Die Grünlandsaison ist in vollem Gange. Vielerorts sind bereits zwei oder sogar mehr Schnitte eingefahren. Höchste Zeit, mal einen Blick auf die Messerklingen des Mähwerks zu werfen. Wie hoch ist der Verschleißgrad? Wurden die Klingen schon einmal gedreht? Je nach Boden und Bedingungen halten die Messer einer Mähwerkskombination bis zu 200 ha. In der Praxis wird aber teils auch deutlich länger gefahren. Augenscheinlich fallen stumpfe Klingen beim Mähbild oft nicht auf. Bemerkbar macht sich die Abnutzung aber bei der Leistung und dementsprechend dem Kraftstoffbedarf. Unsere Drehmomentmessnarbe hat eindeutige Ergebnisse geliefert.
Von neu bis Schrott
Für den Vergleich kamen Klingen in verschiedenen Verschleißstadien zum Einsatz: Neu, mittelmäßig beansprucht und vollkommen verschlissen. Gemessen haben wir die Antriebsleistung an einer 6m breiten Mähkombination ohne Aufbereiter. Im Feld zeigte sich im Hinblick auf das Schnittbild ein überraschendes Ergebnis. Selbst die total verschlissenen Messer schnitten den Bestand noch recht sauber ab. Hier gab es keine sehr großen Unterschiede. Der Grund dafür dürfte die hohe Umfangsgeschwindigkeit der Klingen von bis zu 300 km/h sein.
Kaum Unterschiede bei langsamer Fahrt
Schaut man sich den Leistungsbedarf des Mähwerkes bei einer Geschwindigkeit von 5km/h an, könnte sich im Hinblick auf den Verschleiß der Mähklingen das trügerische Bild bestätigen. Denn hier waren nur geringe Abweichungen zu erkennen. So brauchte die Mähkombination, ausgestattet mit neuen Klingen 37,6kW/51PS Antriebsleistung an der Zapfwelle (ohne Kraftbedarf fürs Fahren). Mit „mittlerem Verschleißgrad“ liegt der Leistungsbedarf mit 37,3kW/51PS auf vergleichbarem Niveau. Beim Einsatz mit stumpfen Messern ist mit 39,87kW/54 PS etwas mehr Leistung nötig.
Schneller wird teurer
Steigert man die Fahrgeschwindigkeit auf für Mäharbeiten realistische 13 km/h, ändert sich das Bild. Denn dann steigt der Leistungsbedarf bei stumpfen Messern auf ca. 46,46kW/63PS. Mit mittlerem Verschleißgrad sind es rund 40 kW. Einzig mit neuen Messern bleibt der Kraftbedarf annähernd gleich.
Das Ganze lässt sich auch im Dieselverbrauch wiederspiegeln. Nutzt man zum Mähen z.B. einen Claas Arion 470 mit einer Maximalleistung von 103kW/140 PS und einem Dieselverbrauch bei Nenndrehzahl von 242 g je Kilowattstunde, so liegt der Kraftstoffbedarf mit halbstumpfen Messern je Stunde rund 1,7l niedriger als mit stumpfen Messern. Nutzt man neue Klingen, würde der Arion sogar 2,4 l/h weniger verbrauchen. Bei einer durchschnittlichen Flächenleistung von 7,8ha/h (rechnerisch ohne Wendezeiten) wären das mit stumpfen Messern etwa 0,23 l/ha mehr als mit halbstumpfen bzw. 0,3 l/ha mehr als bei neuen Klingen.
Wechseln lohnt sich
Geht man bei einer 6 m breiten Mähkombination von 16 Mähscheiben aus, so sind in Summe 32 Messer nötig. Wir haben uns im Netz mal umgeschaut und sind bei Kuhn auf Ersatzteilekosten von 1,46€ je Klinge (exkl. MwSt.) gestoßen. Das wären für einen gesamten Messerwechsel 55,60 € inkl. MwSt.
Unterstellt man einen nun aktuellen Dieselpreis von 1,60 € je Liter, würde sich ein Klingenwechsel nach 112 ha Mähen bereits rechnen – und dabei ist das Drehen der Klingen noch nicht einmal berücksichtigt. So kann man rechnerisch schon nach 56 ha die Klingen drehen, im Vergleich zum Fahren mit stumpfen Messern. Der Effekt des höheren Leistungsbedarfs verstärkt sich weiter, je schneller man fährt. Mit stumpfen Klingen lässt sich mit einem knapp motorisierten Schlepper dann nicht mehr schneller fahren, während mit scharfen Schneiden auch hohe Geschwindigkeiten möglich sind.