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Teures Futter: Verschenken Sie kein Geld!

Lesezeit: 6 Minuten

Die Futterkosten bleiben laut Experten hoch. Gerade jetzt lohnt es sich, an verschiedenen Stellschrauben zu drehen.

Schweinefutter ist teuer, extrem teuer! Seit Monaten kennen die Preise nur eine Richtung: steil nach oben. Im Mastbereich müssen mittlerweile 90 € pro Mastschwein auf den Tisch gelegt werden. Bei den Sauen sind es ca. 500 € pro Sau und Jahr und in der Ferkelaufzucht etwa 20 € je vermarktetem Ferkel.

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Angesichts der schlechten Erlössituation lohnt es sich mehr denn je, die Futterkosten unter die Lupe zu nehmen. In der Ausgabe 12/2021 haben wir auf den Seiten S14 bis S18 neun Tipps zur Kostensenkung vorgestellt. In dieser Ausgabe lesen Sie sechs weitere Tipps.

1. Versorgung mit Rohfaser optimieren

Schweine verwerten ihr Futter nur dann optimal, wenn nicht nur die Verdauung im Dünndarm stimmt, sondern auch die Umsetzung im Dickdarm passt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, die entsprechende Bakterienflora im Dickdarm zu fördern. Die Bakterien müssen die im Dünndarm nicht verdauten Faserstoffe als Nahrungsquelle verwerten können. Hier spielen die chemischen Parameter ADFom (säurelösliche Detergenzien-Faser nach Veraschung) und aNDFom (neutrale Detergenzien-Faser nach Amylasebehandlung und Veraschung) eine große Rolle.

Um die Futterkosten nicht unnötig zu erhöhen – faserreiche Futtermittel sind insbesondere mit Blick auf die Energiekosten ziemlich teuer – sollten bei der Rationsgestaltung möglichst Getreide- und Eiweißfutter ausgewählt werden, die einen hohen Rohfasergehalt aufweisen. Dazu gehören insbesondere Gerste und Hafer. Rapsextraktionsschrot enthält ebenfalls höhere Faserbestandteile, allerdings ist hier auf die Faserqualität zu achten.

2. Futterhygiene: Niemals nachlassen!

Futter, das hygienisch nicht tipptopp ist, wird von den Schweinen schlechter oder gar nicht verdaut. In schweren Fällen erkranken die Tiere oder verenden sogar. Schimmelnester im CCM-Silo oder in der Ganzkornsilage müssen deshalb großzügig entfernt werden, bevor sie im Futtertrog landen!

Silos, Anmisch- bzw. Vorratsbehälter, Leitungen, Tröge usw. müssen regelmäßig gereinigt werden. Insbesondere bei Flüssigfütterung gilt, die Futterleitungen nach jedem Durchgang zu säubern. Denn dort setzen sich massenhaft Keime ab, die nicht nur die Tiergesundheit negativ beeinflussen, sondern auch einen Teil der Futterinhaltsstoffe auffressen. Bei starker Hefenbildung z.B. werden Teile der freien Aminosäuren verstoffwechselt. Die Folge ist, dass die Leistungen sinken und die Schweine stärker verfetten. Beides treibt die Futterkosten in die Höhe.

Obacht ist auch bei der Wasserhygiene geboten. Durch die regelmäßige Reinigung der Wasserleitungen beugt man der Bildung von Biofilmen und damit möglichen Verunreinigungen vor.

3. Nebenprodukte und ROggen statt Weizen

Die Höhe der Futterkosten hängt auch vom Einkaufsgeschick des Landwirts sowie der Auswahl der Rohkomponenten ab. Ein Wechsel des Lieferanten oder der Bezug über Einkaufsgemeinschaften kann das „Futterkonto“ entlasten.

Wer flüssig füttert, sollte sich über den möglichen Einsatz von Nebenprodukten informieren und deren Verfügbarkeit prüfen. Auswertungen zeigen, dass sich die Futterkostenvorteile schnell auf mehrere Euro je Tier aufsummieren.

Betriebe mit Trockenfütterung sollten prüfen, ob sich der Austausch von Weizen gegen Roggen oder Triticale lohnt. Das Einsparpotenzial ist von den aktuellen Preisen abhängig und liegt rasch zwischen 1 und 2 € je Tier. Hinzu kommt, dass gerade der Roggen durch die intensive züchterische Bearbeitung mittlerweile zu einem qualitativ hochwertigen Schweinefutter geworden ist. Neueste Versuche zeigen, dass er durch seine speziellen Inhaltsstoffe auch die Darmgesundheit positiv beeinflusst.

