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Weniger Phosphor für Trockensteher

Lesezeit: 4 Minuten

Um Milchfieber vorzubeugen, sollten trockenstehende Kühe weniger Phosphor mit der Ration erhalten. Das zeigen erste Versuche am Hofgut Neumühle.

Milchfieber zählt zu den wichtigsten Stoffwechselerkrankungen der Milchkuh nach dem Kalben. Ursache ist der schlagartig hohe Calcium (Ca)-Bedarf für die Milchproduktion und zu geringes Mobilisieren von Ca aus den Knochen. Etwa 5 bis 10% der Mehrkalbskühe erkranken klinisch und „liegen fest“. Etwa 30% erkranken subklinisch, dann drohen Leistungseinbußen und Folgekrankheiten.

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Das Risiko lässt sich mit verschiedenen Fütterungsstrategien reduzieren. Beispielsweise sollen saure Salze oder Calciumbinder den Stoffwechsel in der Trockenstehphase dazu trainieren, Calcium aus den Knochen zu mobilisieren.

Auch ein reduzierter Phosphor (P)-Gehalt in der Ration der Trockensteher scheint diesen Effekt zu haben. Die genauen Mechanismen sind jedoch unklar. „In der Praxis gibt es teils noch die Meinung, dass eine hohe Phosphor-Versorgung in der Zeit vor dem Kalben sinnvoll ist“, sagt Prof. Dr. Walter Grünberg von der Uni Gießen. Die Gesellschaft für Ernährungsphysiologie (GfE) empfiehlt für Trockensteher circa 2,3 g P/kg Trockenmasse (TM). Grünberg vermutet, dass viele Betriebe zum Teil deutlich mehr als 3,0 g P/kg TM füttern.

Deshalb haben Wissenschaftler untersucht, welchen Effekt eine Ration mit stark reduziertem P-Gehalt in den letzten Wochen der Trockenstehzeit hat.

Der Versuch auf dem Hofgut Neumühle (Rheinland-Pfalz) fand mit 30 Mehrkalbskühen statt. Das Futter erhielten sie über elektronische Wiegetröge. Ab vier Wochen vor dem Kalbetermin bekamen die Kühe eine Ration mit normaler oder reduzierter P-Konzentration (3,0 g bzw. 1,6 g/kg TM). Nach dem Kalben erhielten alle die gleiche Ration mit 4,6 g P/kg TM.

Die Trockensteherration beider Gruppen basierte auf Maissilage, Pressschnitzeln, Heu und Stroh. Die Gruppe mit reduzierter P-Versorgung konnte nur maximal 11,5 kg TM pro Tag fressen, um nicht mehr als 20 g P pro Tag aufzunehmen. Das Kraftfutter der Versuchsgruppe enthielt deutlich weniger Phosphor (1,5 g vs. 11,0 g P/kg TM).

Milchfieber-Risiko reduziert

Der reduzierte Phosphor-Gehalt in der Trockenstehzeit hatte keinen Einfluss auf die Milchleistung: Die durchschnittliche 305-Tageleistung lag in der P-armen Gruppe bei 12112 kg und in der Kontrollgruppe bei 12229 kg.

Drei Kühe der Kontrollgruppe und eine Kuh der Versuchsgruppe entwickelten in den Tagen nach dem Kalben jedoch Symptome von Milchfieber und niedrige Blut-Ca-Werte.

Als subklinisches Milchfieber definierten die Wissenschaftler einen Blut-Calcium-Gehalt von unter 1,10 mmol/l ohne klinische Symptome. Demnach waren zehn Kühe aus der Kontrollgruppe und acht aus der Versuchsgruppe zeitweise mit Ca unterversorgt. Zwei Kühe aus der Kontroll- und sechs Kühe aus der Versuchsgruppe waren über den gesamten Versuch unauffällig.

Kühe der P-reduzierten Gruppe hatten an maximal zwei Tagen subklinisches Milchfieber. Bei etwa der Hälfte der Kontrollgruppe war das an mindestens drei Tagen der Fall. Die P-reduzierte Ration sorgt also dafür, dass Calcium nach dem Kalben besser mobilisiert wird. Die Blut-P-Werte waren in der P-reduzierten Gruppe bis zum Kalben deutlich reduziert, stiegen aber in den Stunden danach mit dem Wechsel der Ration auf normale Werte an.

Fazit für die Praxis

Die Herausforderung beim Versuch war, eine Ration mit einem so geringen Phosphor-Gehalt anzumischen. Denn bereits das Grundfutter liefert in der Regel hohe P-Mengen. „Also müssen sich Landwirte keine Sorge um eine mögliche Unterversorgung von Trockenstehern machen. Der Versuch zeigt, dass selbst eine extrem P-arme Trockensteherration keinen negativen Einfluss auf Leistung oder Gesundheit hat“, macht Grünberg deutlich.

Wichtig für die Praxis sei, dass Ergänzungsfuttermittel für Trockensteher kein Phosphor enthalten sollten. Das Grundfutter deckt den Bedarf bereits mehr als ausreichend. Grünberg macht deutlich: „Unsere Versuche zeigen, dass hohe Phosphor-Gaben an Trockensteher kontraproduktiv sind. Es ist sinnvoller zu wenig P zu füttern, als zu viel.“

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