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Eine Familie macht Kleinholz

Lesezeit: 6 Minuten

Fullservice rund ums Brennholz. Mit der passenden Geschäftsidee kann man auch heute ein Unternehmen gründen.


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Es macht Spaß, Marc Scholten zuzusehen. Er sitzt in der kleinen Krankabine des Spalters und hantiert mit dem Greifer, als wäre das sein verlängerter Arm. Marc Scholten ist 22, gelernter Landwirt und frisch gebackener Unternehmer. Zusammen mit seinem Vater Reiner, seiner Mutter Birgit und Mitarbeiter Klemens Lökes betreibt er das Unternehmen „Hack Holz GbR“ in Rhede, nicht weit weg von Wesel.


Scholtens sind – neben einem anderen Gewerbe – voll im Holzgeschäft aktiv. Als Lohnunternehmer spalten und sägen sie Kaminholz für Waldbesitzer und andere Kunden. Daneben handeln sie mit Scheitholz und Hackschnitzeln. Marc kümmert sich federführend um den Aufbau des jungen Unternehmens. Er erzählt, dass ihr Team im letzten Jahr bereits 10 000 Schüttraummeter (Srm) Kaminholz aufbereitet hat, 80 % im Lohn und 20 % für die eigene Vermarktung. „Das Profi-Team für dicke Dinger“ steht auf dem professionellen Flyer der Scholtens. Und das ist ernst gemeint. Der Posch splitmaster drückt mit dem 44 t Hydraulikzylinder Abschnitte bis zu 1,20 m Durchmesser durchs Messer. Wahlweise kann Marc seinen Spalter mit einem 4-, 8- oder 12-fachen Spaltmesser bestücken. Die Maschine hat eine eigene Achse und einen aufgebauten Kran mit 6,70 m Reichweite. In 4 m Entfernung wuchtet der Ausleger noch eine Tonne. Ein Agrotron M 600 versorgt die Bord-hydraulik des Spalters per Zapfwelle bequem mit mittlerer Drehzahl.


Flinker Sägespalter:

Oft arbeitet der Spalter im Duett mit der Sägespaltmaschine der Scholtens. Nach anfänglichen, weniger erfolgreichen Versuchen mit einer günstigen skandinavischen Maschine haben sich die Unternehmer für eine professionelle Maschine von Posch entschieden. Zunächst für eine S 350 ohne Fahrwerk im Schlepperanbau. Nach einigen Einsätzen stellten sich die hohen Rüstzeiten als absoluter Nachteil heraus und der wurde gegen das gleiche Modell mit Aufbaumotor und eigenem Fahrwerk ausgetauscht. Weil die Maschine unter dem Limit von 3,5 t bleibt, kann sie hinter einem Mitsubishi L 200 Pick-Up gefahren werden, was den Aktionsradius deutlich erhöht.


Die Kombination von Kranspalter und Sägespaltmaschine ist ziemlich leistungsfähig. Marc Scholten nutzt den Kran für das Holzhandling beim Kunden. Sind die Abschnitte zu stark für den Sägespalter, kommt der splitmaster zum Einsatz. Durch die flexible Wahl der Messer achten die Scholtens darauf, den nachfolgenden Sägespalter optimal auszulasten. Also immer nur so weit vorspalten, dass die Abschnitte gerade sicher durch den Sägespalter laufen.


Der S 350 kappt das Holz mit einer Kreissäge. Vorteil sind die schnellen Schnitte und die hohen Standzeiten des Blatts. Den im Vergleich zum Harvesterschwert begrenzten Holzdurchmesser gleicht der vorgeschaltete Spalter aus.


Die Leistung des Verfahrens hängt natürlich in erster Linie vom Holzsortiment und der gewünschten Scheitlänge (Zahl der Schnitte pro lfd. Meter) ab. So macht Familie Scholten pro Stunde 5 bis 12 Srm Kleinholz.


Auch die Preise richten sich nach den Sortimenten. Für den Säge-Spalt-Automaten berechnen die Rheder Holzprofis ab 60 €/Stunde (alle Preise o. MwSt.). Voraussetzung: Der Kunde legt die Stämme per Frontlader selbst auf die Maschine. Der Spalter fordert den Schlepper mehr als die Säge-Spalt-Maschine. Durch den höheren Dieselverbrauch richtet sich der Preis dieser Maschine nach der Holzart und startet bei 75 € pro Stunde. Bei jedem Soloeinsatz ist eine Arbeitskraft im Preis enthalten.


