von uns gewählten wichtigsten Testkriterin aufgeführt: Der Ino Elite Open 190 schnitt im Test dank der Überarbeitungen beim „Mähergebnis“ direkt mit der Note 2,0 ab. Dank des kleinen Tellers umkreiste das Seitenrotationsmähwerk die Bäume sehr nah und ließ nur sehr wenig Gras um den Baum herumstehen.
Die Beschädigungsquote des Elite Open lag bei allen Werten im Mittelfeld. So wurden gesamt 13,5 % Beschädigungen verzeichnet. Davon waren 8,1 % leichte Beschädigungen und 5,4 % schwere Beschädigungen. Das automatische System tat nach der Aussage des Lenkers Gerhard Schieder seine Arbeit wie gewünscht.
Zu einem „Sehr gut“ reichte es nicht, da in der Fahrgasse teilweise Gras nicht komplett abgemäht, sondern teilweise nur niedergedrückt wurde. Der Fahrer war mit dem Gerät und der Bedienbarkeit des Geräts sehr zufrieden und lobte ausdrücklich die Verbesserungen zum Gerät im Herbst. Die Steuerung wird als sehr logisch aufgebaut beschrieben.
Der mit 30 bis 40 cm große Seitenverschub des Geräts wurde sogar mit perfekt eingestuft. Über die Steuerung kann man zwischen einem automatischen und einem manuellen Betrieb wählen. Gleichzeitig gibt es die Funktion per Knopfdruck in den automatischen Betrieb einzugreifen. Dies ist vor allem wichtig, wenn kleinere Durchmesser der Bäume auftreten.
Die Fahrgeschwindigkeit betrug mit dem Gerät 2,3 km/h bei einer Zapfwellendrehzahl von 500 Umdrehungen pro Minute. Zusätzlich hatte dieses Gerät die Funktion einer Vibrationskontrolle. Hiermit kann man die perfekte Umdrehungszahl per Handyapp nachvollziehen. Sie erlaubt es auch, über GPS zu sehen, wo das Gerät gerade unterwegs ist.
Das Testgerät hatte ein Gewicht von 740 Kilogramm und war damit nur geringfügig leichter als das Gerät des Mitbewerbers Seppi M. Die Traktorhydraulik dient bei diesem Gerät nur zum Seitenverschub und kann somit fast gänzlich außer Acht gelassen werden. Mit 15.318 € ist es das teuerste Gerät,. Bei einem Messerwechsel muss man mit ca. 440 € rechnen.
Humus: praktische Steuerung
Beim AFLR 2500 von Humus funktioniert die gesamte Steuerung über die Traktorhydraulik. Alle Bewegungen können über eine mitgelieferte Steuerung bedient werden. Mit einem Magnethalter kann diese sauber an die Kabine befestigt werden. Bei diesem Gerät wird auch die Seitenverschiebung über die Steuerung verstellt. Dem Testfahrer gefiel subjektiv die Steuerung über die Traktorhebel besser, dies ist aber sicher Geschmacksache.
Im Test arbeitet der AFLR 2500 solide. Im 40 bis 60 cm hohen Aufwuchs erzielte er die Note 2,25. Dies lag vor allem daran, dass er im Vergleich zum Elite Open mehr Gras um die Bäume herum stehen ließ. In der Fahrgasse war das Schnittbild gleichmäßiger als bei den Mitbewerbern. Die Beschädigungsquote fiel mit 17,5 % relativ hoch aus. Es war an diesem Tag zwar das schlechteste Ergebnis der drei Testkandidaten.
Allerdings waren davon nur 5 % schwere Beschädigungen, leichte Beschädigungen sind für die Bäume eher zu vernachlässigen. Fahrer Gerhard Schieder beschrieb seinen Eindruck als sehr gut. Positiv fiel für ihn aus, dass man mit dem AFLR 2500 nicht so genau fahren muss, da die große Schwenkscheibe Fehler verzeiht.
