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Smart Farming: Unabhängige Hilfe, wenn die Elektronik spinnt

Daniel Meyer ist Elektroniker mit landwirtschaftlichem Hintergrund. Sein Smart-Farming-Service hilft, wenn die Kommunikation zwischen Software, Traktor und Gerät hakt – markenunabhängig.

Lesezeit: 6 Minuten

„Wenn man die Maisdrille nach elf Monaten aus der Scheune holt und es vielleicht zwischenzeitlich auch noch ein Update beim Schlepper gegeben hat, kann es schon mal schwierig werden – dann klingelt bei mir das Handy, und meist ist es eilig“, umreißt Daniel Meyer einen typischen Einsatzfall für ihn.

Der 37-jährige hat sich mit seinem Unternehmen Smart-Farming-Service selbstständig gemacht. Er hilft landwirtschaftlichen Betrieben bei Problemen mit elektronischen Systemen. Mit der Digitalisierung steigt der Bedarf an Beratung und vor allem an Hilfe, wenn etwas nicht funktioniert.

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Klar, die meisten größeren Landtechnik-Hersteller haben den Service für ihre Systeme meist im Griff. Doch schwierig wird es, wenn es sich um sogenannte bunte Flotten handelt. Bei den Fremdfabrikaten müssen die Firmenspezialisten teils passen. Probleme kann es entweder im Bereich Isobus geben, also Traktor und Gerät verstehen sich nicht. Oder aber mehrere Gespanne sollen miteinander kommunizieren und es hakt irgendwo.

Gesucht: Elektroniker mit landwirtschaftlichem Verständnis

Hier setzt die Geschäftsidee von Daniel Meyer an: Er arbeitet unabhängig von einzelnen Farben. Wie Meyer gibt es auch andere Spezialisten in Deutschland, die einen ähnlichen Service anbieten. Ihre Zahl wächst, allerdings langsamer als der Bedarf. Denn Elektroniker mit landwirtschaftlichem Verständnis und der Bereitschaft, auch vor Ort zu helfen, sind rar.

Daniel Meyer stammt von einem landwirtschaftlichen Betrieb im Landkreis Osnabrück. Er hat zunächst eine Ausbildung zum IT-Systemelektroniker absolviert und ein E-Technik-Studium angeschlossen. Nach dem Abschluss arbeitete Meyer bei einem großen Landtechnikhersteller als Service-Spezialist im Bereich Elektronik. Zu den Schwerpunkten gehörten die Isobus-Kommunikation zwischen Traktoren und Geräten sowie Terminals und Lenksysteme.

Schon zu dieser Zeit hat Daniel Meyer Betriebe in der Region in Sachen Elektronik unterstützt – vom PC-Kauf, dem Einrichten von größeren W-LAN-Netzen über das Einbinden der Brückenwaage bis hin zu den Isobus-Maschinen und der Fernwartung von Biogas-Anlagen. Es begann wie üblich erst im Bekanntenkreis mit der Anfrage: „Kannst Du Dir das nicht mal ansehen, wir kommen nicht weiter …“

Und weil er meist helfen konnte, zog das Kreise: Schnell kamen durch Mund-zu-Mund-Propaganda weitere Anfragen dazu, auch von lokalen Unternehmen außerhalb der Landwirtschaft. Der Bedarf war groß, vor allem wenn es um das Vernetzen der einzelnen digitalen Systeme ging. „Irgendwann wurde mir klar: Es gibt reichlich Nachfrage – das müsste für die Selbstständigkeit reichen.“

Auf dem Laufenden dank Expertennetzwerk

Den Sprung zum Unternehmer wagte Daniel Meyer schließlich im Sommer 2020 mit seinem „Smart Farming Service.“ Dabei half ihm, dass er von DKE-Data, dem Betreiber der Daten-Austauschplattform agrirouter, stundenweise für die Koordination sogenannter Use-Case-Videos gebucht wurde. Diese Videos erklären u.a. den Datentransfer in der Landtechnik.

