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Robuster Fünfschar-Pflug von Pöttinger

Pöttinger hat Hand an seine großen Anbaudrehpflüge gelegt – nun heißen sie Servo 4000. Was neben dem Namen noch neu ist, haben wir uns bei der Herbstfurche angeschaut.

Lesezeit: 7 Minuten

Je nach Modell vier bis sechs Schare für Traktoren zwischen 140 und 360 PS – die neue Servo 4000-Baureihe ist die größte unter Pöttingers Anbaupflügen. Mit dem Vorgängermodell Servo 45 konnte das Unternehmen nach eigenen Angaben in Deutschland einen Marktanteil um die 11 % erreichen. Das neue Modell soll dies übertreffen.

Um die Gunst von noch mehr Landwirten und Lohnunternehmern zu gewinnen, hat Pöttinger den Servo 4000 komplett neu entwickelt. Wie sich das auf dem Acker bemerkbar macht, konnten wir im Herbst mit einem fünfscharigen Servo 4000 Plus auf einem Maisstoppelacker in Oberösterreich testen. Als Zugmaschine war der Fendt 724 Vario mehr als ausreichend motorisiert, den Leistungsbedarf für das von uns getestete Modell gibt Pöttinger mit 170 PS aufwärts an. Das Thema Leichtzügigkeit lässt sich entsprechend nur bedingt beurteilen.

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Anbaubock erleichtert Heben

Den Anbauraum hat Pöttinger neu gestaltet. Im Turm finden sich wie gehabt je zwei Lang- und Fixlöcher für den Oberlenker. Sie sind allesamt etwas nach unten gewandert, um eine flachere Oberlenkerstellung zu erreichen, die das Anheben erleichtert. Die Unterlenkerwelle ist durchgehend und lässt sich in der Höhe und im Abstand zum Traktor in jeweils zwei unterschiedlichen Positionen verschrauben. Was ihre Breite angeht, ist die Unterlenkerachse wahlweise für Kategorie 2 oder 3 ausgelegt.

Lobenswert sind die in die Hydraulikleitungen integrierten Filterpatronen, die in Fahrtrichtung rechts am Turm sitzen. Sie gehören zur Serienausstattung und sollen die hydraulischen Komponenten vor Schmutz und Fehlfunktionen schützen. Die Ölschläuche laufen durch eine Hohlwelle zum Pflugrahmen. Beim Vorgängermodell hatte der Kunde noch die Wahl zwischen einer 130 mm- (Servo 45M) und einer 150 mm-Wendeachse (Servo 45S). Hier hat Pöttinger vereinheitlicht: Der Servo 4000 dreht immer auf einer 130 mm-Achse.

Sturzeinstellung vor Schmutz geschützt

Den beiden Spindeln zur Sturzeinstellung rechts und links hat Pöttinger eine geschlossene Führung verpasst. Das schützt sie wirksam vor Erde und Schmutz. Zudem liegt der Wendekörper jetzt an der Stelle auf dem Sturzbegrenzer auf, an der der Wendezylinder montiert ist. Dessen Kraft wird also direkt abgefangen, was zu weniger Verspannungen im Wendekörper führt – zugunsten der Langlebigkeit.

Der Wendekörper selbst ist aus Gussmaterial gefertigt, ebenso die im Vergleich zum Servo 45 noch stärker gebogene Schwinge. Letztere soll dem ersten Scharkörper nun mehr Einstellweg und Freiraum bieten.

Zugpunkt, Vorderfurchenbreite & Arbeitsbreite einfacher einstellen

Apropos erster Scharkörper: Seine Einstellung hat Pöttinger ebenfalls verändert. Eine gut ablesbare Skala hilft dabei, die Vorderfurchenbreite an die Traktorinnenspur anzupassen. Sie bildet Spurweiten von 1 bis 1,5 m ab. Damit kommt man schon vor der ersten Furche sehr einfach und nah an die optimale Einstellung ran. Ist der Pflug mit dem optionalen Rahmen-Einschwenkzylinder ausgestattet, kann der Fahrer den werkseitig bereits eingestellten Zugpunkt über eine Gewindehülse nachjustieren. Andernfalls erfolgt die Einstellung über eine Spindel mit Skala.