Bei der leichten seitlichen Hanglage machte sich diese große Schwenkscheibe aber auch negativ bemerkbar, ohne hydraulische Hubstrebe kann die Maschine seitliche Neigungen schlechter ausgleichen als die kleineren Modelle.
Für Plantagen mit Querfahrten zum Hang empfiehlt der Fahrer daher, den Traktor mit einer hydraulischen Hubstrebe zu versehen. Der Steuerungs-knopf für das manuelle Einfahren der Schwenkscheibe empfand er als „super“, da die Scheibe direkt nach dem Loslassen des Knopfes wieder in die Ausgangsstellung zurückfährt.
Das kürzeste Testgerät
Mit 170 cm ist der AFLR 2500 das kürzeste Testgerät. Die Anforderungen an die Zugmaschine sind bezüglich des Kraftaufwands mit 20 bis 40 PS und dem Gewicht von 580 kgsehr gering, allerdings sind die Anforderungen an die Hydraulik komplex, da ohne Mengenteiler vor dem Ausheben des Geräts immer die Hydraulik ausgeschalten werden muss.
Mit 10.086 € Listenpreis ist es das günstigste Gerät gewesen. Positiv auch: Bei einem Messertausch müssen nur 12 Schrauben gelöst werden, und die Ersatzgarnitur ist mit dreimal 37,92 € das günstigste Set. Sollte man die Messerträger auch tauschen müssen, darf man für diese jeweils 186 € rechnen.
Seppi: Wenig Beschädigungen
Als drittes Gerät kam das Gerät von Seppi M der SMWO 175 zum Einsatz. Leider hatte mittlerweile Regen eingesetzt. Dies änderte natürlich die Ausgangslage für dieses Gerät und auch für den Fahrer. Gemeinsam wurde entschieden, den Test durchzuziehen. Beim Mähergebnis erzielte er trotz Regens die Note 2,5 bzw. gut bis mittel.
Die guten Einstellungen führten dazu, dass die Tastscheibe XSC mit 10,5 % die niedrigste Beschädigungsquote aufwies. Auch die Wertung der leichten Beschädigungen gewann das Gerät mit 5,3 %. Bei den schweren Beschädigungen blieb man mit ebenfalls 5,3 % ganz knapp hinter dem AFLR 2500.
Der Eindruck des Fahrers war beim Sommertest auch bei diesem Gerät „sehr gut“. Als Anregungen merkte Gerhard Schieder an, dass die hydraulische Hubstrebe auch bei diesem Gerät für den Hangausgleich unbedingt erforderlich sei. Der hydraulische Seitenverschub ist laut Schieder für Reihenkulturen wie den Blauglockenbaum absolut notwendig. Beim Seitenverschub gehe der Hebel der Steuerung nicht automatisch zurück. Dies merkt er als gewünschte Verbesserung an.
Mit 245 cm Breite ist der SMWO 175 das schmalste Gerät, gleichzeitig mit 780 kg das schwerste. Es kann sowohl mit Taster als auch ohne gefahren werden, im Notfall schwenkt der XSC auch ohne Taster ein. Dies sollte aber erst bei starken Bäumen zur Anwendung kommen.
Vielseitige Anwendungen
An den Mulcher können mit wenigen Handgriffen außer dem Zwischenstammmulcher auch ein Unterstock-Krümler für biologische Unkrautbeseitigung, eine Unterstockbürste und hydraulischer Reisigschwader angebautwerden. Die Anforderungen an die Traktorhydraulisch sind wie Ino sehr gering. Den Listenpreis gibt Seppi mit 13.819 € an.
Bei einem Messertausch sollte man eine Stunde Arbeitszeit einplanen. So muss man 18 Schlegel und zwei Messer wechseln, diese kosten 348,55 €. Zu erwähnen ist abschließend noch: Die drei Hersteller stellten uns gegenüber Preisnachlässe zwischen 11 und 29% in Aussicht. Handeln zahlt sich also definitiv aus.