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Biogas: Mehr Gas mit Gras

Lesezeit: 7 Minuten

Welsches Weidelgras als Zwischenfrucht nach Wintergerste – was es leistet und worauf Sie beim Anbau achten sollten, sagt Dr. Stephan Hartmann, Bayerische Landesanstalt, Freising.


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Nach früher Gerstenernte zügig Welsches Weidelgras als Winterzwischenfrucht vor Mais einsäen – damit wollen immer mehr Energiepflanzenanbauer den Methanertrag/ha steigern. Doch funktioniert das? Oder leidet der nachfolgende Mais zu stark unter dem Zwischenfruchtanbau?


Fest steht, dass sich die Gerstenernte durch den Klimawandel in den letzten 20 Jahren um etwa ein bis zwei Wochen nach vorn verschoben hat. Damit räumt die Wintergerste den Acker früher und verschafft z. B. dem Welschen Weidelgras eine längere Wachstumszeit.


Die Chancen, bei Gras als Zwischenfrucht die erforderlichen TS-Gehalte von mindestens 25 % (besser 30 %) beim Anwelken zu erreichen, haben sich damit entscheidend verbessert. Bedenken Sie, dass zu nasses Erntegut die Transportkosten stark nach oben treibt und sich bei der Lagerung unnötig viel Sickersaft bildet. Zudem wirkt sich ein zu hoher Wasseranteil ungünstig in der Biogasanlage aus.


Reicht das Wasser auf Ihrem Standort?


Voraussetzung für hohe und vor allem sichere Erträge von Welschem Weidelgras ist der Standort. Die Gräser wachsen am besten in luftfeuchten und niederschlagsreichen Klimagebieten mit gleichmäßiger Wasserversorgung. Die Jahresniederschlagsmenge sollte über 700 mm liegen. Vor allem nach der Saat im Juli müssen ausreichend Niederschläge fallen, um einen hohen und sicheren Feldaufgang des Grases zu gewährleisten.


In Gebieten mit regelmäßiger Sommertrockenheit scheidet der Anbau daher aus. Auch in Höhenlagen mit strengen Wintern oder in schneereichen Regionen ist Welsches Weidelgras als Winterzwischenfrucht zu riskant. Denn hier drohen Auswinterungsschäden durch Kälte oder Befall mit Schneeschimmel.


Bedenken Sie bei einem Probeanbau unbedingt, dass der Wasserverbrauch des Welschen Weidelgrases den Ertrag der Folgefrucht Mais stark drücken kann. Das gilt besonders in Jahren mit ungünstiger Niederschlagsverteilung!


Erträge von 6 bis 7 t TM/ha


Auf günstigen Standorten mit guter Wasserführung dagegen erreicht die Herbstnutzung von Welschem Weidelgras mit einer Ernte gegen Ende der Vegetationszeit (Mitte Oktober) in der Regel rund 30 dt/ha TM. In bayerischen Versuchen traten dabei keine nennenswerten Sortenunterschiede auf.


Das Ertragspotenzial der Sorten zum ersten Schnitt im Frühjahr variiert allerdings stark (siehe Übersicht 1). So zeigen die dreijährigen Ergebnisse der Landessortenversuche in Bayern bei Ernte zum Beginn des Ährenschiebens Folgendes:


Im dreijährigen Mittel über alle Sorten und Standorte ließen sich mit dem Frühjahrsschnitt 49 dt/ha TM ernten.


Die Differenz zwischen den besten und schlechtesten Sorten lag bei rund 10 dt/ha TM oder bei ca. 20 %.


Entscheidend für den Ertrag ist die Winterwitterung. So ließen sich im Versuchsjahr 3 nach einem sehr milden Winter 56 dt/ha TM (Osterseeon) bzw. 78 dt/ha TM (Steinach) ernten. Im Versuchsjahr 2 dagegen brachen die Erträge wegen des langen und schneereichen Winters ein. Sie erreichten nur 21 dt/ha TM, was kaum eine Ernte rechtfertigt. In Steinach kam es sogar zum Totalausfall.


Die Methanausbeuten von Gräsern variieren je nach Standort, Düngungsintensität und Schnittnutzung zur Ernte. In der Regel liegen die spezifischen Biogasausbeuten geringfügig unterhalb von Mais.


Ob der Einsatz von Welschem Weidelgras in der Biogasanlage wirtschaftlich ist, sollten Sie einzelbetrieblich kalkulieren. Anhaltswerte finden Sie in Übersicht 2. Die hier ausgewiesenen Maximalkosten je t Frischmasse beziehen sich auf eine 180 KWel.-Beispielanlage mit 1,5 Mio. KWh/Jahr Leistung und Wärmenutzung. Demnach dürfen die Anbau- und zweimaligen Erntekosten des Welschen Weidelgrases 20 €/t Frischmasse nicht überschreiten.


Neben den direkten Leistungen bietet der Anbau von Welschem Weidelgras in der Fruchtfolge weitere Nebeneffekte:


Die Grasbestände nehmen vor der Winterruhe im Herbst und früh zu Vegetationsbeginn hohe Nährstoffmengen auf. Damit lassen sich Nährstoffauswaschungen deutlich senken.


Gärreste können Sie pflanzenbaulich sinnvoll nutzen, da die Bestände hohe N-Gaben gut verwerten.


Die Bodenbedeckung und das gut verzweigte Wurzelwerk mindern die Erosionsgefahr.


Die organische Substanz der Wurzeln und Stoppeln erhöht den Vorfruchtwert.


In Fruchtfolgen mit Mais verkürzt sich die Brachezeit.


