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Vakutec guelle.app: Ein Tacho für das Fass

Nicht jedes Güllefass ist mit ISO-Bus und GPS bestückt. Die Gülle-App von Vakutec kann einen Bordcomputer ersetzen. Die Experten des Landtechnikmagazins profi haben sich die App angesehen.

Lesezeit: 8 Minuten

Reicht die Fassfüllung noch bis zum Feldende, oder muss ich langsamer fahren, damit kein Rest drinbleibt? Diese praktischen Fragen stellt sich der Fahrer beim Gülleausbringen. Gleichzeitig darf er nicht durch zu langsames Fahren zu viele Nährstoffe auf der Fläche ausbringen. Sonst sind die gesetzlichen Vorgaben der Düngeverordnung nicht erfüllt.

Andererseits könnte er bewusst durch Anpassen seiner Fahrgeschwindigkeit auf Teilflächen mehr oder weniger düngen. In beiden Fällen braucht er Informationen über die aktuelle Ausbringmenge und die dabei applizierten Nährstoffe.

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Mit der Gülle-App von Vakutec ist dafür keine elektronische Steuerung des Gülle­fasses mit Durchflussmessung erforderlich. Auch eine Messung der Gülleinhaltstoffe vor oder während der Ausbringung ist nicht nötig. Denn in der Anwendung sind Standardwerte für verschiedene Rinder- und Schweine­güllen sowie für Biogasgärreste hinterlegt.

App für alle Güllefässer

Die App hat Vakutec nicht allein für seine eigenen Güllefässer entwickelt. Sie ist unabhängig vom Fabrikat von jedem Gülle-­Fahrer kostenlos nutzbar. Er benötigt dafür ein Smartphone oder ein Tablet mit Internet­zugang. Das Betriebssystem des Geräts spielt keine Rolle, weil es sich bei der Anwen­dung um eine sogenannte „Progressive Web App“ handelt. Diese muss und kann nicht wie Apple- oder Android-Apps aus einem Store heruntergeladen werden.

Die Installation der App ist einfach und schnell erledigt. Der Anwender öffnet dafür über den Internetbrowser auf seinem Gerät die Gülle-App mit dem Link „guelle.app“. Anschließend fügt er die Seite zum Home-Bildschirm seines Smartphones oder Tablets hinzu. Dies erfolgt bei Apple-Geräten über den Teilen-Button und bei Android-Geräten über das Menü des Browsers.

Anschließend kann der Fahrer die App direkt anwenden. Will er dabei den vollen Funktionsumfang nutzen, so fordert das System eine Registrierung mit E-Mail-Adresse oder Handynummer sowie mit Vor- und Nachname. Per E-Mail oder SMS versendet der Server daraufhin ein automatisch generiertes, sechsstelliges Passwort, die „chayns.ID“. Das System chayns ist die Netzwerkplattform, die Vakutec für die Gülle-App nutzt.

Einstellungen wählen

Damit die App die Ausbringmenge in Abhängigkeit von Zapfwellendrehzahl und Fahrgeschwindigkeit berechnen kann, sind vorab einige Angaben zur Technik nötig. Will der Fahrer darüber hinaus wissen, wie viel Stickstoff, Phosphat und Kalium er mit der Gülle ausbringt, muss er entweder eine Gülle­art aus der hinterlegten Liste auswählen oder eigene Werte eintragen. Bei der Technik braucht die App folgende Angaben: Fasssystem (z. B. Pumpfass oder Vakuumfass), Pumpen- oder Verteilerdurchfluss in l/min sowie Fassvolumen und Verteilbreite.

Optional kann auch der Fasshersteller angegeben werden. Für die Berechnung der Ausbringmengen ist diese Angabe nicht erforderlich. Vakutec hat dieses Eingabefeld vorgesehen, um Herstellern die Möglichkeit zu eröffnen, der App ein eigenes Gesicht zu geben.

Wählt der Landwirt seinen Fasshersteller aus, wird ihm dazu ein passendes Werbe-Banner angezeigt — sofern der Hersteller diesen gebucht hat. Die Auswahlliste der Fasshersteller enthält viele gängige Fabrikate von A wie Annaburger bis Z wie Zunhammer.

