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„Klee vor Mais bringt über 50 kg N/ha“

Lesezeit: 5 Minuten

Andreas Schwienhorst verzichtet im Mais fast voll­stän­dig auf Mineraldünger. Das funktioniert dank seiner ausge­klügelten Zwischenfrucht-Mischung plus gezieltem Gülleeinsatz.


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Wer meint, dass sich im Maisanbau kaum noch Kosten einsparen lassen, der irrt. So hat Landwirt Andreas Schwienhorst aus Senden in Westfalen nicht nur seine Düngungskosten gedrückt, sondern gleichzeitig die Verdunstung auf seinem leichten Standort begrenzt. Zudem legt er den Mais jetzt in Mulchsaat statt nach einer Pflugfurche und spart dadurch Diesel.


Die Potenziale deckte Schwienhorst in eigenen Feldversuchen auf. „Ich probiere gerne, um mich und meinen Betrieb weiterzuentwickeln“, so der Landwirt, der mit seiner pfiffigen Idee einer der zehn Preisträger der „top agrar-IdeenBörse Ackerbau“ ist (siehe Ausgabe 6/2012, ab Seite 72).


Zwischenfrucht als N-Sammler:

„Ziel meines Versuches war es, eine Zwischenfrucht zu finden, die den restlichen Stickstoff vor Winter aufnimmt und die Verdunstungsrate auf meinem eher leichten Standort senkt“, erklärt er. „Zusätzlich wollte ich herausfinden, ob die Wurzeln der Zwischenfrucht den Boden tief genug lockern und ich mir dadurch einen Arbeitsgang sparen kann.“


Bei der Wahl der für seinen Standort optimalen Zwischenfrucht musste er zunächst Rückschläge in Kauf nehmen. „Senf ging gar nicht, weil die Bestände im Winter zu schnell abfroren“, so der Landwirt. „Außerdem nimmt er in der kurzen Vegetationszeit zu wenig Stickstoff auf.“ Auch der Versuch mit Ölrettich bescherte ihm kein Glück, weil der üppige Bestand im Frühjahr kaum kleinzukriegen war. Seine Schlussfolgerung: Eine Pflanze ohne Massenwachstum muss her. Zudem sollte diese wegen der hohen Energiepreise nicht nur den Reststickstoff im Herbst binden, sondern darüber hinaus auch noch möglichst selbst welchen liefern.


Tastversuche mit Weißklee:

Erfolgversprechend waren dann seine Versuche mit Weißklee als Zwischenfrucht vor Mais. Schwienhorst legte seinen Versuch wie folgt an:


Nach der Hauptfrucht-Ernte im Sommer 2009 säte der Landwirt erstmals Weißklee mit einem Frontgrubber und einer Säkombination. Statt es auf einigen Quadratmetern auszuprobieren, bestellte er gleich 20 ha damit. Im Herbst schlegelte er den Aufwuchs ab. Das unterdrückt die Unkräuter und regt den Klee zu verstärktem Austrieb an.


Gegen Mitte April 2010 brachte Andreas Schwienhorst 12 m3/ha Gülle mit 4 kg NH4-N/m3 auf die Kleegrasnarbe aus. Mit einer Federzinkenegge arbeitete er die Gülle anschließend flach (rund 4 cm) in die Narbe ein. Zwei Tage später erfolgte die Maisaussaat mit einer Kombination aus einem 4-Zinken-Frontgrubber, einer 3 m breiten Kreiselegge und einem 4-reihigen Maislegegerät. Der Clou: Die 4 Frontgrubberzinken laufen exakt in einer Linie mit den jeweiligen Legeaggregaten. Sie lockern demnach die Saatreihen im Abstand von 75 cm. Die einstellbare Tiefe lag im Versuch bei 15 cm.


Die Kreiselegge stellte er ebenfalls flach auf ca. 4 bis 5 cm Tiefe ein. Sie mischt den Klee in den Boden ein, so dass sich eine Mulchschicht bildet. Wegen anhaltender Trockenheit im April 2010 walzte er die Versuchsfläche an, damit die Pflanzen besser das Kappilarwasser aufnehmen konnten.


