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Weizen: Ertragsstabilität ist wichtiger denn je

Lesezeit: 8 Minuten

Trockenheit und gebrochene Braunrostresistenzen ließen einige Sorten an ihre Grenzen stoßen. Verteilen Sie das Anbaurisiko und achten Sie dabei auf die LSV-Ergebnisse in Ihrem Gebiet. Welche Sorten zu Ihnen passen, weiß Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen.


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Die anhaltende Gluthitze ließ die Weizenerträge dahinschmelzen. Vor allem auf leichten Böden brachen die Erträge ohne Beregnung oft um über 50% ein. Selbst auf Bördestandorten, die üblicherweise mehr als 100 dt/ha realisieren, waren im Schnitt kaum 80 dt/ha zu erreichen.


Neben der Standortqualität beeinflusste auch die Vorfrucht und Saatzeit den Ertrag, wie eine Analyse mehrerer Betriebe zeigt. Zudem haben die nasse Witterung während der Saat im letzten Herbst und die Dauernässe bis in den Winter hinein die Wurzelbildung beeinträchtigt. Unter diesen Bedingungen fällt Stoppelweizen ertraglich am stärksten ab, da nach Weizen die Wurzelentwicklung bereits durch die Vorfrucht vermindert ist. Nach Blattfrüchten wie Raps, Kartoffeln, Mais oder Rüben fällt dieser Effekt häufig weniger ins Gewicht. Welche Sorten sich dann am besten eignen, entnehmen Sie dem Kasten auf Seite 77.


Anders als in den Vorjahren fielen zudem die Spätsaaten im Ertrag stärker ab. Die Trockenheit begrenzte die Kornbildung. Wer spät säte, aber eine früh abreifende Sorte wählte, kam wegen der beschleunigten Abreife im Frühjahr oft noch mit einem blauen Auge davon.


Unter der Hitze im Mai und Juni diesen Jahres rückte Braunrost in den Fokus. Offensichtlich kam es auch zur Überwindung von Sortenresistenzen, weil sich neue Pathotypen bildeten. Einzelne Sorten fielen mit sehr starkem Befall auf. Nicht in allen Fällen gelang es, die Ausdehnung des Braunrost-Erregers in den Beständen zu kontrollieren.


Wegen der zunehmenden Wetterextreme wird es immer wichtiger, bei der Sortenwahl die Ertragsstabilität in den Vordergrund zu stellen. Achten Sie zusätzlich darauf, eine größere Bandbreite an Sorten anzubauen, besonders hinsichtlich der Reife und der Krankheitsresistenzen.


Stabiler Ertrag statt Höchstertrag:

Ertragssichere Sorten zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht nur in der behandelten Stufe hohe Erträge erzielen, sondern auch in der unbehandelten Kontrolle. Ertragsverluste resultieren aus Lager sowie aus Krankheitsbefall. Während in diesem Jahr insbesondere Braunrost hohe Verluste verursachte, waren es in den vergangenen Jahren frühes Lager und starker Gelbrostbefall. Ertragssichere Sorten müssen demnach neben hohen Erträgen auch eine gute Standfestigkeit und eine ausgewogene Gesundheit mitbringen.


Welche Sorten mehrjährig hohe Erträge auf unterschiedlichen Standorten bringen, entnehmen Sie der Übersicht 1. Aus dem A-Segment zeigt vor allem RGT Reform konstant gute Leistungen. Nicht umsonst steht er an der Spitze der Weizensorten in Deutschland. Aber auch neuere Sorten wie Apostel und Nordkap sowie B-Sorten wie Bosporus, Kamerad, LG Imposanto und KWS Talent sind ertragsstabil.


Hohe Verlustrisiken sind dagegen z.B. bei Johnny, Alexander, Benchmark, Elixer und besonders bei KWS Barney zu erwarten. Auch Bergamo und vor allem Tobak weisen in Einzeljahren höhere Ertragsverluste auf. Letzterer zeigte in 2018 – wie auch Faustus – einen sehr starken Braunrostbefall. Wie anfällig die Sorten auf den Braunrosterreger in den LSV-Versuchen reagierten, sehen Sie in Übersicht 2.