Das „Plus“ in der Bezeichnung unseres Testpflugs steht für die hydraulische Schnittbreitenverstellung. Eine Skala auf dem Rahmen zeigt den aktuellen Wert. Unter feuchten Bedingungen, wie bei unserer Probefahrt, bleiben an dieser allerdings gerne Erde und Erntereste hängen, was sie schwer abzulesen macht. Beim Standard-Servo erfolgt die Schnittbreitenverstellung über ein Lochbild mit 6 Positionen.

In jedem Fall werden der Zugpunkt und die Erstkörperschnittbreite über die Viergelenk-Kinematik des Servomatic genannten Einstellzentrums automatisch mit angepasst. Teil des Viergelenks ist auch der Rahmeneinschwenkzylinder, der den Rahmen vor dem Drehvorgang entsprechend der Schnittbreite einschwenkt.

Unser Testpflug war mit dem optionalen Zugkraftverstärker „Traction Control“ ausgestattet. Dieser sorgt für eine aktive Gewichtsverlagerung vom Pflug auf die Hinterachse und soll so Schlupf und daraus folgende Verdichtungen ­verringern. Dazu wird die Führung des Oberlenkers im Langloch über eine Stickstoffblase mit bis zu 180 bar Druck beaufschlagt. Laut Pöttinger lassen sich damit bis zu 1,2 t an Gewicht auf die Traktorhinterachse verlagern.

Pendelrad zur Straßenfahrt

Für die Tiefenführung war bei unserem Testpflug ein vorverlegtes Transportpendelrad montiert – inklusive der optionalen hydraulischen Tiefeneinstellung. Neben der Grenzpflugtauglichkeit ist der Hauptgrund, warum man sich für dieses Rad entscheiden sollte, dass man den Pflug auf der Straße darauf abstützen kann.

Dafür muss der Pflug im Langloch gefahren werden. Zum Umrüsten hebt der Fahrer die Maschine zuerst an und stellt sie auf die kleinste Schnittbreite. Als Nächstes löst er den Rahmen des Transportrads vom Gestänge der Schnittbreitenverstellung und macht ihn mit einem Bolzen fest. Dann fädelt er den Hydraulikzylinder zur Tiefeneinstellung aus, schwenkt ihn nach oben und fixiert ihn dort. Im folgenden Schritt wird der Radträger mit dem mitgelieferten Schlüssel um 90° geschwenkt und so fixiert. Nun kann dieser in Fahrtrichtung frei drehen.

Anschließend hebt der Fahrer den Pflug vollständig an, klappt den Verriegelungsbolzen aus und dreht den Pflug um 90° bis der Bolzen einrastet. Als Letztes lässt er den Pflug ab, bis ein Teil seines Gewichts auf dem Transportrad liegt – schon kann die Fahrt losgehen. Das Umrüsten von der Arbeits- in die Transportposition und umgekehrt schaffen Geübte in wenigen Minuten.

Das folgende Schulungsvideo von Pöttinger zeigt den Umrüstvorgang anschaulich:

Das Grundgewicht für den fünfscharigen Servo mit hydraulischer Arbeitsbreitenverstellung gibt Pöttinger mit 1.930 kg an. In der von uns gefahrenen Testausstattung sind es 2.495 kg. Mit 1.500 kg am Frontkraftheber war das für den vorgespannten Fendt 724 Vario kein Problem. Dank seiner hohen zulässigen Hinterachslast dürfte er auch ohne die Entlastung durch das Transportrad auf die Straße, bei kleineren Traktoren könnte das knapp werden.

