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Behalten Sie den Gelbrost weiter im Auge!

Lesezeit: 7 Minuten

In diesem Jahr befiel Gelbrost ganz massiv Weizen-, Triticale- und Dinkelbestände in Süddeutschland. Was waren die Ursachen? Und welche Lehren sind daraus zu ziehen? Antworten von Stephan Weigand, Institut für Pflanzenschutz, LfL Freising.


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Das Jahr 2014 wird als außergewöhnlich starkes Gelbrost-Jahr in Erinnerung bleiben. Betroffen waren Weizen ebenso wie Triticale und Dinkel. Für manchen Landwirt im Süden Bayerns dürfte es sogar die erste Begegnung mit diesem aggressiven Schadpilz gewesen sein. Denn die letzte stärkere Gelbrost-Epidemie in Deutschland von 1999 bis 2001 betraf in Bayern vorwiegend die fränkischen Anbauregionen.


Wie damals, als weit verbreitete Weizensorten wie Flair, Borneo, Contra und Contur stark befallen wurden, traf es auch 2014 einige Sorten mit hohem Anbauumfang (siehe Kasten auf Seite 19). Der Befall erreichte 2014 allerdings eine neue Dimension. Das zeigen die aktuellen Daten aus dem Monitoring der Getreidekrankheiten (siehe Übersicht 1).


73 Monitoring-Standorte:

Vom amtlichen Pflanzenschutzdienst in Bayern wurden dazu wöchentlich 73 Winterweizenstandorte auf Pilzbefall untersucht. Die Proben stammen aus unbehandelten Spritzfenstern von Praxisschlägen. Bereits zum Start des Monitorings, Mitte April, wiesen zwei Schläge in Unter- und Oberfranken ersten Befall auf. Im Gegensatz zum Braunrost löst Gelbrost die Schwelle bereits bei Erstbefall aus. In der Regel handelt es sich hierbei schon um erste Befallsnester.


In den folgenden Wochen breitete sich der Gelbrost stetig nach Süden hin aus, so dass bis zum Beginn der Weizenblüte Anfang Juni 82 % aller Schläge Gelbrost-Befall zeigten. Lediglich 11 % der Schläge blieben bis zum Abschluss der Erhebungen Ende Juni (Stadium Mitte Milchreife) befallsfrei.


Die Sorten JB Asano, Kerubino, Kometus und Akteur waren im Monitoring am häufigsten betroffen. Sie wiesen – wie in den Sortenprüfungen – den stärksten Befall auf, der teils auch die Ähren erreichte. Aber selbst Sorten, die als gering anfällig eingestuft sind, wie Elixer, Impression, Pamier oder Patras wurden befallen. Dies jedoch meist erst später, mit geringerer Befallsstärke und damit auch kaum ertragsrelevant.


Die Epidemie deutete sich bereits in den letzten Jahren an. So war nach vielen Jahren ohne nennenswerten Befall der Gelbrost bereits 2012 und 2013 wieder verstärkt zu beobachten. Im Monitoring zeigten in beiden Jahren rund 20 % der unbehandelten Weizenflächen Gelbrost-Befall, allerdings meist erst relativ spät, zum Ende der Schossphase.


Erst das Zusammentreffen von aggressiver Gelbrost-Rasse, verbreitetem Anbau anfälliger Sorten und frühzeitig günstigen Infektionsbedingungen löste die Gelbrost-Epidemie 2014 aus.


Einem extrem milden Winter 2013/14 ohne Frostperioden folgte ein sehr strahlungsreiches Frühjahr mit langen Tauperioden. Beides Bedingungen, die Gelbrost-Infektionen wesentlich begünstigen. Vor allem bei Frühsaaten ist von Erstinfektionen bereits im Herbst auszugehen. Da Gelbrost, wie alle Roste, lebendes Pflanzengewebe für die Ernährung braucht, kann er im Herbst nur auf Ausfallgetreide oder Frühsaaten überdauern („grüne Brücke“).