Der Züchtungsfortschritt schlägt sich in den letzten Jahren vor allem durch die Zulassung gesunder Sorten nieder. Allerdings ist zu beachten, dass neue Pathotypen die Resistenz gegenüber einer Krankheit im Anbaujahr überwinden können. Eben deshalb empfiehlt es sich, mehrere Sorten anzubauen. Dann „hält“ die Resistenz länger und zugleich mindern Sie das Anbaurisiko. Nach derzeitigem Stand gelten vor allem Barranco und Ponticus (E-Weizen), RGT Reform und Apostel (A-Weizen) sowie die B-Weizen Bosporus, KWS Talent, Kamerad, Nordkap, Gustav und LG Imposanto als vergleichsweise gesund. Von den C-Weizen konnte Sheriff in puncto Gesundheit überzeugen.


Allerdings ist keine dieser Sorten mit der Ertragsnote 9 bewertet. In den LSV erreichten jedoch KWS Talent sowie RGT Reform und Apostel gute Erträge. Die ertragsstarken Sorten Benchmark, Tobak, Elixer und Faustus sind dagegen anfälliger gegenüber Krankheiten.


Fusarium-Risiko bewerten:

Achten Sie neben Blattkrankheiten auch auf das Fusariumrisiko. Insbesondere nach Mais und bei pflugloser Bestellung nach Rüben und Weizen müssen Sie mit einem hohen Infektionspotenzial rechnen. Hier kann die richtige Sortenwahl dazu beitragen, den Befall zu senken.


Nach wie vor halten einige Betriebe an der sehr gesunden Sorte Toras fest. Ihr Ertragsvermögen ist jedoch begrenzt. Neuere Weizensorten mit höherer Ertragsleistung und einer Resistenznote von 3 sind z.B. Anapolis (C), Porthus (B) (geringere Winterhärte), Sheriff (C) sowie die neuen Sorten Kamerad (B), Chiron (A) und LG Imposanto (B).


Wer pflügt oder das Maisstroh intensiv einmischt, kann darüber hinaus auch Sorten mit der Resistenznote 4 anbauen. In diesen Fällen empfehlen sich RGT Reform (A) und Faustus (B).


Lager ist tabu:

Herrscht im Herbst und Frühjahr wüchsiges Wetter und setzen Sie eher auf eine intensive, bestandsbetonte N-Düngung, steigt die Lagergefahr. Vor allem wegen der tendenziell wärmeren Witterung hat sich Lager im Weizen in den letzten Jahren zu einem größeren Problem entwickelt.


Mit ackerbaulichen Maßnahmen, wie einer späteren Aussaat und einer geringeren Andüngung, kann man diesem Problem begegnen. Zusätzlich lässt sich das Lagerrisiko durch die Wahl von standfesten Sorten mindern. Hierzu zählen z.B. Ponticus, Barranco (beide E), RGT Reform, Nordkap (beide A), Bergamo, Kamerad, Bosporus, KWS Maddox und Gustav (alle B). Eine ausreichende Standfestigkeit liefern Apostel, Benchmark, KWS Talent, LG Imposanto sowie Sheriff. Wegen seiner guten Reaktion auf Wachstumsregler kann man auch Faustus (B) dazu zählen.


Lageranfällig sind demgegenüber z.B. die Sorten Kashmir, Porthus, Rumor, Elixer, Tobak und KWS Montana.


Winterhärte weiterhin wichtig:

Insbesondere auf kontinentalen Standorten, in Höhenlagen und vor dem Hintergrund der zunehmenden Wetterextreme sollten Sie weiterhin auf die Winterhärte achten.