Weit über 50 kg/ha Zusatz-N!

Mit den Versuchsergebnissen war der 37-jährige Landwirt sehr zufrieden. „Der Weißklee brachte – je nach Wuchsfortschritt, Aussaatdatum des Weißklees und Bodenart – laut Nmin-Untersuchungen weit über 50 kg/ha zusätzlichen Stickstoff“, erklärt er begeistert. Zudem wuchs der Mais wegen des guten Bodengefüges nach seinen Beobachtungen genauso gut wie konventionell gelegter Mais und erreichte auch gleich hohe Erträge. Bei der CCM-Ernte im Herbst erwies der Weißklee noch einen zusätzlichen Dienst: „Die Tragfähigkeit des Bodens war herausragend“, so Schwienhorst.


Allerdings gab es auch Schattenseiten: So wird der Klee durch die flache Bearbeitung zwischen den Maisreihen zwar zunächst unterdrückt. Nach einer Regenerationszeit treibt er aber wieder aus. Vor allem im ersten Jahr hatte Andreas Schwienhorst daher Probleme mit sehr starkem Weißklee-Durchwuchs. Hier half nur ein intensiver Herbizideinsatz. „Je nach Witterung drängt aber auch schon mal die Frühsommertrockenheit durchwachsende Pflanzen zurück“, so seine Erfahrung. „Treibt nur wenig Klee relativ früh aus, kann ich das durchaus tolerieren.“


Aus seinem Feldversuch zieht der Landwirt zusätzlich folgende Schlussfolgerungen:


  • Die Aussaat vom Weißklee sollte nicht zu spät erfolgen. Der früh gesäte Klee bringt die meisten Vorteile.
  • Je schwerer der Boden, desto massiger wächst der Weißklee und desto mehr Stickstoff liefert er.
  • Auf Lehmböden kann es Schwierigkeiten mit der Rückverfestigung geben.


System weiter optimiert:

Mittlerweile hat er das System „Klee als Zwischenfrucht vor Mais“ weiterentwickelt. Sein optimiertes Zwischenfrucht-Rezept für eher leichte Böden besteht jetzt aus folgender Mischung: Jeweils 30 % Weiß-, Alexandriner- und Rotklee plus je 5 % Ölrettich und Senf. Dabei sorgt der tiefwurzelnde Ölrettich für eine Lockerung des Bodens und der Senf nimmt überschüssigen Stickstoff vor Winter aus dem Boden auf.


Dadurch kann er heute fast vollständig auf mineralischen Stickstoff zu Mais verzichten. Die Bestände erhalten zur Saat lediglich einen P-Unterfußdünger (rund 15 kg/ha P2O5). Ansonsten düngt er 15 m3/ha Gülle, von denen er 10 m3/ha im zeitigen Frühjahr mit dem Nitrifikationshemmer Piadin ausbringt. Zusammen mit der Stickstoff-Lieferung aus den Zwischenfrüchten kommt er so auf eine Gesamt-N-Zufuhr von rund 180 kg N/ha. Sein groß dimensioniertes Güllelager ermöglicht ihm einen flexiblen Einsatz der Gülle.


Klee-Mischung wirtschaftlich:

Dass sich der Einsatz der Klee-Mischung lohnt, zeigen seine Zahlen. „Die Saatgutkosten belaufen sich auf rund 45 €/ha inkl. MwSt. Mit der Zwischenfrucht plus der gezielteren Gülledüngung spare ich jetzt aber mindestens 60 bis 80 €/ha allein an mineralischem Stickstoff ein“, so Schwienhorst. „Dazu kommt, dass die Kleewurzeln den Boden so gut lockern, dass ich mittlerweile auf den Pflug verzichten und meinen Mais komplett in Mulchsaat anbauen kann.“ Weiterhin entsteht noch ein fast unbezahlbarer Effekt: Langfristig verbessert die Zwischenfrucht die Bodenstruktur.


Martina Abel

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