Rahmen: Bohrungen jetzt mittig

Zurück zum Rahmen: Während dessen Abmessungen mit 140 x 140 x 10 mm gleich geblieben sind, hat Pöttinger die Bohrungen für die Grindelanlagen in die Mittelachse versetzt. Das soll die Stabilität verbessern. Das Hauptrahmenlager, die Verbindung von Drehkörper und Pflugrahmen, läuft nun durchgehend vom ersten bis zum dritten Grindel. Über eine integrierte Schraubleiste ist das Hauptrahmenlager oben und unten mit dem Rahmen verschraubt. Dabei nutzt Pöttinger keine durchgehenden Schrauben, sondern je eine pro Seite. Diese Konstruktion ermöglicht eine feste Verschraubung des Hauptrahmenlagers, ohne den Rahmen zu quetschen.

Je nach Scharzahl gibt es den Servo 4000 in vier Rahmenvarianten: 4, 4 + 1, 5 oder 5 + 1. Die Körper haben einen Abstand von 95 oder 102 cm – wir warten mit ersterem unterwegs. Um Bohrungen im Rahmen zu reduzieren, wurden die Drehpunkte für die Grindelhalter über Laschen vor das Rahmenrohr gezogen. Das Gestänge zur Schnittbreitenverstellung liegt auf der gegenüberliegenden Seite.

Insgesamt verlangte unser Testpflug vom Traktor ein dw-Steuergerät zum Wenden, ein dw-Steuergerät zur Schnittbreitenverstellung, ein dw-Steuergerät für die Arbeitstiefeneinstellung und ein ew-Steuergerät für die Vorspannung des Zugkraftverstärkers. Da dessen Systemdruck in der Regel nicht während der Fahrt verstellt wird, kann man dazu aber auch eines der anderen Steuer­geräte nutzen. Gut: Die Kupplungen sind mit farblich gekennzeichneten Kunststoffgriffen versehen.

Überlastsicherung vorerst nur mechanisch

In der von uns getesteten Variante hatte der Servo eine mechanische Überlastsicherung per Abreißschrauben. Eine hydraulische Steinsicherung will Pöttinger im Herbst 2023 nachliefern. Die Auslösekraft gibt der Hersteller mit bis zu 6.500 kg an – dann geben die Schrauben nach bzw. reißen ab.

Gegenüber den sonst gerne verwendeten Abscherschrauben haben die Abreißschrauben einen Vorteil: Sie verformen sich beim Abreißen nicht – so können sie sich weder verklemmen, noch den Kratzer im Lack hinterlassen. Zudem bleibt die Auslösekraft immer gleich, egal wie fest man die Schrauben angezogen hat. Den Auslöseweg der Grindel gibt Pöttinger mit 65 cm an. Auf dem Maisacker, auf dem wir die Maschine eingesetzt haben, löste die Überlastsicherung nicht aus.

Passend zur Maisfurche waren an unserer Testmaschine die Vorschäler V2 für Mais montiert. Pöttinger empfiehlt diese für viel organische Masse, Be­grünungen und große Arbeitstiefen. Ihre Tiefeneinstellung erfolgt werkzeuglos mit Steckbolzen in einem Lochraster. Gegen Überlast sind sie mit Abscherschrauben geschützt.

Überzeugendes Arbeitsbild auf dem Maisacker

Das Arbeitsbild, das der Pflug auf dem oberösterreichischen Braunerde-Acker hinterließ, stimmte uns zufrieden. Die montierten Scheibenseche sorgten für eine saubere Schnittkante. Die Furchenräumung passte ebenso – die 710er-Bereifung des Fendt Vario war damit kein Problem. Die 46WC-Vollblech-Scharkörper legten die Schollen sauber und gleichmäßig ab.

Bleibt der Blick in die Preisliste: Für die Grundmaschine mit fünf Scharen, 80 cm Rahmenhöhe, 95 cm Körperabstand und hydraulischer Schnittbreitenverstellung sind hier 33.063 € (ohne MwSt.) zu lesen. Unsere Testmaschine kam auf 45.935 €. Hinter dem Mehrpreis stehen der Rahmeneinschwenkzylinder (1.798 €), die Vorschäler (2.760 €), die Scheibenseche (1.362 €), das Transportpendelrad (5.280 €), der Zugkraftverstärker (1.149 €) und die Beleuchtung mit Warntafeln (523 €).

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