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DLG-Wintertagung diskutierte über Pflanzenbau 2.0

Im Rahmen der DLG-Wintertagung fand am 11. Januar die Podiumsdiskussion „Pflanzenbau 2.0 – Großvaters Rezeptbuch neu auflegen?“ statt. Diskussionsführer waren der Unternehmensberater Ulrich Henne aus Schleswig-Holstein, Landwirt Friedrich Baumgärtel aus Sachsen-Anhalt und Dr. Peter Doleschel LfL.

Lesezeit: 4 Minuten

Im Rahmen der DLG-Wintertagung fand am 11. Januar die Podiumsdiskussion „Pflanzenbau 2.0 – Großvaters Rezeptbuch neu auflegen?“ statt. Diskussionsführer waren der Unternehmensberater Ulrich Henne aus Schleswig-Holstein, Landwirt Friedrich Baumgärtel aus Sachsen-Anhalt und der Leiter des LfL-Instituts für Pflanzenbau und –züchtung Dr. Peter Doleschel. Für top agrar online war Janina Bauer vor Ort:


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Die Frage war, ob sich der Ackerbau mit seiner heutigen fachlichen Praxis grundlegend ändern muss. Anlass, darüber nachzudenken, sind zum Teil stagnierende Erträge und zunehmende Resistenzen. Vor allem Ulrich Henne sieht die heutige Praxis kritisch. Nach seinen Erfahrungen trifft sie die Entscheidungen oft kurzsichtig und habe den Blick für das Ganze verloren.


Diese kurzfristige, rein betriebswirtschaftliche Planung sei auf längere Sicht kontraproduktiv. Eine ebenso gestrickte Politik trage ihren Teil dazu bei. Dieses Phänomen bemerke er auch in den USA, Irland und Großbritannien. Hier seien erste Glyphosat-Resistenzen in Unkräutern und -gräsern aufgetaucht. Der Ackerfuchsschwanz breite sich zunehmend aggressiv in den Feldern aus.


Auch die Betriebe, die Henne berät, blieben von dieser Entwicklung nicht verschont. Die Erträge seien rückläufig, der Schädlings- und Unkrautdruck nehme zu, Bodenqualität und Fruchtbarkeit dagegen ab. Er mahnte: „Wenn wir nicht handeln, tun es andere!“. Viele Gründe trügen zu der Verschlechterung bei. Die Hauptprobleme sind jedoch nach Hennes Meinung der Saatzeitpunkt und die Fruchtfolge.


Die Saat erfolge zu früh. Nur noch selten werde Winterweizen nach September gesät. Doch die Herbizidwirkung liege im September gerade einmal bei 50 %, was die Resistenzentwicklung der Unkräuter begünstige. Bei Getreide setze man fast ausschließlich auf  Winterungen. Dabei seien Sommerungen konkurrenzfähiger gegenüber Ackerfuchsschwanz und könnten diesen nachhaltig unterdrücken. Den niedrigeren Ertrag glichen geringere Kosten aus.


Die Fruchtfolge sei zu eng bemessen, erklärte Henne. Leguminosen könnten als eine weitere Blattfrucht diese erweitern. Doch seien Körnerleguminosen noch züchterisch unterentwickelt und schlecht im Ertrag.


Auch Dr. Doleschel sieht hier Handlungsbedarf. Seiner Meinung nach muss eine ausreichende Infrastruktur für zusätzliche Kulturen geschaffen werden. Außerdem mangele es an gut ausgebildeten Bodenkundlern, die beratend zur Seite stehen könnten. Einen Ansatzpunkt sieht er in der Stärkung von Versuchsbetrieben und Bereitstellung von Demoflächen für „neue“ Kulturen auf denen sich Landwirte informieren und beraten lassen könnten. An oberster Stelle stehe der Bodenschutz, der nicht gegen die Landwirte sondern nur mit ihnen geführt werden dürfe. In diesem Zusammenhang seien auch die immer schwerer werdenden Maschinen zu hinterfragen, die vor allem auf nassen Standorten mehr schaden als nutzten.


Landwirt Baumgärtel hat auf seinem Betrieb in Sachsen-Anhalt keine drastischen Verschlechterungen der Äcker festgestellt. Sein Betrieb liege aber auch in einer trockeneren Region. Sein größtes Problem seien Mäuse, gegen die es immer weniger Bekämpfungsmittel gäbe. Er betreibt auf seinen Feldern intensive Bodenbearbeitung mit Stoppelbearbeitung. Glyphosat nutzt er nur in besonders nassen Jahren. Oft wechselt er seine Pflanzenschutzwirkstoffe.


Seine Fruchtfolge ist nicht besonders weit, da er nicht große Risiken mit neuen Früchten eingehen möchte. Zuckerrüben entzögen dem Boden für den anschließenden Anbau von Winterweizen zu viel Wasser. Ebenso habe er mit der Futtererbse keine guten Erfahrungen gemacht. In diesem oder nächsten Jahr werde er es mit der Vermehrung von Gemüseerbsen versuchen. Baumgärtel sät gegen den Trend anderer Landwirte seine Kulturen, bis auf Gerste, mit gutem Erfolg später.


Beim verantwortungsbewussten Umgang mit den Anbauressourcen sieht er auch die Verpächter in der Pflicht. Diese müssten einen gut gepflegten und für die Zukunft gerüsteten Acker besser honorieren und das auch im Pachtpreis beachten.

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