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Zurren Sie attraktive Rapspreise zeitnah fest!

Lesezeit: 6 Minuten

Die rege Nachfrage und das kleine Angebot haben die Rapspreise in immer neue Höhen getrieben. Dass sich das ungebrochen fortsetzt, ist fraglich. Gehen Sie mit Teilmengen auf Nummer sicher.

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Dr. Nikos Förster, Fachgebiet Ökonomie und Markt, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

Rapsanbauer durchleben ein Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite freuen Sie sich über Preise auf Rekordniveau. Auf der anderen bereiten ihnen die weitere Anbau- und Vermarktungsstrategie sowie die gestiegenen Produktionskosten Kopfschmerzen. Die Kernfragen lauten: Soll ich das aktuelle Preisniveau für Raps langfristig sichern? Verkaufe ich also zeitnah den Rest der Ernte 2021 und vorab auch schon Teilmengen der Ernten 2022 und 2023? Oder warte ich und spekuliere auf weiteren Preisspielraum nach oben? Und wie steht es eigentlich um die Anbauwürdigkeit von Raps?

Mindestens 400 € nötig

Die letzte Frage lässt sich recht einfach beantworten: Der in puncto Fruchtfolge konkurrenzfähige Rapspreis liegt gegenüber Weizen in einer Relation von mindestens 2:1. Wenn Weizen 200 €/t kostet, sollte Raps also 400 €/t erzielen. Erst hier entsteht in der Regel ein hinreichend starkes Anbausignal.

Davon war der Markt in den Jahren 2018 bis 2020 weit entfernt. Doch 2021 wendete sich das Blatt, und zwar in einem Maße, wie es vorher fast niemand für möglich gehalten hätte. Laut der Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) erreichten die Erzeugerpreise für Raps im November 2021 ein Niveau von 686 €/t (netto, frei Landlager) und peilten stellenweise sogar die 700 €/t-Marke an. Am Terminmarkt in Paris wurde diese Schallmauer bereits durchbrochen.

Auch B-Weizen ist mit 270 €/t deutlich teurer geworden. Das Preisverhältnis Raps zu Weizen liegt aktuell aber bei 2,5:1. Das spricht eindeutig für die europäische Ölsaat Nr. 1.

Auch im Hinblick auf die Erntejahre 2022 und 2023 ist der Raps sehr konkurrenzfähig. Die entsprechenden Börsenkurse und die realen Vorkontraktofferten frei Ersterfasser bewegen sich für beide Erntetermine etwa um das 2,1-fache über denen für Weizen.

Der Unterschied zwischen den Tagespreisen und denen für die kommenden Ernten ist beträchtlich. Die Aussicht auf eine eventuell deutlich größere Rapsernte im Jahr 2022 hat den Preisauftrieb zuletzt gestoppt. Trotzdem können Landwirte derzeit je nach Region immer noch 520 bis 550 €/t (netto, frei Landlager) für Raps ex Ernte 2022 erzielen. Angesichts der drastisch gestiegenen Preise für Düngemittel, Diesel und den Pflanzenschutz hätten sich Landwirte höhere Offerten gewünscht. Im Sinne einer Preissicherung und Risikominimierung wären aber auch die o.g. Vorkontraktkonditionen interessant. Niemand weiß, wie lange die Hochpreisphase wirklich noch anhält, da es nicht nur harte Fakten gibt, die den Rapspreis beeinflussen.

Fundamentale Faktoren…

Traditionell gibt es eine enge Bindung des Rapspreises an die Sojanotierungen und auch an die Palmölkurse. Seit einiger Zeit hat sich der Raps aber davon gelöst und führt zumindest zeitweilig immer wieder ein regelrechtes Eigenleben. Besonders dann, wenn er so knapp ist wie momentan.

Die globale Produktion in der laufenden Saison wird vom US-Agrarministerium (USDA) aufgrund schwacher Ernten in der EU und Kanada nur noch auf etwa 67,5 Mio. t taxiert. Damit kann der weltweite Bedarf von 69,3 Mio. t nicht mehr gedeckt werden.

