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Warum Walzen wieder in sind

Bei Profi-Ackerbauern waren Cambridge und Co. eigentlich nie out: Walzen sorgen für bessere Feldaufgänge, guten Bodenschluss und halten Schnecken in Schach. Moderne Walzen sind vielseitig und kräftig

Lesezeit: 10 Minuten

Dieser beliebte und zeitlose Ratgeber erschien schon 2005, wird aber nach wie vor rege über Google nachgefragt. Behalten Sie bei den Geräten und Preisen daher im Hinterkopf, dass die Angaben heute abweichen können.

Altmodisch und unmodern: Ackerwalzen haben bei vielen Praktikern nicht den besten Ruf. Sie halten den Walzenstrich für überflüssig, und im schlechtesten Fall sorgen Fehler für verschlämmten Boden oder Schäden an den Pflanzen.

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Doch Profi-Ackerbauern setzen schon lange wieder auf das bewährte Ackergerät: Gezielt zum richtigen Zeitpunkt kann man damit Krusten brechen, den Feldaufgang verbessern, Schnecken bekämpfen, die Bestockung anregen oder die Saatbettbereitung erleichtern.

Pfiffige Klappsysteme, größere Arbeitsbreiten und nicht zuletzt intelligente Vorwerkzeuge machen die Ackerwalze zu einem vielseitigen Gerät. Gängig sind Cambridge-, Nocken- und Crosskill-Walzen sowie die Polygon- bzw. Güttler-Walzen. Daneben gibt es natürlich eine Vielzahl anderer Walzen, die als Nachläufer arbeiten.

Cambridge-Walzen lassen sich besonders vielseitig einsetzen. Standard sind Walzen mit glatten, etwas dachförmigen Ringen und etwas größeren, gezackten Zwischenringen für die Reinigung. Weil der Zwischenring größer, aber schmaler ist, muss er stabile Speichen haben.

Ein abgerundetes Profil der Zähne ist bei Steinen weniger empfindlich. Die glatten Cambridge-Ringe zerkleinern den Boden und haben eine gute Anwalzwirkung. Sie hinterlassen dabei durchgängige Rinnen. Das ist auf besonders empfindlichen, Schluff-reichen Böden ein Nachteil (Erosions- und Verschlämmungsgefahr). Hier passen besser Cambridgewalzen mit welligen Ringen. Die Flächenwirkung ist etwas geringer, dafür gibts aber keine durchgängige Rinne.

Werden die Walzen häufiger im Frühjahr zum Anwalzen von Getreidebeständen eingesetzt, sind Ringe mit abgerundeten Profilen besser. Brauchbare Walzendurchmesser starten bei 500 mm, das ist eine passende Größe für die meisten Böden. Je nach Rahmen wiegen diese Walzen zwischen 450 und 500 kg/m Arbeitsbreite (alle Gewichte Durchschnittswerte inkl. Rahmen).

Für schwierigere Bedingungen gibts Durchmesser bis 650 mm. Das Gewicht einer 600er-Walze liegt z. B. zwischen 550 und 600 kg/m. Diese Walzen machen sich im Frühjahr auch auf Grünland gut.

Nockenring- und Crosskillwalzen haben ihren Schwerpunkt eher bei der Saatbettbereitung. Diese Walzen werden gerne auch als Nachläufer oder Teil von Saatbettkombinationen eingesetzt, vor allem auf Erosions empfindlichen Böden. Denn anders als die Cambridge-Walze hinterlassen sie eine nicht so intensiv rückverfestigte Bodenoberfläche. Die Verschlämmungsgefahr ist geringer.

Der Effekt richtet sich nach der Geschwindigkeit: Je schneller, desto höher ist die Zerkleinerungswirkung. Fährt man langsamer, sortieren die Walzen: Der feine Boden bleibt auf dem Saathorizont, gröbere Teile werden darüber abgelegt.

Die Crosskill-Walze eignet sich prima dazu, im Frühjahr auf verschlämmten Böden die Kruste aufzubrechen. Die Ringe sind relativ unempfindlich gegen Steine. Gängige Nockenring- und Crosskillwalzen gibts mit 500 bis 600 mm Durchmesser. Weil die Ringe weiter auseinander stehen, ist das Walzengewicht deutlich geringer, vor allem bei Nockenring- Walzen (300 bis 350 kg/m).

