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Wie ein dänischer Lohnunternehmer Herbizide mit der Drohne einsparen will

Ein dänischer Lohnunternehmer will nur noch dort spritzen, wo Unkraut wächst. Warum er das Verfahren mit Drohnenbildern dem mit Kameras am Spritzgestänge vorzieht, lesen Sie hier.

Lesezeit: 6 Minuten

Bei einer Rundreise durch den Süden Dänemarks haben wir den 24-jährigen Lohnunternehmer Filip Tobiasen besucht. Er ist in der Region als einer der Pioniere im Bereich des Spotsprayings bekannt. Seit Anfang 2024 überfliegt er Flächen mit einer professionellen Drohne, lässt aus den Bildern online Applikationskarten erstellen und steuert so seine Spritze.

Das Lohnunternehmen Tobiasen liegt in der Nähe von Ribe, ca. 60 km von der deutschen Grenze. Filip Tobiasen begrüßt uns Ende August in seinem Büro. Wegen der Nässe läuft gerade noch an einigen Stellen die Getreideernte. Das Lohnunternehmen hat sich auf Bodenbearbeitung, Aussaat, Futter- und Getreideernte sowie Gülleausbringung spezialisiert – also vor allem auf alles, was in der Milchviehstarken Region gefragt ist. Dazu kommt der Pflanzenschutz. Bei unserem Besuch hat er gerade eine Amazone Pantera 4504 H+ als Vorführmaschine im Einsatz, ein eigener Selbstfahrer ist bestellt.

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Der Betrieb hat 24 Mitarbeiter, 19 Traktoren, drei Häcksler, drei Mähdrescher, zwei Gülleselbstfahrer sowie drei Radlader plus einige Baumaschinen. Außerdem gehören rund 400 ha Ackerfläche dazu. Bedingt durch einen tragischen Unfall im letzten Jahr musste Filip die Leitung des Betriebes plötzlich zusammen mit seiner Mutter übernehmen. Er tritt sehr sicher und offen auf, das Gespräch läuft flüssig auf Englisch – Filip hat eine Saison in den USA Mähdrescher gefahren.

Drohne und Selbstfahrer

Die Idee zum Spotspraying ist vor rund drei Jahren entstanden, als sich der Betrieb erstmals intensiv mit der Anschaffung des Selbstfahrers beschäftigt hat: „Wir haben hier direkt am Meer teils schwierige Verhältnisse. Wir kommen mit einem Selbstfahrer einfach besser bei Nässe durch als mit unserer Anhängespritze. Außerdem wollen wir auch noch spät in Maisbestände fahren, da sie oft auch gegen Pilzinfektion behandelt werden.“ Mit dem Spotspraying wollten die Unternehmer zunächst auf dem eigenen Betrieb Mittel einsparen und später daraus ein neues Angebot für ihre Kunden entwickeln.

Der Amazone-Importeur Brøns in Skærbæk bietet neben Spritzen auch Drohnen sowie das entsprechende Know-how für das Spotspraying an. Bei einer Vorführung im letzten Jahr wurde ein Feld mit einzelnen Kamille-Nestern überflogen. Über die Isobus-Funktion Variable Rate (VR) arbeitete die Anhängespritze des Betriebes die auf Basis der Drohnendaten erstellte Karte ab.

Der junge Unternehmer schätzt, dass er bei diesem Test sogar rund 80 % des Mittels im Vergleich zur Flächenapplikation einsparen konnte. Beim Kauf des neuen Selbstfahrers Pantera 7004 handelte er die Drohnentechnik deshalb direkt mit ein.

Mit einem Meter Spannweite

Die Drohne ist eine Enterprice Matrice 350 RTK von DJI. Sie ist durchaus beeindruckend und hat einen Durchmesser von ca. 1 m. Sie kann bis zu 9,2 kg wiegen (2,7 kg Nutzlast)und über 80 km/h schnell sein. Die Lizenz zum Fliegen dieses Kalibers lässt sich in Dänemark ähnlich wie in Deutschland mit relativ wenig Aufwand online in ca. 15 Minuten erwerben.

Das Gerät ist für das Spotspraying mit zwei Kameras bestückt. Neben einer normalen Kamera nimmt eine Multispektralkamera die Flächen positionsgenau auf. Gerade diese Kamera trägt zum stattlichen Systempreis von knapp 37.000 € bei. Solo kostet die Drohne rund 10.000 €.