Wenn die komplette Kette anrückt wird nach Srm sowie Art und Menge des Holzes abgerechnet. Der Aktionsradius der Scholtens beträgt rund 100 km. Deshalb berechnen sie natürlich auch die Anfahrt, wenn nur ein einzelner Kunde besucht wird. Meist gelingt es aber, mehrere Kunden in der Nachbarschaft zu einem Einsatz zusammenzufassen. Dann entfallen die Kosten für die Anfahrt. Dazu führt die Büromitarbeiterin der Scholtens, Maria Honsel, entsprechende Listen. Vor Abgabe des Angebotes fährt außerdem jemand raus und sieht sich das Holz vor Ort an.


Marc Scholten setzt alles daran, sein Unternehmen weiter bekannt zu machen. Das Unternehmen hat einen recht professionellen Internetauftritt (www.hack-holz-nrw.de) und Flyer. Außerdem versuchen die Scholtens, auf möglichst vielen Gewerbeschauen in der Umgebung präsent zu sein – am besten mit praktischen Vorführungen ihrer Maschinen. Dazu kommen Anzeigen im Landwirtschaftlichen Wochenblatt.


Wichtige Propaganda!

Ganz wichtig ist für Marc Scholten die Mund-zu-Mund-Propaganda: „Wenn wir in einem Ort gute Arbeit abgeliefert haben, gibt es meistens ziemlich schnell Folgeaufträge aus der Nachbarschaft.“ Wichtig ist dazu der professionelle Auftritt.


Das Büro bereitet für jeden Auftrag Mappen vor, die alle wichtigen Informationen und einen standardisierten Stundenzettel erhalten. Der Kunde zeichnet den Stundenzettel direkt nach Abschluss der Arbeit ab und erhält einen Durchschlag. Die Rechnung geht direkt am nächsten Tag zur Post. Die Kunden finden das deutlich besser, als ewig auf die Rechnung zu warten.


Auch beim Handel mit Scheitholz und Hackschnitzeln ist Qualität das oberste Gebot. Bisher haben die Scholtens keinen eigenen Hacker. Ein Forstlohnunternehmer poltert das Wipfelholz per Forwarder. Die Kosten liegen je nach Holz zwischen 3 und 10 € pro Srm. Ein anderer Unternehmer übernimmt das Hacken (rund 3 bis 5 €/Srm). Die Logistik übernehmen die Scholtens mit dem eigenen Hakenlift-Anhänger. Die Logistikkosten veranschlagen die Unternehmer mit 1 bis 3 €/Srm. Alle Hackschnitzel werden in Kooperation mit einer Biogasanlage getrocknet. Der Verkaufspreis richtet sich nach der Abnahmemenge und liegt zwischen 21 und 25 €/Srm.


Qualität auch beim Scheitholz: Scholtens liefern ausschließlich biogastrockene Ware aus. Und grundsätzlich rechnen sie nach Schüttraummetern ab. Ein Srm kostet zwischen 65 und 70 €, die Liefermenge berechnet sich immer in Schritten von 1,2 Srm, das entspricht dem Maß der Container, die Scholtens zum Trocknen verwenden. Das Ausliefern übernimmt der L 200 Pick-Up und ein 3,5 t-Anhänger. Damit sind bis zu 7 Srm schnell auf Achse, auch in der Stadt.


Marc Scholten dreht mittlerweile an vielen Schrauben, um die Auslastung seiner Maschinen weiter zu verbessern. Der Deutz-Fahr Agrotron macht schon jetzt 1 000 Stunden pro Jahr. Ziel sind aber 1 200 Stunden Auslastung. Weil es im Sommer im Holzgeschäft naturgemäß etwas ruhiger ist, hat der Jungunternehmer jetzt zusammen mit einem befreundeten Landwirt eine Front-Heck-Mähkombination für den Schlepper angeschafft, die er im Lohn einsetzen will.G. Höner

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