Die Liste mit den Pumpensystemen umfasst die Pumpenhersteller Vogelsang, Börger, Eisele und Wangen. Ist der Pumpenher­steller des eigenen Fasses nicht in der Liste, kann der Landwirt „Pumpfass/Diverse“ auswählen. Hat er beispielsweise „Pumpfass/Vogelsang“ ausgewählt, sieht er in der entsprechenden Liste die Pumpentypen, die vom gewählten Hersteller in Güllefässern eingesetzt werden. Hat er vorher ein diverses Pumpfasssystem ausgewählt, schlägt ihm die Gülle-App Pumpen mit unterschiedlichen Durchflussmengen von 2.500 bis 9.000 l/min vor. Das heißt, der Fahrer sollte über die Pumpen- bzw. die Verteilertechnik in seinem Fass Bescheid wissen.

Will der Fahrer andere Angaben zu Durchfluss, Fassvolumen und Verteilbreite als die in der Liste hinterlegten eingeben, kann er dies durch Öffnen eines kleinen Formulars erledigen.

Gülleart wählen

Im nächsten Schritt wählt der Landwirt die Gülleart und — sofern er es für Dokumentationszwecke möchte — auch die Kultur aus. Für die Auswahl der Gülleart ist wie oben beschrieben die Anmeldung im Gülle-­App-Portal erforderlich.

Mit Standardnährstoffgehalten hinterlegt sind verschiedene Schweine- und Rinder­güllen mit unterschiedlicher Trockensub­stanz (TS) sowie Biogasgärreste mit 7,5 % TS. Darüber hinaus kann der Landwirt eigene Werte aus Labor­analysen oder aus Messungen mit einem NIRS-Sensor eingeben.

Die Nährstofftabelle gibt außerdem die nach Düngeverordnung maximal erlaubte Nitratmenge von 170 kg/ha vor. Dieser Wert ist anpassbar. Zusätzlich eintragen kann der Landwirt den Bedarf an Ammonium-Stickstoff, Phosphat und Kalium. Entsprechend der Eingaben ändert der Nährstoff-Tacho die maximale Ausbringmenge.

Die hinterlegte Liste mit den Kulturen enthält alle üblichen Frucht- und Nutzungsarten einschließlich Grünland- und Weidenutzung. Die Auswahl einer Kultur hat jedoch keinen Einfluss auf die Funktion des Nährstoff-Tachos, weil kein Nährstoffbedarf für die Kulturarten hinterlegt ist. Das müsste der Fahrer selbst in die Tabelle eintragen.

Der Einsatz mit GPS

Sind alle nötigen Angaben zur Technik und zur Gülleart festgelegt, zeigt die App abhängig von der gewählten Zapfwellendrehzahl und der Fahrgeschwindigkeit an, wie viel Menge ausgebracht wird und für welche Schlaglänge das Fassvolumen reicht.

Setzt der Landwirt die App ohne GPS ein, muss er die manuell eingetragene Fahrgeschwindigkeit einhalten. Sonst passt das, was die App anzeigt, nicht mit der Realität zusammen. Will er schneller oder langsamer fahren, kann er in der App den Wert ändern. Die App berechnet dann die Ausbringmenge und die Schlaglänge neu. Werden die maximale Ausbringmenge und somit die erlaubte Nährstoffmenge überschritten, färbt sich der Wert rot. Deutlich hilfreicher ist die Anwendung mit eingeschaltetem GPS-Modus. Dann nutzt die App den GPS-Empfänger des mobilen Geräts und berechnet die tatsächliche Fahrgeschwindigkeit des Schleppers. Daraus wiederum ergibt sich die aktuell ausgebrachte Menge und die Restschlaglänge. Alle drei Werte aktualisiert die App im Sekundentakt und blendet sie live ein.

Darüber hinaus lässt sich im eingeschalteten GPS-Modus eine Stoppuhr starten und eine Strecke (z. B. die Schlaglänge) messen. Die Stopp­uhrfunktion ist auch nützlich für die Berechnung der Verteiler-Durchflussmenge bei Vakuumfässern, wenn diese dem Landwirt nicht bekannt ist.