Vor dem Einsatz wählt der Unternehmer die Feldgrenzen am PC aus. Vor Ort muss er die Drohne einmalig von Hand starten und in eine Position innerhalb des Feldes bringen. Sie fliegt anschließend selbstständig systematisch das Feld ab. Das geht überraschend schnell, berichtet der Unternehmer. So hat er bspw. für 60 ha auf drei Schlägen rund 1,5 Stunden gebraucht, inklusive der Rüstzeiten. Die Drohne nahm insgesamt 15.000 Bilder auf. „Wir nutzen deshalb für jeden Schlag getrennte SD-Karten mit 120 GB Kapazität.“

Die Bildqualität ist verblüffend. Geht es darum, Unkräuter auf einem geackerten Schlag zu erkennen (grün auf braun), kann die Drohne in einer Höhe von 120 m fliegen. Soll sie Unkräuter in einem Bestand unterscheiden (grün auf grün) muss sie auf 60 m sinken. Zumindest bei grün auf braun ist sie in der Lage, Unkräuter ab dem Zweiblattstadium zu lokalisieren, sagt Filip Tobiasen.

Eine Akku-Ladung reicht dabei für ca. 30 ha. Die Drohne fliegt beim Fotografieren bis zu 50 km/h. Wegen des starken Westwinds direkt an der Nordsee arbeitet Filip Tobiasen quer zum Wind, also in Nord-Süd-Richtung. Bei Regen, Nebel sowie bei tief stehender Sonne morgens und abends ist der Einsatz nicht möglich.

Auswertung in Tschechien

Nach den Feldaufnahmen sendet der Däne die Bilder zum Auswerten per Internet nach Tschechien auf die Plattform des Unternehmens CultiWise. Der Upload der 15.000 Bilder dauert bspw. rund eine Stunde. Zu den Bildern fasst der Lohnunternehmer noch einige Informationen zusammen, unter anderem welche Kulturen auf dem Acker wachsen. Das ist z.B. besonders wichtig bei den in der Region gängigen Gemengen, es soll ja nicht ein Mischungspartner als „Unkraut“ erkannt werden.

„Die Computerspezialisten kennen sich zwar gut mit der Bildauswertung aus, sind aber keine Landwirte. Deshalb sind diese Informationen so wichtig.“ Für den Service zahlt der Unternehmer eine niedrige dreistellige Jahreslizenz. Die Auswerter garantieren, dass der Absender die Applikationskarte innerhalb von 24 Stunden erhält, oft geht es schneller. Die Gebühren für die Auswertung belaufen sich auf zusätzlich 8 bis 9 €/ha. Die Karten überträgt er bspw. drahtlos über das John Deere Telemetrie-System JD-Link auf den Isobus-Rechner des Schleppers vor der Spritze. Für den Selbstfahrer ist eine ähnliche Lösung geplant.

Das Geschäftsmodell für seine Drohnentechnik will Filip Tobiasen nach und nach entwickeln. In diesem Jahr hat er erst 300 ha damit erfasst, vor allem die eigenen Flächen. Geplant waren eigentlich mehr als 1.000 ha. Doch die plötzliche Übernahme der Unternehmensverantwortung sowie das schwierige Wetter im Jahr 2024 nahmen ihn sehr in Anspruch.

Künftig soll ein neuer Mitarbeiter die Drohne im Feld einsetzen. Er muss sich noch einarbeiten, denn der Einsatz ist teils anspruchsvoll. So muss bspw. die Multispektralkamera regelmäßig mit einer Farbkarte kalibriert werden.

Die Idee ist, den Drohneneinsatz inklusive Applikationskarte künftig als auch als separate Dienstleistung anzubieten. Der Preis richtet sich dann danach, ob der Landwirt auch von Tobiasens Spritze die Behandlung durchführen lässt oder die Karte für eigene Isobus-Geräte nutzt. Welche Preise er sich letztlich konkret vorstellt, wollte der Jungunternehmer uns aber noch nicht verraten. Nur so viel: Wenn beides gebucht wird, gibt es die Applikationskarte günstiger und schneller.

Filip Tobiasen ist überzeugt, dass Spotspraying Zukunft hat. Den Grund dafür sieht er nicht ausschließlich in der Einsparung von teuren Mitteln. „Ich halte es für wahrscheinlich, dass manche Wirkstoffe überhaupt nur dann ihre Zulassung behalten, wenn sie mit dieser Technologie ausgebracht werden.“

Vom Online-Spotspraying mit Kameras direkt an der Spritze ist Tobiasen weniger überzeugt. Mit seiner Offline-Methode, also dem Erstellen von Karten vorab, sieht er sich flexibler: „Ich kann die Karten im Prinzip mit jeder Isobus-Spritze abarbeiten.“ Bei entsprechender Planung könne die Drohne auch mehrere Spritzen versorgen. Außerdem stellt auch der alleinige Drohneneinsatz eine separate Dienstleistung dar, die der Unternehmer vermarkten kann.

Auf Basis der Applikationskarten lassen sich Aufwandmengen genauer kalkulieren als beim Online-Verfahren. Das ist besonders für Lohnunternehmer ein wichtiger Punkt. Im nächsten Jahr, das steht für Filip Tobiasen bereits fest, will er mit seiner Drohne voll durchstarten.

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