Crosskill-Walzen wiegen etwas mehr (400 bis maximal 560 kg/m). Durch das, im Vergleich zur Cambridge-Walze, geringere Gewicht sind Nockenring- und Crosskill-Walzen bei gleichem Durchmesser teils etwas günstiger. Der Preisunterschied hält sich aber mit weniger als 100 € in Grenzen (alle Preise sind Größenordnungen bzw. Durchschnittswerte aus aktuellen Preislisten, ohne MwSt.).

Polygon-Walzen, die man in der Praxis als Güttler-Walzen kennt, sind vor allem für die Saatbettbereitung gedacht. Diese Walzen werden gerne auch als Frontwerkzeug oder kombiniert mit Kreiseleggen, Scheibeneggen und Grubbern eingesetzt. Durch die Polygonform ergibt sich beim Abrollen der Ringe ein Bodenbearbeitungs- Effekt. Die Tiefenwirkung ist gut. Die Walze hinterlässt außerdem eine gröbere Bodenoberfläche, die nicht so schnell verschlämmt. Die Walze läuft auch bei feuchteren Bodenbedingungen, wenn andere aufgeben müssen. Der Soloeinsatz mit größeren Arbeitsbreiten ist eher selten.

Zum Einsatz auf Getreide im Frühjahr sind die Ringe (zu) aggressiv. Auf Grünland fördern sie gut die Bestockung der Bestände. Der gängige Durchmesser liegt bei 450 mm (250 bis 280 kg/m bei Gussringen, Güttler-Kunststoffringe deutlich leichter).

Für sehr leichte Böden, hohe Geschwindigkeiten oder schwere Traglasten (Einsatz als Stützwalze) gibt es auch Polygon-Gussringe mit 560 mm Durchmesser. Im Vergleich zu einer einfachen Cambridge- startet die Polygon-Walze bei rund 200 € Aufpreis pro Meter Arbeitsbreite.

Deutliche Qualitätsunterschiede beim Guss

Bis auf die Kunststoffringe von Güttler bestehen alle Walzenringe aus Gusseisen. Die Qualität des Gusses lässt sich von außen kaum beurteilen. Positiv, wenn der Hersteller eine mehrjährige Garantie für seine Walzenringe einräumt.

Standard-Walzen haben Ringe aus Grauguss. Der Kohlenstoff lagert hier als Plättchen, also lamellenförmig im Gefüge (Gusseisen mit Lamellengraphit, GG). Hier liegt der wichtigste Qualitätsunterschied beim Grauguss: Denn die Lamellen wirken wie Kerben. Je gröber die Struktur, desto schneller bricht der Guss. Je langsamer Grauguss bei der Produktion abkühlt, desto feinblättriger ist die Struktur und höher die Qualität.

Für stark steinige Böden empfehlen einige Hersteller Ringe aus Sphäroguss. Hier ist der Graphit in kugeliger Form eingelagert (Kugelgraphit, Kennzeichen GGG). Die Zugfestigkeit im Vergleich zum Lamellengraphit ist 4- bis 8-mal höher. Der Aufpreis für Sphärogussringe liegt im Schnitt bei 20 bis 30 %. Die Wellen der Walzen sollten möglichst groß sein. Je breiter die Walzensegmente, desto höher ist die Belastung der Welle.

Vergütete Wellen haben sich bewährt. Bei angebauten 3 m-Walzen sollten die Lager weiter innen, etwa auf Schlepperspurweite liegen. So wird die Transportbreite von 3 m eingehalten und die Belastung der Welle ist durch den geringeren Lagerabstand geringer. Lager mit Gummiblöcken fangen Stöße besser ab.

Dreiteilige Walzen bis 9 m Arbeitsbreite

In einfachen Ausführungen kann die Walze in Front oder Heck angebaut werden. 3 m-Cambridge-Walzen mit 500 mm Durchmesser gibts ab ca. 1.800 €. Ein Anbaubock mit Nachlauflenkung kostet ab ca. 1.000 € Aufpreis.

