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Ertrag und Silagequalität: Was kostet der tiefe Grasschnitt wirklich?

Wie wirkt sich ein zu tiefer Grasschnitt auf Ertrag und Silagequalität aus? Das haben wir in einem Systemvergleich ermittelt.

Lesezeit: 8 Minuten

Dieser Verfahrensvergleich erschien zuerst in der top agrar-Ausgabe 05/2017 und wurde wegen der immer noch aktuellen Erkenntnisse nun erneut veröffentlicht.

Obwohl es seit Generationen bekannt ist: Der tiefe Schnitt bei der Grasernte bringt Schmutz ins Futter, gefährdet die Silagequalität und bremst den Wiederaufwuchs. Trotzdem sieht man Jahr für Jahr gelbe Grasstoppeln, und das auch bei Praktikern, die ihren Betrieb eigentlich im Griff haben. Sind die Folgen des Tiefschnitts vielleicht doch nicht so gravierend, wie immer gesagt wird? In einem Systemvergleich wollten wir wissen, wie stark sich die Grasrasur wirklich auswirkt.

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Wie wir die unterschiedlichen Schnitthöhen miteinander verglichen haben

Für unseren Vergleich haben wir im Frühjahr 2016 einen Streifen Ackergras des Betriebes Jens Haking im emsländischen Lingen-Wesel in zwei Teile geteilt und über zwei Schnitte begleitet (Dt. Weidelgras, beim ersten Schnitt 27 bis 32 cm hoch, sandiger Boden). Die eine Seite haben wir mit optimal eingestellten Geräten bearbeitet, die andere wurde nach tiefem Mähen jeweils auch mit tief eingestellten Folgemaschinen weiter bearbeitet. Wichtig: Wir haben natürlich keine mutwillige Bodenbearbeitung damit gemacht, sondern uns in durchaus praxisüblichen Grenzen bewegt.

Nach jedem Arbeitsschritt zogen wir repräsentative Proben mit drei Wiederholungen, die von der LUFA ausgewertet wurden. Das Gras landete schließlich jeweils in Silageballen, die wir dann im Herbst 2016 beprobt haben.

Für alle Arbeiten standen uns Geräte von Krone zur Verfügung. Wie bei fast allen Systemvergleichen arbeiteten wir mit einer Farbe, um Herstellerunterschiede auszublenden. Natürlich lassen sich die Ergebnisse auch auf Einsätze mit anderen Fabrikaten übertragen. Alle Einsätze haben wir mit der Kamera und einer Drohne begleitet. Unser Film zeigt auch wichtige Einstellhinweise vom Halm bis in den Ballen.

Der erste Schnitt lief am 7. Mai 2016 bei sonnigem, trockenen Wetter. Am folgenden Tag haben wir das Gras zu Ballen gepresst. Der zweite Schnitt war am 10. Juni bei ähnlichen Bedingungen. Im Oktober öffneten wir die Ballen für die Silage-Proben.

Welche Unterschiede verschiedene Schnitthöhen beim Mähen ergaben

Für die optimale Parzelle haben wir eine Stoppelhöhe von 7 cm angestrebt. Dazu gibt es einen einfachen Praxistipp: Verschwindet die Stahlkappe des Arbeitsschuhs gerade eben in den Grasstoppeln, ist alles im grünen Bereich.

Der Scheibenmäher lässt sich einfach justieren: Den Oberlenker einfach länger drehen und die Klingen heben sich. Den Oberlenker kürzen, um die Klingen mehr auf die Spitze zu stellen und kürzer zu schneiden.

Wichtig ist auch der passende Auflagedruck: je ebener der Boden, desto geringer kann er eingestellt werden. Bei unserem Test reichte ein relativ geringer Druck für einen sauberen Schnitt. Das 4 m breite Mähwerk ließ sich an der Außenseite von Hand gerade noch anheben. Auf welligen Standorten und bei hoher Geschwindigkeit muss der Druck nach oben korrigiert werden.

