Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Aus dem Heft

Bleiben Stärkekartoffeln ein Geschäft?

Lesezeit: 4 Minuten

Dem deutschen Stärkekartoffelanbau wurde nach der Entkopplung der Prämien 2012 das Aus prognostiziert. In Bayern erzielen die Produzenten bisher noch gute Preise.


Das Wichtigste zum Thema Süd extra freitags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Jetzt erst recht, scheinen sich die Stärkekartoffel-Bauern in Bayern gesagt haben, als ihnen Experten vor zwei Jahren das Aus des deutschen Stärkekartoffelanbaus prophezeiten. Nach der Entkopplung der EU-Prämien 2012 werde vielen die Luft ausgehen, hieß es. Und in der Tat wurden damals viele Lieferrechte gehandelt oder gar verschenkt. Wohlgemerkt im Norden, aber nicht in Bayern.


Anbaufläche stabil:

Denn dort sind laut Josef Königbauer, Geschäftsführer der Südstärke GmbH in Schrobenhausen, nicht mehr Betriebe aus dem Anbau ausgestiegen als vor der Entkopplung: „Wir haben seit Jahren einen konstanten Rückgang bedingt durch den gewöhnlichen Generationswechsel, Betriebsaufgaben oder den Umstieg in den Nebenerwerb.“ Haben im Jahr 2012 noch 1 500 Betriebe für die Südstärke Stärkekartoffeln produziert, sind es 2014 noch 1 420.


Weil die verbliebenen Anbauer ihre Flächen und Vertragsmengen ausgeweitet haben, ist sowohl die Anbaufläche in Bayern als auch die Verarbeitungsmenge der Südstärke halbwegs stabil geblieben (Übersicht 1). So verarbeitet der einzige Kartoffelstärkeproduzent im Süden in seinen beiden Werken in Schrobenhausen und Sünching pro Jahr nach wie vor 600 000 t Kartoffeln. Das entspricht einer Stärkemenge von ca. 150 000 t. Das Unternehmen hat 2012 sogar noch neue Vertragsmengen in Höhe von 40 000 t ausgegeben, um wachstumswilligen Betrieben entgegen zu kommen und um die eigenen Kapazitäten besser auszulasten.


In den Anbauregionen im Norden sieht das anders aus. Dort gehen die Mengen z. T. um bis zu 25 % zurück!


Gute Markterlöse:

Wie ist das möglich? Wie konnten die Erzeuger in Bayern den Prämienverlust von 66,32 €/t bzw. ca. 600 €/ha kompensieren? Und wie verkraftet die Südstärke, die zu 94 % der Kartoffelliefergenossenschaft Schrobenhausen gehört, den Wegfall von 22,25 €/t Stärke?


„Durch relativ gute Markterlöse mit zum Teil über 50 € pro Dezitonne Stärke sowie durch Maßnahmen zur Kostensenkung waren wir in den letzten beiden Jahren in der Lage, die Prämienverluste unserer Produzenten aus dem laufenden Geschäft auszugleichen“, sagt Josef Königbauer. Ihm ist klar: „Wenn wir nicht vorne mit dabei sind, steigen die Bauern auf weniger arbeitsintensive Kulturen um.“


Neues Preismodell:

Durch das neu eingeführte Preismodell mit 32 ct pro Stärke-Prozent erhielten die Bauern sogar leicht höhere Preise als vor der Entkopplung. Betrug der Vertragspreis inklusive EU-Beihilfe früher ca. 6,40 €/dt Kartoffeln waren es jetzt bei 20 % Stärke etwa 7 €/dt.


Bei Betrieben mit einem Folgevertrag kommt außerdem ein Zuschlag hinzu, der sich zu 60 % nach dem Stärkegehalt und zu 40 % nach der Menge richtet. In der Summe kamen die Produzenten somit auf etwa 10 €/dt Kartoffeln. „Das ist bundesweit spitze und aus meiner Sicht auch ein auskömmlicher Preis, vorausgesetzt, die Erträge und Stärkegehalte stimmen“, erklärt Dominikus Schlecht, Kartoffelbauer und Aufsichtsratsvorsitzender der Südstärke GmbH aus Rain am Lech.


Und das ist längst nicht bei allen Produzenten der Fall. Die Erträge reichen von 300 bis 600 dt/ha. „Zu den wichtigsten Reserven auf den Betrieben gehört der Anbau von Sorten mit hohen Stärkegehalten und besserer Krankheitsresistenz sowie optimierte Pflanzenschutzmaßahmen gegen Krautfäule und Alternaria“, erklärt Berater Franz Steppich vom AELF in Augsburg. Weiteren Optimierungsbedarf sieht er in den Lagerbedingungen, um die Verluste zu reduzieren.


Absatzchancen verzerrt.

Josef Königbauer und Dominikus Schlecht schauen optimistisch in die Zukunft. Die Kapitalausstattung der Südstärke sei gut und Kartoffelstärke werde auch künftig gefragt sein, vor allem in der Nahrungsmittel- und in der chemischen Industrie. Wachsende Märkte seien Asien und Südamerika.


Allerdings befürchtet die Branche langfristig eine Verzerrung des Marktes. Denn während die deutsche Stärkeindustrie seit Juli 2012 dem freien Markt ausgeliefert ist, erhalten Kollegen in anderen EU-Ländern wie z. B. in Österreich oder den Niederlanden weiterhin „top ups.“ In Frankreich, Finnland und Lettland sind die Prämien sogar noch an die Produktion gekoppelt.


Wie geht es weiter?

Akute Sorgen machen sich die Kartoffelbauern derzeit um das Preis­niveau für 2014: Die Ernte war sehr gut, gerechnet wird mit Mehrmengen von über 10 %. Sie kommen allerdings auch durch zunehmende Lieferungen niedrigpreisiger und minderwertiger Speise- und Industriekartoffeln durch die eigenen Mitglieder zustande. Diese verdünnen die Stärke­gehalte und drücken so auf den Preis. Niedrige Weizen- und Maispreise werden den Abwärtstrend vermutlich noch unterstützen (Übersicht 2).


Diese Preisentwicklung könnte die Diskussion über die künftige Handhabung von solchen nicht-vertragskonformen Lieferungen wieder aufflammen lassen. Denn im letzten Jahr war die Situation genau umgekehrt: Weil andere Abnehmer besser bezahlten, konnte die Südstärke mangels Ware nicht alle Kunden bedienen. Dominikus Schlecht kritisiert: „So schädigen diese Landwirte letztlich ihr eigenes Unternehmen.“ Silvia Lehnert

Die Redaktion empfiehlt

top + Schnupperabo: 3 Monate für 9,90 € testen

Alle wichtigen Infos zur Maissaussaat 2024 | Tagesaktuelle Nachrichten, Preis- & Marktdaten

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.