Sehr aggressive Rasse:

Entscheidend für die Epidemie war jedoch das Auftreten eines neuen, sehr aggressiven und wärmetoleranten Gelbrost-Pathotyps, der „Warrior“-Rasse. Diese hochvirulente Rasse dominiert seit dem Jahr 2011 die Gelbrost-Population in ganz Mitteleuropa (siehe Übersicht 2).


Neben Weizen befällt sie auch Triticale. Im Gegensatz zu früheren Rassen kann „Warrior“ auch bei wesentlich höheren Temperaturen infizieren und wachsen. Sie produziert deutlich mehr der zitronengelben Sommersporen und bildet später zudem relativ schnell schwarze, streifig angeordnete Wintersporenlager (siehe Fotos auf Seite 18).


Letztere können allerdings kein Getreide infizieren und sind daher bei uns ohne Bedeutung, solange hierzulande der dazu nötige Zwischenwirt fehlt. Für die Ausbreitung in der Saison sind nur die Sommersporen von Bedeutung. Bei günstigen Bedingungen bricht etwa elf bis vierzehn Tage nach der Infektion eine neue Sporengeneration in den typischen Streifen an der Blattoberfläche hervor.


Durch die sehr frühzeitigen und anhaltend günstigen Infektionsbedingungen waren 2014 ohne Fungizideinsatz bereits bis zum Ende des Schossens vielerorts mehrere Sporengenerationen möglich. Über die gut flugfähigen Sporen konnte sich der Gelbrost in der Hauptwindrichtung stetig ausbreiten. Erste Befallsnester entstanden daher auch meist an der dem Wind zugewandten Seite des Schlages und breiteten sich von dort weiter aus.


Vorbeugen durch Sortenwahl:

Wie lässt sich ein erneuter Gelbrost-Befall wirksam vermeiden? Die konsequente Beseitigung von Ausfallgetreide und das Vermeiden von sehr frühen Saatterminen vermindert das Risiko von Herbstinfektionen.


Doch alle Maßnahmen auf dem eigenen Schlag können nur flankierend wirken, da regelmäßig mit einem Zuflug von Gelbrost-Sporen aus weit entfernten Befallsgebieten zu rechnen ist. Daher bleibt die Wahl einer möglichst gering anfälligen Sorte die wirksamste Vorbeugungsmaßnahme.


Mit dem Auftreten neuer Gelbrost-Rassen wird allerdings auch eine rasche Änderung mancher Sorteneinstufung nötig, wie sich 2014 zeigte. Da im Laufe der Saison mehrere Weizensorten deutlich stärker befallen wurden, als dies nach den bisherigen Resistenz-Einstufungen zu erwarten gewesen wäre, hat das Bundessortenamt für die neuen Einstufungen die aktuellen Bonituren aus den Landessortenversuchen und die Resistenzprüfungen des Julius Kühn-Instituts mit einbezogen. So wurden etwa die in Bayern weitverbreiteten Sorten JB Asano und Kometus gleich um zwei Stufen von „mittel“ auf „stark anfällig“ heraufgestuft.


Es bleibt ein ständiger Wettlauf zwischen der Einführung neuer Sortenresistenzen durch die Züchter und deren Überwindung durch den Pilz. Letzteres geschieht entweder durch Mutation innerhalb der regionalen Pilzpopulation oder aber durch Einschleppung neuer Rassen aus anderen Regionen über die globalen Verkehrsströme. So deuten genetische Studien darauf hin, dass die aggressive Warrior-Rasse ursprünglich wohl aus dem asiatischen Raum nach Europa eingeführt wurde.


Fungizide rechtzeitig einsetzen!

Neben der Vorbeugung durch Sortenwahl bleibt die Bekämpfung mit Fungiziden. Diese wirken unabhängig von der jeweiligen Gelbrost-Rasse. Bislang gibt es keine Hinweise über eine Resistenz von Gelbrost-Pilzen gegen Fungizide.