Kanada hat in dieser Saison hitzebedingt eine desaströse Missernte von 13 Mio. t zu beklagen. Im Vorjahr holten die kanadischen Farmer noch etwa 19,5 Mio. t Raps bzw. Canola von ihren Feldern. Die kanadischen Exporte dürften infolgedessen sogar unter die Marke von 6 Mio. t fallen. Das wäre gegenüber 2020/21 ein Minus von fast 5 Mio. t. Und dies können selbst steigende Ausfuhren aus der Ukraine und Australien nicht mehr kompensieren. Analysten erwarten einen weiteren Rückgang der weltweiten Rapsvorräte. Mitte 2022 sollen laut USDA nur noch knapp über 4 Mio. t in den Lägern liegen, also fast 2 Mio. t weniger als am Saisonbeginn im Jahr 2021.

Fakt ist: Pflanzenöle sind am Weltmarkt sehr rege gefragt. Aufgrund des knappen Rohstoffangebots dürfte die Rapsölmenge jedoch um 6% auf einen Stand von ca. 24 Mio. t fallen. Rapsölraffinat ist derzeit sogar extrem knapp, denn die Transportprobleme in der Logistikkette verschärfen die enge Versorgungslage auf dem Rapsmarkt.

Viele Beobachter fragen sich, wie die EU ihren Importbedarf von inzwischen 6 Mio. t überhaupt noch decken kann. 2020/21 stammten 36% der Rapseinfuhren aus Kanada. Dieser Lieferant dürfte vorerst nahezu ausfallen. Gleichzeitig ist der Bedarf an Rapsöl für die Biodieselproduktion zur Erfüllung der Winterqualität gerade jetzt groß.

…Aber auch viel Spekulation

Neben diesen fundamentalen Faktoren ist momentan aber auch viel Spekulation im Markt. Großbanken wie Morgan Stanley sprechen bereits von einem „Superzyklus“ mit hohen Preisen über einen längeren Zeitraum hinweg, der inzwischen nahezu alle Rohstoffmärkte erfasst. Es könnte also eine Blase entstehen, bei der niemand genau weiß, wann sie platzen wird. Fakt ist aber, dass an den Rohstoffmärkten irgendwann wieder eine Korrektur erfolgen wird. Auch das spricht neben dem aktuellen Preisniveau dafür, rechtzeitig über Vorkontrakte für die kommende Ernte auf Nummer sicher zu gehen.

Bestehen Sie bei Kontrakten darauf, dass die Ölmühlenbedingungen als Abrechnungsbasis festgeschrieben werden.

aufs Kleingedruckte achten!

Standard sind 40% Öl, 9% Feuchte und 2% Besatz. Wichtig sind z. B. auch die Zu- oder Abschläge im Verhältnis 1:1,5 auf den Grundpreis, wenn der Ölgehalt unter oder über 40% liegt. Lassen Sie sich nicht darauf ein, den Basiswert auf 42% Öl hochzusetzen. Dieser Wert war vor einigen Jahren von Verarbeitern und Börsianern ins Gespräch gebracht worden, verschwand dann aber wieder in der sprichwörtlichen Schublade, und ist jetzt wieder daraus hervorgezogen worden. Offenbar sehen Befürworter angesichts der stolzen Rapskurse jetzt eine gute Chance, höhere Standards einführen zu können. Kritiker halten das hingegen für eine Preissenkung durch die Hintertür.

Aufpassen sollten Sie auch bei den Mengen, die Sie vorzeitig absichern. Sie sollten liefern können, denn im Zweifel wird Ihr Händler auf Vertragserfüllung bestehen. Auswinterungsschäden, Spätfröste sowie Trockenheit können Ihnen jederzeit einen Strich durch Ihre Ernterechnung machen. Deshalb empfehlen Berater maximal Vorverkäufe von bis zu 50% der nächsten Ernte. Wer sich vor dem Risiko schützen will, den Vertrag nicht erfüllen zu können, sollte derzeit bei etwa einem Drittel der voraussichtlichen Ernte Schluss machen und eventuell im zeitigen Frühjahr 2022 weitere Teilmengen verkaufen.

Ihr Kontakt zur Redaktion: joerg.mennerich@topagrar.com

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