Der Trend zu angehängten Walzenkombinationen mit größeren Arbeitsbreiten hält an. Gängig sind Kombinationen mit drei Walzensegmenten, die es von 4,50 m bis ca. 9,30 m gibt. Die Preise liegen zwischen 5.000 € und 11.000 € (500er Ringe, ohne Zusatzausrüstung). Für eine bessere Bodenanpassung sorgen ähnliche Ausführungen, bei denen die seitlichen Segmente noch einmal unterteilt sind. Diese 5-teiligen Walzen haben bis ca. 10 m Arbeitsbreite (bis ca. 15.000 €).

Die Nachfrage nach 12 m-Walzen steigt, weil diese Breite besser zu den gängigen Fahrgassen passt. Ein wichtiger Unterschied ist die Klappung: Väderstad hat vor Jahren ein sehr einfaches System eingeführt, das mit einem Hydraulikzylinder auskommt: Zum Ausklappen wird die Walze zurückgeschoben, bis die Reifen quer zur Fahrtrichtung stehen. Über die Knickdeichsel senkt man jetzt die komplette Walze ab.

Auf dem Acker läuft die Walze grundsätzlich abgesenkt, auch am Vorgewende. Bei etwas aufwändigeren Lösungen klappen erst die seitlichen Walzen aus. Dann senkt man alles mit dem zweiten Steuergerät ab. Vorteil: Die Walze kann am Vorgewende ausgehoben werden.

Beim Klappen kommt man ohne das Rangieren aus. Wichtig: Alle Walzensegmente müssen sich einzeln gut dem Boden anpassen können. Bei größeren Walzen gibt es auf Wunsch auch mechanische oder hydraulische Ausgleichssysteme. Eine großzügige Überlappung sichert eine gleichmäßige Bearbeitung auch in Kurven.

Vielseitiger mit Vorwerkzeug

Ein Vorwerkzeug macht Ackerwalzen richtig vielseitig. Die Werkzeuge passen nicht nur an Frontgeräte. Mittlerweile gibt es das ganze Programm auch für angehängte Walzen:

Striegelzinken arbeiten gut bei der Bearbeitung von Rapsstoppeln oder auf Getreidestoppeln, wenn die Walze hinter einem Grubber oder einer Scheibenegge läuft. Sie sorgen u.a. für eine bessere Strohverteilung. Zinken mit 12 bis 16 mm Durchmesser sind gängig. Weil die Striegel auf einem einfachen Träger montiert werden, liegt der Preis zwischen 150 und 200 €/m (je nach Arbeitsbreite und Einstellmöglichkeiten).

Federzinken gibt es in einer oder in zwei Reihen. Bei der Saatbettbereitung auf leichten und mittleren Böden brechen sie die Krusten auf, lockern, zerkleinern und ebnen den Boden ein. Die Zinken lassen sich in der Höhe und teils auch in der Neigung verstellen. Je nach Zahl der Zinken und nach Verstellmöglichkeiten kosten sie ab 150.200 €/m Arbeitsbreite.

Planierschienen gibt es wahlweise solo oder zusätzlich mit Zinken an der Unterseite. Ihre Aufgabe: Einebnen und zerkleinern bei der Saatbettbereitung. Bei schneller Fahrt ist die Aufprallgeschwindigkeit auf die Kluten höher und die Zerkleinerungswirkung besser.

Praktiker setzen Walzen mit Schleppschienen (ohne Zinken) auch im Frühjahr zur Weidepflege ein. Die Schienen sollten sich in Höhe und Anstellwinkel verstellen lassen. Vor allem bei steinigen Böden ist ein Stickstoffspeicher als Überlastsicherung gut. Die Preise für die Planierschienen sind sehr unterschiedlich und fangen bei 450 €/m an.

Crossboard, Crackerboard, Planierzinken sind Bezeichnungen für ähnliche Vorwerkzeuge: Schleppend aufgehängte, breite Blattzinken mit Verschleißplatten am Ende zerkleinern und planieren den Boden. Durch das Vibrieren der Zinken ist der Zerkleinerungseffekt gut, die Zinken leisten auch auf schweren Böden gute Arbeit.

Winkel und Höhenverstellung sind bei den Planierzinken Standard. Wenn die Walze auch in wachsenden Beständen läuft, müssen sich die Zinken weit genug hochschwenken lassen. Die Planierzinken können in Grenzen auch zur Grünlandpflege eingesetzt werden. Der Preis startet bei ca. 550 €/m.

