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Messerwalze selbst gebaut

Johannes Binger suchte nach einer schlagkräftigen Messerwalze, um Zwischenfrüchte einzuarbeiten. Da er bei keinem Hersteller die perfekte Maschine fand, baute der Junglandwirt sie kurzerhand selbst.

Lesezeit: 4 Minuten

"Wir haben schon lange mit dem Gedanken gespielt, eine Messerwalze anzuschaffen“, beschreibt Johannes Binger aus Mertingen (Lkr. Donau-Ries) die Anfänge seines Eigenbauprojekts. Bisher hatten er und sein Vater die jährlich etwa 70 ha Zwischenfrüchte mit dem Mulcher zerkleinert. „Das war uns auf Dauer aber zu kraftaufwendig.“

Da der Grubber und die Großfederzinkenegge auf dem Betrieb jeweils mit einer Breite von 5 m arbeiten, kam nur ein Gerät infrage, das ebenfalls in dieses Raster passt. „Die meisten Walzen in dieser Klasse sind aber entweder für unseren Traktor zu schwer oder mit Blick auf die Einsatzfläche zu teuer“, kommentiert er das Angebot der Industrie. Die Lösung: Ein Eigenbau.

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Walzen zugekauft

Bei den Messerwalzen entschied sich Binger, auf den Eigenbau zu verzichten, denn: „Ich bin zwar fit in der Werkstatt, aber bei so etwas fehlt mir dann doch die Erfahrung.“ Passenderweise bot ein Gerätehersteller, der dieses Segment der Bodenbearbeitung für sich erschließen wollte, seine Walzen-Prototypen auf eBay zum Verkauf an – und der Junglandwirt schlug zu.

„Diese Messerwalzen arbeiten zwar einwandfrei, aber es gibt keine Ersatzteile, weil sich der Hersteller schlussendlich für eine andere Bauform entschieden hat. Wenn mal ein Messer kaputtgeht, müssen wir den Ersatz selbst basteln.“

Dreiteilung macht flexibel

Die Walzen baute Binger in einen Rahmen ein. Bei diesem legte Binger besonderen Wert auf die Dreiteilung in einen 3 m breiten Haupt- und zwei jeweils 1 m breite Seitenrahmen. So konnte er die einzelnen Walzensegmente so anordnen, dass sie zwischen 5 und 10 cm Überlappung haben.

„Bei vielen Herstellern bleiben immer unbearbeitete Streifen zwischen den Walzen. Das wollte ich unbedingt verhindern“, erklärt er dazu. Ein weiterer Vorteil sei, dass er die Seitenrahmen eingeklappt lassen und so bei Bedarf auch mal mit nur 3 m Arbeitsbreite fahren könne, beispielsweise vor der Drillkombination.

Nach der Teile- und Eisenbeschaffung machte sich Binger an die Konstruktion: „Ich bin kein großer Freund von millimetergenauen Zeichnungen. Den doppelten Anbaubock zum Beispiel habe ich mir von unserem Mulcher abgeschaut. Ich habe die Maße und Winkel abgenommen und dann die entsprechenden Teile zugeschnitten.“

Eine große Portion Geduld und eine ruhige Hand waren dabei seine wichtigsten Hilfsmittel. Denn eine Bandsäge oder Ähnliches findet sich in der Binger’schen Hofwerkstatt nicht – die Flex musste für alle Schnitte herhalten.

„Die Arbeit mit Metall macht mir viel Spaß. Mein Vater und ich haben schon immer viel in der Werkstatt getüftelt und auch auf meinem landwirtschaftlichen Ausbildungsbetrieb habe ich in diesem Bereich viel gelernt.“ Anfangs sei der Vater zwar gegen das neue Projekt gewesen. Mittlerweile habe er aber durchaus Gefallen am Ergebnis gefunden.

Zwei Wochen Bauzeit

Von der Eisenbestellung bis zur fertigen Maschine vergingen gute zwei Wochen. Die Grundkonstruktion stand nach einer Woche, dann folgten der Einbau der Hydraulik und die Lackierung. Diese Arbeitsschritte überließ der 20-Jährige der örtlichen Landmaschinenwerkstatt.

„Zum Pressen der Hydraulikleitungen musste ich sowieso in die Werkstatt. Dann habe ich die Zylinder auch direkt hinheften lassen. Mit viel Probieren hätte ich das wahrscheinlich auch hinbekommen. Aber die Jungs aus der Werkstatt sind schneller. Dass sie das Lackieren übernehmen, war dagegen klar. Dafür sind wir einfach nicht ausgerüstet“, gibt Binger zu.

Die Gesamtkosten beziffert er mit etwa 5.000 € für die Walzen, die Hydraulik und das Eisen. Hinzu kommt die Arbeitszeit. „Damit liegt der Eigenbau preislich deutlich unter einer fabrikneuen Maschine“, ist er sich sicher.

Nicht nur wegen der Kostenersparnis ist er sehr zufrieden mit seinem Werk. „Das Eigengewicht liegt jetzt bei etwa einer Tonne, hinzu kommen noch mal 400 kg Zusatzgewichte wenn nötig“, erklärt er. Damit komme der Fendt 516 Vario, mit dem er die Bodenbearbeitung in der Regel erledigt, gut klar.

Je nachdem, ob er die Messerwalze in Kombination mit der Großfederzinkenegge oder solo fahre, sei er mit 12 bis 18 km/h auf dem Feld unterwegs. „Die Flächenleistung passt damit. Ich könnte auch noch schneller fahren, aber dann sinkt die Brechkraft und das Arbeitsbild leidet“, erklärt der Junglandwirt. Gerade der Senf sei oft besonders widerspenstig: „Den muss man im richtigen Stadium erwischen: Wenn er mürbe oder gefroren ist und gut abbricht.“

Auch wenn er in diesem Zusammenhang schon über die Installation von Doppelwalzen nachgedacht hat, will er an seiner Konstruktion vorerst nichts ändern: „Doppelwalzen würden die Zwischenfrüchte zwar noch besser zerkleinern, brauchen aber auch mehr Platz und sind schwerer. Das ist es mir im Moment nicht wert.“

Nur für den Eigenbedarf

Die Fertigung weiterer Messerwalzen strebt er ebenfalls nicht an. „Ich hatte zwar schon Anfragen von anderen Landwirten, ob ich ihnen nicht auch eine Walze bauen könnte, aber das will ich nicht. Ich habe das Gerät für unseren Betrieb gebaut und genau dafür passt es auch.“

Dieser Artikel stammt aus der Märzausgabe der top agrar Südplus. Jetzt testen.

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