Sorten sorgfältig suchen


Wer über 30 dt/ha TM im Herbst ernten will, sollte Saattermine von Mitte Juli bis spätestens Ende Juli einplanen. Für einen zügigen, lückenlosen Aufgang empfiehlt sich eine mitteltiefe Pflugfurche kombiniert mit einem Packer direkt nach der Gerstenernte. Achten Sie auf einen guten Bodenschluss, damit die Saatkörner zügig Kapillarwasser aufnehmen können.


Die Sortenwahl ist unbedingt an Ihrem Standort auszurichten. Sie erfahren die empfohlenen Sorten für Ihre Region bei den Landwirtschaftskammern oder -ämtern. Achten Sie bei der Sortenwahl auf die Eigenschaften Winterhärte, Krankheitsanfälligkeit und Ertragshöhe. Denn hier bestehen zwischen den Sorten erhebliche Unterschiede.


Wichtigstes Kriterium ist neben der Winterhärte vor allem der Ertrag im ersten Schnitt. Die Erträge der weiteren Schnitte sind ohne Belang, weil direkt danach der Mais folgt. Bei der Ploidiestufe der Sorten ist darauf zu achten, dass diploide Sorten bei gleichem Entwicklungsstand einen um etwa 2 % höheren TM-Gehalt aufweisen als tetraploide Sorten. Sie erreichen daher beim Anwelken schneller den optimalen TS-Gehalt. Das kann besonders bei der Ernte des Herbstschnittes von Bedeutung sein.


Die Saatstärke sollte bei diploiden Sorten 35 kg/ha, bei tetraploiden Sorten rund 40 kg/ha betragen. Als optimale Ablagetiefe des Saatgutes hat sich 1 bis maximal 1,5 cm bewährt. In der Praxis liegen die Reihenweiten dabei oft bei 12 bis 15 cm. Prinzipiell sind allerdings eher engere Reihenweiten der Drillmaschinen als günstiger zu beurteilen, weil der frühere Bestandesschluss die Unkräuter besser unterdrückt.


Wie viel düngen?


Das volle Ertragspotenzial von Welschem Weidelgras lässt sich nur mit einer optimalen N-Düngung herauskitzeln. Gehen Sie dabei wie folgt vor:


Direkt vor der Aussaat um Mitte Juli können Sie die Bestände mit z. B. 80 kg N/ha über Gärreste andüngen. Mehr Wirtschaftsdünger dürfen Sie laut Düngeverordnung im Herbst auf Ackerland nicht ausbringen. Um den restlichen N-Bedarf für 30 dt/ha TM Ertrag im Herbst zu decken, sind noch 30 kg/ha aus dem Düngersack nötig. Achten Sie bei der Gärrestdüngung auf eine verlustarme und bodenschonende Ausbringtechnik.


Zeitig zu Vegetationsbeginn steht die Frühjahrsdüngung an, damit die Bestände in der kurzen Vegetationszeit von 60 bis 90 Tagen genügend Biomasse aufbauen können. Pro dt TM sind dafür 2,6 kg N notwendig. Beispiel: Bei einem zu erwartenden Ertrag von 40 dt/ha TM im Frühjahr empfiehlt sich eine N-Gabe von 104 kg N/ha, allerdings abzüglich der stand-ortüblichen Rest-N-Menge im Boden. Diese kann über Gärreste, andere organische Dünger oder mineralisch erfolgen.


Die Entzüge der Grundnährstoffe P und K lassen sich über den Ertrag ermitteln. So entziehen die Bestände je kg gebildeter Trockenmasse rund 0,75 kg P2O5 und ca. 3 kg K2O.


Problemlose Ernte


Im Herbst können Sie das Welsche Weidelgras zum Ende der Vegetationszeit gegen Mitte Oktober mit dem Häcksler ernten. Im Frühjahr liegt der optimale Termin für die Nutzung als Biogassubstrat etwa zur Zeit des Ährenschiebens. Eine spätere Ernte erhöht zwar den Ertrag, schiebt aber die Aussaat der Hauptfrucht Mais zu weit nach hinten.


Der Schnitt erfolgt am besten kombiniert mit einem Mähaufbereiter und Ablage ins Schwad. Ein Tag Anwelkzeit nach dem Häckseln reicht in der Regel aus. Optimal für die Silierung sind TM-Gehalte von mindestens 28 %, bei hohen Silomieten sind 30 % TM besser. Wichtig ist eine hohe Verdichtung im Silo, um Atmungsverluste zu senken (siehe auch top agrar 05/2010, Seite 76).


Wir halten fest


Auf günstigen, wasserführenden Standorten kann sich der Probeanbau von Welschem Weidelgras nach Wintergerste und vor Mais durchaus lohnen. Denn in günstigen Jahren sind 6 bis 7 t Gesamt-TM/ha drin. Beachten Sie dabei aber Folgendes:


Der Herbstschnitt erreicht gut 30 dt/ha TM, im Frühjahr liegen die Erträge, abhängig von der Sorte und dem Vegetationsbeginn, bei ca. 40 dt/ha TM.


Die Aussaat des Welschen Weidelgrases mit 35 bis 40 kg/ha auf 1 bis 1,5 cm Ablagetiefe sollte direkt nach der Gerstenernte erfolgen. Achten Sie dabei auf einen guten Bodenschluss der Saatkörner, damit die Gräser später gleichmäßig auflaufen.


Bei der Düngung können Sie Gärreste einsetzen, wobei auf eine bodenschonende Ausbringtechnik zu achten ist.


Die Ernte mit dem Häcksler erfolgt im Herbst zum Ende der Vegetation (Mitte Oktober) und im Frühjahr zum Ährenschieben. Optimale TS-Gehalte für eine sichere Silierung liegen bei 28 bis 30 %.


Vor allem in trockenen Frühjahren kann der Ertrag des nachfolgenden Maises stark leiden.


Matthias Bröker

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