Selbst Strobilurin-Wirkstoffe, die bei anderen Schaderregern wie Septoria tritici oder Mehltau aufgrund von Resistenzbildung kaum mehr wirken, können gegen Roste weiterhin ihre sehr gute Dauerleistung ausspielen. Denn die Resistenz-auslösende Mutation verläuft für Rostpilze tödlich.


Auch die neuen Carboxamid-Wirkstoffe (SDHIs) besitzen ebenfalls eine lang anhaltende Wirkung. Mischungen von Strobilurinen und/oder Carboxamiden mit roststarken Azolen, wie zum Beispiel Adexar, Adexar + Diamant, alle Xpro-Produkte, Seguris Opti, Champion + Diamant, Credo + Opus Top Pack oder Juwel Top, stellen daher leistungsfähige Lösungen für den Einsatz ab etwa Mitte der Schossphase dar. Über den Azol-Partner bekämpfen sie beginnenden Befall und bieten je nach Dosierung einen mehrwöchigen Schutz der behandelten Blattetagen.


Azole zu Schossbeginn:

Tritt Gelb-rost, wie 2014, bei anfälligen Sortenbereits zu Schossbeginn auf, lässt sich dieser mit hohen Aufwandmengen Gelbrost-starker Azole (Epoxiconazol, Tebuconazol, Cyproconazol, Metconazol, Prothioconazol) wirksam stoppen.


Gleiches gilt für eine späte Abschlussbehandlung. Selbst eine Ährenbehandlung gegen Fusarium schützt mit den dafür zugelassenen Azolpräparaten sicher vor Gelbrost.


In jedem Fall sollten Sie ab dem zeitigen Frühjahr die Bestände aufmerksam beobachten, um nicht die ersten Befallsnester zu übersehen. Bereits eine stark befallene Pflanze produziert eine Sporenmenge, die ausreicht, um 1 ha Getreide mit Gelbrost zu infizieren.


Mit rechtzeitigen Fungizidmaßnahmen ließ sich die Epidemie aber 2014 sehr gut verhindern und die Erträge sichern. Das zeigen auch erste Ergebnisse aus Fungizidversuchen. Durch den frühen und anhaltend starken Infektionsdruck waren allerdings häufig Folgebehandlungen nötig, die konsequent auf neugeschobene, noch ungeschützte Blätter auszurichten waren.


Auf Triticale und Dinkel achten!

Die Beobachtungen sollten Triticale und Dinkel einschließen. Beide Kulturen zeigten 2014 oftmals schon vor den ersten Weizensorten Gelbrost-Befall. Beim Fungizideinsatz ist zu beachten, dass alle Weizenfungizide auch in Dinkel einsetzbar sind, während in Triticale manche Rostmittel keine Zulassung haben, wie z. B. Alto 240 EC, Champion, Credo, Folicur, Matador oder Pronto Plus.


Nach dem Gelbrost-Jahr 2014 ist das Risiko für einen erneuten Befall in 2015 zwar generell erhöht. Vor allem, weil Anpassungen im Anbau hin zu weniger anfälligen Sorten allenfalls mittelfristig zu erwarten sind und sich einzelne Gelbrost-Rassen meist mehrere Jahre in einer Region halten.


Dennoch kann sich eine solch starke Gelbrost-Epidemie nur wiederholen, wenn im kommenden Winter und Frühjahr erneut ähnlich günstige Witterungsbedingungen vorherrschen wie im vergangenen Jahr und zudem kein gezielter Fungizideinsatz erfolgt. Deshalb sollten Sie verstärkt auf die Meldungen des amtlichen Pflanzenschutz-Warndienstes achten und die eigenen Schläge regelmäßig kontrollieren. Mit roststarken Mitteln kann man bis zu einem sichtbaren Erstbefall abwarten. Eine frühzeitige Behandlung, ohne Befall und rein vorbeugend, ist unnötig und riskant zugleich, weil sie die mögliche Resistenzbildung anderer Schaderreger nur fördert.

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