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Einsatz zur richtigen Zeit

Ackerwalzen arbeiten gut auf grautrockenen Böden. Am besten klappt’s, wenn es leicht staubt (je nach Boden). Auf gepflügten Böden mit Erosionsneigung sollte man mit der Walze eher vorsichtig sein.

Die Fahrgeschwindigkeit richtet sich nach dem Job der Walze: Beim Anwalzen von gesäten Flächen oder wachsenden Beständen nicht schneller als etwa 6 bis 8 km/h fahren, damit die Walze genug Tiefenwirkung hat und nicht springt. Bei der Saatbettbereitung kann man auch ca. 10 bis 12 km/h fahren und so den Pralleffekt der Vorwerkzeuge besser nutzen. In Kombination mit Stoppelbearbeitungsgeräten laufen die Walzen bis 14 km/h.

Der Leistungsbedarf richtet sich nach Bodenoberfläche und Geschwindigkeit. Beim Anwalzen reichen 10 bis 15 PS pro Meter Arbeitsbreite. Zur Saatbettbereitung mit Vorwerkzeug oder in Hanglagen müssen es schon 20 bis 30 PS pro Meter sein.

Stoppelbearbeitung nach Raps: Raps hinterlässt eine garen Boden. Die Stoppelbearbeitung kann man gut mit der Walze und Striegel- oder Crossboardzinken erledigen. Der Striegel verbessert die Strohverteilung und sorgt dafür, dass die Körner auf den Boden fallen. Die Walze drückt den Lichtkeimer Raps an. Vorteile: Hoher Feldaufgang, geringe Kosten, kaum Verschleiß, hohe Flächenleistung bei geringem Kraftstoffverbrauch.

Stoppelbearbeitung nach Getreide: Die Walzen werden mit dem Stoppelbearbeitungsgerät kombiniert bzw. dahinter gehängt: Gute Rückverfestigung, besserer Feldaufgang des Ausfallgetreides. Auch wenn die Stoppelbearbeitung wegen feuchter Verhältnisse eine zu grobe Bodenstruktur hinterlassen hat, kann ein Walzenstrich sinnvoll sein. Das ist vor allem auf Mulchflächen wichtig, denn die Kluten und die Feuchtigkeit bieten Schnecken ideale Bedingungen.

Saatbettbereitung: Auf grobklutigen, schweren Böden entweder als Frontgerät in Kombination bei der Saat oder als separater Arbeitsgang vorweg. Je nach Boden sollte die Walze mit einem Vorwerkzeug (Zinkenegge, Planierschiene, Planierzinken) ausgestattet werden. Vorteil: Der Verschleiß der Walze ist geringer als bei anderen Geräten wie Zinken- oder Kreiseleggen. Durch einen separaten Walzenstrich kann man die Leistung der Drillkombi erhöhen oder mit sehr schweren Walzen sogar die Kreiselegge einsparen. Wenn die Walze überdies einige Tage vor der Saat arbeitet, können Unkräuter keimen, die dann von der Drillkombi erfasst werden.

Nach der Saat: Besseres Auflaufen vor allem vom Lichtkeimer Raps. Weil es zur Rapssaat meist trocken ist, sorgt der Walzengang für Bodenschluss. Zusätzlich werden Schnecken bekämpft. Auf empfindlichen Standorten kann es zu Verschlämmungen kommen. Hier eventuell andere Walzen einsetzen.

Im Frühjahr: Auf schweren Böden fehlt dem Getreide nach Kahlfrösten der Bodenschluss. Vor allem durch den ständigen Wechsel von Gefrieren und Auftauen reißen die Feinwurzeln ab. Wenn die Frühjahrstrockenheit kommt, leiden die Pflanzen unter Wassermangel. Die Walze stellt den Bodenschluss wieder her, die Bestockung der Bestände wird angeregt. Einsatz nur auf angetrockneten Beständen!

Auf Grünland: Im Frühjahr in Kombination mit einer Planierschiene zum Einebnen der Maulwurfshaufen. Im Idealfall wird mit einer pneumatischen Kleindrille direkt vor der Walze nachgesät. Bei Cambridge guter Effekt nur bei schweren Walzen. Die aggressivere Güttlerwalze regt die Bestockung der Bestände an.

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