Die Gülle-App in der Praxis

Beim Praxiseinsatz hatten die Landwirte keine Pro­bleme, die Gülle-App zu bedienen. Was das System für die Ausbringmenge ausrechnet, passt. Nur die angezeigte Fahrgeschwindigkeit ist nicht ganz so genau. Sie schwankt um plus/minus 1 km/h. Eine gute Hilfe ist die Möglichkeit, eine Strecke messen zu können.

Das Drücken der grünen GPS-Taste startet die Messung der Geschwindigkeit und setzt den Startpunkt für die Streckenmessung. Die Taste ist dann rot. Das Drücken der roten Taste unterbricht die GPS-Funktion, die Werte für die Streckenmessung bleiben aber erhalten. Allerdings darf der Fahrer die Unterbrechung der GPS-Funktion nicht vergessen, wenn er das Feld zum Nachtanken verlässt. Sonst läuft die Messung unbeirrt weiter. Das Drücken der Reset-Taste setzt die Zähler für Zeit und Strecke wieder auf null.

Damit der GPS-Modus und die Geschwindigkeitsmessung funktionieren, muss dem Browser und damit der Web-Applikation von Vakutec der Zugriff auf die Standort­daten des Smartphones erlaubt sein. Beim Einschalten des GPS-Modus sollte sich automatisch ein Fenster öffnen, das um die entsprechende Erlaubnis bittet. Ist dies nicht der Fall, so muss erst der Ortungsdienst über die Einstellungen des Smartphones aktiviert werden.

Dokumentation der Maßnahme

Mit Hilfe der App ist zusätzlich eine schlagbezogene Dokumentation der Düngemaßnahme nach Düngeverordnung möglich. Dazu trägt der Landwirt in ein Formular den Schlagnamen, die Schlaggröße, die Anzahl ausgebrachter Fässer und den Fahrernamen ein. Die App berechnet dann auf Basis der Angaben zur Technik und Gülleart die insgesamt auf dem Schlag ausgebrachte Menge und die ausgebrachten Nährstoffe.

Das Ergebnis kann er als einseitiges PDF-Dokument downloaden. Das PDF enthält die gewählten Basisdaten, Ausbringtabellen und die schlagbezogene Aufzeichnung, die der Fahrer mit Datum und Unterschrift bestä­tigen kann.

Was uns sonst noch auffiel:

  • Die Gülle-App speichert keine Daten auf einem fremden Server. Anstatt dessen werden die Angaben des Landwirts im sogenannten Cache des mobilen Geräts oder des PCs zwischengespeichert. Somit muss er die Basisdaten beim nächsten Einsatz nicht komplett neu eintragen, zumindest solange der Cache nicht vom System oder durch Schließen der App geleert wurde.
  • Im aktivierten GPS-Modus verbraucht das mobile Gerät mehr Strom als bei ausgeschaltetem GPS. Deswegen sollte es am besten während der Arbeit z. B. über den Zigarettenanzünder des Schleppers mit Strom versorgt werden.
  • Das GPS vom Smartphone oder Tablet ist nicht korrigiert und somit relativ ungenau. Beschattungen z. B. durch Bäume können den GPS-Empfang stören.

Fazit

Die Gülle-App von Vakutec ist ein einfaches Tool zur Anzeige der ausgebrachten Nährstoffmengen. Der browserbasierte Rechner kann auf den GPS-Empfänger des Handys zugreifen. Dies ermöglicht der App, die Fahrstrecke zu messen, die dafür benötigte Zeit zu stoppen, die aktuelle Fahrgeschwindigkeit sowie die Ausbringmengen, die Reststrecke und die Restfassfüllung zu berechnen. Das ist für alle diejenigen hilfreich, die keinen Bediencomputer mit GPS für ihr Güllefass haben.

Das Schöne daran: Die App ist kostenlos und herstellerunabhängig nutzbar. Außerdem handelt es sich um eine Webapplikation. Sie lässt sich daher über den Link „guelle.app“ im Browser öffnen und auf jedem mobilen Gerät einfach installieren.

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