Bei den ertragsstärksten Sorten sind z.B. Bosporus, RGT Reform, Elixer und Tobak sehr winterhart. Aufgrund der letzten recht milden Winter fehlen derzeit die Einstufungen der Winterfestigkeit von neueren Sorten.


Von den bisher hervorgehobenen Sorten weisen Benchmark, Porthus, KWS Maddox, Bergamo, Kashmir und Potential sowie die Grannenweizen Rubisko und RGT Sacramento nur eine geringe Winterhärte auf.


Als Stoppelweizen geeignet?

Auch die Vorfrucht und der Saattermin beeinflussen die Sortenwahl. Weil viele Betriebe den Weizenanbau zurzeit ausdehnen, werden sie vor allem auf besseren Böden weiterhin am Stoppelweizen festhalten. Der Anbau von dreimal Weizen hintereinander sollte jedoch unterbleiben. Dann hätte Schwarzbeinigkeit ein leichtes Spiel. Falls Sie Stoppelweizen anbauen, sollten Sie auf die Anfälligkeit der Sorten gegenüber Halmbruch und Schwarzbeinigkeit achten. Gut als Stoppelweizen eignen sich die B-Weizen Benchmark, Alexander und Bergamo. Ebenfalls gute Erträge erzielen die C-Weizen Elixer und Landsknecht.


Mit Ausnahme von Linus, der jedoch eine höhere Auswuchsneigung aufweist, eignen sich viele Sorten aus dem E- und A-Segment nicht zum Anbau als Stoppelweizen. Von den neuen Sorten fiel in diesem Merkmal vor allem Kashmir (A) ab. Auch die als Maisweizen interessanten Sorten LG Imposanto und Gustav enttäuschten.


Bei pflugloser Bestellung von Stoppelweizen sind besonders die frohwüchsigen Sorten Benchmark und Elixer zu empfehlen. Säen Sie Benchmark aber nicht zu früh, denn er ist nur mäßig winterfest. Wer früher säen will, kann dagegen Julius und Bosporus sowie Nordkap wählen.


Frühreife Sorten spät säen:

Je später die Aussaat, umso früher und froh- wüchsiger sollten die Sorten sein. In diesem Punkt hat sich z.B. die Sorte Faustus bewährt. Diese mittel standfeste B-Sorte überzeugt durch hohe Erträge bei mittlerer Gesundheit (Ausnahme Braunrost). Sie ist daher Porthus und Rumor vorzuziehen.


Auch Benchmark schnitt in den Versuchen sehr gut ab. Er ist zwar nicht so früh, hat aber eine schnelle Jugendentwicklung.


Sehr früh reifen die verschiedenen Grannenweizen ab. Aktuell werden Euclide (A), Rubisco (A), RGT Sacramento (B) und Nemo (A) geprüft. Diese oft sehr kurzen und gesunden Sorten eignen sich wegen ihrer frühen Abreife auch für Grenzstandorte. Im Vergleich zu frühen unbegrannten Sorten wie Faustus oder Rumor zeigen sie in Versuchen jedoch keine Ertragsvorteile.


Zuschläge für Qualität?

Nach derzeitigem Stand gibt es auch in diesem Jahr für Qualitätsweizen nur geringe Zuschläge. Baranco und Ponticus (E) erzielen gute Qualitäten. Im A-Bereich steht aufgrund seiner sehr guten Fallzahlstabilität RGT Reform an erster Stelle, gefolgt von Apostel und Kashmir. Als B-Weizen haben sich besonders Faustus, Tobak und Bosporus sowie die neuen Sorten KWS Talent und Kamerad bewährt. Benchmark schwächelte 2017 vor allem beim Hektolitergewicht und in der Fallzahlstabilität. Als Keksweizen steht nach wie vor Elixer in der Empfehlung. Die Qualitätseinstufungen und weitere Eigenschaften wichtiger Weizensorten finden Sie in Übersicht 3.


Kontakt: anne-katrin.rohlmann@topagrar.com

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