Für die kurze Stoppel haben wir das Mähwerk „nur“ 2 cm tiefer, also auf 5 cm Stoppelhöhe eingestellt. Schon beim Mähen fiel auf, dass es mehr staubte. Die Drillreihen des knapp einjährigen Ackergrasbestandes konnte man klar sehen. Die Stoppeln waren gelb-braun, anders als das Gras in der optimalen Parzelle. Noch deutlicher sollte das später auf den Drohnenaufnahmen sichtbar sein, die wir von den geräumten Parzellen gemacht haben.

Aus den Grasschwaden beider Parzellen haben wir jeweils drei repräsentative Proben gezogen. Dabei bewegten wir uns im Zickzack über die gesamte Parzelle. Die Proben stammen aus dem gesamten Querschnitt des Schwads und landeten direkt in einem luftdichten Beutel. Die LUFA Oldenburg übernahm im Anschluss die Analyse der gekühlten Proben. In beiden Parzellen ermittelten wir außerdem den Frischmasseertrag.

Die Ergebnisse nach dem Mähen zusammengefasst:

  • Der tiefe Schnitt brachte beim ersten Schnitt rund 5 % mehr Frischmasse.
  • Durch den höheren Stängelanteil im Schwad lag der TS-Gehalt des tiefen Schnitts höher.
  • Der Stängelanteil führte beim ersten Schnitt zu 7 % mehr Rohfaser in den Grasproben.
  • Der Rohproteingehalt lag in der optimalen Variante 17 % höher.
  • Die Proben vom frisch gemähten Gras aus der optimalen Parzelle erreichten im Schnitt 6,8 MJ/kg NEL, bei tiefem Schnitt sank dieser Wert deutlich auf 6,6 MJ/kg.
  • Bei den Mähproben stellten wir unter unseren Bedingungen noch keine erhöhten Aschegehalte fest. Denn die Bodenoberfläche war recht eben, der Auflagedruck gering eingestellt, und der Grasbestand hatte sich noch nicht hingelegt. Die Halme wurden sauber gekappt und fielen dann auf die kurzen Stoppeln.
  • Der tief gemähte Bestand trieb sichtbar später aus als die grünen Stoppeln und holte diesen Rückstand bis zum zweiten Termin nicht mehr ein. Trotz der erneut kurzen Grasstoppeln lag der Frischmasseertrag der rasierten Parzelle um mehr als 8 % niedriger als auf der optimalen Parzelle – bei allen anderen Nachteilen des Kurzschnitts.

Welche Unterschiede verschiedene Schnitthöhen beimWenden, Schwaden und Pressen ergaben

Mähwerk und Schwader waren aufeinander abgestimmt. Der 10 m-Wender nahm fünf Schwade des 4 m breiten Kreiselmähers auf (eingestellt auf Zweischwad-Ablage). Der Schlepper überrollte das Futter so nicht. Die Schlagkraft dieser Kombination passt: Der Wender ist zwar rund 2,5 mal breiter als das Mähwerk, aber weniger als halb so schnell unterwegs. Geschwindigkeit und Drehzahl haben wir so aufeinander abgestimmt, dass die Kreisel die Schwade gleichmäßig auseinanderwarfen.

Die Arbeitstiefe der Zinken muss zur Stoppellänge passen. Auf der optimalen Parzelle konnten wir den Wender also höher einstellen, denn das Gras lag auf den längeren Stoppeln auf. Unter dem tiefsten Zinkenpunkt blieb bei unserer Einstellung noch mindestens ein Daumen breit Luft. So greift hier nichts in den Boden und trotzdem erfassen die Zinken das komplette Gras.

Bei den kurzen Stoppeln mussten wir weiter runter mit den Zinken, um das Gras zu erfassen. Das ist das generelle Problem des tiefen Schnitts: Denn alle Folgearbeitsschritte müssen sich daran anpassen. Ein Bodenkontakt der Zinken ließ sich nicht vermeiden – auch der Verschleiß steigt. Auf dieser Parzelle wirbelte der Wender deutlich mehr Schmutz auf als bei der optimalen Schnittvariante.