Auch bei den Eiweißkomponenten lohnt es sich, immer wieder genau hinzuschauen. Kostet Rapsschrot 65 bis 68% oder weniger im Vergleich zum Sojaschrot, rechnet sich der Einsatz. Zu berücksichtigen sind hierbei allerdings die unterschiedlichen Verdaulichkeiten. Berechnungsprogramme für den Schwellenpreis findet man z.B. unter www.proteinmarkt.de. Weitere Alternativen können Leguminosen wie z.B. Ackerbohnen oder Erbsen sein.

4. In Etappen füttern

Die Phasenfütterung sollte in jedem Schweinestall Standard sein. Denn je näher der Landwirt seine Schweine am tatsächlichen Bedarf füttert, desto effektiver wird die Fütterung. Im Vergleich zur 1- bis 2-Phasenmast spart der Landwirt bei einer 4- bis 5-phasigen Mast satte 1,50 bis 2 € pro Mastschwein ein. Der Hauptgrund hierfür ist, dass das Tier für den Zuwachs von 1 kg Lebendgewicht in der Endmast deutlich mehr Energie benötigt als in der Vormast.

Gleichzeitig sinkt mit zunehmendem Gewicht der Bedarf an Aminosäuren: Während im Vormastfutter noch 11 bis 12 g Lysin je kg vorhanden sein sollten, reichen im Endmastfutter ab 90 kg schon 8 bis 9 g Lysin aus.

5. Für prima Klima sorgen

Falsche Temperaturen erhöhen die Futterkosten. Ist es im Stall zu kalt, wird Futter verschenkt. Schon eine um 1°C zu geringe Temperatur erhöht den Futterverbrauch um rund 100 g, weil die Schweine das Futter zur Regulierung ihres Wärmehaushaltes benötigen, anstatt es für Wachstum nutzen zu können. Das kann insbesondere im Sauenstall böse Folgen haben. Oft sinken die Geburtsgewichte und die Ferkelverluste steigen.

Folgende Temperaturen sollten eingehalten werden: Deckzentrum und Wartestall 14 bis 18°C, Abferkelstall 16 bis 20°C, Ferkelaufzucht 30°C beim Einstallen und 22°C beim Ausstallen, Mast 24 bis 25°C beim Einstallen in die Vormast, 21 bis 23°C in der Mittel- und ca. 18 bis 20°C in der Endmast.

Unbedingt beachtet werden müssen auch die Schadgaskonzentrationen in der Stallluft. Die Ammoniakwerte z.B. müssen dauerhaft unter 20 ppm, besser unter 15 ppm, liegen. Zugluft darf auf keinen Fall entstehen, weil das Wohlbefinden der Schweine dann negativ beeinflusst wird.

6. Tiergesundheit fördern

Erhebliche Futterverluste und damit steigende Futterkosten entstehen, wenn die Schweine krank sind. Bei einem Spulwurmbefall im Magen-Darm-Trakt kostet die Fütterung schnell 10 € extra pro Schwein. Erkennen können Sie einen Spulwurmbefall zum Beispiel an einer zu hohen Rate an Leberverwürfen am Schlachtband. Spätestens ab 15 bis 20% sollten die Alarmglocken schrillen. Eine regelmäßige Entwurmung sollte daher die Regel sein.

Aber auch Parasiten wie Läuse und Milben sind ein Problem, Fliegen ebenso. Das ständige Scheuern aufgrund von Juckreiz sowie die Unruhe durch Fliegenbelastung in der Herde gehen zulasten der Futteraufnahme und Futterverwertung.

Durch Unruhe im Sauenstall gehen schnell 1 dt Futter pro Sau und Jahr verloren. Das sind schnell 40 € und mehr. Bei 300 Sauen entstehen somit Verluste in Höhe von 12000 € und mehr. Ferkelerzeuger sollten ihre Sauenherde mindestens beim Umstallen in die Abferkelbuchten mit lauwarmem Wasser und einer Waschlotion oder Shampoo aus dem Drogeriemarkt waschen.

Ihr Kontakt zur Redaktion: marcus.arden@topagrar.com

Unsere Autoren

Dr. Manfred Weber, LLG Iden, Dr. Jochen Krieg und Bernd Westerfeld, beide LWK Nordrhein-Westfalen

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