Pluspunkt: Im Rahmen dieser Videos konnte sich der Unternehmer sein Netzwerk von Elektronik-Spezialisten bei den Landtechnik-Firmen weiter ausbauen. Denn darauf kommt es an: „Ich muss mich ständig informieren, was gerade neu ist und kann bei Bedarf auch direkt dort anrufen. Mir ist bewusst, dass ich irgendwann den Anschluss verlieren könnte, wenn ich das Netzwerk nicht ständig pflegen würde.“

Technische Möglichkeiten oft noch ungenutzt

Wie läuft ein typischer Einsatz ab? „Eigentlich würde ich immer gerne mit einer Aufnahme des Ist-Zustandes beginnen, mir also einen Überblick über die digitale Technik (sofern vorhanden) auf einem Betrieb verschaffen, dann kann ich im Falle eines Falles deutlich schneller helfen.“ Außerdem kann der Techniker die Mitarbeiter dann gezielt schulen. Er schätzt, dass mindestens 60 % der vorhandenen – und bezahlten – technischen Möglichkeiten nicht genutzt werden.

Die Erfahrung zeigt dem Berater aber, dass die Betriebe kaum bereit sind, für diese erste Dienstleistungen zu bezahlen. Sie melden sich erst, wenn etwas nicht funktioniert und wollen dann direkt eine konkrete Problemlösung.

Das ist nicht ganz unkompliziert, denn nur die wenigsten Landwirte wissen nach Meyers Erfahrung, welches Terminal und welche Softwareversionen ganz konkret im Einsatz sind. Trotzdem ist der Techniker in weniger als der Hälfte der Hilfseinsätze persönlich vor Ort – was als Ein-Mann-Unternehmen auch kaum möglich ist. Daniel Meyer hilft pragmatisch: Per WhatsApp-Videoanruf führt er den Fahrer durch die Untermenüs und sucht mit ihm nach der Ursache des Fehlers.

Problemquellen: Einstellungsfehler oder fehlende Häkchen im Untermenü

Sehr häufig sind Einstellungsfehler oder nicht richtig gesetzte Häkchen in irgendwelchen (versteckten) Untermenüs die Ursache. Die meisten Probleme lassen sich in etwa 15 bis 20 Minuten lösen. Manchmal macht der Fahrer auch ein Foto vom Bildschirm und der Berater markiert die entsprechenden Punkte. Teils befinden sich die gewünschten Funktionen in Untermenüs.

Ein herstellerübergreifender Online- bzw. Remote-Zugang, mit dem Meyer direkt auf die Terminals zugreifen könnte, ist eher selten möglich. Manche Firmen lassen sich nicht so gerne in die Karten gucken. Das würde nach Ansicht von Daniel Meyer der Branche und vor allem den Kunden helfen, die Technik zum Laufen zu bringen.

Ohnehin haben bisher nur wenige Terminals eine mobile Internetverbindung. Das ist übrigens häufig mitverantwortlich für eine weitere Problemgruppe: Denn üblicherweise laufen Updates durch den Service per USB-Sticks oder über die Diagnosesoftware des Herstellers. Und Daniel Meyer hat die Erfahrung gemacht, dass dabei manche Techniker vergessen, spezielle Funktionen wieder erneut zu aktivieren. Das fällt dann erst auf, wenn es losgehen soll, weil sich die Software nicht per Internet selbst updatet.

Abrechnung nach Stunden

Daniel Meyer rechnet nach einem vorher mit dem Betrieb ausgehandelten Stundensatz ab. Zu seinem Angebot gehört auch, dass er an Wochenenden erreichbar ist – aber nur in echten Notfällen, darauf legt er Wert. Denn vor allem als Ein-Mann-Unternehmen mit Familie ist es sehr anspruchsvoll „immer“ im Dienst zu sein.

Der Techniker würde sein Geschäft gerne erweitern, doch Fachleute zu finden oder gar auszubilden, ist kaum möglich. Daniel Meyer hat in Deutschland drei bis vier Spezialisten, mit denen er kooperiert, meist frühere Kollegen.

Grundsätzlich ist der Berater davon überzeugt, dass die Landtechnikindustrie gefordert ist, eine herstellerunabhängige Beratungsorganisation zu schaffen oder zumindest die firmenunabhängigen Berater systematisch mit detaillierten Informationen zum aktuellen Stand ihrer Technik zu versorgen. Er sieht sein eigenes Geschäftsmodell dadurch nicht gefährdet, eher im Gegenteil: „Der Bedarf wächst deutlich. Die Firmen haben Interesse daran, dass die Systeme auch in bunten Flotten einwandfrei funktionieren. Und die Berater brauchen aktuelle Infos aus erster Hand. Deshalb geht es nur gemeinsam.“

Ein Vorbild dafür könnte ein Unternehmen wie DKE-Data sein. Derzeit tragen 16 Unternehmen aus der Landtechnik als Gesellschafter das Konsortium und über 70 Firmen sind bereits als Partner gelistet – Tendenz steigend.

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