Durch die günstige Witterung konnten wir jeweils direkt am nächsten Tag schwaden. Die Zielfeuchte von 35 bis 38 % war erreicht.

Auch hierbei stellten sich die hohen Stoppeln auf der optimalen Parzelle als Vorteil heraus. Und um die Qualität nicht zu gefährden, haben wir auf den letzten Halm verzichtet und den Schwader so hoch wie möglich justiert.

Mit der gleichen Einstellung sind wir auf die rasierte Parzelle gefahren. Die Zinken erfassten in der Einstellung von der optimalen Parzelle hier nur noch einen Teil des Grases und mussten deutlich weiter runter. Das brachte erneuten Bodenkontakt und deutliche Staubbildung. Nach beiden Arbeitsgängen haben wir wieder repräsentative Proben gezogen.

Direkt nach dem Schwader folgte die Press-Wickelkombi. Wieder richtete sich die Einstellung der Pickup nach der Stoppelhöhe. Die jeweiligen Wickelballen wurden von uns markiert und dann fachgerecht gelagert.

Die Ergebnisse vor dem Pressen zusammengefasst

  • Die Qualitätsunterschiede (Rohfaser, Rohprotein, Energie) bleiben selbstverständlich gleich.
  • Der Trockensubstanzgehalt der optimalen Parzelle war zum Presszeitpunkt 2,6 % höher: Das Gras lag locker auf den längeren Stoppeln auf und trocknete ohne direkten Bodenkontakt besser.
  • Der Schmutzanteil stieg nach dem tiefen Wenden. Der Sandanteil bezogen auf die Trockensubstanz stieg um mehr als die Hälfte. Das konnte man beim Ziehen der Proben sogar zwischen den Fingern fühlen.
  • Unter unseren Einsatzverhältnissen brachte der Schwader keine weitere Verschlechterung der Futterqualität. Auf der optimalen Mähparzelle schüttelte er sogar etwas Sand wieder aus dem Futter heraus, so dass der Rohaschegehalt hier leicht sank. In der tiefen Mähvariante hielten sich die Neuverschmutzung und das Ausschütteln scheinbar die Waage: Der Schmutzanteil in den Proben blieb konstant.

Welche Unterschiede verschiedene Schnitthöhen in den Silageballen ergaben

Anfang Oktober stand die Analyse der Wickelballen an. Dazu haben wir die Ballen direkt auf dem Betrieb mit dem Siloblockschneider jeweils in zwei Hälften geschnitten, über den gesamten Querschnitt repräsentative Futterproben gezogen und wieder von der Lufa analysieren lassen. Wie schon auf dem Acker: Beim Ziehen der Proben konnten wir den höheren Sandanteil der flachen Parzellen zwischen den Fingern wieder deutlich spüren: Sowas merkt auch die Kuh beim Fressen. Dazu gibt es eine Faustzahl: 1 % mehr Schmutzanteil senkt die Futteraufnahme um 5 %.

  • Bei allen Ballen von der optimalen Parzelle stufte die Lufa die Gärqualität als sehr gut ein. Bei den drei beprobten Ballen nach dem Kurzschnitt war sie „verbesserungswürdig“, „schlecht“ und sogar „sehr schlecht“.
  • Das zeigte sich deutlich im Buttersäuregehalt. Bezogen auf die TS lag er beim guten, längeren Schnitt zwischen „nicht messbar“ und 0,13 %. Die Ballen von der Kurzstoppel kamen auf Gehalte zwischen 0,73 und 2,64 % (!). Buttersäure ist das Resultat von Fehlgärungen. Ursache sind bodenbürtige Keime, die über den Schmutz ins Futter kommen. Die Keime können überdies Krankheiten auslösen.
  • Weil wir dieselben Maschinen innerhalb kurzer Zeit im selben Bestand eingesetzt haben steht fest: Die schlechte Futterqualität geht ausschließlich auf den kurzen Schnitt und die dadurch bedingten tiefen Folgearbeitsgänge zurück. Gleiche Kosten, schlechtes Futter, weniger Ertrag durch 2 cm kürzere Stoppeln.

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